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Das lezte Privilegium ist in Wahrheit „der Mensch “; mit ihm sind Alle privilegirt oder belehnt. Denn, wie Bruno Bauer selbst sagt: „Das Privilegium bleibt, wenn es auch auf Alle ausgedehnt wird" *).

So verläuft der Liberalismus in folgenden Wandlungen: Erstens: Der Einzelne ist nicht der Mensch, darum gilt seine einzelne Persönlichkeit nichts: kein persönlicher Wille, keine Willkür, kein Befehl oder Ordonnance!

Zweitens: Der Einzelne hat nichts Menschliches, darum gilt kein Mein und Dein oder Eigenthum.

Drittens: Da der Einzelne weder Mensch ist noch Menschliches hat, so soll er überhaupt nicht sein, soll als ein Egoist mit seinem Egoistischen durch die Kritik vernichtet werden, um dem Menschen, „dem jezt erst gefundenen Menschen“ Plaß zu machen.

Obgleich aber der Einzelne nicht Mensch ist, so ist der Mensch in dem Einzelnen doch vorhanden und hat, wie jeder Spuk und alles Göttliche, an ihm seine Existenz. Daher spricht der politische Liberalismns dem Einzelnen Alles zu, was ihm als „Menschen von Geburt", als geborenem Menschen zukommt, wohin denn Gewissensfreiheit, Besig u. s. w., kurz die „Menschenrechte“ gerechnet werden; der Socialismus vergönnt dem Einzelnen, was ihm als thätigem Menschen, als „arbeitendem“ Menschen zukommt; endlich der humane Liberalismus giebt dem Einzelnen, was er als „Mensch“ hat, d. h. Alles, was der Menschheit gehört. Mithin hat der Einzige gar nichts, die Menschheit Alles, und es wird die Nothwendigkeit der im Christenthum gepredigten Wiedergeburt" unzweideutig und im vollkommensten Maße gefordert. Werde eine neue Creatur, werde „Mensch“!

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Sogar an den Schluß des Vaterunsers könnte man sich erinnert glauben. Dem Menschen gehört die Herrschaft (die „Kraft“ oder Dynamis); darum darf kein Einzelner Herr sein, sondern der Mensch ist der Herr der Einzelnen —; des Menschen ist das Reich, d. h. die Welt, deshalb soll der Einzelne nicht Eigenthümer sein, sondern der Mensch, „Alle“, gebietet über die Welt als Eigenthum —; dem Menschen

*) Bruno Bauer: Judenfrage. S. 60.

gebührt von Allem der Ruhm, die Verherrlichung oder „Herrlichkeit“ (Doxa), denn der Mensch oder die Menschheit ist der Zweck des Einzelnen, für den er arbeitet, denkt, lebt, und zu dessen Verherrlichung er „Mensch“ werden muß.

Die Menschen haben bisher immer gestrebt, eine Gemeinschaft ausfindig zu machen, worin ihre sonstigen Ungleichheiten „unwesentlich“ würden; sie strebten nach Ausgleichung, mithin nach Gleichheit, und wollten Alle unter Einen Hut kommen, was nichts Geringeres bedeutet, als daß sie Einen Herrn suchten, Ein Band, Einen Glauben („Wir glauben all' an Einen Gott"). Etwas Gemeinschaftlicheres oder Gleicheres kann es für die Menschen nicht geben, als den Menschen selbst, und in dieser Gemeinschaft hat der Liebesdrang seine Befriedigung gefunden: er rastete nicht, bis er diese lezte Ausgleichung herbeigeführt, alle Ungleichheit geebnet, den Menschen dem Menschen an die Brust gelegt hatte. Gerade unter dieser Gemeinschaft aber wird der Verfall und das Zerfallen am schreiendsten. Bei einer beschränkteren Gemeinschaft stand noch der Franzose gegen den Deutschen, der Christ gegen den Muhamedaner u. s. w. Jezt hingegen steht der Mensch gegen die Menschen, oder, da die Menschen nicht der Mensch sind, so steht der Mensch gegen den Unmenschen.

Dem Sage: „Gott ist Mensch geworden“ folgt nun der andere: „der Mensch ist Ich geworden". Dies ist das menschliche Ich. Wir aber kehren's um und sagen: Ich habe Mich nicht finden können, so lange Ich Mich als Menschen suchte. Nun sich aber zeigt, daß der Mensch darnach trachtet, Ich zu werden und in Mir eine Leibhaftigkeit zu gewinnen, merke Ich wohl, daß doch Alles auf Mich ankommt, und der Mensch ohne Mich verloren ist. Ich mag aber nicht zum Schrein dieses Allerheiligsten Mich hingeben und werde hinfort nicht fragen, ob Ich in Meiner Bethätigung Mensch oder Unmensch sei: es bleibe mir dieser Geist vom Halse!

Der humane Liberalismus geht radical zu Werke. Wenn Du auch nur in Einem Punkte etwas Besonderes sein oder haben willst, wenn Du auch nur Ein Vorrecht vor Andern Dir bewahren, nur Ein Recht in Anspruch nehmen willst, das nicht ein „allgemeines Menschenrecht" ist, so bist Du ein Egoist.

Recht so! Ich will nichts Besonderes vor Andern haben oder sein,

Ich will kein Vorrecht gegen sie beanspruchen, aber, Ich messe Mich auch nicht an Andern, und will überhaupt kein Recht haben. Ich will Alles sein und Alles haben, was ich sein und haben kann. Ob Andere Aehnliches sind und haben, was kümmert's Mich? Das Gleiche, dasselbe können sie weder sein, noch haben. Ich thue Ihnen keinen Abbruch, wie Ich dem Felsen dadurch keinen Abbruch thue, daß Ich die Bewegung vor ihm „voraus habe“. Wenn sie es haben könnten, so hätten sie's.

Den andern Menschen keinen Abbruch zu thun, darauf kommt die Forderung hinaus, kein Vorrecht zu besizen; allem „Voraushaben“ zu entsagen, die strengste Entsagungs-Theorie. Man soll sich nicht für „etwas Besonderes“ halten, wie z. B. Jude oder Christ. Nun, Ich halte Mich nicht für etwas Besonderes, sondern für einzig. Ich habe wohl Aehnlichkeit mit Andern; das gilt jedoch nur für die Vergleichung oder Reflexion; in der That bin Ich unvergleichlich, einzig. Mein Fleisch ist nicht ihr Fleisch, mein Geist ist nicht ihr Geist. Bringt Ihr sie unter die Allgemeinheiten „Fleisch, Geist“, so sind das eure Gedanken, die mit meinem Fleische, meinem Geiste nichts zu schaffen haben, und am wenigsten an das meinige einen „Beruf“ ergehen lassen können.

Ich will an Dir nichts anerkennen oder respectiren, weder den Eigenthümer, noch den Lump, noch auch nur den Menschen, sondern Dich verbrauchen. Am Salze finde Ich, daß es die Speisen Mir schmackhaft macht, darum lasse Ich's zergehen; im Fische erkenne Ich ein Nahrungsmittel, darum verspeise Ich ihn; an Dir entdecke Ich die Gabe, Mir das Leben zu erheitern, daher wähle Ich Dich zum Gefährten. Oder am Salze studire Ich die Krystallisation, am Fische die Animalität, an Dir die Menschen u. s. w. Mir bist Du nur dasjenige, was Du für Mich bist, nämlich mein Gegenstand, und weil mein Gegenstand, darum mein Eigenthum.

Im humanen Liberalismus vollendet sich die Lumperei. Wir müssen erst auf das Lumpigste, Armseligste herunterkommen, wenn Wir zur Eigenheit gelangen wollen, denn Wir müssen alles Fremde ausziehen. Lumpiger aber scheint nichts, als der nackte Mensch.

Mehr als Lumperei ist es indessen, wenn Ich auch den Menschen wegwerfe, weil ich fühle, daß auch er Mir fremd ist und daß Ich

Mir darauf nichts einbilden darf. Es ist das nicht mehr bloß Lumperei: weil auch der lezte Lumpen abgefallen ist, so steht die wirkliche Nacktheit, die Entblößung von allem Fremden da. Der Lump hat die Lumperei selbst ausgezogen und damit aufgehört zu sein, was er war, ein Lump.

Ich bin nicht mehr Lump, sondern bin's gewesen.

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Bis zur Stunde konnte die Zwietracht nicht zum Ausbruch kommen, weil eigentlich nur ein Streit neuer Liberaler mit veralteten Liberalen vorhanden ist, ein Streit derer, welche die Freiheit“ in kleinem Maße verstehen, und derer, welche das „volle Maß“ der Freiheit wollen, also der Gemäßigten und Maßlosen. Alles dreht sich um die Frage: Wie frei muß der Mensch sein? Daß der Mensch frei sein müsse, daran glauben Alle; darum sind auch Alle liberal. Aber der Unmensch, der doch in jedem Einzelnen steckt, wie dämmt man den? Wie stellt man's an, daß man nicht mit dem Menschen zugleich den Unmenschen frei läßt?

Der gesammte Liberalismus hat einen Todfeind, einen unüberwindlichen Gegensaß, wie Gott den Teufel: dem Menschen steht der Unmensch, der Einzelne, der Egoist stets zur Seite. Staat, Gesellschaft, Menschheit bewältigen diesen Teufel nicht.

Der humane Liberalismus verfolgt die Aufgabe, den andern Liberalen zu zeigen, daß sie immer noch nicht die „Freiheit“ wollen.

Hatten die andern Liberalen nur vereinzelten Egoismus vor Augen, und waren sie für den größten Theil blind, so hat der radicale Liberalismus den Egoismus in Masse" gegen sich, wirft Alle, die nicht die Sache der Freiheit, wie er, zur eigenen machen, unter die Masse, so daß jezt Mensch und Unmensch streng geschieden als Feinde gegen einander stehen, nämlich die „Masse“ und die „Kritik“ *); und zwar die „freie, menschliche Kritik“, wie sie (Judenfrage S. 114) genannt wird, gegenüber der rohen, z. B. religiösen Kritik.

Die Kritik spricht die Hoffnung aus, daß sie über die ganze Masse siegen und ihr „ein allgemeines Armuthszeugniß ausstellen

*) Lit. 3tg. V, 23; dazu V, 12 ff.

werde"*). Sie will also zulezt Recht behalten und allen Streit der „Muthlosen und Zaghaften“ als eine egoistische Rechthaberei darstellen, als Kleinlichkeit, Armseligkeit. Aller Hader verliert an Bedeutung und die kleinlichen Zwistigkeiten werden aufgegeben, weil in der Kritik ein gemeinsamer Feind ins Feld rückt. „Ihr seid allesammt Egoisten, einer nicht besser als der andere!" Nun stehen die Egoisten zusammen gegen die Kritik.

Wirklich die Egoisten? Nein, sie kämpfen gerade darum gegen die Kritik, weil diese sie des Egoismus beschuldigt; sie sind des Egoismus nicht geständig. Mithin stehen Kritik und Masse auf derselben Basis: beide kämpfen gegen den Egoismus, beide weisen ihn von sich ab, und schieben ihn einander zu.

Die Kritik und die Masse verfolgen dasselbe Ziel, Freiheit vom Egoismus, und hadern nur darüber, wer von ihnen dem Ziele sich am meisten nähere oder gar es erreiche.

Die Juden, die Christen, die Absolutisten, die Dunkelmänner und Lichtmänner, Politiker, Communisten, kurz Alle halten den Vorwurf des Egoismus von sich fern, und da nun die Kritik diesen Vorwurf ihnen unverblümt und im ausgedehntesten Sinne macht, so rechtfertigen sich Alle gegen die Anschuldigung des Egoismus, und bekämpfen den - Egoismus, denselben Feind, mit welchem die Kritik Krieg führt.

Egoistenfeinde sind beide, Kritik und Masse, und beide suchen sich vom Egoismus zu befreien, sowohl dadurch, daß sie sich reinigen oder reinwaschen, als dadurch, daß sie ihn der Gegenpartei zuschreiben.

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Der Kritiker ist der wahre „Wortführer der Masse“, der ihr den einfachen Begriff und die Redensart" des Egoismus giebt wogegen die Wortführer, welchen Lit. 3tg. V, 24 der Triumph abgesprochen wird, nur Stümper waren. Er ist ihr Fürst und Feldherr in dem Freiheitskriege gegen den Egoismus; wogegen er kämpft, dagegen kämpft auch sie. Er ist aber zugleich auch ihr Feind, nur nicht der Feind vor ihr, sondern der befreundete Feind, der die Knute hinter den Zaghaften führt, um ihnen Muth zu erzwingen.

*) Lit. 3tg. V, 15. Stirner, der Einzige.

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