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Träume, selbst wo sie mich gehindert haben, dem Reiche Gottes Gewalt anzuthun; denn sie sind der menschliche Rahmen, der den warmen Herzschlag einfaßt. Der Herzschlag ist aber bleibend, der Rahmen ist vergänglich. Ich will hier gleich einer Illusion Erwähnung thun. Wie es wol allen jungen Predigern geht, die mit Glaubenswärme ihr Amt antreten, so ging es auch mir. Ich wollte, nachdem kaum einige Jahre vergangen waren, Früchte meiner Arbeit sehen, die Herzen wollte ich bekehrt, das Leben in der Heiligung gefördert erblicken. Und davon war nichts sichtbar geworden. Das war mein erster Schmerz im lieben Umte. Ich klagte ihn einem lieben Freunde, der älter war an Amtsjahren und Amtserfahrungen. Er verwies mich an das eigene Herz, dessen gründliche Bekehrung ich zuerst zu erbitten håtte; er wies mir die fenfkornartige Natur des Reiches Gottes nach. Beide Lehren schlugen bei mir ein. Ich habe seitdem es nicht mit der Ungeduld, wol aber mit dem Gebet für das eigene Herz und für die Gemeinde gehalten; ich habe mir oft eine kräftige Demuthspredigt gehalten und in dieser mir die unverdiente Geduld Gottes mit mir vorgehalten, wenn ich mit Menschen keine Geduld hatte; ich glaube sogar gelernt zu haben, obgleich der Herr aus besonderer Gnade mich noch nicht in diese schwere Schule geführt hat, mit gleicher Freudigkeit vor Wenigen als vor Vielen das theuer werthe Wort predigen zu können. Was weiter vom Haushalter gefordert wird, ist, daß er treu erfunden werde. Das Gebet um Treue, Treue im heiligen Dienste; die Bewahrung dieser Treue in guten und in bösen Tagen, unter dem Hosiannah und dem,Kreuzige der Gemeinde ist die einzige subjective That, zu der wir berufen sind. Alles ist Gabe, alles ist Gnade; aber

unser ist es, Gnade wie Gabe in das Gold der Treue einzufassen; ihr allein wird der überschwängliche Segen gegeben, daß wir gewürdigt werden, Menschenfischer zu sein. Aber ohne die heilige Wärme des amtlichen Herzens ist kein Gebet, keine Treue möglich, und die Wolken Gottes träufeln keinen Segen, der Himmel ist verschlossen, wie ein ehernes Thor. Ich danke noch dem Herrn für das warme Herz und das warme Amtsgebet, das die Illusionen nicht haben steinern und kalt machen können. Ich glaube, nicht ohne Segen im ersten Amte gestanden zu haben und kam er nicht, wie ich in jugendlicher Begeisterung ihn wollte, so kam er doch, wie Gott wollte; kam er nicht als Christus vor Moses, so kam er doch als Christus nach Moses. Wie sind doch die jungen Geistlichen vor diesem Irrthum ihres warmen Herzens zu warnen; wie liegt doch so viel Selbstgerechtigkeit und fleischlicher Sinn in dem: Früchte sehen wollen? Auf den Herrn und auf das eigene Herz haben wir zu sehen. Die Versöhnung dieser beiden Mächte haben wir durch Christum zu erflehen, das geschlungene Band durch Treue täglich fester zu schürzen, das ist das Geheimniß einer gesegneten Umtsführung.

Also ich danke dem Herrn für die Begeisterung, mit welcher ich das theure Amt antrat. Diese verklärte auch die äußere Situation. Ich heirathete bald und empfand das Wort: eigener Heerd ist Goldes werth. Wir sahen nicht die räumlichen und örtlichen Mängel, sondern freuten uns unsres Gartens, Hauses, Feldes. Und in der That gestaltete sich das Haus immer freundlicher und war, wenn auch eng, jedenfalls eine Friedenstätte, wo das Brod vortrefflich schmeckte. Gegen= wärtig an der französischen Grenze, an der äußersten Spize der Preußischen Rheinprovinz, wo die pfarrlichen Verhält

nisse so ganz anders find, fühle ich mich gedrungen, auch über die materiellen Verhältnisse des heimischen Pfarramts etwas mitzutheilen. Die nicht reichliche Einnahme von etwa 400 Thaler Pr., welche sich indeß, als ich Uck verließ, fast vers doppelt hatte, kam auf die wunderbarste Weise von der Welt zufammen. Vier sogenannte Geldopfer am Weihnacht, Lichtmeß, Ostern, Pfingsten, zu welchen jedes erwachsene Mitglied der Gemeinde 3 Sch. (214 Silbergroschen) zahlen mußte, wurden am Schlusse des Gottesdienstes, während ich vor den Altar trat und ein sogenannter Opfergesang gesungen ward, auf den Altar hingelegt. Mit Beginn der Fastenzeit lieferte jeder Hufner der Gemeinde, deren es 37 gab, an den Pfarrer 2 Brode, zu 6 Pfund das Stück, und 1 Schilling für Häringe inventarienmäßig bestimmt. Kam Ostern, so wurden 14 Stieg Eier, (ein Stieg hält 20 Eier) eingesammelt, welche die wirthliche Hausfrau in Kalk einlegte und für den kommenden Winter verwahrte. Pfingsten brachte wieder Brod, und Johannis ward 1 Pfund Butter von der Kuh geliefert, zugleich mit einer kleinen Summe Geldes für Käse. So nahete die Ernte der Feldfrüchte: Von diesen wurde mir von jeder Hufenstelle eine bestimmte Anzahl Garben und eine überzählige gesteuert, so daß meine eigene Ernte fast verdoppelt ward. Den Be= schluß machte das 15. Lamm eines jeden Einwohners, der Schafe hielt. Ich halte hier noch meine Bemerkungen zurück, um die eigenthümliche Dotation der Pfarrei weiter zu führen. Außer diesen Zehnten und den nicht bedeutenden Accidentien bestand die Hauptdotation aus dem Pfarracker. Ich hatte etwa 120 Morgen Ländereien, die nicht verpachtet, noch versteigert werden konnten, sondern deren Ertrag durch zweckmäßige Behandlung die Haupteinnahme hergeben mußte.

Die Sache hatte ihre Schattenseiten. Gewöhnlich versteht der Geistliche nichts von dem Landbau, und muß sich auf Treu und Glauben seinem Gesinde überlassen; die Frau versteht nichts von der Landhaushaltung und die Wirthschaft geht den Krebsgang. Dann erfordert die Einrichtung einer so großen Dekonomie mit Vieh und Inventar eine bedeutende Summe Geldes. Gewöhnlich sind die Theologen arm und müssen Schulden machen. Endlich erfordert eine solche Oekonomie ein Gesindepersonal von 4 bis 6 Personen, und dies gehört am allerwenigsten zu den Annehmlichkeiten des Lebens. Füge ich nun noch hinzu, daß der Geistliche den Fluctuationen der Mißernten, der Kornpreise u. s. w. unterworfen ist, so glaube ich auch alle Schattenseiten namhaft gemacht zu haben, welche diese Art der Dotirung mit sich führt. Es möge aber nicht parador klingen, wenn ich den Wunsch ausspreche, daß in allen Ländern evangelischen Bekenntnisses die Dotirung der oben geschilderten gleichen oder ähnlich sein möge.

Es versteht sich, daß ich nur vom Lande, nicht von den Städten rede. Andere Sitten, andere Zustände. Ich bin, so gut wie Einer, mit einem idealen innern Horror die ersten Male vor den Altar getreten, um das Geldopfer hinlegen zu sehen. Ich habe Zehnten und Landwirthschaft u. s. w. für eine Entweihung des geistlichen Amtes, für unwürdig des Standes und was weiter gehalten. Nicht lange indeß, so war ich ganz andern Sinnes. Die Opfer und Zehnten sind alt an Jahren, sie sind aus dem göttlichen Gefeß erwachsen. sie sind, wie das Geset selbst, recipirt im Canon des neuen Bundes; sollten sie denn wirklich so entseßlich das geistliche Amt herabwürdigen? Es wäre ein übel Ding, wenn die Amtswürde auf so schwachen Füßen ruhete. Der Träger

derselben ist der Geistliche selbst und ich bin der Meinung, daß, wenn dieser sich geistlich vom Amte tragen läßt, auch seine Amtswürde in der Gemeinde ihre Anerkennung finden wird. Revolutionen und plöglich hereinbrechende Sturmfluthen des Unglaubens vermögen wol eine Zeitlang die Amtswürde mit dem Amtsinhalt zu verwischen; in Zeiten geordneter Zustände geht sie nicht durch Opfer, Zehnten und Dekonomie zu Grunde. Nicht die Ideologen, das Volk selbst muß darüber entscheiden. Des Volkes Ansichten sind aber ganz anderer Art. Es ist in diesen Zuständen aufgewachsen, und hält vererbte Zustände werth. Es hat durch die regelmäßige Wiederkehr solcher Dinge beständig persönliche Beziehungen zum Pfarrer. Es wird durch die gewöhnlich sehr geringe Abgabe nicht gedrückt, und hat es den Pfarrer lieb, so hat es Freude daran, ihm das beste Korn, ihm besonders gutes Brod und Butter u. f. w. zu senden. Und ich habe auch Freude an den Gaben gehabt und sie herzlich meinen lieben Pfarrkindern gedankt. Nun, der Städter stellt sich nobler und feiner hin. Er bringt vielleicht einen silbernen Pocal oder sonst was. Der Bauer aber bringt sein Brod, sein Huhn, bringt also das, was er hat, und giebt dadurch dem Pfarrer seine Neigung so gut zu erkennen, wie der Städter. Fragt es sich nun, nicht wessen Gabe nobler, glänzender ist, sondern wessen Gabe ehrlicher gemeint ist, so nehme ich lieber das Huhn des Bauern, als ein Tafelservice des Städters. Hiezu kommt noch eins. Staatsgehalt erhält der Geistliche in meinem Vaterland nicht, und kommt daher auch nicht in die Lage, wie hier in der Rheinprovinz, von Sektirern als bezahlter Diener der Staatskirche verdächtigt zu werden. Wie sollte denn nun eine Gemeinde von 450

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