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A.C. walten anvertrauet, daß sie sich bereichern und 175_nach ihrem Gefallen leben sollen? Du hast oh

ne Zweifel gehöret, welch ein Bettler der Obrifte von der Guardé unsers Antoninus, drey Tage vor seiner Beförderung gewesen, und wie reich er iho sey? woher meynest du hat er diese Schäße gezogen, als aus dem Eingeweide der Republick, und aus dem Vermögen ihrer Einwohner? doch, last sie immerhin reich seyn, sie follen mit ihren Gütern in kurtzem das gemeine Schahz-Hauß füllen! GOtt stehe nur denen Gerechten bey, so sollen die Caßianer der Republick die alte Freyheit wieder geben! y)

Der damahlen in Cappadocien commandirende General Martius Verus, welcher grossen Theil an des Caßius Armenische Siege hatte, benachrichtete Antos ninus von des Caßius Vorhaben. Der Käyser bes forgte,er möchte sich unter der Hand seines Sohnes Coms modus bemachtigen; drum fandt er nach Rom, und ließ ihn zu sich holen. Der Armee verhelete er die böse Zeitung aus Orient, so lang er konte; So bald er aber merckte daß sie ruchtbar ward, und unter den Soldaten einige Bes wegung verursachete, berieff er sie zusammen, und redete fein Kriegs-Heer also an :

Ich bin hie, liebste Mittgesellen! weder mich zu entrüsten, noch zu klagen. Dann was nüßzet es, wider die Versehung zürnen, und sich aufflehnen wider einen allwaltenden GOtt?

y) Vulcatius in Caffio. cap. 13,

doch

doch ist es einem unrecht leidenden vergönnet A. C sich zu beklagen! Jenes wiederfähret mir. 175 Beschwerlich ists, wenn ein Krieg aus einem andern gebohren wird. Noch elender, wenn ich gar in einem einheimischen Krieg mich muß verwickelt sehen; am allererschröcklichsten aber, ist es zu erfahren, daß weder Treu noch Glaube mehr bey den Menschen ist; und daß mein bester Freund, dem ich viel zugetrauet; den ich) nie beleidiget; dem ich nicht die geringste Gelegenheit gegeben, sich wider mich empöret, und mich wider Willen und Bermuthen in einen gefährlichen Krieg ziehet! Wo wird hinfort die Tugend sicher, und die Freundschaft ungekräncket bleiben, dafern ich leiden soll, daß mir dergleichen Unrecht wiederfährt? Ist denn alle Redlichkeit gestorben, und keine Aufrichtigkeit mehr unter den Menschen Kindern?

So mich etwan dis Unglück allein tråfe, wolte ich mich nicht sehr darum bekümmern, weil ich weiß, daß ich nicht unsterblich gebohren bin: da es aber ein öffentlicher Aufstand ist, inercket ihr wohl daß wir mit einander zum Krieg gereißet werden, und daß die Gefahr uns allegilt.

Wolte Cafius nur zu mir kommen, so. wolte ich in eurer Gegenwart mit ihm die Sache abthun; ich wolte vor dem Rath zu Rom mit ihm rechten; ja ich wolte ihm ohne Blutf 2

vers

A.C. vergiessen das Käyserthum abtreten, wenn ihr 175 urtheilet/daß dem gemeinen Wesen mehr mit Cafius als mit Antoninus gedienet sey. Denn das gemeine Wesen ists, dessen Wohlfart mir auf dem Herßen lieget, welche mir so viele Reisen, so lange Beschwerden, und so unverdroffene Mühe gekostet hat. Das gemeine Beste ists, so mich so lang von Rom entfernet, so mich mein kränckliches Alter mit tausend Unbequemlichkeiten zubringen macht; ja welches mir weder Zeit läffet eine Mahlzeit in Frie de zu essen, oder die Ruhe, eine Nacht ungestört zu schlafen.

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Da es aber nicht zu vermuthen, liebste Mittgesellen! daßCafius auf mein Wort sich getraue vor euch zu erscheinen, nachdem er sein Wort und Zusage so treuloß gebrochen hat; so ists vonnöthen, daß ihr wacker seyd, und euch erinnert, daß die Cilicier, die Syrer, die Egypter, und die Juden, denen Römern nimmer überlegen gewesen sind, auch hinkünftig nicht überlegen seyn werden, wenn sie auch so viel stärcker wären, als sie itzo schwächer sind als wir.

Cafius selbst, wie tapfer, und wie wohl versucht er ist, wird euch auch nichts anhaben: was kan ein Adler ausrichten, wenn er schüchterne Tauben, und der Löwe, wenn er flüchtige Hinden in den Streit führet? die Parther

und

und Araber hat nicht Caßius, sondern ihr A.C. überwunden! Es ist wahr, er hat in diesem 175 Kriege viel gethan, aber wisset ihr nicht, daß euer Martius Derus Theil an allen seinen Siegen hat?

Bielleicht bereuetCaßius zu dieserStunde sein frevelhaftes Beginnen, nachdem er versichert worden ist, das ich noch im Leben bin? Ich kan mir kaum einbilden, daß er solche Unbilligkeit würde vorgenommen haben, dafern er nicht sicher gegläubet hätte, daß Antoninus gestorben sey. Aber er soll sich eines bessern besinnen, so bald er höret, daß wir nach Orient im Aufbruch sind! Schämen soll er sich vor mich, und vor euch soll ersich fürchten.

Bielleicht entleibet er sich selbst aus Angst? vielleicht macht sich ein ander an ihm, in Meynung mir durch seinen Mord einen Dienst zu thun? Aber liebe Gesellen! diese That würde mir die gröfte Belohnung meines Sieges rauben; und Rom würde durch keinen Meuchelmord verherzlichet werden! Meine gröfte Luft soll seyn, dem Uberwundenen zu vergeben, und die Gesetze der Freundschaft an demje nigen auszuüben, der als Feind Treu und Glauben gegen mir gebrochen hat.

Scheinet euch diese Entschliessung unglaublich ? meynet nicht, daß alles Gute gånßlich aus der Welt geschieden sey; und daß alle Mensch

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A C. Menschlichkeit aufgehört habe. Es sind noch 175 hin und wieder, wenige Uberbleibsel der alten Tugend! Je unmöglicher euch dieses vorkomt, je mehr verlanget mich euch solches mit méinein Erempel zu beweisen. Und aus diesem wohl überstandenen Unglück, wil ich diesen Vortheil ziehen, euch zu zeigen, daß man auch die einheimischen Kriege zu seinem Nußen, und Erbauung anwenden könne! z)

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So redete Antoninus mit den Soldaten, und ließ einen Bericht gleiches Inhalts an den Römischen Rath ergehen; welcher den Caßius fo fort für einen Feind des Vaterlandes erklårete, und seine Güter zum Nuken der Stadt einzog, weil der Käyser vor sich nichts davon haben wolte. Commodus langete indessen im Lager an, ward auch zum Tribunus, oder Zunftmeister gemacht; der Kaya fer veranstaltete alles zum Feldzug, er entwarf die Wege fo die Völcker ziehen solten, und begab sich selbst nach Itas lien, um die Kanserin nebst seinen Kindern abzuholen, un ter Wegs aber schrieb er vom Berg Albus aus, folgender maffen an seine Faustine. a)

Wiewohl hat Verus es getroffen, als er mir damahls schrieb, Cafius stünde nach dem Käyserthum? Ohne Zweifel habt ihr vernommen, was die Wahrsager ihm verkündiget has ben. Ich warte eurer bey dem Berge Albus, um daselbst, so GOttwil, weiter mit euch zu reden.

z) Xiphilinus ex Dione. pag. 277.
a) Capitolinus in Marco.cap. 24. Vulcatius in Caffio cap. 7.
Lampridius in Commodo. cap. 2.

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