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gerade nöthig und brauchbar scheint, und auf keiner Seite wird der Leser das Streben, ihn einzuführen in den innern Geist des Evangeliums, verkennen können. Dagegen wird. man sich aber auch angelegen seyn lassen, jedes unbekannte Wort zu erklären, jede schwierige Conftruktion grammatisch zu erörtern, keine zum Verstehen des Textes unentbehrliche geschichtliche, geographische oder alterthümliche Notiz zu vergessen, auch in wichtigen Fällen nach den Grundsäßen der höhern und niedern Critik die richtige Lesart zu ermitteln, nur das bei diesem Theile des Buchs, um nicht vom Hauptziele abzuirren, nach den Grundsäßen der gedrängtesten Kürze verfahren werden muß.

4. Die dogmatische Richtung eines theologischen Schriftstellers ist, zumal in unserer Zeit, von einer so hohen Bedeutung, daß es nicht unpassend erscheint, auch in dieser Beziehung einige Bemerkungen hinzuzufügen. Der Verfasser glaubt von ganzem Herzen an Jesum als den Sohn Gottes, hält seine Lehre für ewige göttliche Wahrheit, und seine Jünger und Apostel für Männer, die der Geist Gottes, der Geist der Wahrheit und der Tugend, der Gottesfurcht und Frömmigkeit, der wärmsten Begeisterung für alles Wahre, Gute, Göttliche beseelte, erleuchtete, heiligte. Demgemäß hält er nicht bloß die Lehre Jesu selbst, sondèrn auch die feiner Apostel für die ewige Norm und Regel unseres Glaubens und Lebens. Die christliche Lehre ist ihm an sich wahr, sie gilt ihm für das reinste, herrlichste Erzeugniß der höchsten Vernunft, welches und den Schlüffel verleiht zu der ewigen, göttlichen Offenbarung, die der Schöpfer in den freien und vernünftigen Menschengeist hineingelegt hat. Er ist demnach der Ueberzeugung, das das Streben, nicht nur des Theologen, sondern des Christen überhaupt, dahin gehen muß, die Lehre des Gottessohnes zu verstehen, d. h. sich von ihrer völligen Uebereinstimmung mit demjenigen zu überzeugen, was des Menschen Geist und Herz, seiner eigenthümlichen, von Gott ihm gegebenen Einrichtung nach, für wahr und göttlich anerkennen

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muß, und er kann sich deßwegen keinesweges damit begnůgen, den Sinn der biblischen Aussprüche auseinander zu sehen, sondern er wird stets und immer das Ziel vor Augen haben, ihre innere Wahrheit oder ihre völlige Begründung im Innern der menschlichen Seele nachzuweisen. Nur für denjenigen kann das Christenthnm Geist und Leben werden, der das völlige Einsseyn desselben mit der Gottesstimme in feiner eigenen Brust erkannt hat.

5. der theuerste Zweck des Herausgebers ist, seine Leser für das Christenthum, seinen Stifter, seine Lehren, seine Gebote, seine Verheißungen, zu erwärmen und zu begeistern, und er hat deßwegen gänzlich verzichten müssen auf die freis lich kurze, bündige, aber oft auch trockene und bloß den Ver, stand ansprechende Schul- oder Gelehrtensprache; er hat viels mehr, sein Ziel vor Augen, sich entschließen müssen, den Ton feiner Rede etwas höher zu stimmen, ihn der erbaulichen, Herz ansprechenden, auch auf die Erregung des Gefühls bes rechneten Sprache näher zu bringen, und wenn auch sein Buch dadurch ausführlicher werden muß, als wenn er es in der Observations-Manier der meisten Eregeten hätte abfassen wols len, so schmeichelt er sich doch mit der Hoffnung, daß es durch diese seine Eigenthümlichkeit in den Augen des praktis schen Geistlichen an Werth nicht verlieren werde.

Das Gesagte wird hinreichend seyn, um den Leser über Inhalt und Tendenz des vorliegenden Werks zu belehren. Was den Vf. zur Ausarbeitung und Herausgabe desselben be wogen hat, soll hier noch mit einigen Worten angedeutet werden. Der praktische Geistliche hat bei seinem Bibel-Studium einen doppelten Zweck; eines Theils nämlich will er sich selbst erbauen, feinen Glauben stärken, seine religiösen Einfichten bereichern und berichtigen, fein inneres Leben fördern, andern Theils will er sichy Stoff sainmeln zu seinen religiösen Vorträgen vor der Gemeinde. Wenn ich nun, diesen doppelten Zweck vor Augen, die biblischen Commentare zur Hand nahm, so bekam ich stets mit eigentlich gelehrten Gegenstän

den so überaus viel zu thun, daß ich von meinem Hauptstreben oft weit abgeführt wurde. Der Verstand wurde dermaaßen in Anspruch genommen, daß das Herz leer ausging, und das philologische Element beschäftigte mich bald so sehr, daß ich darüber das sittliche und religiöse gänzlich aus den Augen verlor. Ich dachte nun, daß es meinen Amtsbrüdern nicht besser gehe, und so entschloß ich mich zur Ausarbeitung diees Buchs. Mittlerweile erschien der Olshausen'sche Commentar. Mit großen Erwartungen nahm ich ihn zur Hand; allein ich überzeugte mich immer mehr, daß er dem Bedürfniß, das ich so tief fühlte, nicht abzuhelfen vermochte. Das Buch war mir zu breit, vorzüglich zu unklar, oft wurde mir ein biblischer Abschnitt, den ich im Urtert ohne Anstoß lesen konnte, durch den Commentar unverständlich, und es kam mir vor, als ob ich Olshausen, nicht mehr Christum reden hörte. Das trefflichste Werk, das die neueste eregetische Literatur aufzuweisen hat und das man auch den praktischen Geistlichen nicht genug empfehlen kann, ist Lücke's Commentar über die johanneischen Schriften in seiner zweiten Auflage.

Das vorliegende Buch ist nicht bloß zum Durchlesen, sondern auch zum Nachschlagen bestimmt, und daher hat es nicht vermieden werden können, da dieselben Ideen in der h. Schrift oft wiederholentlich erörtert werden, daß hin und wieder kleine Wiederholungen vorkommen. Die dogmatische Ansicht des Verfassers ist oben offen ausgesprochen worden, und so unmöglich es bei den schroffen Gegensähen in der Theologie auch seyn mag, in dieser Beziehung allen Partheien zu genügen, so hoffe ich doch, daß man mein redliches Streben nach Wahrheit nicht verkennen wird.

Geschrieben im November 1834.

Der Verfasser.

E i n le i tu n g.

Die vier Evangelien enthalten die Geschichte und die Lehre Jesu Christi. Sie erzählen von der Geburt und Jugend Jesu, von seinen wunderbaren Thaten, seinem göttlichen Wandel, seinen herrlichen Reden und Gleichnissen, seinem Leiden und Tode, seiner Auferstehung und Himmelfahrt. Wegen dieses ihres Inhalts sind diese Schriften die merkwürdigs sten und wichtigsten, die wir haben; denn sie enthalten die Lebensgeschichte nicht etwa nur des größten und edelsten Menschen, der je gelebt hat, sondern des Sohnes des Allerhöchsten, des Erlösers und Beglückers unseres ganzen Geschlechts, welcher der ganzen Menschheit einen höhern Lebensgeist einzuhauchen suchte und vielfältig schon eingehaucht hat. Die Lehre, die wir hier als die Lehre Jesu vortragen, übertrifft an Tiefe, Wahrheit, Klarheit und Kraft schlechterdings alles, was je über Gott und göttliche Dinge gesagt worden ist; über Gott und seine Vollkommenheiten, über die würdige Anbetung des Ewigen, über des Menschen erhabene Bestimmung liefert sie einen Unterricht, der nichts zu wünschen übrig läßt und alle Bedürfnisse unseres Geistes und Herzens auf das vollkommenste befriedigt.

Die Evangelien sind von Männern verfaßt, welche auf Glaubwürdigkeit völlig begründete Ansprüche haben. Die Vers fasser zweier derselben waren Jünger Jesu, d. h. beständige Begleiter desselben, die mit ihm in dem genauesten Um gange standen, Zeugen seiner Thaten, Hörer seiner Reden. Ich meine Matthäus und Johannes. Dürfen wir es dem, der da wußte, was im Menschen war, nicht zutrauen, daß er sich zur Realisirung feines großen Planes taugliche Hülsmann's Predigerbibel.

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Männer auserwählte? Können wir uns bessere Berichterstatter wünschen, als solche, die das, was sie berichten, selbst mit erlebt haben? Man lese die Berichte dieser Männer unbefan gen; tragen sie nicht das Gepräge der Wahrheit unverkennbar an sich? machen sie nicht einen solchen Totaleindruck auf den Leser, daß er sich ihnen Glauben zu schenken innerlich gedrungen fühlt? kann man es ihnen nicht überall anmerken, daß sie nur schlicht und einfach das erzählen wollen, was sich wirklich vor ihren Augen ereignet hat, ohne selbst Etwas hinzuzusehen? Nirgends findet sich auch nur die allerleiseste Spur von vorsäglicher Erdichtung oder Verfälschung, überall weht uns der Geist der Wahrheit entgegen. Sie erzählen mit der liebenswürdigsten Offenherzigkeit ihre eigenen Fehler und Sünden; ihre früheren irdischen Messiasho fnungen, ihre Unfähigkeit, ihren göttlichen Meister zu fassen, Petri Fall, Judä Verrath, kurz, alles, was ihnen nichts weniger als zur Ehre gereichen konnte, berichten sie so umständlich, daß man sieht, es war ihnen nur n die Wahrheit zu thun. Man kann ihnen auch keineswegs Leichtgläubigkeit zum Vorwurfe machen, vielmehr glaubten sie nicht eher, als bis sie sich von der Wahrheit einer Thatsache durch die sorgfältigste Untersuchung überzeugt hatten. Man denke nur an den Unglauben der Jünger bei der Auferstehung. Sie haben gezweifelt, auf daß wir nicht zweifeln möchten. Und was hätten sie davon gehabt, wenn sie die Welt mit Erdichtungen erfüllt hätten? Weder Reichthum, noch Ehre, noch Macht und Ansehen wäre der Nohn dieses ihres Betrugs gewesen, sondern Armuth, Schnaach, Verfolgung, Gefahren und Leiden aller Art, ein Leben voll Selbstverläugnung und harter Entbehrungen. Wenn die Jünger von der Wahrheit ihres eigenen Berichtes_nicht fest überzeugt waren, so ist die Begeisterung, mit der sie für Jesu Sache wirkten und sich opferten, durchaus unerklärbar. und lebten damals nicht noch Menschen genug, welche ges schichtliche Unrichtigkeiten leicht entdecken konnten? Würde nicht, was keineswegs geschehen ist, ein starker Widerspruch gegen die Erzählungen der Evangelisten laut geworden seyn, wenn diese falsch gewesen wären? Es ist nicht allein schwer, man kann kühn behaupten, es ist unmöglich, einen Charakter zu erdichten, wie der Charakter Jesu ist. Der Herr ist ein Heiliger, der seines Gleichen nie gehabt hat, ein Ideal von geistiger Größe, welches man in allen menschlichen Schriften vergebens sucht. Nicht der größte Dichter ist im Stande, ein solches Gemälde zu entwerfen, einen solchen Charakter zu zeichnen und zu halten. Ein Gottmensch mußte ge= lebt haben, wirklich erschienen seyn, sonst hätten

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