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ersten und ursprünglichen Natürlichkeit ablöst und befreit, indem sie ihn gegen jede Zufälligkeit derselben sichert. Die ausgebildete Gewohnheit der Chinesen hat für alle Vorfälle gesorgt, und für Alles ist „vorgesehen“; was auch kommen mag, es weiß der Chinese immer, wie er sich zu verhalten hat, und er braucht sich nicht erst nach den Umständen zu bestimmen: aus dem Himmel seiner Ruhe stürzt ihn kein unvorhergesehener Fall. Der sittlich eingewohnte und eingelebte Chinese wird nicht überrascht und überrumpelt: er verhält sich gegen Alles gleichmüthig, d. h. mit gleichem Muthe oder Gemüthe, weil sein Gemüth, durch die Vorsicht seiner althergebrachten Sitte geschüßt, nicht außer Fassung kommt. Auf der Stufenleiter der Bildung oder Cultur besteigt die Menschheit mithin durch die Gewohnheit die erste Sprosse, und da sie sich vorstellt, im Erklimmen der Cultur zugleich den Himmel, das Reich der Cultur oder zweiten Natur, zu erklimmen, so besteigt sie wirklich die erste Sprosse der Himmelsleiter.

Hat das Mongolenthum das Dasein geistiger Wesen festgestellt, eine Geisterwelt, einen Himmel geschaffen, so haben die Caukasier Jahrtausende mit diesen geistigen Wesen gerungen, um ihnen auf den Grund zu kommen. Was thaten sie also anders, als daß sie auf mongolischem Grund bauten? Sie haben nicht auf Sand, sondern in der Luft gebaut, haben mit dem Mongolischen gerungen, den mongolischen Himmel, den Thiän, gestürmt. Wann werden sie diesen Himmel endlich vernichten? Wann werden sie endlich wirkliche Caukasier werden und sich selber finden? Wann wird die Unsterblichkeit der Seele", die sich in lezterer Zeit noch mehr zu sichern glaubte, wenn sie sich als „Unsterblichkeit des Geistes“ präsentirte, endlich in die Sterblichkeit des Geistes umschlagen?

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Im industriösen Ringen der mongolischen Race hatten die Menschen einen Himmel erbaut, als die vom caukasischen Menschenstamme, so lange sie in ihrer mongolischen Färbung es mit dem Himmel zu thun haben, die entgegengeseßte Aufgabe, die Aufgabe, jenen Himmel der Sitte zu stürmen, die himmelstürmende Thätigkeit übernahmen. Alle Menschensaßung zu unterwühlen, um über dem aufgeräumten Bauplaß eine neue und bessere zu schaffen, alle Sitte zu verderben, um immer neue und

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bessere Sitten an die Stelle derselben zu seßen u. s. w., darauf beschränkt sich ihre That. Ist sie so aber schon rein und wirklich das, was sie zu sein trachtet, und erreicht sie ihr leztes Absehen? Nein, sie ist in diesem Erschaffen eines Besseren“ mit dem Mongolenthum behaftet. Sie stürmt den Himmel nur, um wieder einen Himmel zu machen, sie stürzt eine alte Gewalt nur, um eine neue Gewalt zu legitimiren, sie verbessert nur. Gleichwohl ist der Zielpunkt, so oft er auch bei jedem neuen Ansaß aus den Augen verschwinden mag, der wirkliche, vollendete Sturz des Himmels, der Sitte u. s. w., kurz des nur gegen die Welt gesicherten Menschen, der Isolirung oder Innerlichkeit des Menschen. Durch den Himmel der Cultur sucht sich der Mensch von der Welt zu isoliren, ihre feindselige Macht zu brechen. Diese Himmelsisolirung muß aber gleichfalls gebrochen werden, und das wahre Ende des Himmelstürmens ist der Himmelssturz, die Himmelsvernichtung. Das Verbessern und Reformiren ist das Mongolenthum des Caukasiers, weil er dadurch von neuem wieder seßt, was vorher schon war, nämlich eine Saßung, ein Allgemeines, einen Himmel. Er hegt die unversöhnlichste Feindschaft gegen den Himmel und baut doch täglich neue Himmel: Himmel auf Himmel thürmend erdrückt er nur einen durch den andern, der Himmel der Juden zerstört den der Griechen, der der Christen den der Juden, der der Protestanten den der Katholiken u. s. w. Streifen die himmelstürmenden Menschen des caukasischen Blutes ihre Mongolenhaut ab, so werden sie den Gemüthsmenschen unter dem Schutt der ungeheuren Ge= müthswelt begraben, den isolirten Menschen unter seiner isolirten Welt, den Verhimmelnden unter seinem Himmel. Und der Himmel ist das Geisterreich, das Reich der Geistesfreiheit.

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Das Himmelreich, das Reich der Geister und Gespenster, hat in der speculativen Philosophie seine rechte Ordnung gefunden. Hier wurde es ausgesprochen als das Reich der Gedanken, Begriffe und Ideen: der Himmel ist von Gedanken und Ideen bevölkert, und dies „Geisterreich“ ist dann die wahre Wirklichkeit.

Dem Geiste Freiheit erwerben wollen, das ist Mongolenthum, Geistesfreiheit ist mongolische Freiheit, Gemüthsfreiheit, moralische, fittliche Freiheit u. s. w.

Man nimmt das Wort „Sittlichkeit“ wohl für gleichbedeutend mit Selbstthätigkeit, Selbstbestimmung. Allein das liegt nicht darin, und es hat sich der Caukasier vielmehr nur selbstthätig bewiesen troß seiner mongolischen Sittlichkeit. Der mongolische Himmel oder die Sitte blieb die feste Burg, und nur dadurch, daß der Caukasier unaufhörlich gegen diese Burg anstürmte, bewies er sich sittlich; hätte er's gar nicht mehr mit der Sitte zu thun gehabt, hätte er nicht an ihr seinen unbezwinglichen, fortwährenden Feind gehabt, so hörte die Beziehung zur Sitte auf, mithin die Sittlichkeit. Daß also seine Selbstthätigkeit noch eine sittliche ist, das ist eben das Mongolenhafte an ihr, ist ein Zeichen, daß er in derselben nicht zu sich selbst gekommen. Die „sittliche Selbstthätigkeit" entspricht ganz der „religiösen und rechtgläubigen Philosophie“, der „constitutionellen Monarchie“, dem „christlichen Staate", der „Freiheit in gewissen Schranken", der beschränkten Preßfreiheit“, oder in einem Bilde dem ans Krankenlager gefesselten Helden.

Erst dann hat der Mensch das Schamanenthum und seinen Spuk wirklich überwunden, wenn er nicht blos den Gespensterglauben, sondern auch den Glauben an den Geist abzulegen die Kraft besigt, nicht blos den Geisterglauben, sondern auch den Geistesglauben.

„Wer an einen Spuk glaubt, nimmt nicht mehr das „Hereinragen einer höhern Welt“ an, als wer an den Geist glaubt, und beide suchen hinter der sinnlichen Welt eine übersinnliche, kurz sie erzeugen und glauben eine andere Welt, und diese andere Welt, das Erzeugniß ihres Geistes, ist eine geistige Welt: ihre Sinne fassen und wissen ja nichts von einer anderen, unsinnlichen Welt, nur ihr Geist lebt darin. Der Fortgang von diesem mongolischen Glauben an das Dasein geistiger Wesen dahin, daß auch des Menschen eigentliches Wesen sein Geist sei, und daß auf diesen allein, auf sein „Seelenheil“ alle Sorgfalt gerichtet werden müsse, ist nicht schwer. Damit wird die Einwirkung auf den Geist, der sogenannte „moralische Einfluß“ gesichert.

Es springt daher in die Augen, daß das Mongolenthum die vollkommene Rechtlosigkeit der Sinnlichkeit, die Unsinnlichkeit und

Unnatur repräsentire, und daß die Sünde und das Sündbewußtsein unsere Jahrtausende lange mongolische Plage war.

Wer aber wird auch den Geist in sein Nichts auflösen? Er, der mittelst des Geistes die Natur als das Nichtige, Endliche, Vergängliche darstellte, er kann allein auch den Geist zu gleicher Nichtigkeit herabseßen: Ich kann es, es kann es Jeder unter Euch, der als unumschränktes Ich waltet und schafft, es kann's mit einem Worte der Egoist.

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Vor dem Heiligen verliert man alles Machtgefühl und allen Muth: man verhält sich gegen dasselbe ohnmächtig und demüthig. Und doch ist kein Ding durch sich heilig, sondern durch Meine Heiligsprechung, durch Meinen Spruch, Mein Urtheil, Mein Kniebeugen, kurz durch Mein Gewissen.

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Heilig ist Alles, was dem Egoisten unnahbar sein soll, unberührbar, außerhalb seiner Gewalt, d. h. über ihm: heilig mit Einem Worte jede Gewissenssache, denn „dies ist Mir eine Gewissenssache" heißt eben: „dies halte Ich heilig".

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Für kleine Kinder, wie für Thiere, eristirt nichts Heiliges, weil man, um dieser Vorstellung Raum zu geben, schon so weit zu Verstand gekommen sein muß, daß man Unterschiede wie: „gut und böse, berechtigt und unberechtigt“ u. s. w. machen kann; nur bei solchem Grade der Reflexion oder Verständigkeit dem eigentlichen Standpunkte der Religion fann an die Stelle der natürlichen Furcht die unnatürliche (d. h. erst durch Denken hervorgebrachte) Ehrfurcht treten, die „heilige Scheu". Es gehört dazu, daß man etwas außer sich für mächtiger, größer, berechtigter, besser u. s. w. hält, d. h. daß man die Macht eines Fremden anerkennt, also nicht blos fühlt, sondern ausdrücklich anerkennt, d. H. einräumt, weicht, sich gefangen giebt, sich binden läßt (Hingebung, Demuth, Unterwürfigkeit, Unterthänigkeit u. s. w.). Hier spukt die ganze Gespensterschaar der christlichen Tugenden“.

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Alles, wovor Ihr einen Respekt oder eine Ehrfurcht hegt, verdient den Namen eines Heiligen; auch sagt Ihr selbst, Ihr trüget

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eine heilige Scheu“, es anzutasten. Und selbst dem Unheiligen gebt Ihr diese Farbe (Galgen, Verbrechen u. s. w.). Es graut Euch vor der Berührung desselben. Es liegt etwas Unheimliches, d. h. Unheimisches oder Uneigenes darin.

„Gälte dem Menschen nicht irgend etwas als heilig, so wäre ja der Willkür, der schrankenlosen Subjectivität Thür und Thor geöffnet!" Furcht macht den Anfang, und dem rohesten Menschen kann man sich fürchterlich machen; also schon ein Damm gegen seine Frechheit. Allein in der Furcht bleibt immer noch der Versuch, sich vom Gefürchteten zu befreien durch List, Betrug, Pfiffe u. s. w. Dagegen ist's in der Ehrfurcht ganz anders. Hier wird nicht blos gefürchtet, sondern auch geehrt: das Gefürchtete ist zu einer innerlichen Macht geworden, der Ich Mich nicht mehr entziehen kann; Ich ehre dasselbe, bin davon eingenommen, ihm zugethan und angehörig: durch die Ehre, welche Ich ihm zolle, bin Ich vollständig in seiner Gewalt, und versuche die Befreiung nicht einmal mehr. Nun hänge ich mit der ganzen Kraft des Glaubens daran, Ich glaube. Ich und das Gefürchtete sind Eins: „nicht Ich lebe, sondern das Respectirte lebt in Mir!" Weil der Geist, das Unendliche, kein Ende nehmen läßt, darum ist er stationär: er fürchtet das Sterben, er kann von seinem Jesulein nicht lassen, die Größe der Endlichkeit wird von seinem geblendeten Auge nicht mehr erkannt: das nun zur Verehrung gesteigerte Gefürchtete darf nicht mehr angetastet werden: die Ehrfurcht wird verewigt, das Respectirte wird vergöttert. Der Mensch ist nun nicht mehr schaffend, sondern lernend (wissend, forschend u. s. w.), d. h. beschäftigt mit einem festen Gegenstande, sich vertiefend in ihn, ohne Rückkehr zu sich selber. Das Verhältniß zu diesem Gegenstande ist das des Wissens, des Ergründens und Begründens u. s. w., nicht das des Auflösens (Abschaffens u. s. w.). . „Religiös soll der Mensch sein“, das steht fest; daher beschäftigt man sich nur mit der Frage, wie dies zu erreichen, welches der rechte Sinn der Religiosität u. s. w. Ganz anders, wenn man das Axiom selbst fraglich macht und in Zweifel zieht, und sollte es auch über den Haufen stürzen. Sittlichkeit ist auch solch eine heilige Vorstellung: sittlich müsse man sein, und müsse nur das rechte Wie, die rechte Art es zu sein, auf

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