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wehen, ist: Daß du jedes Ding verrichtest, als solte es das legte Geschäffte deines Lebens seyn; Doch ohne Vers wegenheit, oder Unvernunfft, ohne Verstellung, oder Eigen Liebe ; Mit einer völligen Gelaffenheit gegen die Verordnung der Götter. Da fichest du, wie wenig derjenige zu beobachten hat, welcher ein geruhiges, bes glücktes und göttliches Leben führen will, ja die Götter selbst werden nichts weiter von dir fordern, als die Bes obachtung dieser Lehren.

VI.

h) Du beschimpfest dich meine Seele, du beschims pfest dich, und du wirst nicht allewege Zeit haben dich zu ehren. Denn unser Leben fleugt davon, und das Deis ne ist schier verstrichen, indem du versäumet hast Ehrers bietung für dich selbst zu haben, und indem du deine Glücks feligkeit auf das Urtheil anderer Leute gegründet haft.

VII.

Warum läsfest du die Dinge, so auffer dir sind, dich fo zerrütten? Nimm dir Zeit was gutes zu lernen, und höre auf mit deinen Gedancken umher zu schweiffen, als wenn dich ein Wirbel-Wind umtriebe. Doch es ist noch ein Mistritt zu vermeiden. Die meisten Verrich tungen derer, die sich viel zu thun machen, sind ein arbeits famer Müßiggang, oder auch ernsthaffte Kindereyen; denn die Wenigsten haben einen i) Zweck, dahin sie alle ihr Thun und Gedancken richten.

IIX.

h) Die Seele beschimpfer sich, wenn sie dasjenige so unedler ist als sie mehr liebet als sich selbst. Er redet hievon weitläuf. tiger drunten im XVI. Capittel.

1) Einen Zweck. Der Zweck dieses grossen Käysers/war alle zeit das gemeine Beste. Wer aber nichts als sich selbst zum Zweck feiner Wercke hat / dessen Thaten gehören unter die eie gensinnigen Rindereyen.

IIX.

k) Man kan wohl glücklich seyn, ohn zu wissen, was andere Leute im Herzen haben; Aber der ist höchst unglücklich, welcher nicht weiß, was in feinem eigenen Herken vorgeher.

IX.

1) Habe allezeit für Augen, wie die Natur der gans Ben Welt, auch deine eigene beschaffen sey. Was vor Übereinstimmung diese mit jener habe; Von was für eis nen Ganzen du ein Stück seyft, und bedencke, daß keiner dir wehren könne, dasjenige zu sagen oder zu thun, wele ches mit der Natur übereinstimmet, davon du selbst ein Theil bist.

X.

Wenn Theophraft eine Vergleichung zwischent denen Sünden anstellet, giebt er den Ausschlag als ein weiser Mann, indem er sagt: Daß die Sünden die aus der Luft entstehen, grösser sind, als die, so aus dem Zorn herkommen. Denn der Zornige scheinet seiner Vernunfft wider Willen, und mit einem heimlichen Vers druß entgegen zu handeln, dahingegen der, so denen Lue ften nachhanger, und von der Wolluft sich überwinden läft, weit unmäßiger und weibischer in seinen Fehlern wird: Dannenher gestehet er mit Recht, und der Weißheit zu Ehren, daß eine Sünde mit Lust begangen; gröffer und straffbahrer sey, als die, so mit Schmerzen B3

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oder

k) Der Vorwik zieht den armen Menschen ausser fich; Und wer gerne unter Freunden herum gaffet/verlieret Zeit/ Eust und Gelegenheit/fich selbst zu erkennen.

of 1)-Er redet hier abermal als ein Stoicker, Der vernünfftige Christ aber/erinnert sich hierbey seiner ebeln und göttlichen Berwandschafft/ beydes durch die Schöpffung/Erlösung und Heiligung GOttes.

oder Traurigkeit vergesellschafftet ist. Gewiß, ein Zors niger giebt zu verstehen, daß er beleidiget worden, und daß der erlittene Schmerk ihm die. Gemüths-Bewes gung abzwinge: Hingegen neiget fich der Wollüstige von freyen Stücken zur Ungerechtigkeit, um seine Bes gierden zu vergnügen.

XI.

Thue und bedencke ein jedes Ding also, daß du alle Augenblick gefchickt seyft aus diesem Leben zu scheis den. Ist ein GOtt, so ist es nichts böses dieses Leben zu verlassen, denn er wird dir nichts böses thun; ist keiz ner, oder bekümmert er sich nicht um die Menschen, was foll ich denn långer in einer Welt machen, darinn weder ein GOTT noch eine Verfehung ist? Aber es ist wahrs hafftig ein GOtt, und er trägt Sorge für die Menschen: m) auch hat er einem jeden das Vermögen und die Freys heit gegeben, zu verhindern, daß er nicht in ein wahres Übel falle. Und daferne in denen übrigen Begebnissen unsers Lebens, dergleichen würckliches Übel anzutreffen wäre, würden die Götter nicht weniger dagegen sorgfältig gewesen seyn, und uns die Mittel an Hand gegeben has ben, folches zu vermeiden. Aber wie kan ein Ding des Menschen Leben unglücklich machen, welches den Menschen an und vor sich nicht årger machet? Hätte die Natur diese Unordnung verstattet, so müste es ges schehen seyn, entweder weil sie solches nicht erkannt, oder nicht ändern können. Nun aber ist es abgeschmackt zu gedens

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m) Auch hat er einem jeden das Vermögen gegeben. c. Dieses Vermögen schreibet Antoninus anderwerts der be. fondern Gnade GOttes zu. Auch hält er nichts vor ein wah. res Ubel / als was die Seele des Menschen durch lasterhaffte Neigungen verschlimmert, wie solches aus dem folgenden zu erfeheu.

gedencken, daß n) die Natur so die Welt regieret, eis nen so groben Fehler aus Unwissenheit, oder aus Unvermögen begangen hätte, indem sie zugelassen, daß denen Frommen und Gottlosen, Gutes und Böses, der Tod und Das Leben, Ehre und Schande, Schmerz und Lust, Ars muth und Reichthum, ohne Unterscheid begegnen. Dies fe Dinge find an sich weder gut noch böse, schändlich oder ehrlich; daher treffen sie ohne Unterscheid die Guten und die Bösen; und können also kein wahrhafftiges Gut oder wahres Ubel feyn.

XII.

o) Es kömmt einer verständigen Natur zu, zu bes trachten; wie schnell alles verschwindet; daß die Welt in kurker Frist alle Leiber verschlingt; daß die Zeit ders felben Gedächtniß vertilget; was alle Vorwürffe unser Sinnen find? was die insonderheit die uns durch Wolluft reißen? oder durch Schmerzen erschrecken? was die, welchen der Hochmuth eine so beschriene Hoheit ans gedichtet hat? wie eitel, nichtig, verächtlich, schändlich, alle diese Dinge find? dem Tode und der Verwesung unterworffen. Diese Vernunft muß ferner erwegen, P) wer diejenigen sind, so nach ihrem Gurdüncken den Ruhm austheilen? und auf deren Gutbefinden die Ehre B 4

an

n) Die Natur so die Welt regieret. Er verstehet mit dieser Benennung den weifen und mächtigen Schöpfer und Eihal. aller Dinge.

Es kommt einer verständigen Natur zu. Ach/ wie. wenig findet man folcher verständigen Naturen? und gleich wohl sind diese Betrachtungen ein so nöthiges Mittel/ zu einer wahren Freyheit des Gemüths zu gelangen.

p). Wer diejenigen find / deren Meynungen den Ruhm austheilen. Bedächten dis die Ehrbegierigen / fie würden fich schamen von solchen Leuten einen Ruhm zu erbetteln / die weder wissen worin die wahre Ehre bestehet/ noch in sich selbst zufrieden find.

ankömmt? Was der Tod ist? Ja sie muß sich besinnen, daß wenn man den Tod von der falschen Einbildung und Vorstellung trennet, die man sich selber davon machet, ders selbe nichts anders sey, als ein Werck der Natur. Ein Werck aber der Natur scheuen heiffet ein Kind seyn. Und der Tod ist nicht nur ein Werck der Natur, sondern eine Eache die q) der Natur nüßlich ist. Absonderlich muß dein Verstand r) beherßigen, auf was Weise der Mensch mit der GOttheit vereiniget fey? Wie weit er an derselben Theil habe? Und endlich wohin dieses Ebenbild der GOttheit gelangen werde, wenn es von dies fem Leibe scheidet?

XIII.

Nichts ist elender als ein Mensch der alles ergrün. den will, der nicht zufrieden, daß er den Abgrund der Erz den untersuche, sondern mit seinem Forschen biß in den Gelst anderer Menschen eindringer, ohne sich zu entsins nen, daß er sich solte begnügen lassen s) mit der Göttliche keit umzugehen, die er in sich hat, und derselben den ges bührenden Dienst zu leisten. Der Dienst aber welchen deine Seele erheischet, bestehet darinn: Daß du sie von den Leidenschafften befreyest, fie verwahrest wider alle Vermessenheit; und nicht duldest daß sie mit dem unzus frieden sey, was GOtt oder die Menschen thun. Denn was GOtt thut, verdienet unsere Ehrerbietung, wegen feiner

q) Der Natur nützlich." Er redet hie von der Natur wie fie nach dem Sünden. Fall ist. Da ist es gut / daß das Abgelebte dem frischen und jungen Raum mache. r) Beherzigen 2c. Er will/daß wir an die Unsterblichkeit der Seele gedencken sollen/ und erwegen ob es nicht zu ihrer Ver. besserung dienet/wenn sie durch den Tod vom sterblichen Leibe/ und von aller Unvollkommenheit geschieden wird?

*) Mit der Göttlichkeit. Er versteht die Seele des Menschens Bir Christen aber haben hiezu noch eine wichtige Ursache/ weil unsre Leiber durch GOTTES Gnade Tempel des Hei Figen Geistes/ und Chrifti Skeder find.

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