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A.C. dauren, welche er zum Unterricht seines Sohnes selber 171 aufgesetet hatte; wo dieses Buch von seinem Leben, nicht etwa die XII. Bücher seiner Betrachtungen über sich selber find?

Antoninus war der Meynung, daß die gröffeste Macht eines Reichs in dem klugen Rath der Weisen bes stünde; Daher fing er nichts wichtiges weder im Krieg noch Frieden, ohne seine Räthe zu fragen an. Ja dies fe frug er nicht allein, sondern er wolte auch das Gutbes finden andrer geschickten Leute wissen, deren er eine aus erkohrne Zahl am Hofe, in der Stadt, und in allen Zünften hatte. Sein Herz war zu edel diese Leute zu seis ner eigenen Meynung zu zwingen, sondern er unterwarf fich selber ihrem vernünftigen Gurdüncken freywillig, fagende: Es ist vernünftiger, daß ich den Rath so vieler wackern Leute folge, die alle meine treue Freunde find, als daß so viele wackere und erfahrs ne Leute, sich allein nach meinem Eigensinn richs ten! p)

Weil aber die Schmeichler, dis vernünftige Nachs geben, dem hohen Ansehen eines Fürsten als eine Schanz de verwerffen, auch die Eigen-Liebe die Mächtigen leicht zum Eigenfinn verleiten kan, wafnete sich dieser grosse Kayser mit folgender Betrachtung wider dieses Ubel: Daß der Mensch nicht weniger ungezwungen und in seiner völligen Freyheit bleibe, ob er sich gleich der Meynung eines andern unterwirft, weil es als: denn nicht mehr eines andern, sondern seine eigene Meynung wird, indem sein eigener Verstand es vor eine Wahrheit achtet. q)

So hielt er auch sein Wort unzerbrüchlich. Und

p) Capitolinus in Marco. c, 22,
Antoninus, libro IV.

Damit

damit er die falsche Regel der Schmeichler zu Schanden A. C. mache, welche ihren Königen einbilden wollen, daß ein 171 Kluger Fürst kein Sclave feiner Zusagen seyn müsse, wenn dieselbe anfangen mit seinem Vortheil zu streiten; sondern daß er sich vielmehr derselben als eine Lockspeise bedienen, und andere damit ins Meh ziehen müste. Sols chen tückischen Staats- Leuten, sage ich, hat er folgens de Regel entgegen gefekt, welche die Aufmercksamkeit als ler groffen Herren, und die Verwunderung der ganzen Welt verdienet: Hüte dich dasjenige als nützlich anzusehen, welches dich nöthigen kan deine Zusas gezubrechen! r)

So oft es der Länder Wohlstand erforderte, vers ånderte Antoninus ihre Regierung. Dem Gurdün, cken des Volcks überließ er nach Augustus Weise, dies jenigen Länder, von welchen man sich nichts zu befürchten hatte, die Verdächtigen aber versahe er selbst, mit getreus en Statthaltern. s)

Auch bemühete er sich zu erfahren, was man von feiner Regierung urtheilete, nicht so wohl um diejenigen zu strafen welche zu frey von ihm redeten, als daraus zu ersehen, was man an ihm lobe oder tadele; damit er abs schaffen möchte, was denen Unterthanen nicht gefiel, und in demjenigen fortfahren, so ihnen beydes nüßlich, und angenehme war. Beschuldigte man ihn aber einiges Las sters, dessen er sich nicht bewust war, antwortete er seinen Verleumdern entweder schriftlich, oder mündlich, nicht so wohl sich selbst zu rechtfertigen, als die Anklåger zu uns terrichten, und durch Erwehnung der Umstände von dem Gegentheil zu überzeugen. t)

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Groffe

A. C.

Groffe Ehrenbezeugungen waren ihm nicht anges 171 nehm, und er wolte keines weges zugeben, daß man ihm Tempel oder Altäre aufrichtete : denn er wußte, daß ein Fürst durch wahre Tugenden, aber nicht durch die schmeichelhaften Lob- Reden des Volcks, můste vergöt tert werden; ja daß ein gerechter Regent, die gange Welt zum Tempel, und alle ehrliche Menschen zu Pries stern, und zu Dienern hätte.

Anklågern und Verleumdern gab er kein Gehör; und die Angeber neuer Auflagen, verachtete er zugleich mit allen erpresseten Einkünften. Denen Landpflegern befahl er alle die aufs hårteste zu straffen, welche von jes mand etwas über die Gebühr förderten. Kurk, alle Völcker lebten unter seinem Käyserlichen, und mächtiger Regiment, so fren als in einer Republick. u)

Unterdeffen hatten die Marcomannen getrachs tet, den Käyser durch die geleistete Huldigung einzuschläfs fern, damit sie von seiner Entfernung den Vortheil hår? ten, hernachmals mit verdoppelter Macht und Wuth im Felde zu erscheinen. Man hatte um destomehr Uhrfach, fich vor sie zu fürchten, weil sie alle Völcker von Illyrien an, bis mitten in Gallien auf ihre Seite gebracht hats ten. Da nun überdem die Römische Armee theils durch die Pest, theils durch viele Kriege geschwächet, und der Käyserliche Schak durch groffe Ausgaben erschöpfet war, fiehet ein jeder leicht, daß Antoninus damahlen in eis nem Bedrang gewesen, dergleichen er noch nie erfahren hatte.

Dem Mangel des Volcks half er durch Werbung aller Fechter, Banditen, aus Dalmatien und Dardas nien, wie auch aller Leibeigenen ab; welches seit dem zweyten Punischen Kriege nicht geschehen war. Doch

u) Capitolinus in Marco c, 11,

ift

ist merckwürdig, daß das Römische Volck nicht damit A. Ci zu frieden gewesen, daß unser Käyser ihre Sicherheit auf 1 7 1 Kosten ihrer Lusibahrkeiten fuchte. Denn man forderte ohngescheut die Fechter wieder, und man hörete in vies len Gaffen auffrührisches Murren der Uebelzufriedenen, Die so frech waren zu sagen: Wil uns denn der Røyя fer alle zu Weisen machen, indem er uns unsere Luftbarkeiten und Schauspiele entziehet ? x) Ans toninus aber ward hiedurch nicht beweget! weil er den Sinn des Pöbels Fante, der heute tadelt was er morgen. lobt, daferne man fortfähret die Vernunfft als eine Wegs weiserin zu folgen. y)

Der andere Mangel war gröffer, und einem Käyser der wie Antoninus gesinnet, nicht leicht zu heben. Das ficherste Mittel bedünckte ihme, wie vormahls z) ers va und Trajanus gethan, die Käyserlichen Mobilien zu Gelde zu schlagen, und daraus ein zulängliches Capital zu machen. Weil es aber denen Privat-Persohnen nicht vergönnet war, dergleichen Haus-Rath, oder gül dene und filberne Gefäffe zu gebrauchen, war es nöthig, ihnen zuvor hierüber eine Freyheit zu ertheilen. Hier auf gieng die Auction aller Käyserlichen Kostbarkeiten vor fich, und man verkauffte Stückweife, alle Edelgesteine, Gemählde, Gefäffe, Tapeten, Gold- und Silber-Gea schirz, Gläser, Hausrath, Kleider, (so gar der Käysers in,) samt einer groffen Anzahl Perlen, die man in des Hadrianus Zimmer gefunden hatte. Da fehlete es des nen unartigen Römern am Gelde nicht, diese Kostbars Feiten zu kauffen, ob sie gleich vorher sich geweigert hats ten, zu ihrer eigenen Sicherheit, einem fo frommen Kays fer mit ihren Mitteln beyzusøringen.

x) Capitolinus in Marco cap. 21. 22. 23, y) Antoninus, libr. IV. §. 1.6.

z) Plinius, in Panegyrico

Dies

A.C.

Dieser Verkauff währete zwen Monath, und der 172 Käyser brachte dadurch überflüßig Geld zu den Unkosten des bevorstehenden Krieges zusammen. Doch gab er bey seiner glücklichen Rückkunfft zu verstehen, daß es ihm angenehm seyn würde, so man ihm die vormahls verkaufte Sachen vor denselben Preiß wieder überlieffe, wiewohl er niemand nöthigte, das Erhandelte wieder abzustehen, es sey denn daß er dazu willig war. a)

Wenig Tage vor seinem Auffbruch verlohr er seinen jüngern Sohn, Nahmens Cesar Verus, ein Kind von sieben Jahren, welcher an einer Drüse starb, die von den Aerzten unvorsichtiger Weise war geöffnet worden. Er ertrug diesen Verlust grosmüthig; verkehrte das da mahlen instehende Fest des Jupiters, in einen TrauerTag; sprach selbst denen Aerkten einen Muth ein, bes schenckte sie, ließ dem verstorbenen Kinde eine Säule ses ken, und verordnete, dessen Nahmen denen Salischen Gedichten einzuverleiben. Darauf schritt er wieder zu feinen gewöhnlichen Verrichtungen; beforate das gemeis ne Beste; stellete zuvor ein allgemeines Opffer und Bets Tag an, und setzte seinen Feldzug wider die Feinde fort. b)

Dieser war beschwehrlicher und langwieriger als alle andere. Der Käyser nahm sein Quartier zu Car, nunte, führete seine Armee über die Donau, griff die Feinde an, schlug felbige zu unterschiedlichen mahlen, verHeerete ihre Dörffer und Magazinen, so gar, daß viele der feindlichen Bundsgenossen über die Geschwindigkeit feiner Siege erstaunend, ihre Parthey verlieffen und sich ihm unterwarffen, welche alle gnädig von ihm auffge

nommen wurden.

Und gleichwohl wäre dieser glückliche Fortgang sei

a) Capitolinus in Marco, cap. 20.

b) Idem ibidem.

ner

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