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IV.

Und wenn du dich gleich zerriffest, werden die Leute doch nichts anders thun, als sie gewohnt sind.

V.

Vors erste, sey unbekümmert; Alles geschicht der allgemeinen Natur gemäß; und in kurzen wirst du eben, wie Hadrianus, oder Augustus, nirgends mehr ans zutreffen seyn. Zum andern, siehe ein jedes Ding recht ein, was es eigentlich ist, und bedencke, daß es deine Schuldigkeit sey, ein ehrlicher Mensch zu seyn. Thue was die Natur eines Menschen von dir erfordert, unvers ånderlich; rede was recht ist, und zwar mit Leutseligkeit, mit Ehrbarkeit, und ohne Heucheley.

VI.

d) Die allgemeine Natur ist immer geschäfftig dies fes hie, jenes dorthin zu versehen. Alles bestehet aus der Veränderung. Derowegen befahre nichts neues. Alles ist gewöhnlich, und die Verwaltung gleich.

VII.

Die ganze Natur ist zu frieden, wenn sie ihren richtigen Weg gehet. Und die vernünfftige Natur ges het alsdenn ihren richtigen Weg, wenn sie weder e) mit Lügen, oder mit Ungewißheit, durch ihre eigene Gedancken, geplaget wird; fondern, wenn sie ihre Begierden

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auf

d) Jm vII. Buch/ 18. und 23. Capittel/ wird hievon deutlicher gehandelt. Die Absicht ist/ durch öfftere Wiederholung die fer Betrachtung/die Furcht des Todes zu vertreiben/die ihn öffters scheinet / unruhig gemacht zu haben. Viel glücklicher find demnach die Christen/fo mit Paulo fagen können: Les ben wir/fo leben wir dem HErrn/sterben wir fosters ben wir dem HErrn/darum / wir leben oder sterben/ fo find wir des HErrn! Rdm IIX. e) Mit Lügen. So nennet er die falschen Meynungen von allen Dingen/samt der Verstellung oder Heucheley.

auf die gemeine Wohlfarth richtet. Wann sie ihre Neis gung oder Abscheu auf nichts wirfft, als was bey ihr stes het zu erlangen, oder zu hindern; wenn sie alles willig ans nimmt, was ihr die allgemeine Natur zuschicket; f) wenn fie daran Theil hat, wie die Natur des Laubes an der Natur des Baums;. doch mit diesem Unterscheid:

Die Natur des Laubes ist ein Stück von einem leblosen unvernünfftigen Holke, welches in seinen Wirs ckungen kan gehindert, oder gezwungen werden; dahin gegen ist die Natur des Menschen g) ein Theil eines vers nünfftigen, weifen, gerechten, unveränderlichen Wefens, welches einem jeden Dinge feine Zeit, Wesen, Urs fach, feine Wirckungen, und Zufälle unveränderlich auss theilet. h) Dieses wirst du wahr zu seyn befinden, wenn du die Dinge nicht eingeln, oder befonders, fondern in ihrem ganzen Zusammenhang mit andern, und insges mein, betrachtest.

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f) Wenn sie daran Theil hat. Er redet von der Gemein. schafft der vernünfftigen Creatur mit GOtt/auf eine Heydni. sche und Stoische Weise. Johannes aber unterrichtet uns von unser Gemeinschafft durch Christum) mit GOtt/viel tröstlicher/ und von den Wirckungen seiner Gnaden-Stärcke. g) Ein Theil. Wie gesagt/ dis ist ein Stoischer Irrthum / daran sich kein vernünfftiger Chrißt stoffen wird; weil er be dencket/ daß ein Heyde nicht anders als ein Heyde schreiben fonte. h) Dieses wirst du. Daher kömmt der Selbst-Betrug / weil die Menschen hie und da einen Zufall besonders ansehen / und darüber ein Urtheil fållen/er sey gut oder böfe. Sie solten aber alle Dinge in der Ordnung betrachten/darin die Vorfe bung eines weisen GOttes/diefelben geftellet hat; so würden fie bald überzeuget werden/daß auch diejenigen Dinge/fo fie juvor böse nannten/ zu einem guten Ende abzielen; daß alfo/ beydes/ihr Klagen und Bekümmerniß/ unbesonnen und um. fonst gewesen ist.

IIX.

i) Gefeßt du kontest nicht lesen; so kanst du doch ablaffen dich selbst zu schånden. Du kanft den Schmerz ken, und die Lust überwinden. Du kanst dich über alle eitle Ehre erheben. Du kanst gegen die Albern, oder Undanckbaren, fanfftmüthig, und noch dazu für ihre Wohle farth sorgfältig seyn.

IX.

k) Laß niemand hören, daß du das Hoff-Leben, oder auch dein eigenes tadelst.

X

Die Reue ist eine Bestraffung sein selbst, wegen der Versäumung eines Nugens; wer aber einen Vortheil nennet, der siehet ihn zugleich als etwas twas Gutes an und also werth, daß ein ehrlicher Mann sich darum bekümmes re. Nun aber 1) bedauret kein guter und ehrlicher Mann, eine Wolluft versäumet zu haben, daher folget, daß die Wollust weder etwas Gutes, noch etwas Nüks liches sey.

Untersuche ein jedes Ding folgender Gestalt: m) was ist dis an sich selber, und nach seiner eigentli

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chen i). Die Leute/so fich nicht Lustzu bessern haben/ pflegen/ wenn man ihnen ihre Laster vorhält /zu sagen: Ja, ich habe nicht studiret; ich kan das se nicht thun/ wie jener weiße Mann. Ich bin nur einfältig. c. Antoninus entdecket mit dieser Betrachtung die Nichtigkeit solcher Ausflüchte; und wir Chriften/uehmen die Gnade GOttes zu Hülffe.

k) Die Ursach ist/ weil ein frommer und vernünfftiger Mensch/ allenthalben glücklich seyn kan 7 wohin ihn sein Beruff ziehet. 1) Bedauret. Nein/sondern er bereuet es vielmehr/wenn er fie vollbracht hat/ und ist traurig ; er freuet sich aber/wenn er ihren Reizungen entwischet ist.

m) So machte es der weise Salomo / als er zum Lachen sprach/du bist toll/ und zur Freude / was machest du !

chen Beschaffenheit? welches ist sein Wesen, sein Zeug, feine Ursach, Eigenthum ? warum ist es in der Welt ? oder wie lange wird es darin bleiben?

XII.

n) So offt du ungerne vom Schlaff aufstehest, so erinnere dich, daß es beydes, deine Pflicht, und der menscha lichen Natur gemäß sey, etwas zu verrichten, daß der Ges sellschafft zuträglich ist. Das Schlafen aber, hast du mit denen unvernünfftigen Thieren gemein; was dir aber nach deiner eigenen Natur zukömmt, dasselbe ist dir beys des anständiger, und angenehmer.

390 XIII.

Will dir die Einbildung eine Meynung von Dins gen beybringen, so untersuche sie zuvor o) nach der Matur, nach der Sitten-Lehre, und nach der Vernunffts Kunst.

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XIV.

Mit wem du auch zu schaffen hast, so stelle bey dich felbst die Frage an: Was für eine Meynung hat dieser Mensch vom Guten, oder vom Bösen? denn dafern er diese, oder jene Gedancken von der Lust, oder vom Schmerzen, von der Ehre, oder Schande; von dem Leben oder Tod, heget; befremdet es mich nicht, daß er

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Dis

n) Es ist wahrscheinlich / daß die schwache Natur den Käyser des Morgens zum Aufstehen tråg gemacht hat; darum wieder. bolet er diese Betrachtung zweymal/die schon im V. Buch erften Capittel zu lesen; So wuste er feine Neigungen/durch öfftere wiederholte Betrachtungen zu bemeistern.

o) Nach der Natur. Das ist/was sein Wesen oder Beschaf fenheit sey. 7ach der Sitten-Lehre. Das ist/ was fein Werck oder Nußen sen ; ach der Vernunfft-Kunst; Das ist / daß mandavon ein unpartheyisches Urtheil fälle.

bis oder das thut; vielmehr will ich gedencken, daß er also zu handeln p) gezwungen wird.

XV.

Solächerlich es wäre, sich verwundern, daß der Feigen-Baum Feigen trägt, eben so thöricht ist es, sich bes fremden lassen, daß die Welt hervor bringet, was ihre Weife ift. Es ware dem Arzt eine Schande, zu erstaus nen, wenn ein Mensch das Fieber hat; und dem Steuers Mann sich zu verwundern, wenn ein widerwärtiger Wind wehet.

XVI.

Erinnere dich, daß du darum deine Freyheit nicht verliereft, weil du deine Meynung veränderst, oder einem andern folgest, der dich auf beffere Gedancken bringt: Denn, behieltest

anderschts destoweniger deinen Willen, und

freyes Urtheils und ob du gleich anderer Meynung wirst, so vollbringest du die Sache doch nach deinem Sinn.

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XVII.

Stehets in deinem Vermögen, warum thust du es nicht ? stehets bey einem andern, wen beschuldigest du? q) Etwa die Stäublein, oder die Götter? beydes ist albern! demnach beschuldige niemand. Kanst du die Sache vers beffern, thue folches. Wo nicht, was hilfft dir denn das Klagen? Umsonst muß man nichts thun.

XIIX.

p) Gezwungen wird. Verstehe durch seine Einbildung/ und Meynungen / die ihm seine Begierden abnöthigen. g) Etwa die Staublein. Dieses wird droben im IV. Buch/ 3. Capittel/ weitläufftiger erkläret. Denn er setzet beyderley: Entweder ist eine göttliche Verschung/oder es ist keine/ so haft du doch nicht Ursach dich zu bekümmern. Um allerwenig. ften aber/weil wir gewiß wissen/ daß GOttes Verschung alle Dinge regiert,

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