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ten; denn das haben wir gemein mit den Gewächsen; nicht daß wir athemen, denn solches thun auch die Thiere; nicht daß wir eine Einbildung haben, die fähig ist den Eins druck unterschiedlicher Vorwürffe anzunehmen; nicht, daß wir ihrem Triebe folgen ; nicht, daß wir mit einander leben, noch daß wir Speise zu uns nehmen, und wieder, von uns geben.

Was verdienet denn eine Hochachtung? Etwa die Ehre? Nein! das Lob? Nein! Denn der Zuruff des Póbels, ist nichts als ein verwirrtes Getöffe, verursachet durch die mannigfaltige Bewegung der Zungen. Soll ich aber den Ruhm verläugnen, was bleibt denn übrig? das hoch zu schäßen wåre?

Es ist, wie ich vermeyne, sich seinem Wesen gemäß aufführen, und alle desselben Pflicht vollbringen. Sol ches lehren uns alle Handwercker und Künstler. Wir sehen, daß sie sich bemühen, ihre Arbeit so zu machen, daß ihre Wercke mit der Absicht übereinstimmen, warum fie felbe angefangen haben. So ist der Zweck des Weins Gårtners, den Wein-Berg bauen; des Bereuters, das Pferd; und des Jågers, den Hund abzurichten ; wohin zielet die Aufferziehung der Kinder? Dis nenne ich hochs schägbar!

Bist du einmahl von dieser Wahrheit überzeuget, so wirst du dich nicht bemühen die übrigen Dinge zu ers haschen. Aber, darff man sie deswegen nicht hoch schås hen? Du wirst m) weder freymüthig, noch mit die selbst zu frieden, noch ohne Bewegung seyn, dafern du felbige

theils / worin er bestehe, damit also ein jeder deutlich sehen moze/was feine Pflicht sey. m) Weder freymuthig. Die unordentliche Liebe eines ver. gänglichen Dinges/es heiffe so herrlich als es immer kan/wird den Menschen mit steter Unruhe erfüllen/ wie folches deutlich im folgenden gezeiget wird.

felbige hoch schäßeft. Denn sie werden nothwendig Mißs gunst oder Eifersucht in dir erwecken. Du wirst anfane genein Mißtrauen zu hegen gegen die, welche das Vermö gen haben dir diese Sachen zu rauben, die du so hoch achtest; du wirst denen unauffhörlich nachstellen, die solche befißen; mit einem Worte, es ist unmöglich, daß.der, so eines dieser Dinge mangelt die er hoch achtet, völlig zu frieden fey, oder daß er unterlaffe, die Götter alle Augenblick zu befchuldigen.

n) Hingegen, so du Ehrerbietung für deine Vers nunfft und Seele hegest, wirst du in dir selbst geruhig, der Gesellschafft gefällig, und mit den Göttern einstimmig feyn. Ich will sagen, du wirst mit Danck annehmen, was ihnen gefällt dir zuzuschicken.

XVII.

o) Die Elementen bewegen sich in die Höhe ; nie, derwerts, und in die Runde. Die Tugend hat dergleis chen Bewegung nicht; sondern sie hat was göttliches, und gelanget glücklich durch einen unbegreifflichen Weg, zu ih rem Zweck.

XIIX.

p) Wie lächerlich verfahren die Menschen? Sie

verfas n) hingegen. Die heiligeSchrifft sagt dasselbe in dem bekan. ten Sprach: Trachtet am ersten nach dem Reiche GOTTES /und nach seiner Gerechtigkeit/ so wird euch das andre alles zufällen.

•) Die Elementen bewegen sich. Die Elementen weichen denen Dingen so ihnen in dem Weg stehen/ und prallen in ihrer Bewegung zurücke: Aber der Tugend Eigenschafft ist/ gleich durch ihren Weg zu verfolgen / und durch tausend Beschwerden und Verhinderungen zu ihrem Ziel zu bringen. P) Die Ursache dieser Eitelkeit lieget theils in der neidischen Selbst.Liebe/theils in dem Gewissen unfer Unvollkommen. heit; derowegen schmeichelt man sich / von ferne schöner aus. zusehen/ als in der Nähe.

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versagen denen das Lob, die zu ihrer Zeit leben; und vere langen selbst von denen gelobet zu seyn, welche leben werden, wenn sie långst gestorben sind. Die follen alsdann rühs men was sie weder kennen noch gesehen haben. Es ist eben so viel, als wenn wir uns betrüben wollen, daß wir von de nen nicht gelobet worden sind, die lange vorher gestorben waren, ehe wir gebohren wurden.

XIX.

Ist dir etwas schwer? bilde dir deswegen nicht ein, daß es auch einem andern unmöglich sey. Aber was einem andern möglich ist und leicht, das ist dir auch nicht un möglich.

XX.

So etwa einer im spielen uns ohngefehr krakete, oder mit dem Kopff an uns stieß, würden wir uns darüber nicht entrüsten, auch keinen Argwohn faffen, als håtte uns dies fer Mensch wollen einen Poffen spielen. Wir werden ihm vielmehr aus dem Wege gehen, wiewohl nicht als einem Feinde; oder einen Verdächtigen, sondern wir weichen ihm, ohne ihn zu hassen.

Lafft uns dergleichen in allen Begebenheiten unsers Lebens thun! laffet uns nicht drauf achten was man uns thut, sondern lasset uns alles als von unsern Spiel-Gesellen annehmen. Denn, wie ich bereits gesagt, so stehet uns frey, ohne Argwohn oder Haß, ihnen auszuweichen. XXI.

Kan mich einer mit Recht überzeugen und darthun, daß ich eine Sache nicht recht faffe, oder damit umgehe, so wil ich meine Meynung mit Freuden åndern: denn ich suche die Warheit, wodurch keiner je ist beleidiget wors den; Aber dabey fährt man immer übel, wenn man in seis ner Unwissenheit, und in seinem Irrthum beharret.

XXII.

Ich thue was meine Schuldigkeit ist, und lasse mich nichts anfechten, oder beunruhigen; denn es sind ents weder leblose, oder unvernünfftige Dinge, oder solche die da irren, und den rechten Weg nicht wissen.

XXIII.

Bediene dich der Thiere, und insgemein aller an dern dir vorkommenden Dinge, mit einem edlen und freyen Wiß, wie ein vernünfftiger Mensch das, so keine Vers nunfft hat, gebrauchen foll; Mit vernünfftigen Menschen aber, gehe nach den Gefeßen der Gesellschafft um; vor als len Dingen unterlaß nicht, GOTT in allen deinen Tha ten anzuruffen, und bekümmere dich nicht, wie lange du folches thun werdest; drey Stunden des Lebens in diesem Zustand zugebracht, q) find genug!

XXIV.

Der Groffe Alexander, und sein Esel-Treiber, find nach ihrem Tode in gleichem Zustand gerathen. Entweder sind sie zu einerley Ursprung aller Dinge wies dergekehret; oder sie sind einer wie der andere in Staub und Asche auffgelöset worden.

XXV.

Betrachte, wie viel Dinge zu einer Zeit, ja in dems felben Augenblick in deinem Leibe, und in deinem Gemüthe vorgehen; So wirst du dich nicht verwundern, über die unterschiedlichen Begebnisse, welche zu einer Zeit in der weiten Welt sich ereignen.

XXVI.

Wenn jemand dich fraget, wie das Wort Antos ninus geschrieben wird, wirst du auch mit Hefftigkeit als

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q) Sind genug. Er saget nicht/ daß im ganzen Leben genug fey/ drey Stunden zu beten; fondern/ daß es unfre Pflicht. fey/ohue Unterlaß unser Gemüth zu GOtt zu erheben.

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le Buchstaben hersagen? und wenn er sich darüber entrüstete, würdest du auch wieder zürnen? Wirst du nicht viels mehr fortfahren, alle Buchstaben gang geruhig einen nach Den andern zu nennen? Erinnere dich hieben, daß es mit als len r) Pflichten unsers Lebens eine gleiche Bewandniß habe; die Erfüllung einer jeglichen dererselben, bestehet in einer gewissen Zahl von Verrichtungen. Diese must du alle wahrnehmen, und deinen Weg gerade fortgehen, ohne dich zu bekümmern, oder gegen die zu zůrnen, welche sich wider dich erbossen.

XXVII.

s) Ists nicht eine Grausamkeit, denen Menschen nicht vergönnen wollen, daß sie solchen Dingen nachhans gen, welche ihnen nüßlich und anständig vorkommen? Du hast aber das Ansehen, als ob du ihnen dieses nicht zulassen wolleft; Indem du dich gegen sie entrustest, wenn sie fündis gen; Sie meynen daß sie auf dem Wege zu ihrem Gut find. Du sprichst: Sie betriegen sich! beffere sie dems nach, und zeige ihnen, worin sie fehlen, ohne auf sie zornig zu werden.

XXIIX.

Der Tod ist das Ende des Krieges, welchen unsre Sinnen unter einander führen. Er ist die Ruhe aller widrigen Bewegungen, so die Begierden in uns erres

gen;

r) Pflichten. Der Nahme Antoninus ist nicht vollständig/ wo er nicht mit allen seinen angehörigen Buchstaben geschries ben wird; und unfre Pflicht wird nicht vollbracht/ daferne wir eine einzige unterlassen. Wie ein Nahme aus unter schiedlichen Buchstaben/so bestehet das Gefeß aus unterschied lichen Geboten: Wer in einem fehlt / der ist des gens Ben schuldig. Jac. II. 10.

⚫) Antoninus verbietet nicht/ die Lafter ju bestraffen; sondern er tadelt die Art und Weise/ wenn solches mit blinder Gifes sucht und ohne Vernunfft geschicht

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