ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

ften war; ließ sich der Käyser diese ihre äusserliche Gefäls AC ligkeit, von einer Entschliessung abhalten, welche mit der 47E Ehrerbietung, so er auch nach dem Tod vor ihrem Vater Antoninus Pius bezeugte, in ihm selbst einen heimlicher Streit erregete. Derowegen entschloß er sich mit der wiederhohlten Betrachtung zu stärcken, daß ein Unara tiger sich selbst beleidige; und wolte durch angeregte gute Verordnung versuchen, ob feines Weibes so wohl, als ander Römerinnen böse Sitten, durch heilsame Gea fehe zu bändigen wären ?

Hadrianus f) hatte schon zu seiner Zeit verboten, sich keiner Sanfften, Gutschen, oder Pferde in den Ståda ten zu bedienen. Dieses Verboth verneuete Antonis Hus mit angehångter schweren Straffe; denn er wolte nicht zugeben, daß man fokhe Dinge als etwas Gemeis nes brauchen solte, welche Cesar und Augustus durch ihre Triumphe, von dem gemeinen Gebrauch abgesondert hatten

Er wuste auch, daß es der Fürsten gröster Fehler und Schaden sey, wenn sie folchen Leuten eine Obriga keitliche Würde anvertrauen, die es nicht verdienen. Dannenhero schlug er dergleichen unverdiente Ansus chungen freymuthig ab. Davon kan folgende Antwort zeugen, welche er einer berüchtigten Persohn gab, als Dieselbe ihn um eine gewiffe Bedienung ansprach: Rechtfertiget euch zuvor mein Freund, von der übeln lachrede, so jederman über euch ergehen last! und als jener versezte: Ich finde gleichwohl viele Obrigkeitliche Persohnen, die nicht beffer find als ich. Nahm der Käyser solche Freyheit nicht un gnädig auf, sondern bemühete sich daß man ihm hinkünff. « tig

f) Spartianus in Adriano. cap. 29. & Capitoliaus in Marco,

23.

A.C.

tig dergleichen nicht mit Recht, mehr vorwerffen möchte. 171 Er wegerte keinem das gebührende Lob, der sich hatte ums gemeine Wefen verdient gemacht, sondern gebrauchte sie ferner zu solchen Dingen, die ihnen einmal wohl gelungen waren; führte auch dabey diese Worte offt im Munde: Daß es nicht in dem Vermögen eis nes Fürsten stünde, seine Unterthanen so zu machen wie er sie haben wolte, wohl aber, sich derselben nützlich in solchen Dingen deren sie kündig wären, zu bedienen.

Fand er an jemand Verdienste, so wuste er diesels bigen nach Würden anzusehen; und es war ihm eine Lust, wenn er seinen Freunden einen Gefallen erweisen konte. Drum war er denen so es mit Recht verlangten, zu den gröften Ehren-Aemtern beförderlich. Die aber eine rus hige Lebens-Art erwehlet hatten, überhäuffte er mit Ges schencken. Doch wurden nur die mit solchen Käyserlichen Gaben begnadiget, von welchen das gemeine Beste hins wieder seinen Nugen haben konte; zu folge der klugen Res gel feines Vaters Antoninus Pius, welcher zu sagen pflegen: Es sey nichts schändlichers, als wenn die öffentlichen Einkünffte solchen Leuten zu Theil würden, die durch ihren Fleiß weder das gemeine Beste befördern, noch die öffentlichen Einkünffte batten vergrössern helffen. g)

Die Armen ließ unser Käyser nie ungeholffen: und war ihm eine so grosse Lust denen Dürfftigen beyzusprins gen, daß er es als eine fonderbahre Wohlthat des Hims mels rühmet, der ihm die Gelegenheit und das Vermde gen gegeben, nie keinen Dürfftigen ungeholffen von sich zu lassen! h)

Capitolinus in Pio cap. 7.
Antoninus libr, I. ad fe ipfum, §. 17.

[ocr errors]

i

In Bestraffung der Missethaten milderte er zwar A. C. die Schärffe der Gefeße; aber dennoch wolte er die Ges 1 7 1 rechtigkeit allenthalben aufs genauste gehandhabet wiss fen: So gar, daß er einst einen gewissen Pretor hart zuredete, als er in der Sache einiger Persöhnen zu ges schwind oder zu parthenisch verfahren, fagende:. Es ist das allerwenigste so eine bestellte Obrigkeit vers richten kan, die Gedult zu haben, alle vorkoms mende Sachen mit Fleiß zu untersuchen. Und als etwa ein andrer Richter in einer wichtigen Sache auf gleichen Schlag verfuhr, ließ es zwar des Käysers Güs tigkeit nicht zu, denselben feiner Würde gånßlich zu ents seßen; doch konte feine Liebe zur Gerechtigkeit es auch nicht ungestrafft laffen; derowegen suspendirte er ihn eis ne Weile, und ein andrer muste indeffen sein Amt vers walten. So gar bemühete er sich auf alle Weise, die Menschen vom Böfen auf das Gute zu lencken. Er bes lohnete ihre gute Thaten, und die bösen deckte er so viel möglich zu durch seine Lindigkeit; oder er sahe sie mit sols chen Züchtigungen an, die nicht so wohl scharff, als heils fam waren. i)

Gleichwie aber der Regenten Sitten einen grossen Einfluß auf die Völcker haben, und denenselben entwes der zu vielem Guten oder zu vielem Böfen Anlaß geben; also wäre die übermäßige Liebe der Weltweißheit unsers Käysers, denen Römern bey nahe schädlich worden. Denn es thaten sich allenthalben so viele müßige Weisen hervor, die dem Antoninus zu gefallen, zwar die Kleis dung solcher Leute, aber nicht ihre Tugenden trugen; daß ihre Menge anfing der ganzen Republick beschwers lich zu seyn. Allein der vernünfftige Kanser wuste dieser Unordnung bald zu steuren; indem er denen so genannten

D

i) Capitolinus in Marco cap. 12, & 24,

und

A. C. und verkleideten Weisen die gewöhnliche Freyheiten ents 171 zog, und dieselbe nebst seiner Gnade, nur denen alleine wiederfahren ließ, die in der That Weise waren, und ihnen Diesen Nahmen nicht so wohl angemasset, als durch eine nüßliche Tugend-Uebung denselben verdienet hatten. k) Er pflegte offt zu sagen: 1) Kin Räyser måste nichts oben bin verrichten; weil eine kleine Saumseligkeit Ges legenheit zu groffer Unordnung geben konte.

.

Er ließ denen Advocaten Zeit, alles vorzubringen, was sie konten, ihre Sachen zu beschönen, und achtete es unbesonnen, der Ausführung einer Sache ein Ziel zu seHen, deren man nicht kundig ist. Er wuste, daß die Ges dult ein Stück der Gerechtigkeit ausmache, und daß es beffer fey, einen unnüßen Vortrag der Advocaten anzus hören, als dieselbe hindern was nothwendig ist zu sagen. Drum untersuchte er die kleinsten Händel eben so genau, als die wichtigsten, weil nach seiner Meynung die Gerech tigkeit allenthalben gleich groß seyn müste. Er brachte manchesmahl wohl zwölff Tage über eine Sache zu; blieb alsdenn in der Rath-Stube biß in die Nacht, und ging nicht eher aus der Versammlung, biß der Consul nach Gewohnheit geruffen hatte: Wir halten euch nicht länger auf! m)

Diefer fein gedultiger Fleiß ist um desto merckwür diger, weil er sonst von so schwacher Gesundheit war, daß er nicht die geringste Kälte vertragen, und nur sehr wes nig Speise geniessen konte. Und doch dennoch verschob er seines Leibes Pflege biß in die späte Nacht, genoß auch des Tages über nur ein wenig Theriack, den Magen zu

k) Capitolinus in Marco c. 23.
1) Antoninus lib. IV. §. 2.
m) Capitolinus in Marco; cap. 10.

stärcken,

Starcken, damit seine Verrichtungen, und Arbeit fürs A. C. gemeine Beste nie möchten unterbrochen werden. So 171 gar nichts war fähig ihn an der Pflicht zu hindern, die er glaubte, feinen Unterthanen schuldig zu feyn, und zu wela cher ihn, wie er selber oft gesagt, sein königliches Amt vers bünde. n)

Die Zeit hielt er viel zu edel, auch nur einen Aus genblick derselben, auf Lappereyen zu verwenden. Auch die Stunden waren bey ihm nicht verlohren, welche er bey den öffentlichen Schauspielen zubrachte, denn er laß in währender Zeit, oder unterschrieb. o) Desgleichen trachtete er auf seinen Reisen, oder unter den verdrieß fichften Verrichtungen die Zeit zu gewinnen, und von den Augenblicken einen Vortheil zu machen, welche ans dere entweder zu ihrer Ergötung, oder Ruhe anzuwens den pflegten. Bey solcher Müsse war er mit sich selbst beschäftigt, und alsdenn forderte er von seinen Thaten, von seinen Gedancken, and von seinem Vorhaben Rechs nung.

Diesen müßigen Stunden haben wir sein unvers gleichliches Buch zu dancken, welches iso in teutscher Sprache erscheinet. Die doppelte Unterschrift, des erz ften und des andern Büchleins, bekräftigen was ich fas ge. Das Erste ist unterschrieben zu Carnunte in Pans nonien, als er wider die Marcomannen zu Felde lag; das Andre, in dem Feld-Lager wider die Quaden. Bendes also, unter währenden allerheftigsten Kriegen. Dergleichen wohl angervandre Augenblicke, hatten noch andere vollständigere Wercke hervor gebracht, welche uns aber die Zeit geraubet hat. Darunter ist am meis ften der Verlust seiner Lebens-Beschreibung zu bes D2.

n) Xiphilinus ex Dione p. 273:
D) Capitolinus, in Marco cap 15.

dau

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »