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Aber diese freymüthige Vertheidigung_unsrer gekränkten Ehre muß endlich allezeit mit Würde geführt werden, wenn wir uns gegen die VerLäumdung sichern wollen, wie Jesus. Zu welchen Lästerungen liessen sich die Feinde Jesu im Evangelio herab! Wie unanständig erniedrigten sie sich durch die Frage: sagen wir nicht recht, daß du ein Samariter bist, und hast den Teufel? Wie unglücklich vergaßen sie sich endlich, als sie Steine aufhuben, um auf ihn zu werfen. Welche Würde seßt hingegen Jesus diesen Unanständigkeiten entgegen! Mit welcher Gelassenheit antwortet er: ich habe keinen Teufel, sondern ehre meinen Vater, und ihr unehret mich! Mit welcher Ruhe entzieht er sich ihnen, als ihre empörte Wuth sich nicht mehr fassen konnte, und verläßt den Tempel! O wenn die Verläumdung in jeder Rücksicht an euch zu Schanden werden soll: so strebet nach dieser Gelassenheit, so lernet mit dies ser Fassung und Würde handeln! Erhißen euch ihre Angriffe, find sie fähig, euch zu einer Empfindlichkeit zu reizen, die in ein unanständiges Betragen ausbricht: so hat sie ihre Absicht ziemlich erreicht; Sie hat ben dem kühlen partheilosen Zuschauer wenigstens den Verdacht erregt, ihre Beschuldigungen dürften wohl nicht so ganz ungegründet seyn, weil sie euch so aufbringen, weil sie euch verleiten, euch selbst nicht genug zu achten. Gelassenheit, M. Br., ruhiger Ernst und edle Würde ist das Merkmal der wahren Unschuld; auch bey der empfindlichsten Kränkung wird sie das rührende Vorbild dessen nicht aus den Augen verlieren, der nicht wiederschalt, da er gescholten ward, nicht drohte, da er litte, sondern alles dem anheim stellte, der da recht richtet. Denn dieß, dieß ist die grosse Aussicht, die uns erheben und stärken, die uns selbst dann, wenn die Verläumdung uns zu mächtig wird, mit Sammlung und Würde handeln läßt. Sind wir, was wir

D.' Reinh. voUft. Predigtsammlg. 2. Th.

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seyn sollen, wahre Bekenner dessen, den Gott durch Leiden des Todes mit Preis und Ehre gekrönet, dem er alle seine Feinde zu Füssen gelegt hat: so können auch wir getrost sagen: ich suche nicht meine Ehre; es ist aber einer, der sie suchet und richtet. Wohl uns, wenn wir diesen Richterstuhl nicht scheuen, wenn wir das Licht nicht fürchten dürfen, das ihn umstralt, das nicht blos die Nebel menschlicher Vorurtheile und Verläumdungen, sondern auch das Blendwerk einer unächten Tugend, und einer heuchlerischen Gleißneren zerstreut. Gott heilige uns durch_seinen Geist, und lasse uns einst alle nach dem Sieg über die Mühseligkeiten der Erde die Krone des Lebens empfangen. Amen.

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Am Tage der Verkündigung Maria.

Das heutige Fest führt uns bis zum Anfang der

grossen Anstalten zurück, M. 3., welche Gott durch Christum zum Wohl unsers Geschlechts getroffen hat, und zeigt uns dieses ganze, den Himmel und die Erde, die Zeit und die Ewigkeit umfassende Werk gleichsam im Augenblicke des Entstehens. Die Erzählung des Evangelisten, über die ich jeßt reden soll, verseßt uns in eine Zeit, wo noch Niemand auf Erden etwas da von wußte, daß Gott im Begriff sen, diese in ihrer Art einzige Sache ihren Anfang nehmen zu lassen. Unstreitig war die Wahl der Mutter, welche dem Heilande der Welt das Leben geben sollte, das Erste, was hierben geschehen mußte. Und diesen ersten Schritt, diese Wahl, von der so viel abhieng, beschreibt das heutige Evangelium. Es deckt also, wenn ich so sagen darf, gleichsam das erste Glied jener unermeßlichen Kette von Veränderungen auf, welche Gott durch Christum wollte entstehen lassen." Die unzähligen Begebenheiten, welche die Geschichte des Christenthums ausmachen; die überall verbreiteten Folgen, die es gehabt hat; aller der Segen, der durch dasselbe so vielen Millionen von Menschen zu Theil geworden ist; diese ganze zusammenhängende Reihe

von Veränderungen läuft bis zur Geschichte des heutigen Evangelii zurück, und die Begebenheit, die es erzählt, ist gleichsam der Punct, von welchem alles ausgegangen ist.

Aber wie klein ist der Anfang aller dieser Dinge, M. 3., wie wenig schien er die grossen Wirkungen zu versprechen, welche daraus entsprungen sind. Ohne alles Gepränge, ohne den Augen der Welt sichtbar zu seyn, bringt ein Engel der Jungfrau, welche Gottes Weisheit ausersehen hatte, die Nachricht, daß sie zur Mutter des Heilandes der Welt bestimmt sey. Und wer ist die Person, der dieses Loos zu Theil gewor den ist? Nicht etwan eine von jenen Vornehmen und Glücklichen, die erzogen im Schoose des Ueberflusses, und erhaben durch Rang und Geburt, die Aufmerksamkeit der Welt auf sich ziehen; nein, eine verkannte, in der Dunkelheit lebende Unschuld ist sie, welche zwar die berühmtesten Könige ihres Volks unter ihre Vorfahren zählen konnte, aber dessen ungeachtet ohne Vermögen und äusseren Glanz, in einer unbedeutenden Stadt Galiläens sich aufhielt, und keinen andern Vorzug hatte, als ein edles Herz, und eine unbefleckte Tugend. Und denket nicht, daß ihr äusserliches Glück durch die Ehre, die Mutter des Sohnes Gottes zu seyn, verbessert worden wäre. Sie bleibt in der Niedrigkeit, in der sie vorher war, und der Bote des Himmels, der ihr diese unerwartete Nachricht gebracht hatte, verläßt sie eben so dürftig und arm, eben so unbekannt und übersehen, als sie bisher gewesen war. Wer hätte denken sollen, daß das Daseyn einer Person, die so vernachlässigt in ihrem eignen Vaterlande war, daß das Daseyn des Kindes, welches sie gebähren sollte, so grosse, so ausserordentliche, so für alle Zeiten und Völker wichtige Wirkungen haben, und ein unermeßlicher Segen für die Welt werden würde! Und doch ists geschehen; sehet hin, wohin ihr wollet, überall fallen euch Veränderungen,

Umstände, Einrichtungen in die Augen, die nicht da seyn würden, wenn Maria, die Mutter Jesu, nicht gelebt, wenn sie das wichtige Kind nicht geboren hätte, welches der Engel im Evangelio verkündigt!

Ernsthafter Gedanke! Es ist also nicht möglich, im Voraus die Wirkungen zu überschauen, die auch unser Daseyn für alle Zeiten haben wird; sie können mannichfaltiger und ausgebreiteter, sie können dauerhafter und langwieriger, sie können wohlthätiger und nüßlicher, sie können aber auch schädlicher und gefährlicher seyn, als wir und Andre jetzt zu fassen vermögen; fie pflanzen sich nach unserm Tode von Geschlecht zu Geschlecht fort, und es ist nicht mehr in unsrer Gewalt, ihren Strom zu hemmen, wenn er einmal angefangen hat, sich zu ergiessen. Aber wie fremd ist uns gleichwohl diese trostvolle und fürchterliche, diese niederschlagende und herzerhebende Vorstellung! Ist es nicht offenbar, daß die Meisten immer nur für den gegenwärtigen Augenblick leben; daß sie an die Wirkungen und Folgen dessen, was sie sind und verrichten, fast gar nicht denken; daß sie am allerwenigsten auf die entfernte Zukunft sehen, und die Spuren aufsuchen, die von ihrem Daseyn in derselben vorhanden seyn werden? O wer ihr auch seyn, wie unbedeutend und niedrig ihr auch scheinen, wie wenig ihr auch dem Ansehen nach durch euern Einfluß, durch enre Thätigkeit, durch eure Verbindungen ausrichten möget: daß ihr dagewesen seyd, und auf Erden ge wirkt habt, davon werden sich die Spuren aus dem Zusammenhang der Dinge nie wieder verlieren; und wer, wer kann euch dafür stehen, daß sie nicht weit bedeutender seyn werden, als ihr euch jetzt vorstellet. Nein, wir würden es nicht verdienen, dem Schoose des Nichts entrissen worden zu seyn, wenn wir leichtfinnig genug wären, einen so wichtigen Gedanken von uns zu weisen, wenn wir nicht überlegen wollten, wie wir ihn anvenden und gebrauchen sollen. Wohlan

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