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aber sich der Regierung derer Götter anvertrauet, und eis ne allgemeine Vorsorge für die Menschen tråget: Siehest Du, sag ich, nichts beffers, so laß dich von keinen andern Dingen einnehmen, die in Vergleichung mit jenem Zus stande klein, gering und verächtlich sind.

Denn, unterwirffft du dich ihnen einmal, so ist es nicht mehr in deiner Macht, dich wieder loß zu machen, und dem einzigen Guthe anzuhangen, welches warhafftig dein eigen ist: Es ist nicht recht, daß du diefem wahren eigenthümlichen Guthe ein fremdes vorziehest.

Ich nenne aber Fremde: den Rühm des Volcks, die Gewalt, den Reichthum, die Wolluft: Verstatten. wir diesen Dingen nur den geringsten Eingang, und achten es der Mühe werth, uns darum zu bekümmern, fo bekommen sie die Oberhand, fie werden Meister vou uns, und reiffen uns dahin che wir es meynen. Drum wehle dir ungezwungen das Beste, und hänge demselben von ganzen Kräfften nach. Das Beste aber ist das Müglichste, und hie hast du eine Regel, wie folches zu entscheiden sey:

Alles was dir nüglich ist, in so weit du eine vernimff. tige Creatur bist, dem jage nach. Was dir aber in keis ner andern Absicht dienet, als in so weit du eine lebendige Creatur oderein Thier bist, das verwirff. Erhalte aber deinen Verstand fren von allen Vorurtheilen, damit er få big fey, diesen Unterscheid zu machen.

VII.

Hüte dich, dasjenige als nützlich anzusehen, was dich zwingen kan, Treu und Glauben zu verletzen, unbe scheiden zu werden, zu haffen, zu argwohnen, zu schetten, zu heucheln, dich zu verstellen, oder sonst etwas zu beges hen, welches Mauren und Vorhänge erheischer sich zu verbergen.

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Wer nichts über seine eigene Seele hoch achtet, und die Ehrerbietung welche man für die Tugend haben muß, Der begeher nichts so einem Trauer-Spiel gleich sey. Er feufftet nicht; er sehnet sich weder nach der Einsamkeit, oder nach der Gesellschafft; und was noch merckwürdis ger ist, er lebt beydes ohne Furcht, und ohne Verlans gen; Es bekümmert ihn wenig, wie lang er noch zu leben hat; denn er ist alle Augenblick fertig das Leben zu verlaffen, und solches mit gleicher Munterkeit, als wann er etwa sonst eine gewohnte Tugend ausübet. Seine gröfte Sorgfalt auf Erden ist, seine Seele in solchen Stand zu unterhalten, daß sie, was einem Menschen anständig, und dem gemeinen Wesen zuträglich ist, vers richten möge.

IIX.

In dem Herken eines Måßigen, und von allen Paßionen gereinigten Menschen findet sich keine heimliche Faule, Unreinigkeit, oder Falschheit. Das Verhängs nuß übernimmt ihn nicht, sein Leben abzuschneiden ehe es vollkommen worden. Er ist nicht wie ein Comediant, der von der Schau Bühne abtritt, ehe und bevor er seiz ne Rolle ausgespielet hat. Es findet sich an ihm weder was knechtisches noch gezwungenes, nichts zu viel, oder zu wenig, nichts so fich fürchtet getadelt zu werden, oder welches suchet verborgen zu feyn.

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IX.

Nimm m) deine Einbildungs-Krafft wohl in acht, und warte ihrer: denn alles kömmt auf diese an, daß fie in deinem Verstande nicht Meynungen zeuge die der Natur entgegen, und einer vernünfftigen Creatur unanständig find. Die vernünfftige Natur aber erheiz fchet:

m) Einbildungs-Kraft. Die Einbildung zeuget die Mey. nungen. Die Meynungen regieren das ganze Leben.

fchet: daß du dich in deiner Meynung nicht übereilest; daß du die Menschen liebest; daß du denen Göttern ges horsam seyst.

Darum laß alles andre liegen, und trachte dieses Wenige zu vollbringen; Erinnere dich, daß wir nur die gegenwärtige Zeit leben, welche gleich wie ein Punct anzusehen ist. Denn alle übrige ist entweder schon vergangen und überlebet, oder noch zukünfftig und ungewiß. So ist denn eines jeden Leben nur ein Augenblick; der Ort aber wo er dasselbe zubringt, ist ein kleiner Winckel der Erden, und die allerdauerhaffteste Reputation ein geringer Schall: Sie wird fortgepflanket durch Sterbs liche, auf solche Menschen, die in kurzem sterben, und nicht die Zeit haben sich selber zu erkennen, vielweniger aber die, so vor ihnen gewesen sind.

X.

Sete zu allen heilfamen Lehren, die ich dir gegeben habe, noch diese hinzu: daß du von allen Dingen die dir vor--oder in dem Sinn kommen, eine eigentliche und ges naue Beschreibung machest: So daß du es dir gank nackt und bloß vorstellest; und erwegest, woraus es bes stehe, aus welcher Materie es zusammen gefeßet; und welches sein eigentlicher Nahme sey? wie auch derer Dinge daraus es entstanden, und darinn es wiederum wird auffgelöset werden? Nichts macht die Seele fo groß, als wenn man mit Ordnung und Wahrheit alles untersucht, was diefes Leben mit sich bringt; wenn man weiß, zu welchem Theil der Welt es gehöret; zu wels chen Nugen es bestimmt ist, wie es anzusehen in Absicht der ganzen Welt, oder in Absicht des Menschen, der ein Bürger ist dieser vortrefflichen Stadt, in welcher alle übrige Städte gleichsam nur wie Wirths-Häuser, oder wie Hütten find.

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Lies

Lieber, was ist es denn, das mir jekund in den Sinn kömmt? woraus bestehet es? wie lange pfleget es zu dauren ? welche Tugend muß ich diesem Dinge entgegen sehen? die Sanffimuth? die Tapfferkeit? die Wahrheit? die Treue? die Aufrichtigkeit ? die Vers gnüglichkeit? und so weiter. Darum folt du bey allen Begebenheiten sprechen: das kömmt von GOtt! das ist eine Folge der von der Provident verordneten Ursa, chen; oder es ist ein blinder Zufall! Es ist die Verrich tung eines Menschen, der mit mir gleiches Geschlechts und Wesens ist! der aber nicht weiß was feiner eigenen Natur gemäß, und seinem Wesen anständig ist. Aber ich weiß es, drum betrage ich mich gegen ihm billig und gelinde, zu folge den Gefeßen der Natur und der Gesells schafft: auf solchen Schlag nun beurtheile ich alle Mitz tel-Dinge, und sehe auf einem jeden seinen wahren Preiß.

XI,

Du wirst glücklich und wohl leben, so du in allen deinen Thaten der gefunden Vernunfft folgeft, so du als les was du vornimmst, thuft mit Sorgfalt, mit Gelins digkeit, mit Tapferkeit, mit stillen und festen Muth, nichts nachläßig; sondern deine Seele rein behälteft, als wenn du fie diesen Augenblick aufgeben foltest: Sodu, fage ich, dieses deines Geistes recht wahrnimmst, ohne ets was zu verlangen oder zu fürchten, sondern damit zufries den bist, daß du der Natur gemäß handelst, und die Wahrheit allezeit frey sagest. Wer ist aber, der dir wehs ren kan, dieses alles zu thun?

XII.

Wie die Aerzte alle Instrumenten bey der Hand haben, die zu einer unvermutheten Operation erfordert werden, also habe du die Lehren in Bereitschafft, welche

dich zur Erkäntnüß Gött- und Menschlicher Dinge führen. Vergiß auch nicht, das Band zu beobachten, das Durch fie untereinander verknüpffet sind. Denn du wirst tein menschlich Werck wohl ausrichten, ohne die Vere bindung zu wissen, dadurch es mit denen Göttlichen zus fammen hånget; desgleichen wirst du auch in Göttlichen zu kurk kommen, so du nicht weist wie sie mit denen mensche lichen Sachen verbunden sind.

XIII.

Verirre und zerrütte dich hinführo nicht; Da wirst weder Zeit haben n) das Tage- Buch deines Lebens, noch die Geschichte der Römer und der Griechen durch zu lesen, noch deine Anmerckungen, welche du in ein Buch getragen, dich derselben in deinem Alter zu bedies nen: 0) Eile demnach zu deinem Zweck, und speise dich nicht ferner mit leerer Hoffnung, sondern sey dir sela ber zu deinem Heyl beförderlich, daferne du so viele Sorgfalt für dich selber trågft, als dir zu haben, vergôn, net ist.

XIV.

Die Menschen wissen nicht p) alle unterschiede

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liche n) Das Tage-Buch deines Lebens. Antoninus hatte feinen Lebens-Lauff selber beschrieben / um denselbigen feinem Sohn/als ein Muster zu hinterlassen; wie bereits in feinen Leben ist gemeldet worden. Vielleicht verstehet er diese XU. Bücher seiner Betrachtungen / wie man aus dem Suidas fast urtheilen folte.

o) Eile demnach zu deinem Zweck. Der Zweck des Mens fchen ist das gemeine Beste befördern/und so viel gutes thun/ als man Gelegenheit hat. Wiewohl der mehrere Theil in diesem Stück verfähret, wie die Geißigen mit dem Gelde: Sie häuffen schöne Lehren auf; und gebrauchen sie nicht. P) Alle unterschiedliche Bedeutungen. Wie schwer dieser Artickel scheinet/ister doch leicht zu verstehen/wanu man den Unterscheid weiß/ zwischen die eigentliche / und die figürliche

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