T Brauche diese Gewoohnheit fleißig, daß du alle Dinge gleichsam zergliederst , und Stůckiveise beherßigest, so wird diese Theilung dich ihre Geringfähigkeit offenbahren. Dis wird deinem ganzen Leben erfprieslich feyn. III. Wie glücklich ist die Seele, welche allezeit bereit ift von dem Leibe zu scheiden ? sie mag nach geschehener Trens nung vergehen, oder übrig bleiben. -Allein, diefe Wils ligkeit muß aus ihrereigenen Entschliessung, h) nicht aber aus Eigensinn, wie der Christen entstehen. És muß mit Vernunffi geschehen, mit Ernsthafftigkeit, und ohne Stolk; also, i) daß andere dadurch gereiket werden, es nach zu machen. IV. Ich habe etwas zum gemeinen Besten beygetragen: Das ist mein Vortheil. So folt du immerzu gedencken, und nicht auffhören Gutes zu thun. Vi h) Licht aber aus Eigensinn/ wie die Christen. Daß die Henden der Märtyrer Beständigkeit/ als einen tollen Eigens finnanfahen/ist aus der ersten Christen eigenen Schrifften be kant/absonderlid) aus des Tertullianus Sdu Nede. Und ist um defto weniger zu verwundern, weil dem natürlichen Menschen eine Thorheit (deinet/ alles/was desGeistesGot tes ift. Die Christen begreiffen nidt/ wie es mit dem Geo fen der Natur / übereinstimme/ daß Antoninus / mit den Stoidern lehret; Es Rey dergånnet sich selbst aus dem We ge ju räumen / uin fich zu beruhigen und Antoninus samt den. Neyden/ begreiffen nicht, wie die ersten Christen, fich haben fönnen von andern ermorden laffen/ im ibr See wiffen zu befriedigen / und durch Bekdatniß der Warheit / ODtt zu verehren. i) Daß andere dadurch gereitzet werden. So muß ja der Christl. Märtyrer Standhafftigkeit kein Eigenfinn gemeen feonweil dadurd die Peiniger selbst / offters find sum Christlichen Glanben gereitet worden. V. Was ist mein Beruff? gut zu feno: Wie kan ich ich dazu besser gelangen, als wenn ich die Ordnung aber Der gangen Natur betrachte, und besonders die Pflicht, zu reicher Beobachtung, das Gefek der Natur einen jeden Menschen verbindet. VI.Kina, Die Trauer-Spiele; sind anfänglich zu dem Ende angestellet , uns zu erinnern, daß eben dasjenige wieder geschehen kan, was einmahl geschehen ist; Dannenhero jolen auf dem grossen Schau-Plag der Welt , uns dergleig chen Begebenheiten nicht unerträglid) scheinen die wir mit Lust auf jener Schau-Bühne spielen Tahen. So bringet es das Spiel mit sich! Und jener stellet mein Elend vor; per auf der Bühne rufft : k) o Citheron! So findet man auch bey den Tragödien-Schreibern nůkliche Sprüche, als: Vergist GOtt, mich mit seinem Trostzu laben So wird er wohldazu verborgne Urfach baben. Und abermahl: Was zárnest du auf diefe Sach: "79 * un : : ky O Citberon. Ist der Nahme eines durch allerlep grausaha me Chateu besdrieheneu Berges in Beotien, Antoninus jielet auf des Sophocles Edipu$ /araus die Wort genom. mien ist. Die Meynung liegt in diesen Worten des Epictes tus bepm Arrianos: Befinncdich/daßitur dic Gror. sen/ die nächtigen / die Reichen und die Tyranneny eine Tragödie oder Trauer-Spiel pflegen vorzustela len. Die Armen agiren darin die lustige Persobn. Da fångt der König das Spiel mit freuden an/ wenn es heißt: Betrånget den pallajt! In der vierten Bandlung aber, lautet es kläglich: Ø Citheron/ waruni verbirgh du mich! Und: Das Leben wird gleich wie das Korn gerået; gemået. Und dergleichen mehr. Auf die Tragddien ist die alte 1) Comodie gefola get , welche denunbåndigen Stolk der Bürger, nicht uns geschickt, durch ihre unterrichtende, und straffende Freno heit, zu brechen pflegre: Daher Diogenes viele Sprů: che aus denen alten Čomédien anzuführen gevohnet war. Nach der Zeit kam die so genannte mittlere Comdi die, biß man endlich die Neue eingeführet hat, die gegen jes ne nur als ein Possen-Spiel anzusehen ift. Zwar wird darin, zuweilen etwas gutes gefaget, m) aber man bes trachte nur den Einhalt und die Absicht aller dieser Schau Spiele. VII. n) Wie deutlich bist du überzeuget, daß keine bed quemere Zeit Deines ganken Lebens fery, Dich der Weiss heit zu befleißigen, als die, darin du dich gegenwärtig bes findeft ? VIII. 1) Comddie. Die Eragddien oder Trauer.Spiele/ ftelleter Die Shaten der Helden vor; die Comddien aber / oder lustige Gptele / die Geschichte des Bürgerlichen Lebens. Sener Ab. ficht war die Besserung der Grossen ; und dieser / die beim. liche Bestraffung der Bürger. m) Der Einhalt der meisten teutschen Schau.Spiele ist läppisd/ und die Absicht landstreicherische Betteley: a) Der Kåpfer wig sagen: Wir haben gegenwärtig die beste Zeit Betrachtungen zu dieser Besserung anzustellen: Weil wir von der zukünfftigen Zeit nicht können versichert sapne IIX. Ein Zweig, welcher von dem Aft gerissen wird, das caner hing, wird zugleich von dem ganken Baum getrens net. Und ein Mensch, der sich von andern Menschen abs fondert, wird gånklich von der menschlichen Befetischafft geschieden. Den Zweig zwar, reiffet eine fremde Hand ab, der Mensch aber entziehet sich selbst denen Menschen, indem er seinen Nächsten hasset. Besinnet er sich nicht, daß er sich auf solche Art von der Bürgerlichen Befele fchafft abschneidet ? Doch ist diese Gesellschafft der Menschen durch die Gnade GOttes, also eingerichtet, daß wir derselben abere mahl können einverleibet werden, ob wir uns gleich eins mahl davon gerissen haben. Wiewohl dieses dabey zu eobachten ist, daß ein offt abgefallenes Glied, zulegt nicht ohne grosse Mühe wieder mit diesem Leibe kan vereiniger werden , und daß ein grosser Unterscheid sey, wie die Gårt ner sagen, zwischen einen Ast der unverrückt mit seinem Stamm auffgeschossen und einem solchen Zweig,der dema felben von neuen ist eingepfropffet worden. Weil dieser zwar gleiche Frucht tragen, aber doch nicht gleicher Art mit jenem werden kan. IX. Man kan ein Glied von einem Bürgerlichen Leibe feyn, ohne mit denen meisten einerley Mepnung zu haben. X. Diejenigen, welche sich dir widerseken, indem du den Regeln der gefunden Vernunfft folgest, können dich weder hindern gutes zu thun, noch verwehren, daß du Liebe und Gunst für sie hegest. Verharre deninach in folcher Neigung, verfolge dein Geschåfft , und höre nicht auf fanfftmüthig gegen alle zu seyn, so Dir Daran hinders lich sind. Denn es ist eine nicht geringere Schwachheit, auf solche Leute ungehalten werden, als in einem guten Vors Tas Hande und Muth sincken lassen. Bende verfehlen iho rer Pflicht; so wohl der, welcher sich vom Guten abfchres den låst, als der, welcher seinen Nächsten hasset. XI. o) Die Naturist nie geringer als die Kunst. Denn die Künste sind Nachahmungen der Natur. Stehet dieses feft, so folget, daß die aller vollkommenste Natur, welche die übrigen alle in fich faffet, noch vielmeniger dem Fleiß der Künste etwas nachgeben wird. Aue Künste aber verfertigen das Unvollkommene zum Dienst des Vollkommenen. Warum solte die allgemeine Natur auch nicht so verfahren? Denn daher entstehet die Gea rechtigkeit: und aus dieser die übrigen Tugenden alle. Die Gerechtigkeit aber würde nicht beobachtet, wenn wir p) den Mittel s Dingen mit Bekümmerniß nacha hingen, und wenn wir dadurch irrig, frech, oder unbes ståndig würden. XII. 9) So die Dinge, deren Abwesenheit oder Ger gens o) Pie Xiatur ift nie geringer als die Runft. Weil alle Rünfte dasjenige so unpoatommen ist/zum Nugen deffen aus. arbeiten / das vollkommener ift; fo bandelt die algemeine Natur / das if Gott/ gleider gestalt. Daher entspringet alle Gerechtigteit. Was fhut aber dieselbe Gerechtigkeit? Sie bringet das Unvoltommene unter dem Gehorsam des Woulommener. Und daher erhetsopet fic / daß alle Belt fic mdge GDIS unterwerffen/ als dem aller vollkommensten Wesen. Dis ist die Abficht dieser zwar etwas dundeln, aber rebr scharffsinnigen Schlüsse. p) Den vittek Dingen." Hievon redet er drunteu im 17. Capittel deutlicher. 9) Diese Betrachtung/ wird erläutert im IV, Bad 3. und 39. wie auch im IX. Budris. Capitteh |