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findet sie, daß die so nach uns kommen, nichts. neues sehen werden, gleich wie die, so vor uns gewesen sind, nichts anders gesehen haben, als was wir sehen. Daher man in solcher Absicht von einem vierzig-jährigen Manne, der ein wenig Nachfinnen hat, sagen kan: Daß er alles gefehen habe, was vor ihm geschehen ist, und nach ihm kommen wird.

Die übrigen Eigenschafften der Seele find, die Lies be des Nächsten, die Warheit, die Schamhafftigkeit, e) und daß sie nichts so hoch achtet, als sich selbst, welches Die f) Eigenschafft der Gefeße ist. Denn es ist kein Un terscheid zwischen dem was vernünfftig, und zwischen e dem, was recht ist.

II.

Du wirst die Music, das Tanken, und die Schau-Spiele verachten lernen, so du die Music in ihren anterschiedlichen Thon zergliederst, und dich bey einem jedweden insonderheit fragest: Ist es das, welches mich so entzückete? Du wirst dich schämen es zu bekens nen! Thue desgleichen bey denen Längen, und Schau Spielen auch bey allen andern Dingen in der Welt, g) ausgenommen bey der Tugend, und ihren Wercken. Brauche

e) Und daß sie nichts so hoch achtet als sich selbst. Daher Fömmt alle Unorduang unter den Menschen/ weil die meisten vergessen / Ehrerbietung gegen sich selbst zu haben: Zu wenig und zu viel / verdirbt das ganze Spiel:

f) Die Eigenschafft der Geseze. Die Seele hat in sich die Erkantniß des Rechten und Unrechten. Dis ist das Gefeß der Natur. Nach diesen beurtheilet fie alles und wird von nichts beurtheilet. Und hierin lieget der Grund der Hochach. tung/welche die Seele vor fich selber hat / wenn sie ihre Ver nunfft recht gebrauchet.

2 Ausgenommen bey der Tugend. Denn diese muß in ihren Zusammenhang mit der guten Abficht des Vollbrin. gers/betrachtet werden.

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Brauche diese Gewohnheit fleißig, daß du alle Dinge gleichsam zergliederst, und Stückweise beherkigest, so wird Diese Theilung dich ihre Geringfähigkeit offenbahren. Dis wird deinem ganzen Leben erfprieslich seyn.

IH.

Wie glücklich ist die Seele, welche allezeit bereit ist von dem Leibe zu scheiden? fie mag nach geschehener Tren nung vergehen, oder übrig bleiben. Allein, diese Wils ligkeit muß aus ihrereigenen Entschlieffung, h) nicht aber aus Eigenfinn, wie der Christen entstehen. Es muß mit Vernunfft geschehen, mit Ernsthafftigkeit, und ohne Stolk, also, i) daß andere dadurch gereiget werden, es nach zu machen.

IV.

Ich habe etwas zum gemeinen Besten beygetragen: Das ist mein Vortheil. So folt du immerzu gedencken, und nicht auffhören Gutes zu thun.

V

h) licht aber aus Eigensinn/wie die Christen. Daß die Heyden der Märtyrer Beständigkeit/ als einen tollen Eigen finn anfaben/ist aus der ersten Christen eigenen Schrifften be Fant/absonderlich aus des Tertullianus Schuß Rede. Und ist um desto weniger zu verwundern/ weil dem natürlichen Menschen eine Thorheit scheinet/ alles/was desGeistesGOt tes ist. Die Christen begreiffen nicht / wie es mit dem Ge. feß der Natur/übereinstimme / daß Antoninus / mit den Stoickern lehret; Es sey vergönnet sich selbst aus dem We ge ju räumen 7. um sich zu beruhigen. Und Antoninus famt den Heyden/ begreiffen nicht/ wie die ersten Christen/ fich haben können von andern ermorden laffen/ um ihr Ge wiffen zu befriedigen / und durch Bekäntniß der Warheit / GOtt ju verehren.

1) Daß andere dadurch gereitet werden. So muß ja der Christl. Martyrer Standhafftigkeit kein Eigenfinn gewefen feyn/ weil dadurch die Peiniger selbst/ dffters find sum Christlichen Glanben gereiget worden.

V.

Was ist mein Beruff? gut zu seyn. Wie kan ich ich aber dazu beffer gelangen, als wenn ich die Ordnung der ganzen Natur betrachte, und besonders die Pflicht, zu welcher Beobachtung, das Gesek der Natur einen jeden Menschen verbindet.

VI.

Die Trauer-Spiele, find anfänglich zu dem Ende angestellet, uns zu erinnern, daß eben dasjenige wieder geschehen kan, was einmahl geschehen ist; Dannenhera follen auf dem aroffen Schau- Plaß der Welt,uns dergleis chen Begebenheiten nicht unerträglich scheinen die wir mit Lust auf jener Schau-Bühne spielen sahen. So bringet es das Spiel mit fich Und jener stellet mein Elend vor, der auf der Bühne rufft: k) o Citberon!

So findet man auch bey den Tragödien-Schreibern nüßliche Sprüche, als:

Vergift GOtt, mich mit seinem Troft zu laben So wird er wohl dazu verborgne Ursach haben. Und abermahl:

T

Was zürnest du auf diese Sach ?, we sp Die Sache fraget nichts darnach.d Und: TEO Citberon. Ist der Nahme eines durch allerley grausah me Thaten beschriebenen Berges in Beotien. Antoninus gielet auf des Sophocles Edipus/daraus dis Wort genom. men ist. Die Meynung liegt in diefen Worten des Epictes tus beym Arrianns: Besinne dich/daß nur die Gros fen/die Machtigen/ die Reichhen und die Tyrannen/ eine Tragödie oder Traner-Spiel pflegen vorzustels len. Die Armen agiren darin die lustige Persohn. Da fängt der König das Spiel mit Freuden an/ wenn the es heist: Bekränget den Pallast! In der vierten Handlung aber/lautet es kläglich: Eitheron/ warum verbirgst du mich!

Und:

Das Leben wird gleich wie das Rorn gesået, Und durch den kalten Tod im Sterben abg gemået.

Und dergleichen mehr.

Auf die Tragödien ist die alte 1) Comödie gefol get, welche den unbändigen Stolk der Bürger, nicht uns gefchickt, durch ihre unterrichtende, und straffende Freys heit, zu brechen pflegte: Daher Diogenes viele Sprü che aus denen alten Comödien anzuführen gewohnet war.

Nach der Zeit kam die so genannte mittlere Comd die, biß man endlich die Neue eingeführet hat, die gegen jes ne nur als ein Poffen-Spiel anzusehen ist. Zwar wird darin, zuweilen etwas gutes gefaget, m) aber man bes trachte nur den Einhalt und die Absicht aller dieser Schau-Spiele.

VII.

n) Wie deutlich bist du überzeuget, daß keine bei quemere Zeit deines ganzen Lebens sey, dich der Weiss heit zu befleißigen, als die, darin du dich gegenwärtig bes Endeft?

VIII.

1) Comedie. Die Tragddien oder Trauer-Spiele/ stelleten die Thaten der Helden vor; die Comödien aber/ oder lustige Spiele/die Geschichte des Bürgerlichen Lebens. Jener Ab. ficht war die Besserung der Groffen; und dieser / die heim. liche Bestraffung der Bürger.

m) Der Einhalt der meisten teutschen Schau-Spiele ist läppisch, und die Absicht landstreicherische Betteley.

a) Der Käyser will sagen: Wir haben gegenwärtig die beste Zeit/ Betrachtungen zu dieser Besserung anzustellen; Weil wir von der zukünfftigen Zeit nicht können versichert sepn.

IIX.

Ein Zweig, welcher von dem Aft gerissen wird, das raner hing, wird zugleich von dem ganken Baum getrene net. Und ein Mensch, der sich von andern Menschen abs sondert, wird gånglich von der menschlichen Gesellschafft geschieden. Den Zweig zwar, reiffet eine fremde Hand ab, der Mensch aber entziehet sich selbst denen Menschen, indem er seinen Nächsten haffet. Besinnet er sich nicht, daß er sich auf solche Art von der Bürgerlichen Gesells schafft abschneidet?

Doch ist diese Gesellschafft der Menschen durch die Gnade GOttes, also eingerichtet, daß wir derselben abere mahl können einverleibet werden, ob wir uns gleich eins mahl davon geriffen haben. Wiewohl dieses daben zu beobachten ist, daß ein offt abgefallenes Glied, zuletzt nicht ohne grosse Mühe wieder mit diesem Leibe kan vereiniger werden, und daß ein grosser Unterscheid sey, wie die Gärts ner sagen, zwischen einen Aft der unverrückt mit seinem Stamm auffgeschoffen, und einem solchen Zweig, der dem felben von neuen ist eingepfropffet worden. Weil dieser war gleiche Frucht tragen, aber doch nicht gleicher Art mit jenem werden kan.

IX.

Man kan ein Glied von einem Bürgerlichen Leibe feyn, ohne mit denen meisten einerley Meynung zu haben.

X.

Diejenigen, welche sich dir widerseßen, indem du den Regeln der gefunden Vernunfft folgeft, können dich weder hindern gutes zu thun, noch verwehren, daß du Liebe und Gunft für sie hegest. Verharre demnach in folcher Neigung, verfolge dein Geschäfft, und höre nicht auf fanfftmüthig gegen alle zu seyn, so dir daran hinders

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