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Seelen im Stande sein, den Pfarrer mit seinen höheren Lebensbedürfnissen zu unterhalten? Da nimmt er nun die Bedürfnisse seines Lebens unabhängig, wie ein Freiherr, aus dem ihm zugelegten Acker; da theilt er des lieben Gottes Sonnenschein und Regen, theilt Furcht und Hoffnung, Dank und Sorge mit seinen Bauern; hat überall Anknüpfungspunkte, vom Irdischen auf das Himmlische zu verweisen, kann das Evangelium von den Vögeln des Himmels und den Lilien des Feldes ganz anders auslegen, als der Städter; denn er hat in Sorge und Gebet Exegese getrieben, die Exegese des Herzens; kann faktisch und praktisch beweisen, daß die Sabbaths entheiligung auch in naffen Jahren nicht nöthig ist, weil ihm keine Garbe verdarb, wiewol er nicht den Sabbath misbrauchte; kann für die Erntepredigt ganz andere specielle Momente auffinden, als wenn in die Allgemeinheit hin, das:,,Lobe den Herrn meine Seele" mit dem Psalmisten angestimmt wird; kann endlich durch eine ordentliche Wirthschaft eine demonstratio ad hominem predigen, die schwerlich seiner Amtswürde Abbruch thut. Die Sünde liegt nicht an und für sich nothwendig in solchen Verhältnissen; wir Sünder tragen jene in diese. Man schütte nur das Kind nicht mit dem Bade aus.

Aber der Haupteinwand, den die Studierstuben machen, ist noch zurück; er trifft die Person des Pfarrers, welche nothwendig unter solchen Umständen versauern und verbauern muß. Es ist wol sehr in Frage zu stellen, wo die meisten versauerten und verbauerten Pfarrer zu finden sind, auf dem Lande oder in der Stadt. Wenn die Bildung nicht ein bloßes Attribut des feinen Tuchrockes, des savoir-vivre in Gesellschaften ist, sondern wenn die geistliche Bildung in der

gläubig geistlichen Weise des Herzens, in wissenschaftlicher Tüchtigkeit, in heiligem Umtsernste besteht, so wird das Land immerhin die Parallele mit der Stadt aushalten können. Sollen wir denn ewig Sklaven von Redensarten bleiben, wie: der Landprediger, wenn er Dekonom sein muß, muß nothwendig versauern? Es scheint mir dies nur eine falsche Auslegung des Wortes: wer sich in Gefahr begiebt, kömmt darin um. Gewiß ist Wachen und Beten heilige Pflicht, gewiß muß ich die Versuchung meiden; gewiß liegen schwere Anfechtungen für den Geistlichen darin, daß er mit sammt seiner Existenz auf den Ertrag des Ackers verwiesen ist, daß er seine Produkte verwerthen, daß er Handel treiben muß. Aber hier ist eben keine Versuchung, es sind unter Gottes Zulassung historisch gewordene und geordnete Zustände. In ihnen zu stehen wie ein Mann Gottes, das ist die Aufgabe des Land-, wie des Stadtpredigers, und wer von beiden Gott am Besten vor Augen hat und im Herzen, der geht am siegreichsten aus der Versuchung hervor, sei sie in der Stadt, oder auf dem Lande. Über die Berufsstörungen? Ich habe eine große Dekonomie gehabt und ihr selbstständig vorgestanden und bin mir nicht bewußt, meiner Pflicht damit Stunden und Studien entzogen zu haben. Die Sache macht sich auch anders praktisch, als theoretisch angesehen. Kaum angestellt, erkannte ich bald, daß unsere Existenz zumeist von einem guten Betrieb der Oekonomie abhängig sein dürfte, erkannte weiter, daß ich, wenn ich nicht der Knecht meines Knechts sein wolle, auch die Sache verstehen müsse. Ich gab mich daran, fie praktisch und theoretisch zu studiren und es dauerte nicht sehr lange, so hatte ich sie ziemlich inne. Von da ist mir die Sache leicht geworden. Mein Großknecht war mein

Premier. Er machte jeden Abend seine Vorschläge und ich entschied, und so ging Alles seinen geordneten Weg. Es war mir eine Erholung, täglich auf mein Feld zu gehen, um nach meinen Arbeitern zu sehen. Ich bin mit herzlicher Freude an meinen Saaten gestanden, und habe ihrem Keimen zugesehen und mit dem, der sie wachsen läßt, der Regen und fruchtbare Zeiten vom Himmel sendet, mit dem habe ich oft an meinem Acker stehend geredet. Ich mögte darum herzlich wünschen, daß die theologisch absprechenden Säße aus der Welt geschafft würden, daß wir in Diesem und in Allem zuerst lernten, auf das troßige und verzagte Ding, das wir in der Brust tragen, zu achten. Denn im Herzen, nicht im Acker steckt es, wenn der Landgeistliche versauert und vers bauert.

Aber es wird Zeit, von dem Ucker, der mein täglich Brod trägt, wegzugehen, und auf den andern zu treten, wo ich das Brod des Lebens auszustreuen berufen war; denn der Mensch lebt nicht vom Brod allein, sondern von einem jeglichen Wort, das aus dem Munde Gottes hervorgehet. Ich gehe zuerst in das kleine einfache Gotteshaus, worin ich in acht Jahren dem Herrn diente. Pf. 27, 4: Eins bitte ich vom Herrn, das hätte ich gerne, daß ich im Hause des Herrn bleiben möge mein Lebenlang, zu schauen die schönen Gottesdienste des Herrn und seinen Tempel zu besuchen. Wie gnädig ist Gott, daß,,die schönen Gottesdienste" dem ahnenden Schauen des einfältig gläubigen Herzens dennoch vergönnt sind und nicht an eine plastische oder nicht plastische Form ihrer Erscheinung gebunden sind.,,Schöne Gottesdienste."— Ja, das Herz schaut sie allüberall, wohin es die Glaubensgestalt seines Friedensfürsten mit sich trägt, feiert sie allüberall, wo es sich von dem

Friedensgruß gegrüßfet weiß: sei getrost, mein Sohn, dir sind deine Sünden vergeben. Solche schöne Gottesdienste" hat mein Herz auch in der kleinen dürftigen Kirche zu Uck gefeiert und ich hoffe, sagen zu dürfen: nicht mein Herz allein hat folche dort gefeiert. Nicht entgegen bin ich sonst der Wahrheit, daß unser Cultus zu nackt, zu baar ist, zu wenig die Sinne des Gemüths anregt. Noch weniger verkenne ich, daß unser Cultus viel zu viel auf dem ordinirten priesterlichen Diener ruht, viel zu wenig ein Dienst der Gemeinde in selbstthätiger Betheiligung bis zu der Stufe hin ist, daß ein lebendiger Gesammtgottesdienst, als Errungenschaft des Herzens, die Gemeinde begrüßt. Aber das ist nun einmal so, das Extrem schafft als Gegensaß das Extrem. Und die Sinne find protestantisch in den Bann gethan. Zwar mit Unrecht und Uebereilung; aber die Seelen befinden sich dennoch besser dabei, als wo und wann sie katholisch emancipirt werden. Aber im äußeren Sinne des Worts waren in Ud keine,,schönen Gottesdienste"; die Predigt hatte wie überall den Primat. Von einem liturgischen Gottesdienste war keine Rede und was ich dort einführte, war auch keine Liturgie. Nach einem kurzen Eingangsliede trat ich vor den Altar und verlas Collecte und Epistel. Darauf folgte das Hauptlied. Eine Orgel war nicht da; mein Küster und Vorsänger war ein braver, lieber Mann, aber eben kein Sänger. Wir fanken oder stiegen während des Gesanges regelmäßig mehrere Töne. Eine feste Tonleiter kannten wir nicht. Dennoch sangen wir, und gewiß oft aus vollem Herzen: Ehre sei Gott in der Höhe. Meine Predigt folgte und dauerte, ohne die Ungeduld der Gemeinde zu wecken, gewöhnlich eine Stunde. Ja, wie viel Predigtfünden nimmt ein Prediger wol mit in sein Grab?

Ich denke hier nicht an Luthers Kraftwort:,,thu' das Maul auf, schlag' wacker d'rauf, hör' bald auf"; ich denke an Pauli Wort:,,und ich, liebe Brüder, da ich zu euch kam, kam ich nicht mit hohen Worten, oder hoher Weisheit, euch zu verkündigen die göttliche Predigt; denn ich hielt mich nicht dafür, daß ich etwas wüßte unter euch, ohne allein Jesum Christum, den Gekreuzigten.“ Nun aber predigen wir uns und nur zu oft nicht Christum, den Gekreuzigten; wir stellen Christum in die Peripherie unsres Wissens und Meinens und nicht uns in das Centrum Chriftus, in welchem verborgen. liegen alle Schäße, beides der Weisheit und der Erkenntniß Gottes. Wir predigen dem Worte speculative und theologische Errungenschaften unseres wissenschaftlichen und feinen Denkens vor, aber das Wort predigt nicht uns göttliche Weisheit und göttliche Kraft. Das aber giebt diametrale Verschiedenheiten und erzeugt die schwersten Predigersünden.

Es ist, als ob wir vergessen hätten, daß das Wort allein es thut, daß der lautern reinen Predigt des Wortes allein die Verheißung gegeben ist: es wird sein eine Kraft Gottes zur Seligkeit durch den Glauben an Jesum Christum; darum predige das Wort, es sei zur Zeit oder zur Unzeit. Wir Prediger meinen, es thun zu sollen, und das göttliche, allmächtige Subject der Erlösung wird in die dienende Subjectivität als hülfsbedürftig hineingestellt. Wir armen Prediger! wie sind wir doch so oft blinde Führer von Blinden. Was eine Predigt nach paulinischer Vorschrift ist, das hat keiner tiefer erkannt und besser ausgeführt in diesem unserem Jahrhundert, als der zu früh verewigte Ludwig Hofacker. Mögten doch die jungen Theologen, die mit spekulativer Weisheit in's Amt kommen, nur die Bibel lesen und Hofacker studiren. Sein Band Pre

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