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thun könnte, was er wollte!" Wer sagt denn, daß Jeder Alles thun kann? Wozu bist Du denn da, der Du nicht Alles Dir ge= fallen zu lassen brauchst? Wahre Dich, so wird Dir Keiner was thun! Wer deinen Willen brechen will, der hat's mit Dir zu thun und ist dein Feind. Verfahre gegen ihn als solchen. Stehen hinter Dir zum Schuße noch einige Millionen, so seid Ihr eine imposante Macht und werdet einen leichten Sieg haben. Aber wenn Ihr dem Gegner auch als Macht imponirt, eine geheiligte Autorität seid Ihr ihm darum doch nicht, er müßte denn ein Schächer sein. Respect und Achtung ist er Euch nicht schuldig, wenn er sich auch vor eurer Gewalt in Acht nehmen wird.

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Wir pflegen die Staaten nach der verschiedenen Art, wie „die höchste Gewalt" vertheilt ist, zu classificiren. Hat sie ein Einzelner Monarchie, Alle Demokratie u. s. w. Also die höchste Gewalt! Gewalt gegen wen? Gegen den Einzelnen und seinen „Eigen= willen". Der Staat übt Gewalt", der Einzelne darf dies nicht. Des Staates Betragen ist Gewaltthätigkeit, und seine Gewalt nennt er „Recht“, die des Einzelnen „Verbrechen". Verbrechen also, so heißt die Gewalt des Einzelnen, und nur durch Verbrechen bricht er die Gewalt des Staates, wenn er der Meinung ist, daß der Staat nicht über ihm, sondern er über dem Staate sei.

Nun könnte Ich, wollte Ich lächerlich handeln, als ein Wohlmeinender Euch ermahnen, keine Geseze zu geben, welche meine Selbstentwicklung, Selbstthätigkeit, Selbstschöpfung beeinträchtigen. Ich gebe diesen Rath nicht. Denn würdet Ihr ihn befolgen, so wäret Ihr unklug, und Ich wäre um meinen ganzen Gewinn betrogen. Von Euch verlange Ich gar nichts, denn, was Ich auch forderte, Ihr würdet doch gebieterische Gesetzgeber sein und müßt es sein, weil ein Rabe nicht singen, ein Räuber ohne Raub nicht leben kann. Vielmehr frage Ich diejenigen, welche Egoisten sein wollen, was sie für egoistischer halten, sich von Euch Geseze geben zu lassen, und die gegebenen zu respectiren, oder Widerspenstigkeit, ja völligen Ungehorsam zu üben. Gutmüthige Leute meinen, die Geseße müßten nur das vorschreiben, was im Gefühl des Volkes als recht und billig gelte. Was aber geht Mich's an, was im Volke und dem Volke gilt? Das Volk wird vielleicht gegen den Gottes

lästerer sein; also ein Geseß gegen Gotteslästerung. Soll Ich darum nicht lästern? Soll Mir dies Geseß mehr sein, als ein „Befehl“ ? Ich frage!

Lediglich aus dem Grundsaße, daß alles Recht und alle Gewalt der Gesammtheit des Volkes angehöre, gehen sämmtliche Regierungsweisen hervor. Denn keine derselben ermangelt dieser Berufung auf die Gesammtheit, und der Despot so gut als der Präsident oder irgend eine Aristokratie u. s. w. handeln und befehlen „im Namen des Staates". Sie sind im Besize der Staatsgewalt“, und es ist völlig gleichgültig, ob, wäre dies möglich, das Volk als Gesammtheit alle Einzelnen, oder ob nur die Repräsentanten dieser Gesammtheit, seien deren Viele, wie in Aristokratien, oder Einer, wie in Monarchien, diese Staats- Gewalt ausüben. Immer ist die Gesammtheit über dem Einzelnen, und hat eine Gewalt, welche berechtigt genannt, d. h. welche Recht ist.

Der Heiligkeit des Staates gegenüber ist der Einzelne nur ein Gefäß der Unehre, in welchem „Uebermuth, Böswilligkeit, Spottund Schmähsucht, Frivolität u. s. w." übrig bleiben, sobald er jenes Heiligthum, den Staat, nicht anerkennenswerth findet. Der geistliche Hochmuth der Staats- Diener und Staats - Unterthanen hat köstliche Strafen gegen den ungeistlichen „Uebermuth“.

Wenn die Regierung alles Spiel des Geistes gegen den Staat als strafbar bezeichnet, so kommen die gemäßigten Liberalen und meinen: Laune, Satyre, Wiz, Humor u. s. w. müßten doch sprudeln dürfen, und das Genie müsse Freiheit genießen. Also zwar nicht der einzelne Mensch, aber doch das Genie soll frei sein. Ganz in seinem Rechte sagt da der Staat, oder im Namen desselben die Regierung: Wer nicht für mich ist, ist wider mich. Die Laune, der Wiz u. s. w., kurz, die Komödirung des Staatswesens hat die Staaten von jeher untergraben: sie ist nicht „unschuldig“. Und ferner, welche Grenzen sollen zwischen schuldigem und unschuldigem Wize u. s. w. gezogen werden? Die Gemäßigten kommen bei dieser Frage in große Verlegenheit und es reducirt sich Alles auf die Bitte, der Staat (Regierung) möge doch nicht so empfindlich, so kißlich sein; er möge in „harmlosen“ Dingen

nicht gleich Böswilligkeit wittern und überhaupt ein wenig „toleranter" sein. Uebertriebene Empfindlichkeit ist allerdings eine Schwäche, ihre Vermeidung mag eine lobenswerthe Tugend sein; allein in Kriegszeiten kann man nicht schonend sein, und was unter ruhigen Verhältnissen verstattet sein mag, hört auf erlaubt zu sein, sobald der Belagerungszustand erklärt ist. Weil dies die wohlmeinenden Liberalen wohl fühlen, so beeilen sie sich zu erklären, daß ja bei der „Ergebenheit des Volkes“ keine Gefahr zu fürchten sei. Die Regierung wird aber klüger sein und sich so etwas nicht einreden lassen. Sie weiß zu gut, wie man Einen mit schönen Worten abspeist, und wird sich an diesem Schaugerichte nicht ge= nügen lassen.

Man will aber seinen Spielplaß haben, denn man ist ja ein Kind und kann nicht so gesezt sein, wie ein Alter: Jugend hat keine Tugend.

Nur um diesen Spielpläß, nur um ein Paar Stunden lustigen Umherspringens feilscht man. Man verlangt nur, der Staat solle nicht, wie ein griesgrämlicher Papa, allzu mürrisch sein. Er solle einige Esels-Processionen und Narrenspiele erlauben, wie im Mittelalter die Kirche sie gestattete. Die Zeiten aber, wo er dies ohne Gefahr gewähren konnte, sind vorüber. Kinder, die jetzt einmal in's Freie kommen, und eine Stunde ohne Zuchtruthe verleben, wollen nicht mehr in die Klause. Denn das Freie ist jezt nicht mehr eine Ergänzung zur Klause, nicht eine erfrischende Erholung, sondern sein Gegensaß, ein aut aut. Kurz der Staat darf sich entweder nichts mehr oder er muß sich Alles gefallen lassen und zu Grunde gehen; er muß entweder durchaus empfindlich, oder, wie ein Gestorbener, unempfindlich sein. Mit der Toleranz ist's aus. Reicht er erst den Finger, so nimmt man gleich die ganze Hand. Da ist nicht mehr zu „spaßen“, und aller Spaß, wie Laune, Wig, Humor u. s. w. wird zum bittern Ernst.

Das Geschrei der „Freisinnigen“ um Preßfreiheit läuft gegen ihr eigenes Princip, ihren eigentlichen Willen. Sie wollen, was sie nicht wollen, d. h. sie wünschen, sie möchten gern. Daher fallen sie auch so leicht ab, wenn einmal sogenannte Preßfreiheit erscheint, dann möchten sie Censur. Ganz natürlich. Der Staat ist

auch ihnen heilig, ebenso die Sitte u. s. w. Sie betragen sich nur als ungezogene Bälge gegen ihn, als pfiffige Kinder, welche die Schwäche der Aeltern zu benußen suchen. Der Papa Staat soll ihnen erlauben, Manches zu sagen, was ihm nicht gefällt, aber der Papa hat Recht, ihnen durch einen strengen Blick einen Censurstrich in ihr vorlautes Gewäsch zu ziehen. Erkennen sie in ihm ihren Papa, so müssen sie sich in seiner Gegenwart die Censur der Rede gefallen lassen, wie jedes Kind.

Läßt Du Dir von einem Andern Recht geben, so mußt Du nicht minder Dir von ihm Unrecht geben lassen; kommt Dir von ihm die Rechtfertigung und Belohnung, so erwarte auch seine Anklage und Strafe. Dem Rechte geht das Unrecht, der Geseßlichkeit das Verbrechen zur Seite. Was bist Du? - Du bist ein Verbrecher!

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„Der Verbrecher ist des Staates eigenstes Verbrechen!" sagt Bettina*). Man kann dieses Wort gelten lassen, wenn auch Bettina selbst es nicht gerade so versteht. Im Staate vermag nämlich das zügellose Ich, Ich, wie Ich Mir allein angehöre, nicht zu meiner Erfüllung und Verwirklichung zu kommen. Jedes Ich ist von Geburt schon ein Verbrecher gegen das Volk, den Staat. Daher überwacht er auch wirklich Alle, er sieht in Jedem einen Egoisten, und vor dem Egoisten fürchtet er sich. Er setzt von Jedem das Schlimmste voraus, und hat Acht, polizeilich Acht, daß „dem Staat kein Schaden geschieht", ne quid respublica detrimenti capiat. Das zügellose Ich - und das sind Wir ursprünglich, und in unserem geheimen Inneren bleiben Wir's stets ist der nie aufhörende Verbrecher im Staate. Der Mensch, den seine Kühnheit, sein Wille, seine Rücksichtslosigkeit und Furchtlosigkeit leitet, der wird vom Staate, vom Volke mit Spionen umstellt. Ich sage, vom Volke! Das Volk Ihr gutherzigen Leute, denkt Wunder, was Ihr an ihm habt das Volk steckt durch und durch voll Polizei

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*) Dies Buch gehört dem König. S. 376.

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gesinnung. Nur wer sein Ich verleugnet, wer Selbstverleugnung“ übt, ist dem Volke angenehm.

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Bettina ist im angeführten Buche durchweg gutmüthig genug, den Staat nur für krank zu halten und auf seine Genesung zu hoffen, eine Genesung, welche sie durch die Demagogen" *) be= wirken will; allein er ist nicht krank, sondern in voller Kraft, wenn er die Demagogen, die für die Einzelnen, für „Alle“ etwas erwerben wollen, von sich weist. Er ist in seinen Gläubigen mit den besten Demagogen, Volksführern, versehen. Nach Bettina soll**) „der Staat den Freiheitskeim der Menschheit entwickeln, sonst ist er Rabenmutter und sorgt auch für Rabenfutter!" Er kann nicht anders, denn eben indem er für die „Menschheit“ sorgt (was übrigens schon der „humane“ oder „freie“ Staat sein müßte), ist der „Einzelne" für ihn Rabenfutter. Wie richtig spricht dagegen der Bürgermeister ***): „Wie? der Staat habe keine andere Verpflichtung, als bloß der Verpfleger rettungsloser Kranker zu sein? - Das klappt nicht. Von jeher hat der gesunde Staat des kranken Stoffes sich entledigt, aber nicht sich damit gemischt. So ökonomisch braucht er nicht mit seinen Säften zu sein. Die Räuberäste ohne Zagen ab= geschnitten, damit die andern blühen. Man erbebe nicht über des Staates Härte, seine Moral, seine Politik und Religion weisen ihn darauf an; man beschuldige ihn keiner Gefühllosigkeit, sein Mitgefühl sträubt sich dagegen, aber seine Erfahrung findet nur in dieser Strenge Heil! Es giebt Krankheiten, in welchen nur drastische Mittel helfen. Der Arzt, welcher die Krankheit als solche erkennt, aber zaghaft zu Palliativen greift, wird nie die Krankheit heben, wohl aber den Patienten nach kürzerem oder längerem Siechthum unterliegen machen!" Die Frage der Frau Rath: „Wenn Sie den Tod als drastisches Mittel anwenden, wie ist da zu heilen?" klappt nicht. Der Staat wendet den Tod ja nicht gegen sich an, sondern gegen ein ärgerliches Glied; er reißt ein Auge aus, das ihn ärgert u. s. w.

*) S. 376.

**) S. 374. ***) S. 381.

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