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Glaubens an die Gnade Gottes in Christo, nur wenn wir dies als das oberste Seelenleben haben und unsre Noth als zweites Bewußtsein, nur da kann ohne Sünde das Wort Davids stehen: aus tiefer Noth schrei' ich zu Dir. Drängt sich aber unsre leibliche Noth, denn nur von dieser ist die Rede, so in den Vordergrund, daß wir darüber vergessen, wie in Christo auch die Haare unsres Hauptes gezählt sind und wir von ihr immer den Ausgang nehmen, da wird unser Gebet zur Lästerung. Denn hier gilt es besonders: niemand kommt zum Vater, denn durch mich, und der für uns am Kreuz gestorben, der hat uns nimmer gesagt, daß wir durch eine andre Noth, als die Seinige, den Zugang zum Vater suchen und finden sollen. Also Noth lehrt nicht beten, sobald sie uns knechtet, sobald sie und nicht der versöhnte Glaube als Grundbedingung, der Athemzug unsres Gebets ist. Erst der Glaube und dann die Noth; nimmer aber erst die Noth und dann der Glaube. Wie gerieth ich nun in diese Sünde? Die Insel Fühnen, an deren südwestlicher Spike die Stadt Faaborg liegt, ist nur durch die Ostsee, welche höher nach Norden der kleine Belt heißt, von der Insel Alfen getrennt. Wie ich in früheren Jahren oft, wenn ich meine Gemeindeglieder, die am Meeresstrande wohnten, besucht hatte, über die blauen Wellen hinüber geschaut hatte nach Fühnen, so schaute ich jezt bei jedem Spaziergange hinüber nach Alsen. Ich konnte die Häuser in meiner Gemeinde liegen sehen und dies gab meiner Sorge tägliche Nahrung. Ich wußte meine arme Frau in der schwersten Lage, das Haus angefüllt mit Feinden, das Gesinde untreu und widerwillig. Ich wußte, daß eine mehr als tragbare Last auf ihr lag und wie ihr Herz täglich litt durch die Trennung von mir und durch den Druck,

welchen sie erlitt, weil sie eine entschieden deutsche Gesinnung hegte. Briefe gingen zwischen uns hin und her, aber welche Briefe? Wir durften gegenseitig keinen abgehen lassen, der nicht im dänischen Hauptquartier gelesen und versiegelt war. So las ich nur neue Noth und neuen Schmerz aus den Briefen, und las immer zwischen den Zeilen.

Wer einmal Nahrung sucht für einen Schmerz, den er wie einen Abgott in seiner Brust trägt, der findet ihn überall. Dazu kam nun, daß Woche auf Woche verging, ohne daß wir eine Untersuchung erlangen konnten, die, wie ich mir immer fagte, ja meine politische Unschuld an den Tag legen und mich meinem Hause und Weibe zurückgeben mußte. Man schien uns ganz vergessen zu haben und wohin wir uns auch schriftlich wendeten, um vor einen Untersuchungsrichter gestellt zu werden, fanden wir kein Gehör und blieben Gefangene. So gerieth ich in einen Zustand nervöser Aufregung, in eine Idololatrie des Gedankens an das Recht von Menschen und die Freiheit, wie ich sie nie früher für möglich gehalten hatte. Meine Gesundheit war erschüttert und mir die Galle in den Magen getreten. Meine Nächte vergingen ohne Schlaf; grauete der Tag, so stand ich auf und lief stundenlang in Feldern und Wäldern umher, auch deshalb, um durch die frühe Stunde vor Beschimpfungen geschüßt zu sein. Je mehr ich indeß meinen Körper zu ermüden suchte, desto weniger fand ich Ermüdung und Schlaf. Ich nahm Bäder in der Ostsee. Als ich da eines Tages mich gebadet hatte und auf dem Rückwege begriffen war, fiel es mir ein, daß ich ja die Absicht gehabt hätte, mich zu baden und ich kehrte schon wieder zurück, bis endlich mein nasses Haar mir Zeugniß gab, daß ich bereits gebadet hatte. Da erschrack ich doch vor mir

selber und rang fortan, nachdem mir mein unseliger Zustand bekannt geworden war, ernstlich nach männlicher und christs licher Haltung. Grade in dieser Zeit kam ein Besuch von meiner Frau, die sich mit andern Angehörigen meiner Mitge= fangenen die Erlaubniß dazu erworben hatte. Dieser Besuch that uns beiden nicht wohl, denn wir erschracken gegenseitig vor der leidenden Färbung unfrer Gesichter und daß die Herzen nun freier sich ergehen konnten, war eher ein Schmerz als ein Trost, denn der Abschied war zu schmerzlich. Inzwischen waren auch die Kriegsereignisse ins Stagniren gerathen. Die Kämpfe am 28. Mai und 5. Juni auf den Düppeler Höhen trugen den Donner der Kanonen bis zu uns. Daß sie blutig gewesen waren, sahen wir an den vielen dänischen Verwundeten, die in das gegenüberliegende Rathhaus, das zum Lazareth eingerichtet war, gebracht wurden. Aber eine Entscheidung brachten sie nicht und ein Sieg der deutschen Sache waren sie gewiß nicht. Wir sahen ein, daß wir von unsern fanguinischen Hoffnungen auf eine ernste Führung und ein baldiges Ende des Kampfes ablassen mußten. Indeß trat dennoch eine Uenderung des unerträglichen Zustandes ein. Endlich, nachdem acht lange Wochen verlaufen waren, wurde uns die Eröffnung, daß wir vor eine Untersuchungs-Commission gestellt werden würden. Auf den 10. Juli waren wir nach Nyborg, einer Stadt und Festung am andern Ende der Insel, citirt, und mußten auch diese Reise auf eigene Kosten unternehmen. Es mag für einen Staat bequem sein, so selbst seine Gefangenen tributar zu machen. Freilich, man hatte uns ja eine Diebshöhle zur Wohnung und täglich dritthalb Groschen als Verpflegungsgelder angeboten und da wir es vorzogen, anständiger auf

klagen.

eigene Kosten zu leben, so durften wir uns ja nicht beAuch war es ja viel bequemer für die Untersuchungsrichter, uns kommen zu lassen, anstatt sich zu uns zu begeben.

Am 10. Juli also stand ich vor dem Untersuchungsrichter, Auditeur Lund, der jest in Apenrade Bürgermeister ist, und seinem Secretär Garlieb. Ich habe mir die vorges legten Fragen und die ertheilten Antworten sofort niedergeschrieben und an meine Frau abgesandt. Diese Sendung ward aber auf der dänischen Commandantur unterschlagen. Sobald ich dies erfuhr, schrieb ich sie wieder nieder, und darf mich daher darauf verlassen, daß dies hier folgende Res ferat treu ist.

Frage. Haben Sie bei Uebernahme Ihres Umtes in Nottmark sich zu einer politischen Thätigkeit für den Herzog verpflichtet?

Antwort. Glauben Sie, daß ein evangelisch gesinnter Prediger unter solchen Bedingungen ein Umt anzunehmen. die Gemeinheit haben würde?

Fr. Wie haben Sie denn jenes Umt bekommen?

Antw. Vermuthlich weil ich einer der würdigeren Competenten war. Uebrigens muß ich bemerken, daß ich zwar auf Alfen erzogen bin, den Herzog aber bis zu der Stunde, wo ich ihm mein Gesuch übergab, nicht gesprochen hatte.

Fr. Sie sollen in einem nähern Verhältniß zum Herzog gestanden haben; wie oft kamen Sie wol zu ihm?

Antw. Das kann ich wirklich nicht genau bestimmen. Etwa alle vierzehn Tage, vier Wochen, sechs Wochen, Schrei

ben Sie alle vier Wochen, so trete ich der Wahrheit nicht zu nahe.

Fr. Nicht öfter? Haben Sie denn nicht Gelegenheit gehabt, mit des Herzogs politischer Correspondenz bekannt zu

werden?

Antw. Wenn der Herzog eine solche gehabt hat, so hat er sie mir nicht mitgetheilt. Ich muß aber hier bemerken, daß nach meiner Ueberzeugung der Herzog bis zu seiner Abreise von Alfen der loyalste Unterthan Sr. Maj. des Königs war. Der Herzog ist innig von dem Rechte Schleswig-Holsteins durchdrungen, wie ich es auch bin, aber zu gewaltsamen Maßregeln würde er nie gegriffen haben. Er ist ein Mann des strengen Rechts. Vierzehn Tage vor seiner Abreise von Alsen habe ich den Herzog zulegt gesprochen und von ihm erfahren, daß die Mehrheit der laut Rescript vom 28. Jan. einberufenen erfahrenen Männer der Herzogthümer in einer Versammlung zu Kiel beschlossen hätte, nach Kopenhagen zu gehen, um den Weg des Rechts bis zum Aeußersten zu verfolgen; der Herzog fügte hinzu, dies sei auch seine Meinung.

Fr. Sie sollen einen Turnus von politischen Predigten gehalten haben, worin Sie die jeßigen revolutionären Zustände vorhergesagt haben: daraus geht Ihre Betheiligung an der Insurrection hervor.

Antw. Einen Turnus? war meine Gegenfrage. Wenn nicht dies, so doch politische Predigten, war die Antwort.

Fr. Wann soll ich diese gehalten haben?

Antw. b. Richters. Etwa vor einem Jahr.

Meine Antw. Hierauf muß ich erwiedern, daß ich

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