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römts Aristides, daß du so lange aufgeschoben hast A. C. uns zu sehen? Ich arbeitete antwortete Aristides, und 176 fie wissen, daß das menschliche Gemüth die Unters brechung seiner guten Gedancken ungerne erträgt. Dem Kayser gefiel diefe freye Antwort so wohl, daß er fortfuhr ihn zu fragen: Wenn follen wir euch denn boren Sie können mir nur, verseßte Aristides mit gleicher Freyheit, heute eine Materie aufgeben, so sollen fie mich morgen hören : Denn ich bin nicht von denen, die reden was ihnen in den Mund kömt, fondern die sich Zeit nehmen zu bedencken was sie sagen wollen; Doch wolte ich gerne das meine Bes Eanten und guten Freunde mit dabey seyn möchten. Das will ich gerne verstatten, antwortete der Käyser. Aber mit dem Beding, fuhr Aristides fort, daß sie obnangesehen dero Hohen Gegenwart, mit den Händen klatschen, und so frey schreyen mögen, als ob sie nicht zugegen waren. Ey! antwortete der Käys fer, mit lachenden Munde, das komt auf dich an! Hierauffhielt Aristides am folgenden Tage, mit fonder bahrer Zufriedenheit seiner Zuhörer, die Lob- Rede der Stadt Smyrna, welche wir noch unter seinen Wercken lesen. p)

Von Smyrna kam der Käyser nach Athen, woSelbst er nach Wunsch durch die groffen Geheimnisse der Höttin Ceres eingeweihet ward, welche die allerheilige ften unter dem ganzen Gottesdienst der Heyden waren. Denn wer dazu wolte gelassen werden, muste ein gank unschuldiges, und von allen Lastern unbeflecktes Leben geführet haben. Ja man muste sich vorher einer genau en Untersuchung seines ganzen Wandels unterwerffen, fo von einem dazu bestellten Priester verrichtet ward, um

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A.C. zu urtheilen, ob die sich angebende Persohnen fothaner Ges 176 heimnisse würdig wären.

Und hie ließ Antoninus abermal der gangen Stadt Athen den Vortheil seiner Gegenwart schmecken, indem er daselbst unterschiedliche Professores in allerhand Wif senschafften bestellete, ihnen eine ansehnliche Besoldung beylegete, reiche Geschencke unter die Athenienser ausz theilete, und sie mit allerhand Freyheiten begnadete. Er ging von dannen zur See, und lieff wegen zustossenden Ungewitters, Gefahr seines Lebens. So bald er zu Brundufium angelanget, legte er zusamt seinen bey fich habenden Völckern die Soldaten-Kleider ab, als wela che Zeit währender feiner Regierung, nie in dergleichen Kleidern in Italien erschienen. q)

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Gank Rom nahm seinen Käyser mit Freuden auf, welcher, weil er ganker acht Jahr lang mehrentheils in fremden Ländern zugebracht hatte, bey dieser seiner AnFunfft, einem jeglichen Bürger acht Gold-Stücke reis chen ließ. Anben erließ er der ganzen Bürgerschafft alles, was sie in die fechtig Jahr der Cammer fchuldig blieben war; er befahl auch ihre Handschrifften auf öffentlichen Marckt zu verbrennen; Sein Sohn Commodus mus ste den männlichen Rock anlegen, er ward mit dem Titul eines Prinzen der Jugend beehret; der Vater erwehlte ihn zum Mit-Regenten ; ließ ihn zugleich mit sich trium phiren; ernannte ihn zum Bürgermeister auf das fol gende Jahr; und folgte in Persohn deffen Wagen in den Circensischen Spielen zu Fuß; um auf sothane. Weise deffen Bürgermeister-Amt desto ansehnlicher und geehr ter zu machen. r)

Nach

q) Capitolinus in Marco, c.27. Philoftratus in Vita AdrianiXiphilinus I, c.

r) Capitolinus in Marco c. 27, & in Commodo c. 6.

Nach diesen gehaltenen Triumph, begab sich der A. C. Käyser gen Lavinium, um daselbst, nach so langen und 176 groffen Beschwerden vieler Kriege, fich in den Armen feiner angenehmsten Mutter zu erquicken. Verwunde re dich nicht geneigter Leser ! daß ich des Antoninus Mutter gedencke, die bereits vor vielen Jahren gestorben war? Denn unser Käyser pflegte mit diesem angeneh men Nahmen das Liebste so er auf der Welt hatte zu beles gen, und die Philofophie, oder Liebe der Weisheit, feine Mutter, das Hoff-Leben aber feine Stieff-Mutter zu nennen. Und ob ihm gleich sein hohes Amt die lette werehren hieß, hing er doch mit seinem Herzen und gangen Neigung dergestalt der ersten an, daß er des Plato Worte öffters im Munde führete: daß alsdenn die Völcker würden glücklich seyn, wenn entweder die Weisen im Lande Könige, oder die Könige weise Leute wären. s)

Es wuste auch der kluge Antoninus wohl, daß ein fiegreiches Volck, wenn es die Waffen niedergelegt hat, einige Ergohungen vonnöthen habe, fich damit zu bes Schäfftigen, um alle unruhige Gedancken mit unschuldis gen Luftbarkeiten zu vertreiben; Dannenhero stellete er allerhand Schauspiele an, nicht als ob er vor seine Pers fohn in dergleichen Eitelkeiten ein Vergnügen suchte, sona dern damit er durch allerhand kostbahre Aufzüge, dem Pöbel die Neigung zu schädlichen Neuerungen benehmen möchte.

Indem yun Rom sich solchergestalt an der Gegenz A. C. wart seines Käysers ergößete; welcher, nach vielen über- 177 standenen Beschwerden, Fried und Ruhe mit sich gez bracht hatte; lieff die Zeitung ein, daß die Stadt Smyrs nadurch eine hefftige Feuers-Brunst in die Afche geleger

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6) Antoninus, libr. VII. §. 3.

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A.C. fen, und daß durch ein dazustoffendes Erdbeben der Rest 177 der Einwohner jämmerlich sey verschlungen worden Aris ftides schrieb deswegen aus eigenen Trieb einen so klågs lichen Brief an den Käyser, daß er sich bey Lesung desselben der Thränen nicht enthalten konte, deshalben er auch von Stund an den Befehl ergehen ließ, gedachte Stadt folchergestalt wieder zu erbauen, daß der Verlust ihrer vorigen Pracht nicht gemercket würde.

Die Einwohner von Smyrna wuften ihr danckbahres Gemüth dem Aristides nicht genug zu erkennen zu geben; Dannenhero richteten sie ihm zu Ehren mitten auf dem Marckt eine eherne Seule auf; welches um desto mehr als ein Merckmahl der Glückseligkeit damahliger Zeiten anzusehen ist, weil sie die Ehre so eigentlich der Frengebigkeit ihres Käysers gebührte, fich nicht scheueten der Beredsamkeit ihres Aristides beyzulegen.

So wohl bezahlte Antoninus der Stadt Smyrs na ihre Treu! Denn als bey dem Parthischen Auffstand, der Römische General Atidius Cornelianus von dem Barbaren geschlagen war, nahm Smyrna diesen vers wundeten Heerführer willig auf, und die Bürger in der Stadt bemüheten fich gleichfam in die Wette, welcher die zerstreueten Römer am besten bewirthen, und mit Lebens Unterhalt, Kleidern, und Gewehr versehen möchs te; wie ehemahls Venufium die Zuflucht derer gewesen war, die aus der Niederlage bey Cannas entkommen. Doch war Smyrna nicht die erste Stadt, so dergleichen Käyserliche Gnade genoß, denn Carthago, Ephesus, und Licodemien, hatten ben gleichen Unglücks Fällen, schon vorher ein gleiches Käyserliches Erbarmen erfahs ren. t)

Die

t) Xiphilinus, p. 281. Philostratus in Ariftide. Ariftides, Tom, 1. Orat. 20, 21.

Die Koften fo dieser Käyser auf die Schauspiele A. C. wandte; die ansehnlichen Verehrungen, womit er das 177 Volck beschenckte; die unendlichen Summen, welche er zu Wiederaufbauung vieler durch Feuer und Erdbeben eingeåfcherten Städten herschoß, nebst der Nachlassung Der Auflagen und Schulden, womit er die Unterthanen, auch bey der grösfesten Nothwendigkeit seiner Ausgaben, erleichterte; widerlegen sattsam, alles was sich einige uns terstanden haben, wieder seine Freygebigkeit einzuwenden.

Es ist wahr, daß er sparsam gewesen, und nach dem Exempel feines Vaters Antoninus Pius, seine Eins künffte sehr zu rathe gehalten hat; Aber er war daben biß zur Verschwendung frengebig, wenn es auf des Reichs Ehre oder Wohlfarth ankam, und so bald die Unterthas. nen durch solche Freygebigkeiten eine Erleichterung erlan gen konten; denn er stund in den Gedancken, daß die Verschwendung alsdenn einen Fürsten anständiger als die Spahrsamkeit sey, wenn die Wohlfahrt des gemeis nen Wesens dadurch kan vergrössert werden. Copflegte er auch zu sagen; daß die Unterthanen die gewöhnliche Auflagen mit grösserer Luft entrichten, wenn sie sehen, daß ihr Landes-Herr, ihren Schweiß und Blut nicht so woht auf sein eigenes Wolleben, als aufs gemeine Beste ver wendet, weil sie alsdenn überzeuger würden, daß seine durch Spahrsamkeit anwachsende Schäße, dereinst die, Quelle ihrer Fülle und Glückfeeligkeit seyn würden.

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Und wie wenig Antoninus sich in diesem Urtheil betrogen, bezeuget das öffentliche Geständniß des Römis schen Volcks, welches feinem so freygebigen Monarchen zu ehren in diefem hundert sieben und siebentigsten Jahr, mit einer öffentlichen Münze berviesen hat

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daß

Die

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