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digten hat eine Zukunft, so gewiß wie die Schriften der alten Gottesmänner Arndt, Scriver, Heinrich Müller u. 2. Die Predigt foll eine That sein und zwar eine lebendige Glaubensthat. Aus der Gebetsweihe, aus der frommen Arbeit, aus dem angeschauten, Gott entfremdeten wie gottesfürchtigen Leben erwachsen, soll sie Zeugniß geben von dem lebendigen Christus in der Gegenwart, soll sie verkündigen aus eigener Erfahrung:,,es ist in keinem Andern Heil"; soll sie ausreden, was die Meditation des Glaubens aus der Begegnung mit dem Geiste Gottes aus der heiligen Arena des Wortes an und in diesem erlebt und erfahren hat. Jüngeren Theologen will ich meine Weise der Predigtarbeit mittheilen. Was folgt, wird mich schon vor der Meinung schüßen, als hielte ich meine Weise für eine besondere. Der Sonntagabend gab mir den Tert für die nächste Predigt zur Meditation in die Hand. Der Montag oder Dienstag brachten exegetische Studien und die Disposition. Das Skelett ruhete dann bis Freitag, oder wanderte mit mir, wo ich ging und stand und Raum fand zur innerlichen Meditation. Am Freitag ward gewöhnlich die Predigt niedergeschrieben. Zwar oft auch erst am Sonnabend: aber ich habe immer an diesem mehr als an einem andern Tage der Woche, erbauliche und wissenschaftliche Studien getrieben und mich gut dabei gestanden, nicht auf den lehten Tag und die unberechenbaren Störungen durch Unwohlsein und andere Dinge, die Predigtarbeit verschoben zu haben. Der Abend des Samstags bringt das Memoriren, das in der Frühe des Sonntags vollendet und möglichst wörtlich getrieben wird. Eine Stunde vor Beginn des Gottesdi nstes wird das Concept bei Seite gelegt und die Predigt frei und neu in vollster Unabhängigkeit von dem geschriebenen

Wort innerlich reproducirt, auch corrigirt, hinzugethan, weg: gelassen, im Bewußtsein critischer Freiheit des Besikstandes. Während so die Predigt entstand und noch jeßt, wo ein schweres großes Amt auf meinen Schultern ruht, entsteht, habe ich alle Casualreden von Unbeginn nach freier Meditation und Disposition, wenn man so will, extemporirt. Nun, es hat jedes Predigerindividuum ein Recht, sich seine Weise zu schaffen nur sei sie in Treue! Freiheit und Gebundenheit zu versöhnen und in einem Herrendienste zu vereinigen, ist mein Streben gewesen, und ich habe mich dabei gut gestanden. Ob auch meine Zuhörer? Darüber richtet der Geist.

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Es ist ein großes Vorrecht des Predigers, daß er Vorredner sein darf einer gläubigen Versammlung, ein größeres, daß er allein berufen ist, in den Gottesdiensten das kündlich große Geheimniß auszureden: Gott ist geoffenbaret im Fleisch!" Aber wem viel gegeben ist, von dem wird viel gefordert werden und so sollten wir mit ganzer Seele nichts, nichts erstreben wollen, als ein lebendiges Eindringen in Gottes Wort. Nur durch dieses kommt der Geist, der in die freimachende Wahrheit leitet, nur dadurch gewinnen wir eine wahrhaft panharmonische Interpretation und aus ihr eine Predigt, welche jedesmal die ganze Schriftwahrheit und nicht Bruchstücke predigt. Ich weiß, es gehören hierzu andere Factoren auch, vor allem ein bekehrtes Herz, das aus erlebter Erfahrung die beiden Pole der Predigt, Sünde und Gnade, in sich aufgenommen hat und immer ausredet aber ich schreibe hier keine homelitisch -theologische Abhandlung. Und darin habe ich wohl am Meisten gesündigt, darum hat meine Predigt den rechten Segen nicht haben können. Ich war jung an Weisheit und lebte der Meinung, daß meine Wärme,

mein Wissen, mein lebendiges Menschenwort dem armen Gottesworte auf die Beine helfen müsse und ihm den Hers zensacker erobern müsse. Ein warmes, lebendiges Gefühl riß mich oft auf Kosten der Logik fort, ich brachte Bruchstücke aus dem Leben, dieselben aus dem Worte Gottes, aber die Totalität der gläubigen Auffassung fehlte, es fehlte die gänz liche Hingabe des Herzens an das allein allmächtige Gotteswort. Ich war ein strenger, mehr Geseß- als Bußprediger. Es fehlte nicht viel, so hätte ich mit Johannes Feuer vom Himmel gebetet. Ich rügte die Sünden und Uebertretungen ohne Schonung und wol ebenfalls ohne Weisheit. So erinnere ich mich in einer Erntepredigt nach einem nassen Jahre den Uebertretern des Sabbathsgefeßes gesagt zu haben: das Brod hätten sie dem lieben Gott gestohlen und sollten nur warten, es würde ihnen nicht zum Segen gereichen. Das sehte eine Zeitlang böses Blut. Aber wie es kam, daß meine Gemeinde dennoch mich und meine Predigt- und Amtsfünden in Liebe trug, daß ein Drittel und die Hälfte ihrer Gesammtzahl durch die acht Jahre sonntäglich in Frost und Hiße die Kirche besuchte, daß sie mich endlich schwer ziehen ließ und ich noch schwerer den Abschied von ihr fand, -- das muß organisch weiter entwickelt werden.

Der evangelische Norden, ich weiß es bestimmt, würde eher Gut und Blut hingeben, als sich katholisiren lassen. Aber einen Grundirrthum der römischen Kirche, die eigents liche Lebenswurzel der Hierarchie, den Priesterbegriff, würde auch der Norden aufnehmen. Er würde dies nun und nimmer nach der hierarchischen Seite hin thun, nein, der Norden. ist ein Todfeind der Hierarchie und hat für diese wunderbar feine Geruchsorgane ; aber leichter nach der objectiven

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Seite. Dem Norden und, ich glaube sagen zu müssen, dem ganzen evangelischen Deutschland ist die köstliche Errungenschaft der Reformation, das allgemeine Priesterthum, nie zum vollen Bewußtsein gekommen, und darum eben so wenig die rechte Freiheit eines Christenmenschen vor Gott. Das subjectiv religiöse Leben liegt noch viel zu tief in den Banden der Amtskirche und des Amtsgeistlichen; hat es auch wol die liebliche Reife einer Gebetskammer errungen, dahin versteigt es sich selten, die Religion objectiv sich anzueignen, die Lehre und den Cultus in den Besikstand des priesterlichen Volkes zu tragen, die Gottesdienste als ethisch religiöse Volksthat, als lebendige Bethätigung eines heiligen Bundesvolkes, als seine eigene priesterliche That vor Gott anzusehen und den Geistlichen nur als den organisch Abgeordneten, als die Centralisirung des allgemeinen Priesterthums, als den Diener Gottes an der Gemeinde und den Diener der Gemeinde vor Gott anzusehen. Die Religion, wiefern sie eine Allgemeinheit ist und nicht nur ein subjectives Glauben und Beten, wiefern sie als öffentliche Lehre und Cultus sich darstellt, wird ihrem natürlichen Boden entnommen und zum Besißthum der specifischen Umtskirche und des Geistlichen gemacht. Das ist ein lebensgefährlicher Irrthum deutscher evangelischer Nation. Die begriffliche Amtskirche verhindert das Werden der Volkskirche, der dritte Artikel: „ich glaube an eine heilige, allgemeine, christliche Kirche, wird zu einer priesterlichen Gliederung; die Gemeinschaft der Gläubigen als königliches und priesterliches Volk, wird nie eine organisch verbundene, gläubige Gesammtheit um Christus und das sporadisch erwachte religiöse Leben lös't sich von der Einheit der Kirche ab, entweder als krankes Sectirerthum, oder als isolirte Ge

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betskammer. So aber kann die eine allgemeine Kirche Christi weder ihre vollen Lebensströme segnend in das Leben des Individuums ausströmen lassen, noch das Individuum sein erwachtes Leben der Gesammtheit als Stärkung zuführen. Viel irrige Begriffe von Staats- und Amtskirche erwachsen auf Grund und Boden dieser Entfremdung von der wahren Kirche Christi; sie bleibt dem Einen eine fremde, kalte Größe, dem Anderen wird sie zum gefürchteten Papstthum, zum rőmischen Lügenbau. Der Geistliche wird zum katholisirenden Mittler, Lehre, Cultus ist priesterliches Eigenthum, ist Standesbesig und die objektive Erlösung wird in subjective Abhängigkeit gestellt. Man höre nur, wie wenig das christliche Volk im Stande ist, sich objectiv frei zu Gott zu stellen, wie es die Predigt des Wortes von dem Prediger, den Segen des Sacraments von der Person des priesterlichen Dieners abhängig macht. Daraus folgt auf der einen Seite, daß der Unglaube, wo und wann die Kirche in ihrer amtlichen Organisation mit Ernst und Bewußtsein ihrer Pflicht als Zionswächter auftritt, sofort Hierarchie wittert; das christliche Individuum dagegen immer wieder an der Person des amtlichen Dieners Aergerniß nimmt und dessen Sünde der objectiven Religion als Defect anrechnet. In diesem falschen Subjectivismus wurzeln alle die schlechten Wiße, welche über die Geistlichen im entfremdeten Volke circuliren. Das deutsche evangelische Volk muß dies katholische Erbe abwerfen. Es muß zum lebendigen Bewußtsein des dritten Artikels und seines königlichen Priesterthums hindurch dringen. Es muß sich selbst als ein erlöstes Bundesvolk erkennen und begreifen lernen; es muß Gesammtgottesdienste in Einheit einer Anbetung im Geist und in der Wahrheit feiern

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