ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

Egypten ward. Weil aber das Glück, die Meynung A. G. der Menschen nicht verändern kan, giebt es ihnen die Kün- 175 heit ein, diefelbige zu verkappen. Dannenher auch Cass Fius durch die Gewogenheit des Glücks verblendet, ihm so fort traumen ließ, er entstamme von dem alten Caßius,der zu seiner Zeit sich wider den Cåsar empöret hatte. Hie brauchte man seiner Meynung nach nicht viel Beweiß; weil die Gleichheit des Nahmens schon mehr als den drits ten Theil ausmachte.

Doch war es ihm nicht genug, sich dessen Nachs kömmling zu nennen, sondern er wolte auch ein Erbe seis nes Sinnes werden, indem er ihm selbst einen tödtlichen Haß wider den kayserlichen Mahmen einbildete, öffters sagend: Daß ihm der Käyser-Nahme desto uners träglicher schiene, weil er unauslöschlich bliebe, und sich in der Person desjenigen, der ihn schiene abzuschaffen, abermal von neuen hervor thate. Er wolte demnach, wie ein zweyter Caßius, die Römis sche Republick auffrichten, woben er sich öffters dieses Wunsches vernehmen ließ: GOtt ftebe nur der gus ten Parthey zur Seiten, so soll ein Caßius, dem Römischen Wesen die alte Freyheit wieder geben!

Caßius gieng bereits in feiner Jugend, mit solchen Gedancken schwanger, und sein unmäßiger Ehrgeik, wäre fchon zu Zeiten des Antoninus Pius in öffentlichen Auffe ruhr ausgebrochen, wenn die vernünfftige Anführung des Heliodorus, folch tollkühnes Beginnen nicht gedämpfet hätte, als welcher hoffete,daß sein Sohn mit dem Alter würs de flüger werden. Caßius ftellete sich zwar, als nehme er die gute Lehren seines Vaters init Gehorsam an, biß dieser Zwang sein freches Unternehmen mit der Zeit so feurig machte, daß er sich nicht mehr enthalten fonte es zu äussern.

Der Käyser Verys ward es am ersten bey seiner

A. C. Reife in Syrien innen ; war auch nicht wenig froh, eine 175 Gelegenheit gefunden zu haben, diefen Menschen auf die Seite zu bringen, dessen anderweitige Verdienste ihm ein Dorn in den Augen waren; darum that er solches zu der Zeit, feinem Mit-Regenten Antoninus in folgendem Schreiben kund. t)

Cafius trachtet, wie mich düncket, nach dem Käyserthum! wie denn gewiß ist, daß er schon zu unsere Baters Zeiten, mit dergleichen Gedancken schwanger gegangen. Ich bitte euch, habt ein Auge auf ihn. Es misfället ihm alles was wir beyde thun; und er bringet grosses Geld zusammen: Er spottet unser beyder Lust zum Studieren; und heiffet euch, die alte runßelichte Philosophie, mich aber den wolluftigen Narren. Sehet demnach, was zu thun fey. Ich hasse den Menschen nicht. Aber nehinet indes euer und euerer Kinder wahr ! damit ihr samt ihnen nicht dereinst bereuet, daß ihr euren Bölckern einen Menschen vorgestellet, welchen die Soldaten gerne sehen und hören.

Antoninus war zu großmüthig, folches alfobald zu glauben; und schrieb dergleichen Argwohn theils der Eifers sucht, theils der fonderbaren Feindschafft des Derus ¡u, wie aus folgender Antwort zu ersehen.

Ich habe euren Brief gelesen, welcher mehr argwöhnisch, als käyserlich, ja unserm Regis ment unanständig ist. Hat GOtt dem Caf sins das Reich bestimmt, wer wirds hindern ?

*) Vulcatius in Caffio, cap, 1. & 13,

[ocr errors]

Ihr wisset daß euer Groß-Vater Hadrianus AC zu sagen pflegte: iemand kan seinen Tach= 175€ folger aus dem Wege räumen. Strebt er aber wider GOttes Willen nach dem Reich; so last ihn selber ins Netz lauffen, ohne uns einiger Grausamkeit theilhafftig zu machen, wie kan ich aber einen Menschen schuldig erkennen, welchen niemand anklaget, und von dem ihr selbst das Zeugniß gebet, daß ihn die Soldaten lieben? So pflegen auch Unterthanen gemeiniglich zu glauben, es geschehe denen Personen zu nahe, welche man als Beleidiger der Majes ftät zur Straffe zieht. Erinnert euch abermal, was Hadrianus auf solchen Fall zu sagen pflegte: Die Kayser sind hierin unglücklich, daß man ihnen nicht eher glaubet, wenn sie vorgeben, es werde ihnen nachs gestellet, bis daß ein jeder siehet, daß sie find ermordet worden! Domitianus hat dis Wort zu erst geredt, doch hab ich es lieber als des Hadrianus anziehen wollen; weil die Reden der Tyrannen nicht so viel gelten, als was die frommen Fürsten sagen.

Last demnach denCaßins seine Schwach. heiten haben, wenn er nur ein tapfrerGeneral, strenge, und dem gemeinen Wesen nützlich ist. Denn daß ihr schreibet, ich soll meiner Kinder Bestes wahrnehmen ? so wünsche ich, daß meis

ne

A. c. ne Kinder zu trümmern gehen, daferne Cafi175 us mehr verdient geliebt zu werden als sie; Ja es lebe dieser Avidius,so er dem gemeinen Wesen nützlicher seyn kan, als die Kinder des Antoninus! u)

Doch gleichwohl war der Käyser auf seiner Huth; und der Ausgang gab zu erkennen, daß Verus von der Absicht des Caßius recht geurtheilet håtte. Es war der Tugend Eigenthum, das Beste von andern zu gedens

cen.

Die Liebe der Unterthanen gegen dem Antoninus, machte dem Caßius die Vollziehung seines Vorhabens schwer; und wie geneigt ihm die Egypter und Syrer schienen, wäre er doch der Orten so weit nicht kommen, fo er sich nicht des falschen Gerüchts von dem Tode des Antoninus bedienet hätte. Ja man giebet vor, daß er diese Zeitung selber ausgesprenget, und daß Faustine, den Abgang ihres durch Kranckheit und Beschwerden abgematteten Gemahls befürchtende, die verloschene Ehrs fucht des Caßius soll aufgeblasen, und ihm ihr Ehe-Bette mit dem Reich angetragen haben; um sich also bey der kays serlichen Würde desto gewisser zu erhalten. Es ist aber nicht glaublich, daß Faustine so gar falsche Rechnung machen können, angesehen die Aufführung des Caßius fie fattsam rechtfertiget.

Dem sen wie ihm wolle, Caßius machte diese Zeis tung von des Käysers Absterben, mit einer tief-verstells ten Betrübniß kund, mit dem Zusak, daß die Armee in Pannonien, weil sie den Commodus zur Regierung zujung befunden, ihn an dessen Start zum Käyser ernens net hätte. So viel war genug sich in dieser Würde in

u) Vulgatius in Caffio, cap.2.

Orient

[ocr errors]

Orient zu befestigen, wie er denn auch, nach Besetzung der A. C. besten Pläge mit seinen Creaturen, aller Länder von Sys 175 tien biß an den Berg Taurus, sich in kurzem Meister machte. Schrieb auch zu gleicher Zeit folgenden Brieff an seinen Sohn, welcher damahls Commendant in Ales xandria war:: x)

Elendes Reich, welches Leyte in seinem Schooffe heget, die Reichthums genug haben, und dennoch mehr begehren! Gewiß, Marcus Antoninus ist ein frommer Mann, welcher dergleichen Leute leben lässet, damit er gnådig heisse, deren Lebens-Art er selbst nicht billiget. Wo ist der Cafius, dessen Nahmen wir bisher umsonst führen ? wo ist der Marcus Cato? wo die strenge Zucht unserer Vorfahren? Sie ist mit ihnen gestorben, und man suchet sie umsonst bis auf den heutigen Tag!

8 philosophiret; Er redet von der Gelindigkeit; von der Natur der Seele; von dem was gerecht, und anständig ist; aber um das gemeine Wesen bekümmert er sich nicht. Da sichest du, daß man Feuer und Schwerdt gebrauchen müsse, das Regiment wieder auf den alten Fuß zu setzen.

Wie! solte ich solche Statthalter dulden, wo sie anders Statthalter zu nennen sind, welche meynen, der Römische Rath und Antoninus, haben ihnen die Provinzen darum zu dez

[blocks in formation]

Vulcatius in Caffio. cap. 7. Capitolinus in Marco. cap. 24.
Xiphilinus in Antonino, cap. 276.

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »