ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

Denn dieses verständige, oder geistliche Wesen, durch dringet alle Dinge, und stellet sich dem, der sich desselben theilhafftig machen will, nicht weniger dar, als die Lufft denen, die den Odem holen.

LIX.

d) Insgemein geredt, schadet die Bosheit der Welt nicht, insonderheit aber schadet sie nur demjenis gen, welcher Macht hat, sich derselben zu entschütten, wenn er will.

LX.

Der Wille eines andern, kan meinem Willen eben fo wenig anhaben, als des andern Geist oder Leib. Denn ob wir gleich, einer dem andern zu Nuk gebohren sind, behält dennoch unser Gemüth seine eigene Freyheit. Sonst könte des Nächsten Boßheit, mich auch böse mas chen, welches doch GOTT nicht gewvolt hat, damit es nicht in eines andern Willkühr stünde, mich unglücklich zu machen.

LXI.

Die Sonne ergieffet sich gleichsam allenthalben, ohne ausgegossen, oder erleeret zu werden; denn ihr Auss gieffen ist eine Ausdehnung; daher haben auch ihre Strah len, im Griechischen, den Mahmen, und du wirst erfah ren, was diefelben eigentlich find, wenn sie durch eine enge Rige, in einem dunckeln Ort fallen. Sie laufe fen in gerader Linie fort, ohne, wenn sie durch den Ges gene

mit des Apostels Worten/ ausgeleget werden: In GOtt leben/ weben/ und sind wir. d) Insgemein. Ift mit Behutsamkeit geschrieben / und alss auch mit Bescheidenheit zu erklären. Antoninus meynet/ daß es lächerlich sey/ nach dem Ursprung des Bösen fragen/ und nicht vielmehr trachten/ die Boßheit/ aus seiner eigenen Seele zu vertreiben. Droben im LIII. Capittel / ift mehr hievon zu sehen.

genstand eines schattichten Cörpers, der wenig Lufft in sich hålt, unterbrochen, und verhindert werden. Dafelbft werden diese Strahlen, zwar auffgehalten, aber, ohne ab, zufallen, oder sich zu verlieren.

e) Auf gleiche Weise soll die Erleuchtung unsers Geistes beschaffen seyn; es muß von seiner Quelle ausfliefs fen, ohne von derselben getrennet zu werden; Es muß sich ausdehnen, ohne sich zu verlieren; Es muß nicht mit Uns gestühm auf die Hindernissen stoffen, so sich demselben ents gegen sehen: Es muß nicht hinfallen und zerflieffen, sons dern bestehen, und alles erleuchten, woraufes fällt. Alles aber, was feinen Glank nicht annehmen will, und seinen Strahlen den Durchgang versaget, beraubet sich selbst alles Lichts, und bleibet in der Finsterniß.

LXII.

Wer den Tod scheuet, fürchtet entweder die Un empfindlichkeit, oder eine andere Art der Empfindlich feit. Wirst du alle Empfindung verlieren, und unem pfindlich werden, so wirst du ja nichts böses weiter empfinden. f) Bekömmst du eine andere Empfindlichkeit, so wirst du eine neue Creatur werden, und nimmer auff hören zu leben. 3. LXIII.

Die Menschen sind, einer um des andern willen, ges bohren. Derohalben unterweise fie, oder vertrage fie.

LXIV..

Anders wird ein Pfeil, anders unser Gemüth, ges

tries

e) Auf gleiche Weise. Wer dis als ein vernünfftiger Christ betrachtet/dem wird es durch die Lesung des Evangelisten Johannis viel deutlicher erkläret werden.

f) Bekömmst du. Er redet nur von den Frommen / øder Bernünftigen/darum gedencket er der Empfindlichkeit der Pein aller Gottlosen nicht/welche sie wahrlich nicht kan so un erschrocken im Tode machen.,

trieben der Pfeil geht nicht recht, wenn er nicht gerade fähret; das Gemüth aber geht auch denn zu seinem Zweck, wenn es ausweichet, und wenn sichs aufhält, etwas zu bes trachten.

LXV.

g) Gehe du in eines jedweden Gemüth gleichsam hinein, und laß jederman hinwiederum in dein Gemüth gehen.

Des Römischen Käysers Scarcus Aurelius Antoninus

Erbaulicher

Betrachtungen
Neuntes Buch.

I.

Er a) ungerecht verfähret, der handelt gotts loß. Denn da die allgemeine Natur, die vernünfftigen Creaturen, eine zu der andern Dienst, erschaffen hat, daß eine der andern behülflich,

und

g) Ein gleiches bedeuten die Worte Christi : Seyd klug / wie die Schlangen/und ohne falsch / wie die Tauben! a) Wer ungerecht verfähret/handelt gottloß. Dis ist eine fo grosse Warheit/daß sie denen Heyden auch in die Augen leuchter. Ungerecht verfahren aber heisset/ dem Gesch der Na tur/oder dem Lichte der gefunden Vernunfft/ entgegen han. deln. Seinen Nächsten verläumden; des Dürfftigen sich nicht. annehmen; fein Pfund nicht anlegen wie sichs gebühret; u.f.f. Sind lauter Gottlosigkeiten/ weil alles dieses höchst unbillig ist. So war Antoninus gewissenhafster/als viele Christen

und keinesweges schädlich seyn möchte, so handelt derjes nige gottloß, welcher dis Gesetz der Natur übertritt, und verfündiget sich gegen die ewige Gottheit.

Denn die allgemeine Natur, flieffet in die besondere Naturen aller Dinge. Und alles was geschicht, ist uns ter einander, durch das Band einer unauflößlichen Vers wandschafft, verknüpffet. Diese Natur wird auch die Warheit genannt, weil sie die erste Ursache, und Quelle aller Warheiten ist. Wer demnach vorseßlich lüger, der handelt gottloß, weil er vermittelst einer Teuscheren, uns gerecht verfähret. b) Wer es aber ohne Vorsak, oder uns wiffend thut, der wird ungerecht, in so weit er durch sothas ne Lügen, von der allgemeinen Natur abweichet, und ihr zuwider, dieselbe verunehret, weil er die schöne Ordnung der Welt zerrüttet.

c) Er widerstrebet ihr aber, weil er, so viel an ihm ift, fich neiget zu dem, was der Warheit entgegen läufft. Denn weil er die Hülffs-Mittel verwirfft, so er von der Natur empfangen hatte, geschichts, d) daß er hers

nach

heut zu Tage / welche sich über so kleine Dinge / keinen Scru pel machen? b) Wer es aber ohne Vorsatz/und unwissend thut. Die Christen entschuldigen viele vorfeßliche Lügen; und ein Hey de beweiset wit unumstößigen Gründen/ daß auch die unwis fende Lügen Gottlosigkeiten sind.

e) Er widerstrebet ihr aber. Antoninus will hiemit den Ungrund der Entschuldigungen zeigen welche die Missethäter darin zu suchen pflegen/daß fie dis oder jenes aus Unwissenheit gethan haben. Indem er beweiset/daß keiner aus Unwissen. heit fündiget/ vielweniger derjenige, welcher die ihm / von GOtt verliehene Kräffte seiner Vernunfft/ nicht zur Erkänt. niß der Warheit/anwenden will.

d) Daß er das Wahre von dem Falschen nicht entschei den kan. Dis dienet zur Erläuterung und Bekräfftigung der Worte Pauli/Rom. 1. 18. GOttes Zorn vom Him mel wird offenbaret/über alle Gottlosigkeit/und Uns

[ocr errors]

nach das wahre von dem falschen nicht mehr zu unters fcheiden weiß.

Zum Exempel, wer denen Wollüften, als einem Gute, nachhänget, den Schmerzen aber, als was böses fleucht, derselbe handelt gottloß. Denn ein solcher, wird. Die allgemeine Natur öffters beschuldigen, als wenn sie denen Frommen und Gottlosen, etwas wiederfahren laffe, fo fie nicht verdienet haben; Indem er fiehet, daß viele böz fe Leute, ihre Zeit in Luft und Vergnügen zubringen ; da hingegen die Frommen, viele Schmerzen und Beschwer den ausstehen müssen. Ueberdem, wer den Verdruß scheuet, wird sich weigern, etwas über sich ergehen zu laffen, das doch in der Welt gemein ist. Und dieses ist abernial gottloß. Wer aber den Wollüsten nachjaget, wird sich nicht entfehen unrecht zu thun. Und solches ist haupt- gottloß.

e) Da hingegen, folte man der Natur zu Folge, alles gleichmüthig ansehen, was die allgemeine Natur als gleichgültig, verordnet hat. (Denn sie hätte so wohl dieses als jenes nicht gemacht, wenn sie das eine nicht so gut geachtet hätte, als das andere:) wer demnach Unges mach, Lust, Tod, oder Leben, Ehre, oder Schande, nicht alles so gleichmüthig erträgt, als gleichgültig es die Matur gemacht hat, der handelt gottloß.

Wenn

gerechtigkeit der Menschen/ die die Warheit in Un gerechtigkeit aufhalten- und Verf. 21, Darum sind. fie citel worden in ihren Gedancken/ und ihr unvers ständiges Herz ist verfinstert. Darum hat fle auch GOtt hingegeben/in ihres Hertzens Gelüfte/in ellerhand Unreinigkeiten/ zu schånden ihre eigne Leis ber/an ihnen selbst. 2.

e) Dis ganze Capittel enthält tieffe Warheiten / welche theils er weisen/daß GOtt kein Geschöpfe bestimmet habe/ unglück. zlich zu seyn; theils die Ungerechtigkeit der menschlichen Unzufriedenheit/an den Tag legen,

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »