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denn noch immer war ich der Erhebung meines Vaterlandes im Geiste aus Unkunde entfremdet und würde nimmer die provisorische Regierung anerkannt haben. Diese Erinne rung ist mir noch schmerzlich und trostreich zugleich. Sie ist mir schmerzlich, weil ich den edlen Männern, welche im rech ten Patriotismus, der heiligen Landessache sich opfernd, an die Spike traten, Unrecht gethan habe, da ich immer noch wähnte, das äußerste Rechtsmittel, der lekte gütliche Versuch, sei nicht erschöpft; trostreich, weil sie mich in meiner geistlichen, unpolitischen Haltung stärkte, die mir wol sonst schwerer geworden wäre, und ich daher von den Gewaltthaten der Dänen ohne wirkliche Schuld betroffen wurde. Die Einleitung zu diesen Gewaltthätigkeiten wurde nun ins Werk gefeßt. Am 6. April erhielt ich vom Bischof folgendes Schreiben:

,,Die Königl. Commandantur in Sonderburg hat in ,,einem Schreiben von gestern Aufklärung über die Stellung ,,verlangt, welche Ew. Hochwürden zu unseren politischen ,,Zuständen haben, und da dieselbe sich nicht durch die Ers „klärungen, welche ich zu geben im Stande war, befriedigt ,,fand, in einem ferneren Schreiben mich beauftragt, von „Ihnen eine nähere Erklärung zu fordern.

Ich erlaube mir daher, von Ihnen baldmöglichst eine gefällige Erklärung zu erbitten, ob Sie anerkennen, oder ,,durch Wort und Werk unterstüßen, oder anzuerkennen und ,,durch Wort und Werk zu unterstüßen beabsichtigen, irgend ,,welche nicht von Sr. Majestät König Friedrich VII. aners ,,kannte Autorität, namentlich die sogenannte provisorische ,,Regierung oder eine andere Autorität, welche sich dieser ,,untergeordnet hat, oder in einem feindlichen Verhältnisse zum dänischen Staate und der dänischen Regierung steht,

„in welcher Veranlassung ich zu bemerken nicht unterlassen ,,kann, daß, nach Maßgabe des angezogenen Schreibens der ,,Commandantur, der Herzog von Augustenburg in einem ,,folchen Verhältnisse sich befindet.

„Die Worte, in welchen ich diese Erklärung fordern soll, ,,sind mir nicht aufgegeben. Ich habe die Erklärung nur so ,,gestellt, wie ich meine, daß sie hinreichend sein wird. Solls ,,ten Ew. Hochwürden einen oder den andern Ausdruck wes „niger passend finden, oder es vorziehen, die Erklärung in ,,einer andern Form zu geben, dann erbitte ich mir amtlich ,,eine solche Form, wie sie Ihrer Ueberzeugung entspricht, und gemäß welcher Sie handeln wollen. Es wird sich dann zeigen, wie weit die Commandantur felbige genügend findet, „um ihre Absicht zu erreichen, nemlich die Ueberzeugung ihr ,,zu geben von der Zuverlässigkeit der ihr untergeordneten ,,Beamten, namentlich bei Ausführung von Ors ,,dern und Aufträgen, womit Sie möglich beauftragt ,,werden könnten.

Guderup, 5. April 1848.

J. Hansen,

Bischof über Alfen und Arróe."

Dies Document überraschte mich einigermaaßen. Es war ja leicht ersichtlich, daß andere Intentionen zu Grunde lagen.

Die Insel war hermetisch abgesperrt und ich durch die zwingende Macht der feindlichen Verhältnisse auf Haus und Garten beschränkt. Zwischen mir und der provisorischen Re: gierung oder jeder ihr zugethanen Behörde, lag das Land und ward behütet von der dänischen Armee, lag das Meer, das bewacht wurde von dänischen Kriegsschiffen und Kanonen

böten. Es war eine Lächerlichkeit, eine bornirte dänische Fiction, daß ich die Rechte und Lande Dänemarks und seines souveränen Volkes sollte gefährden können. Ich war ja in der That vollständig ein Gefangener. Aber der Zweck jener Maaßregeln war auch ein ganz anderer. Meine kirchliche unpolitische Haltung, mein stricter passiver Gehorsam genügten den dänischen Gewalthabern nicht, fie wollten mein Amt zu einer politischen Diatribe, mich zu einem politischen Agi= tator gemacht wissen und es hat sich mir hier und immer wieder bewährt, daß bei den Dänen das Christenthum national, nicht aber die Nation christlich ist. Politische Sturmprediger brauchten sie. Das Umt des Friedens und der Neutralität war ihnen zuwider. Dies sagt ja auch deutlich der Schluß des Briefes, wonach der Commandant sich von der Zuver lässigkeit der Geistlichen überzeugen will, um zu wissen, ob er ihnen Aufträge anvertrauen kann. Nun, der Commandant Riegels war fanatisirt und ein sehr beschränkter Mann. Der Bischof war nicht der Ansicht. Wiewol dieser leider, be sonders in jener Zeit, nicht eine bischöfliche, sondern eine rein politische Thätigkeit ausübte, so daß er jenem Bischof ähnlich ward, dessen blutige Rüstung der Kaiser vom Schlachtfelde dem Papste mit der Frage sandte: siehe zu, ob dies das Hirtenkleid deines Sohnes ist? so hatte der Bischof doch das mals noch eine Ahnung von einem priesterlichen unpolitischen Amte und den aufrichtigen Wunsch, mich unbehelligt in meiner geistlichen Neutralität zu belaffen. Ich muß ihm dies anerkennende Zeugniß geben, daß er tros unserer Opposition nichts gethan hat, um mich zu vertreiben, sondern Alles, um mich in meinem Umte zu erhalten und mich zu beschüßen. Wie wenig ich sonst auf irgend einem Gebiet mit ihm sym

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pathifiren kann, dies Zeugniß darf ich nicht zurückhalten. Ich machte hiervon gleich eine Erfahrung. Um die schriftliche Antwort zu umgehen, begab ich mich sofort persönlich zu ihm. In der Unterredung, deren Hauptpunkte mir noch klar vorschweben, kam mir der Bischof mit offener Freundlichkeit entgegen. Ich erklärte dem Bischof, daß ich, wie ihm ja wol bekannt sei, nach meiner politischen Gesinnung SchleswigHolsteiner sei, daß es aber eben zu dieser Gesinnung gehöre, loyal und der Obrigkeit gehorsam zu sein. Darum sei ich bereit, mein priesterliches Amt still und ohne alle Betheiligung mit der Politik fortzuführen; sollte ich indeß zu politischen Acten, Demonstrationen, zu eventuellen Siegesfesten hinzugezogen werden, so bate ich sehr dringend für mich, wie im Auftrag meines jungen Collegen Pastor S., uns zu fuspendiren, denn wir könnten die Selbstverleugnung nicht so weit treiben, um über den Leichen unserer Brüder und Gesinnungsgenossen ein Te Deum zu singen. Der Bischof erwiederte und wiederholte es mehrfach, daß nie etwas von mir folle gefordert werden, was meiner politischen Ueberzeugung widerstritte, bat dringend, daß wir, wie bisher, so auch ferner unser Amt still weiter verwalten möchten und als ich wiederholt in ihn drang, uns lieber zu suspendiren, weil wir nicht im Stande wären, unsere persönliche Rechts überzeugung zu verleugnen, versprach er, falls ein Sieg der Dänen zu einem Te Deum Veranlassung geben solle, uns von diesem und jedem Act, der unser Gewissen beschweren könnte, zu dispenfiren. Ich versprach dagegen, ruhig in meinem Umte zu vers harren und unterschrieb folgenden Revers: ich habe dem ,,Könige meinen Eid geschworen, den ich zu halten gewillt, ,,und jemals übertreten zu haben mir nicht bewußt bin."

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Zugleich erfuhr ich vom Bischof, daß politische Gegner von mir aus meiner Gemeinde bei ihm gewesen wären und ihn inständig ersucht hätten, mich zu schüßen und in meinem Amte zu lassen. Es geht aus diesen Verhandlungen hervor, daß der Bischof an dem, was mich so bald schon betraf, ohne alle Betheiligung war, daß er die ehrliche Absicht hatte, mich zu schüßen und in meinem Amte zu erhalten, daß er so wenig wie ich die politische Lage übersah, noch die Unmöglichkeit durchschaute, in Zeiten solcher Aufregung die Person vom Amt, das Amt von der Person zu trennen. Es geht eben nicht und kann nimmer gehen. Das Reich Christi ist nicht von dieser Welt, aber es soll in diese Welt kommen; der Geistliche ist Diener Christi, aber er ist Mensch und Staatsbürger und kann in Zeiten der Gährung, wo die Grundlagen des Staats gefährdet find, unmöglich eine Luftstellung einnehmen. Denn der Staat ist es eben, den seine Arbeit am Reiche Christi christlich zu machen hat. Ist nun die Staatsgrundlage erschüttert, so ist ihm der Acker, auf dem er ackern soll, entzogen und er muß auch an diesen Vibrationen Theil nehmen, er mag wollen oder nicht. Gilt dies überhaupt, so hier im Besonderen. Die Geistlichen Dänes marks und besonders die auf Alsen hatten sich an die Spike der Bewegung gestellt; ihr Amt, ihre Predigt, ihr Thun, Alles athmete dänische Politik. Wie sollte denn für einen Einzelnen eine gegentheilige ideale Stellung denkbar und möglich sein? Die Kirche hat alle Zeit ein Bewußtsein von ihrem Wesen und ihrer wahren Bestimmung gehabt, nicht aber auf gleiche Weise der Staat davon, daß er ein specifisch christlicher Staat sein soll. Der damalige dänische Staat hatte hiervon gar kein Bewußtsein; was nicht politisch-national

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