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A. C. durch in ihren Sinn stärcken; weil ihnen der 161 Tod wird lieber als das Leben seyn, so lange sie in der Meynung stehen, daß sie für ihres GOttes Ehre sterben. Sie werden dadurch cure Ueberwinder, daß sie den Tod weniger als die Bollbringung eures Befehls achten.

Klaget ihr über das vielfältige Erdbeben, so sich noch täglich eräuget? Lieber, kellet eine Bergleichung an, wie ihr oder fie, sich in dieser gemeinen Noth betragen? Jener Bertrauen auf GOtt vermehret sich mit der Gefahr, ihr aber lafset so fort den Muth fincken. Ja ihr vergesset dabey nicht allein Gottes und seines Diensts, sondern ihr verfolget noch dazu diejenigen biß zum Tode, die nicht unterlassenGÖtt zu verehren und anzubeten.

Jhe wisset, wie vieleStatthalter an unsein gottseligen Bater wegen dieserSecte ihren Bericht ergehen lassen, welche aber immerzu den Bescheid erhielten, gedachten Leuten keinen Verdruß zu machen, es sey den, daß sie etwas wider das Reich vornehmen. Dannenher ertheile ich, zufolge seiner Verordnungen, allen denen, die von dieser Sache an mich etwas gelange lassen, hiemit gleichen Bescheid. Solte aber dem ungeachtet, sich jemand unterstehen, bloß aus der Ursache sie zu belästigen, weil sie Christen sind, befehle ich hiemit, daß die Verklagten, ob sie

gleich Christen befunden werden, loßgelassen; Die Kläger aber ernstlich gestraffet werden.

Dieser Brieff ward zu Ephesus, in der öffentli chen allgemeinen Versammlung von gank Asien verlesen. Colchem Befehl ward nachgelebet; und das ganze Rdmische Reich schwebte in einer stillen Ruhe. So gar glücklich war der Anfang der Regierung unsers Kåp, fers, und so geruhig alle Länder, daß man håtte meynen Fönnen, der gelinde Geist des Pius wåre in seine beyde Nachfolger gefloffen, da doch gleichwohl die Naturen diefer beyden Käyser so unterschiedlich als ihre Angesichte waren. r)

Denn Marcus Antoninus war standhafft und bescheiden; ernsthafft und freundlich; gnådig und ges recht; gelinde gegen andere, ftreng gegen fich selbst; unempfindlich gegen eiteln Ruhm, unveränderlich in seis nem Vornehmen. Er bedachte zuvor was er that, und richtete es bald ins Werck ohne Hefftigkeit oder Eigens finn. Er war ein Feind der Ohren-Blåfer; fromm ohne Scheinheiligkeit, måßig in allen Dingen; gleichmus this, Meister von sich selbst. Gehorsam der Vernunfft; unfähig aller Verstellung; fleißig auf seiner Huth wis der die Eigen Liebe; weder ungedultig noch unruhig; schnell zu vergeben alle Beleidigungen wider seine eigene Person, aber unerbittlich, wenn die Nothwendigkeit, (das war das allgemeine Beste) ihn zwang zu straffen. Seine Gefeße waren gleich vor jedermann, und er ließ feinen Unterthanen eine gängliche Freyheit. Seine Absicht war immer das gemeine Beste, nie seine eigene Luft, Vortheil, oder Ehre. Kurk, fein ganzes Trachter. gieng dahin, sich der Regierung GOttes zu unters werffen, denen Menschen Gutes zu thun, die Gerechtige b 4

r) Capitolinus, loco citato,

feit

A. C.

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A. C. feit zu handhaben, und die Wahrheit alleweg zu reden. 161 Dahingegen besaß Lucius Verus keine einzige von diesen Tugenden. Er war weder in der Liebe noch im Zorn sein selbst mächtig. Und seine größte Tugend war, daß seine Laster nichts viehisches genug hatten, ihn zum Tyrannen zu machen. Diese Unterschiedlichkeit der Neigungen, konte man in den ersten Jahren nicht mercken: weil theils die Ehrerbietung, theils die Dancks. bahrkeit gegen seinen Bruder ihn vermochten, alle Tücke in seiner Gegenwart zu verbergen. Er stellete sich viels mehr, als wolte er ein Nachfolger der. Weisheit des Antoninus werden; ja er wuste sich in alles so zu schis cken, daß man håtte sagen sollen, Wiarcus Antoninus regiere ganz allein; denn Derus hatte vor ihm so viel Ehrerbietung, als ein Abgeordneter vor seinen Princis pal, oder ein Statthalter vor den Käyser. Aber wie es schwer ist die Laster im Zügel zu halten, wenn der Zwang verschwindet; also verlohr dieser Pring keine Gelegen heit, diefelben allenthalben wo er freye Hände hatte, blis cken zu lassen.

Zu Ende dieses ersten Jahrs seiner Regierung, ward Commodus gebohren. Und die Natur schien sich bey der Geburt eines Prinken zu bewegen, welcher dereinst ihr Schand-Fleck werden solte. s) Als die Mutter noch mit ihm und seinem Bruder als Zwillinge schwanger gieng, träumete ihr, sie gebähre zwo Schlans gen, deren die eine einem abscheulichen Ungeheuer åhns lich war. So ward mit Commodus dem Römischen Volck mancherley Unglück gebohren: Die t) Tieber überschwemmete ein groffes Stück der Stadt. Sie ertranckete Vieh, und Ländereyen, und verursachete theure Zeit. Die beyden Käyser kamen diesem Uebel durch

s) Lampridius in Commodo.
t) Capitolinusin Marco.

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durch eine freygebige Austheilung allerhand Lebens-Mits A. CA tel zu Hülffe. Auf die Ueberschwemmung folgte ein Erde 16I beben, Feuers-Brunst in unterschiedlichen Städten, eine böse und angesteckte Lufft; Diese zeugete eine Menge von Ungezieffer, welches was Feuer und Wasser unbeschädigt gelaffen hatten, vollends verderbete. Endlich entzündete fich der Krieg an allen Ecken. Die Parther überfielen die Römische Armee in Armenien, unter Anführung ihs res Königes Vologesus,und nachdem sie dieselbe fast in die Pfanne gehauen, drungen fie in Syrien, und verjagten den damahligen Statthalter Attilius Cornelianus. Die Catten verzehreten alles mit Feuer undSchwerdt in Teutschland, biß an die Graubünthen, und die Britz tannier fingen auch an sich zu empören.

Bey so verwirreten Zeiten, ward Calpurnius 2♦ A. C: gricola wider die Brittannier, Aufidius Victorinus 162 wieder die Catten, und zum Krieges- Zug wieder die Pare ther, Lucius Verus ernennet; welcher auch kurk dar auf, im Jahr Chrifti hundert zwey und sechzig seine Reise dahin antrat. Doch erachtete man zu glücklicher Ausfüh rung so groffer Dinge zweyerley nothwendig, den Beyz stand GOttes, und die Eintracht der Regenten, beydes erinnerte sich Antoninus zu der Zeit, als er vorher einen Buß- und Beth-Tag ausschreiben hieß, auch vor Abreise seines Collegen, mit demselben eine brüderliche Eintracht verabredete; wie solches beydes, die zu der Zeit geprägten Münken, abermahl beglauben.

Die nothwendigen Geschäffte erheischten die Ges genwart Marcus Aurelius Antoninus zu Rom; darum begleitete er seinen Mit-Regenten Verus, nicht weiter als biß Capua, woselbst er unter vielen Liebess

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Beg

A.C. Bezeugungen von ihm Abschied nahm, auch seiner vors 162 nehmsten Bedienten und Freunde unterschiedliche ihm

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als Gefährten beyfügte. Ich weiß nicht ob es geschach, die Hoff-Haltung dieses jungen Käysers desto ansehnlicher zu machen, oder ob die Absicht daben war, sich seines Uns ternehmens um desto mehr zu versichern, und durch die Gegenwart solcher Personen feinen lasterhafften Neis gungen einen Zügel anzulegen? Gewiß ist es, daß dieses Geleite zu schwach war, die böse Neigung eines lasterhaffe ten Gemüths zu brechen; denn Derus verlohr mit der Gegenwart Antoninus, die vorige Furcht und Ehrers bietung vor demselben; Er schlug die Niederlage der Römischen Legionen in den Wind, er vergaß daß Syrien fich empören, und durch seine Wollüfte das uns schuldigste Gemüth anstecken konte; Auch stürzte ihn die Unmäßigkeit seines rohen Lebens, bald in eine gefährs liche Kranckheit zu Canufium. Antoninus war kaum nach Rom zurück kommen, als die Zeitung ihn vermoch te wieder auffzubrechen, um den Derus zu sehen; doch unterließ er nicht vor seiner Abreise, in öffentlicher Rathss Versammlung ein Gelübde zu thun, welches er auch ben der Rückkehr, seiner Frömmigkeit gemäß vollenzogen hat. u)

Lucius Verus ward zwar wieder gesund am Leis be, aber fein Gemüth war dergestalt erkrancket, daß es ihn bald wieder in allerhand Laster stürkete. Den Weg dadurch er zog, füllete er mit Denckmahlen seines wüsten Lebens an, und vergaß, als er nach Daphne in die Vors stadt von Antiochia kam, daßer Käyser, und dieser Ort der Sammel-Platz aller Unanständlichkeiten fen. Ein jeder ehrbahrer Mensch scheuete damahls diese Stadt, welche ihre angenehme Gegend, ihre heitere Lufft, ihre

u) Capitolinus in Marco, p. 46.

schate

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