Echweiß, ein gelindes Arzeneimittel u. f. w. Übrigens ist die alte Form linde mehr im gewählten Style und dichterisch ge bräuchlich, und die neue gelinde neuhochd. die gewöhnliche und gangbare. Sanft, abt. samfti u. semfti, mbd. sem(n)fte, ift eig.: leicht, nicht drückend. 3. B. Denn mein Joch ist sanft, und meine Laft ist leicht" (Matth. 11, 30.). Davon hat das Wort im Neuhochd. die Bed.: des Unangenehmen benommen, im Verhältniß zu dem Harten und Heftigen (Vgl. besänftigen Nr. 360.). 3. B. ein sanfter Verweis, ein gelinder Verweis. Ihr Schmerz wird sanfter werden. Sie wird weinen" (Schiller, W. T. V, 3.). So auch von einer allmäligen Erhebung des Raumes an der man ohne Anstrengung (leicht und beschwerdelos) sich aufs bewegen kann, z. B. eine sanfte Anhöhe. Am Gewöhnlichsten aber kommt sanft mit dem Nebenbegriffe,, des angenehmen Einbrudes" vor, wie auch schon mbd. diu senfte (abd. samfti) = Annehmlichkeit (Tristan u. Isolt 12276.). 3. B. sanfte Farben, = angenehm in das Auge fallende; ein Mensch von sanften Sitten, u. s. w. = 813. Gemach. Langsam. Ü. Im Gegensaße zur Geschwindigkeit sich bewegend. V. Langsam, ahd. lancsam (Docen 222) neben lancseim 1) (b. Notker im Boëthius), mbd. lancsam und langseime, agf. langsum, altn. långsamr, bed. eig. sich hinziehend, wie man aus der Wurzel lang bei gelingen (Nr. 810.) ersehen kann, und drückt hiermit den obigen Begriff allgemein aus. Gemach aber verbindet noch den Begriff des Anstrengungslosen in der Bewegung (S. Nr. 812.). Einem heftig Betäubten z. B. fehrt die Besinnung langsam zurück, aber nicht gemach, denn es geschieht nicht ohne Anstrengung. Wer aber langsam und nachlässig seines Weges schlendert, geht gemach. 1) Dieses -seim ist unerklärt und selbst Grimm (II, 665.) räthsels haft. Schmitthenuer (Wtbch. 440.) stellt es mit ags. sæne vers ziehend, träge zusammen; ob mit Wahrscheinlichkeit ? 814. Gemäß. Angemessen. Ü. Werden von einem Dinge gesagt, wenn es so ist, wie es mit einem andern übereine stimmt. V. Gemäß, ahd. k(g)imâzi, mbd. gemæze, von Maß, bez. diesen Begriff überhaupt; angemessen aber, das Mittelwort von anmessen, drückt von etwas aus, daß es an dem Andern gemessen sei, und besagt hiermit, daß es zu ihm passe. Hiernach 1) ist angemessen f. v. a.,, völlig gemäß" (Adelung I, 340.), und wird auch 2) für sich allein (absolute) gesegt, während man gemäß ungern ohne die Benennung des Andern, zu dem die Übereinstimmung Statt findet, gebraucht. 3. B. Bei der Ents hüllung des Gustav Adolph geweihten Denkmales auf dem SchlachtFelde von Lügen hielt der Bischof Dräseke eine angemessene Rebe"; eine gemäße Rede" würde man nicht sagen, wohl aber eine der Feier gemäße Rede“. 815. Gemäß. Nach. Ü. So, wie es mit einem andern 1) Z. B. ahd. helen an den Weg. Fielun náh themo wege (Tatian LXXI, 2.) 816. Gemein. Allgemein. Aller (Genitiv der - Das schöne Gränzland kann euch nicht entgehn" (Schiller, = = Aum. Über die weitern Bedd. von gemein: so häufig oder oft, daß es uns nicht mehr als ein Besonderes erscheint; ferner s. v. a. der Menge zu kommend ohne Unterschied der Stände; dann aber auch s. v. a. nicht über der Meuge des Volkes erhaben, unedel u. dgl., vgl. die Artikel «Gebräuch lich. Gemein» und «Niedrig. Gemein. Pöbelhaft ». " 817. Gemessen. Gezählt. Ü. Genau bestimmt. V. Gemessen, ahd. k(g)imëzzan, das leidentliche Mittelwort von gemessen abd. k(g)imezan = messen ahd. mezan, dessen urspr. Bed. Nr. 346. gegeben ist, bez. den Begriff allgemein. 3. B. Meine Tage sind gemessen." Das Ausgesuchte und Gemessene der Worte" (Herder). Es waren die Gestalten jener Welt, Die sich lebendig, rastlos, ungeheuer, Um Einen großen, einzig klugen Mann - Gemessen dreht und ihren Lauf vollendet" (Göthe, T. Tasso I, 1.). Gezählt aber, mhd. gezalt, das leidentliche Mittelwort von zählen abd. zellan die Größeneinheiten bestimmen, drückt aus:,,genau bestimmt durch Bestimmung des Einzelen (der einzelen Dinge) nach einander.“ Z. B. Der Gram, das lange Kerkerelend nagt An meinem Leben. Meine Tage find Gezählt, befürcht' ich, und ich achte mich Gleich einer Sterbenden“ (Schiller, M. St. I, 2.). Anm. Gemessen in engerer Bed. ist s. v. a. « vermittelst einer bekannten Größe bestimmt», z. B. mit der Elle gemessen, u. dgl. In diesem Sinne aber gehört das Wort nicht mehr in diese Sinnverwandtschaft. 818. Gemüthsbewegung. Affect. Leidenschaft. Ü. Eine in dem innern Seelenzustande vorgehende Veränderung (Bewegung) des Fühlens oder Wollens. V. Gemüthsbewegung bez. den Begriff überhaupt (S. Seele. Gemüth), und wird im Besondern gesagt, wenn jene Bewegung gelinde, schwach ist. Der Affect, das lat. affectus, von allicere Caus ad an und facere thun oder machen) = eig. anthun und fofort Eindruck auf etwas machen oder rühren (afficiren), bed. ,, das übermäßige innere Gefühl", d. i. ein solches inneres Gefühl, welches den f. g. innern Sinn mit größerer Stärke bewegt (afficirt)1). Die Leidenschaft dagegen ist das übermäßige sinnliche Begehren oder Verabscheuen, oder beides zusammen (wo sie dann eine ge= mischte Leidenschaft genannt zu werden pflegt). Sie hat also, wie der Affect im Gefühlvermögen, so im Begehrungsvermögen ihren Sih, und begreift solche sinnlichen Begierden und Verabscheuungen, welche den f. g. innern Sinn mit größerer Stärke und andauernd 2) bewegen. In solchem Sinne sagen wir auch z. B., daß einem Menschen das Spiel, die Jagd u. f. w. zur Leidenschaft werden können, um hiermit die andauernde, unwiderstehliche. hinreißende Begierde nach Spiel, Jagd u. s. w. auszudrücken; daß uns aber etwas zum Affect werde, sagt man nicht. Gemüthsbewegung im engern Sinne benennt man nun z. B. die Betrübniß, die Schwermuth u. s. w., als schwächere Gemüthsbewegungen; Affecte aber sind Freude und Schmerz, Schnsucht, Bewunderung, Entzücken, Schrecken, Entfeßen, Scham, Weigand, Wörterb, der deutsch. Synonym. I. 35 Zorn, Verzweiflung, Betrübniß, Mitleid, u. s. w.; Leidenschaften Liebe und Haß, Selbstsucht, Rachsucht, Eifersucht, Ehrsucht, Habsucht, Abscheu u. s. w. An und für sich bez. der Ausdruck Leidenschaft den „Zustand des Leidens", insofern leiden von dem innern antreibenden Bewegtsein (S. ahd. lidan und daz leid b. Graff II, 169. u. 171.) und von dem Geschehen-lassen dessen, was uns so bewegt, gesagt wird. R 1) Cicero erklärt: Affectus est motus animi vehementior ad corpus simul pertinens », der Affect ist eine heftigere Bewegung des Ge= müths, die sich zugleich auf den Körper erstreckt. 2) Sehr bezeichnend z. B. «Denn zu tief schon hat der Haß gefref= sen (Schiller, Br. v. M.). ม = 819. Genau. Pünktlich. Ü. Ohne die geringste Abänderung oder Abweichung so, wie es sein soll. V. 1) Genau, mhd. genouwe, Eines Stammes mit Noth ahd. nôt f. naut, noch ahd. noh u. goth. nauh (Nr. 19.), und, als Nebenform, mit nähen ahd. nâuuan (nawan) und nahe ahd. nahi, also von der Wurzel nu nében nå zusammenfügen, verbinden, bed. eig.: zusammengefügt, 3. B. eine genaue [enge] Freundschaft". Hiernächst hat das Wort den abgeleiteten Begriff:,,in Allem, selbst im Kleinsten, passend oder übereinstimmend mit dem, wozu es passen oder womit es übereinstimmen foll" (S. Nr. 708.). Ein Kleid z. B. schließt überall genau, wenn es enge an den Leib paßt. Hiervon dann genau = bis ins Kleinste sö, wie es sein soll, nichts darüber und nichts darunter. So ist z. B. eine Rechnung genau, wenn fie bis ins Kleinste richtig ist. Der Sparsame ist genau, wenn er bis ins Kleinste nicht mehr ausgibt, als er muß. Man ist im Dienst genau, wenn man bis ins Kleinste Alles thut, was man thun muß und wie man es thun muß. Pünktlich, v. d. Fremdworte Punct d. i. lat. punctum Stich v. pungere stechen, bed. eig.,,nach Art einer feinen Spize", und davon figürlich: auf das Feinste, d. i.,,im höchsten Grade so, wie es sein soll", also s. v. a. sehr genau". Man bezahlt z. B. eine Rechnung genau, = auf die Zeit, wo sie bezahlt werden muß; verstärkten Ausdruckes würde man pünktlich sagen. Ihr seid genau in Eures Kaisers Dienst" (Schiller, W. T. IV, 3.). „Die Liebhaber sind so pünktlich wie die Sonne" (Göthe, Jery u. Bätely). 2) Genau wird allgemein gesagt, sowohl von dem, was ist, wie auch von dem, was geschicht oder gethan wird; pünktlich aber kommt nur in dieser legten Beziehung vor. Man ist z. B. genau und pünktlich in seinem Amte; aber man sagt nicht, daß eine Rechnung oder ein Kleid pünktlich seien, sondern genau. - 820. Geneigt. Wohlgeneigt. Gewogen. Gnädig. Günstig. Hold. Zugethan. Geneigts heit. Gewogenheit. Gnade. Gunst. Huld. Ü. Gute Gesinnung für jemanden äußernd. V. Am Allgemeinsten bez. bieß zugethan wegen der Allgemeinheit des Wortes thun. Zu - - zeigt hier die Vereinigungsrichtung an. Geneigt, das leidentliche Mittelwort (die Passivform) von neigen (S. Nr. 419.), bed.: angenähert zu jemanden hin aus innerem Triebe, z. B. aus Wohlgefallen, Wohlwollen, Liebe u. dgl. Hierbei findet Ähnlichkeit mit dem Bilde von Linien Statt, die sich zu einander neigen, um in cinem Vereinigungspunkte zusammenzutreffen. Wohlgeneigt = in hohem Grade geneigt, wie z. B. wohlgeborgen f. v. a. in hohem Grade geborgen u. s. w. Gewogen, ahd. giuuëgan, ist das leidentliche Mittelwort (die Passivform) von wiegen ahd. uuek (g)an (im Präteritum uuac), welches Zeitwort bed.: bewegen und zwar mit Kraft 2); dann auch Werth und Schwere (Gewicht) haben", indem dieses die Wagschale niederbewegt und so neigt; und daher sofort s. v. a. wichtig sein, gelten, geschäßt werden. Hiernach wird unser gewogen, was schon als mhd. gewëgen in der Kaiserchronik s. v. a. geneigt" bed., nur von einem Höhern gesagt, der einem Niedern geneigt ist, insofern dieser der Geneigtheit jenes Wichtigkeit und hohe Geltung beilegt. So pflegt z. B. der Fürst den Niedern zu versichern, das er ihm in Gnaden gewogen bleibe. Gleicher Weise singt der Dichter sehr bezeich nend: Götter waren ihr gewogen, Menschen waren ihr geneigt" (Herder). "Weil den Verliebten Beleidigung dieser Art zur Liebe mehr, als zur Gewogenheit reizt" (Namler, i. d. Katull LXXI, 8.). Wer nun z. B. gegen seines Gleichen ausdrückt, daß er dessen Gewogenheit sich zu erhalten wünsche, der will in der Sprache der Höflichkeit den Andern über sich sehen und der Geneigtheit desselben eine bedeutsame Wichtigkeit beimessen, wie der Liebende, der von der Gewogenheit seiner Geliebten gegen ihn redet. Die Gunst, aus Ge-unft 2), mittelst des st von gönnen ahd. kg)iunnen abgeleitet (S. Wünschen. Gönnen), lautete ahd. einfach der unst von ahd. unnan zuertheilen, gestatten, gewähren (S. Abgunst Nr. 41.), aber schon inhd. die gunst Gestattung (Barlaam 29, 24.). Dieß ist denn auch der Grundbegriff des Wortes, wie noch im gemeinen Leben, wenn man in dem Ausdrucke mit Gunft" um Erlaubniß oder Ge währung bittet. Daher dann Gunst der Zustand der Geftattung zur Förderung von jemandes Absicht oder Wohl. Das z. B., wenn Schiller „die Günft des Augenblicks" besingt, oder wenn der Schiffer von günstigem Winde spricht, u. dgl. Die Gelegenheit ist günstig" (Schiller, Tell IV, 3.). In diesem Sinne wird das Wort endlich auch von der guten Gesinnung gegen den Andern gebraucht, um dessen Wohl und Absicht zu fördern. Der Gönner z. B. ist nicht bloß demjenigen geneigt oder ge= wogen, dem er seine Gunst erweist, sondern er sucht das Beßte seines Günstlings auf jede Weise zu fördern. Die Huld, ahd. diu huldt, ist das wohlthuende Wohlwollen gegen jemanden, dann im Besondern des Höhern gegen den Geringern. 3. B. „Es wird mir manche schöne Hand Ein Pfand der Huld verleihen" (Bürger), " Was sind wir, Wenn kaiserliche Huld = |