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richtet und erkannte zu meiner größten Beruhigung nicht bloß, wie bisher, das klare Recht der Herzogthümer, sondern auch die volle Berechtigung zur Erhebung, weil in der That auch die lehten Rechtsmittel erschöpft waren und es nun galt, angestammte Gerechtsame und das ganze Landesrecht zu vers theidigen und zu erhalten, gegenüber den revolutionären Gelüsten des dänischen Volks. Hat ja doch die schleswig - holsteinische Erhebung in keinem Stadium des dreijährigen Kampfes ihren Königherzog verleugnet und nie mehr gefordert, als sie zu fordern ein vierhundertjähriges Recht hatte: die Selbständigkeit und die Verbundenheit der Herzogthümer mit einander. Mit jener neu gewonnenen Ansicht von der vollen Berechtigung der Erhebung hielt ich allerdings nicht zurück. Der Deutsch-Däne Capitain Scheppeler fand diese auch ganz berechtigt, um mich nachher wegen dieser zu denunciren; denn er soll es gewesen sein, welcher mich im Hauptquartier zu Sonderburg angab und die Nothwendigkeit vorstellte, mich als Gefangenen nach Dänemark zu depor tiren. Hat er sich dieser Gemeinheit schuldig gemacht, ich gönne es ihm. Im Uebrigen war die Zeit gekommen, wo die Dänen den Grundsaß adoptirt hatten, auf dem Festlande wie auf der Insel Bürger und Bauern, Prediger und Beamte in Gefangenschaft zu schleppen. Und unter diesen waren viele, die eben so schuldig oder unschuldig, aber gewiß weniger unvorsichtig gewesen waren, als ich. Es war überhaupt eine Maaßregel, die in das erste Wuthstadium der Dänen fällt, und hier nur als eine thörichte gelten kann weil ich hinter der dänischen Armee, und als Gefangener in meinem Hause, der dänischen Sache gewiß keine Gefahr brachte. Es war am 15ten Mai. Ein lieblicher Friedensfrühling war angebrochen.

Ich erging mich in meinem schönen Garten, und hatte meine Freude an dem Entfalten der reichen Natur, an dem Keimen der jungen Bäume, die ich gepflanzt. Die Gewöhnung hatte die Leiden des Kriegs und der Situation gemildert. Da erzählt mir mein dänisch-gesinnter, aber persönlich mir ergebener Gärtner, daß mein Freund, der Oberinspector des Herzogs, gestern unter Militärbegleitung gefangen nach Fühnen deportirt sei. Die Nachricht beunruhigte mich sehr und ich entschied mich, alsbald nach Augustenburg und von da nach Sonderburg zu reiten, um Näheres zu erfahren. Auf Augustenburg zurückgehalten, erschien dort Nachmittags ein dänischer Lieutenant mit Militär und erklärte, daß er gekommen sei, um den Bruder des Oberinspectors, den Prinzenlehrer, gefangen zu nehmen. Ich half die Abreise rüsten und nahm einen bes wegten Abschied. Kaum war Candidat Bahrt fort, so erschien mein Knecht und brachte mir einen Gruß meiner Frau und die Bitte, zu ihr nach Sonderburg zu kommen. Die Sache war mir sehr unbegreiflich, da ich wußte, daß mein Haus voll Einquartirung sei und nicht begreifen konnte, was meine Frau bewogen hatte, plößlich dies zu verlassen und nach Sonderburg zu fahren. Als indeß mein Knecht mir erzählte, daß auch bei mir ein dänischer Lieutenant angekommen sei, daß mein junger Nachbar, der Pastor S. sich mit auf dem Was gen befunden habe, daß meine Frau einen Koffer gepackt und nach Sonderburg sich begeben habe, um mich dort noch zu sehen, da wußte ich, daß nun auch meine Stunde geschlagen habe. Ich ritt eiligst nach Sonderburg, traf dort bei meinem Schwager meine weinende Frau, meldete mich im Hauptquartier und war Gefangener,,,paa en fó'ie Tid," auf eine kurze Zeit, wie man mir sagte. Gegen mein Ehrenwort

erhielt ich die Erlaubniß, bei meinem Schwager zu übernachten. Die Stunde des Abschieds nahete; einen schwereren habe ich nicht erlebt. Meine arme Frau war ganz gebrochen und ich kämpfte nur mit Mühe den Schmerz nieder. Ich mußte meine Frau allein und schußlos den Stürmen überlassen, umgeben von Feinden, mit untreuen, dänischgesinnten Dienstboten; und ich selber ging einer ungewissen Zukunft entgegen. Was mich tröstete, war, ich muß es be kennen, nicht mein Glaube, der damals noch nicht solchen Stürmen gewachsen war, es war eine der Täuschungen, die gewöhnlich am Eingange der Leiden sich hinstellen und über diese hinweghelfen, wenn sie auch später als Enttäuschung bitteren Schmerz bereiten. Es war mir wie meinen Mitge= fangenen gesagt, daß sich auf Fühnen die Regierungskommission befinde, die unser Verhalten untersuchen und uns eventuell sofort wieder frei geben würde. Das Bewußtsein meiner politischen Unbescholtenheit und der Glaube an das Recht hielten mich aufrecht. Ich wußte es damals noch nicht, daß inter arma silent leges und daß im dänischen Feldlager nur die Gewalt, nicht aber das Recht eine Stätte hatte. Die Nacht kam, mir brachte sie keinen Schlaf. Mit dem ersten Grauen des Tages erstieg ich den obersten Boden im Hause meines Schwagers. Von dort sah mein Blick hinüber nach den Düppeler Höhen. Dort lagerten die Schaaren meiner deutschen Brüder, die für mein Recht in den blutigen Kampf gezogen waren. Mit welchem Schmerz, mit welcher Wehmuth grüßte ich sie! Es ward Tag. Ich nahm von meinen Verwandten wehmüthigen Abschied, meldete mich wieder auf dem Hauptquartier und ward mit neun Leidensgenossen auf ein kleines Dampfschiff Odin gebracht, das uns nach Faaborg auf

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Fühnen führen sollte. Es war ein lieblicher Frühlingstag. Auf den nahen Höhen jenseits des Sundes wehte stolz die dreifarbige deutsche Fahne. Ueber die Schiffbrücke marschirte ein dänisches Bataillon, um an den Verschanzungen zu arbeiten, die später den Brückenkopf bildeten, und die täglichen nußlosen Vorpostenkämpfe zu führen, die viel Pulver, aber kein Blut kosteten. Im Hafen und in der Stadt wehete der Dannebrog. Kriegsschiffe und Kanonenbőte belebten das Gemälde. Es war ein lebendiges und interessantes Bild, aber das Auge, womit ich es anschaute, war thränenfeucht. So nahe den deutschen Brüdern und doch so fern. Es war Mittag, als wir in der lieblich belegenen, aber entsseßlich öden und spießbürgerlichen, kleinen dänischen Stadt Faaborg an= langten, die für längere Zeit uns als Gefangene beherbergen follte. Der Lieutenant, welcher uns deportirte, übergab uns dort an den Bürgermeister der Stadt, Byfogd genannt, Canzeleirath Ost. Der Mann schlummert längst in kühler Erde, hier aber will ich ihm noch einmal meinen Dank aussprechen. Er war Däne von deutschem Stamme, aber ein Mann von feltener Ehrenhaftigkeit. Er billigte nicht die Maaßregel, friedliche Bürger und Geistliche in Gefangenschaft zu führen, sie der Wuth des dånischen Pöbels und dessen Mißhandlungen auszusehen, sie in Diebslöcher zu stecken und ohne Urtheil und Recht lange Monate von ihrem Hause und ihrer friedlichen Beschäftigung fern zu halten. Dänemark hat dadurch unfägliches Leid in viele Familien gebracht und keine Sympathien errungen. Die Mißhandlungen, durch welche ich mit meinen Leidensgefährten in Faaborg hindurch mußte, waren gering im Vergleich mit denen, welche andere Schleswiger, namentlich in Odensee erlitten, wo das Volk sie tödten wollte

und die feinsten dänischen Damen von den Häusern aus auf fie niederspien. Der Ehrenmann, dem wir übergeben waren, milderte unsere Haft mit seltener Humanität. Er nahm uns unser Ehrenwort ab, daß wir nicht entfliehen wollten und gab uns dagegen die Erlaubniß, statt in den Diebslöchern unterm Rathhause`, freilich auf eigene Kosten, uns in der Stadt einzumiethen und in dieser, wie in der Umgegend uns frei zu bewegen. Mit dem Prinzenlehrer, Candidat Bahrt, fand ich eine erträgliche Wohnung bei einem Kaufmanne und schon am Nachmittage spazierten wir mit andern Freun den und Mitgefangenen und trösteten uns gegenseitig mit der Hoffnung, daß wir in acht Tagen wieder bei den Unsrigen sein würden. Aus den acht Tagen ward ein Vierteljahr. Ich will hier keine Geschichte unsrer Gefangenschaft geben, nur einzelne Tage und Erlebnisse herausgreifen. Um ersten Abende saßen B. und ich in unserm Zimmer, als plößlich vier Bürger hereintraten und fragten, ob wir die deutschen Gefangenen wären? Auf mein „Ja“ erklärten sie, uns eine Wache in die Stube sehen zu müssen, zu unsrer Sicherheit, weil das Volk in Aufruhr sei und man nicht wissen könne, was geschähe. Die Sache war folgende. Die kleine Stadt war durch die Ankunft von zehn deutschen Verräthern furchtbar alarmirt. Der Doctor St., einer unsrer Leidensgefährten, war in harmloser Unbefangenheit umher gegangen, hatte die Kirche, welche augenblicklich ein Pulvermagazin war, besehen wollen, hatte mit seiner Begleiterin deutsch gesprochen: das genügte, um die klugen Bürger zu überzeugen, daß wir die Stadt in Brand feßen wollten. Pöbelhaufen sammelten sich um die Wohnung des Doctor St., Mehgerknechte weßten ihre Messer: indessen blieb es bei Drohungen. In trostloser

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