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sondern auch mit seinem Thun bewiesen habe, daß ihre Beobachtung nicht unmöglich sey.

Das Mitleiden, so ein vernünftiger Mensch mit seines Nächsten Irrthum baben soll, hat mich bewogen, es zu versuchen, ob die unleug bare und ungeheuchelte Tugend eines Heiden diesen Wahn mildern könne; oder ob diejes nigen, so ihre schöne Lehre mit einem garstigen Leben schänden, durch Uebereinstimmung der Worte und Wercke eines Ungläubigen möchten beschåniet werden.

In solcher Absicht habe ich dieses grossen Käysers Lehre mit seinem Leben vergesellschaf tet, damit ein jeder sehe, Antoninus habe Felber gethan, was er gesagt; und daß nicht alleine feine Worte, sondern auch seine Wercke eine Lehre sind.

Seine unverstellte Aufführung wird alle Einwürffe der Bosheit, des Argwohns und der Mißgunst beschwichtigen, wenn du aus diesem Buche vernimst,daß sein redliches Herg vor aller Heucheley und Verstellung so viel Abfcheu, als vor offenbahren Lastern, hatte.

Es war auch keine Ruhin - Begierde, die thm seine eigene Fehler untersuchen hieß: darum hat er diese Betrachtungen heimlich, und über Sich Selbst, zu seiner eigenen Besserung angestellet, weil er wuste, daß die Selbst-Erkäntniß aller Weisheit Anfang fen.

Hieben schonte er seiner so wenig, daß er biß in die verborgenste Absichten_seines HerBens, und in die ersten Bewegnisse aller feiner Thaten drang, um dieselbigen dergestalt von aller Falschheit des Selbst-Betrugs zu reinis gen, daß sein Gewissen zufrieden und ruhig, seine Thaten aber frey, und dem Menschlichen Geschlechte konten erspricßlich seyn. Dazu ließ er sich auch die geringsten Zufälle seines Lebens dienen; ja alles was er hörete, sahe und las, ward alsobald auf die innere Verbes ferung, durch eine angestellte Betrachtung, gezogen.

Aus dieser geheimen Arbeit an Ihm Selbst, Geneigter Leser, ist das herrliche Buch erwachsen, welches ich dir hiemit überreiche. Antoninus schrieb seine Gedancken nieder, um dieselben, so oft es die Geschäffte erlaubten, nachzulesen. Derowegen hat er fie in Griechischer Sprache verfasset, und über Sich Selbst, an Sich Selbst, betitelt, weil seine vornehinste Absicht damit auf Sich Selber ging.

Es ist demnach als eine besondere Wohlthat GOttes anzusehen, daß diese edle Schrift, aus eines mächtigen Käysers allergeheimesten Zimmern, sich in die weite Welt ausgebrettet, und unsere Zeiten erreichet hat; weil diefer unvergleichliche Fürst, der in seinem ganßen Leben getrachtet hatte, sich selber fromm, und

an

Tode denen Menschen zum Lehrer und Excmpel dienen solte.

Des Kayfers Zweck ist gewesen, durch vere nünftige Einrichtung seines Eemichts, seiner Begierden und Thaten, Sich Selbst zu einer gelassenen Zufriedenheit zu bringen; damit er also bey innerlicher Ordnung und Rube sete ner Seelen, desto gerechter und ungestöhrter in Besorgung des gemeinen Wesens seyn möchte. Ob aber dergleichen Bemühung zur wah ren Glückseligkeit von nöhten, oder einem jeden Christen anständig sey, mag der Geneigte Leser selbst urtheilen.

Meines Orts habe mich nicht allein mit der Lesung dieses edlen Buchs, sondern auch init seiner Ueberseßung ergößet. Die Frantzd fische des Herrn Daciers schien mir so angenehm, daß ich versuchen wolte, ob das an sich dunckele und kurzgefaßte Griechische, sich auf gleichen Schlag fönte in unfere Teutschhe Sprache schicken. Mit dieser Arbeit war ich bereits vor 12. Jahren fertig.

Weil ich aber beständig in fremden Landern war, hatte ich zwar öfters Gelegenheit an Antoninus Lehren, aber nimmer an die Ausfertigung meiner Uebersetzung zu gedencken: biß neulich einige Freunde, bey Lesung meines Büchleins von der Zufriedenheit, fragten: wer doch der darin fo oft erwehnte Bapfer Marcus Aurelius Antoninus scy?

*Die gütige Nachfrage wird zwar mit dieser kleiners Arbeit beantwortet; aber ich muß bitten, damit verlieb zu nehmen, weil ich kaum so viel Zeit gehabt, als von nöhten war, die Uebersetzung selber nachzusehen, und mit Furken Anmerckungen zu erläutern.

Vor Jahren hatte ich damit ansehnlichere Gedans cfen, und das Leben des Kaysers solte durch viele MunHen bewähret seyn.

Da gerichten aber Verhinderungen zwischen die Anschläge, und die zum Theil abgezeichnete Munken wurden hernach durch die Langwierigkeit vieler Reisen zerstreuet.

Derohalben erscheinet der Redliche Antoninus vor diesmahl ohne solchen Schmuck, und sein Leben wird in der Ordnung vorgestellet, wie es Dacier zuerst, und nach ihm Stanhope und Collier beschrieben haben.

Solches war genug, Antoninus Thaten mit seinen Lehren zu vergleichen, und fich an der tieffen Einsicht, aufrichtigen Tugend und Menschen-Liebe eines Heiden zu fpiegeln. Erreichet meine gute Meynung diesen Zweck, so wird sich kein vernünftiger Christ darán stofsen, daß ein Heide wie ein Heide schrieb. Die Frage war nicht sowohl um Worte, als um aute Thaten, und es fomt darauf an, wer am Menschlichsten handelt.

Doch habe ich der Schwachheit zum besten, was öffentlich anstößig war, mehrentheils mit kurgen Ans merckungen gezeichnet, und lebe der Hoffnung, Geneigs ter Lefer, daß die verständige Lesung dieses schönen Buches, dich in der Christlichen Wahrheit stärcken, dein wahres Gut befördern, und deine Bes kümmerniß erleichtern könne.

Lebe wohl!

Des

Bes Römischen Käysers Marcus Aurelius Antoninus

Leben und Thaten.

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