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keiten aussehen und nichts ausrichten. Uber mit dem Muth eines guten Gewissens bestand ich darauf, eilte fort und traf Tscherning auf der Straße. Nachdem ich mich ihm genannt und vorgestellt hatte, hatte ich folgende Unterredung mit ihm. Die Unterredung ward dänisch geführt, und ist noch an demselben Tage von mir aus dem Gedächtniß niedergeschrieben. Auf meine Bitte um Entlassung erhielt ich zuerst runden Abschlag. Herr Minister, war meine Gegenrede, geben Sie nichts auf das Ehrenwort eines Predigers, wenn dieser versichert, der Sache Dänemarks nicht schaden zu wollen, sich aller politischen Betheiligung enthalten zu wollen.

Tsch. Ich gebe viel auf ein Ehrenwort, aber bedenken Sie, in welche Duplicität der Stellung Sie gerathen, wenn Sie nach Holstein kommen: da sind Männer wie Franke, Rathjen und Andere; statt eine Stüße des Staats zu sein, sind diese beim ersten Windstoß (ved förste Pust) abges fallen.

Ich. Das Verfahren dieser Männer zu richten, steht mir nicht zu, aber ich muß zu bedenken bitten, daß ich Geistlicher bin und als solcher mich in meinem Gewissen verpflich tet erachten muß, mich aller practischen Theilnahme an der Politik zu enthalten, wenn ich auch sonst meine schleswigholsteinischen Sympathien nie verleugnen werde.

Tsch. Behalten Sie Ihre Sympathien. Ja, das sagte ich auf Alfen, der Geistliche müsse sich so in sein Amt verticfen, daß er darüber alle Politik vergäße. Ich wollte Sie und Pastor S. wieder in Ihr Amt eingeseht haben, aber man meinte, es ginge nicht.

Ich. Haben Sie denn nun auf Alsen gehört, daß ich,

wie bekannt auch meine deutschen Sympathien sind, mich jemals in politische Umtriebe gemengt habe?

Tsch. Nein, nicht das Allergeringste.

Ich. Nun denn, wenn ich Ihnen dann als Geistlicher und Ehrenmann mein Wort darauf gebe, daß ich mich durchaus passiv verhalten werde, bis zu abgemachter Sache, so scheint es mir, haben Sie mich eben so sicher, als wenn ich in Ketten und Banden verwahrt werde, und können mich gern nach Holstein entlassen.

Tsch. Ich werde, sobald ich nach Kopenhagen komme, so viele von den Herren, als möglich ist, entlassen.

Ich. Ja, Herr Minister, ich bin aber hier nicht allein, es sind mit mir Mehrere in derselben Lage, mit gleichen Wünschen.

Tsch. Namentlich Einen mögte ich gern entlassen. Das ist Hofrath Bahrt: ich fürchte aber, es geht nicht.

Ich. Warum sollte es nicht gehen? Hofrath Bahrt und sein Bruder, Candidat Bahrt, sind ja ganz ohne Betheiligung an der Politik.

Tsch. Candidat Bahrt, ohne Betheiligung? war des Ministers heftige Antwort; dann kennen Sie ihn nicht. Er ist es, der die herzogliche Familie seit Jahren fanatisirt hat, er, der in die Blätter alle diese lügenhaften Berichte geschrieben hat!

Besser unterrichtet, war mein Erstaunen in der That maaßlos. Ich wußte, daß diese Ansicht nur auf Verläumdung beruhen konnte. Weil aber eine längere Widerlegung unmöglich war, weil der Minister in ein Haus zu treten im Begriff stand, wo ein verwundeter Offizier lag, und die Bürger Faaborgs, voll Erstaunen über diese lange Unterredung ihres Ministers

mit einem Insurgenten überall vor die Thüren traten, so mußte ich mich kurz fassen.

Ich. Herr Minister, in dieser Zeit der Leidenschaften wird der Wahrheit in beiden Feldlagern zu nahe getreten. Tfch. Auch bei uns ?

Ich. Auch bei Ihnen. Gestatteten Sie mir aber eine Gegenfrage?

Tfch. Fragen Sie nur.

Ich. Glauben Sie denn an alle die Lügen, welche man Ihnen auf Ulsen wird erzählt haben ?

Tsch. Nein, nicht ein Zehntel davon.

Ich. Nun, so wissen Sie auch, was Sie von Candidat Bahrt zu halten haben.

Esch. Ich werde Alles thun, um so viele der Herren, als möglich ist, zu entlassen, sobald ich nach Kopenhagen komme.

Mit dieser wiederholten Versicherung ward ich entlassen. Fünf Tage später erhielten neun von uns, darunter auch der Candidat B., ihre Entlassung. Minister Tscherning erwies sich als ein Ehrenmann, dem ich noch hier nach Jahren meinen Dank bringe. In jener Zeit der Leidenschaften war der vorurtheilsfreie Standpunkt, den er einnahm und nach welchem er mir gern gestattete, meine deutschen Sympathien zu behalten, in so fern ein ungewöhnlicher, als meine Suspensionsacte und das ganze gegen mich eingehaltene Verfahren ja keine thatsächliche Basis hatte, sondern allein auf Bestrafung der stillen Sympathien der Brust ausging. Noch ausgezeichneter war Tscherning's Auffassung von der Bedeutung des geistlichen Umtes, als eines Umtes, das nicht in politischen Umtrieben, sondern in der Thätigkeit für ein Reich

des Friede ns seine Vertiefung haben müsse, weshalb er auch, da keine politische Ueberschreitung vorlag, mich und meinen Collegen wieder in unfre Aemter eingeseht wissen wollte. Er stand aber wol mit diesen seinen höheren Einsichten damals in Dänemark ziemlich isolirt, und mogte seine Aversion gegen politische Prediger wol an seinem Collegen, dem Magister Monrad, und an den dänischen Predigern und ihrer Haltung gewonnen haben.

Ich habe nun nur noch einen Tag meiner Gefangenschaft, und zwar den lehten, zu beschreiben.

Mit tiefem Schmerz hatte ich die Hoffnung aufgegeben, nach Alsen und zu meiner Frau zurückzukehren. Es lag aber die Unmöglichkeit dazu vor und der Weg war gewiesen, wenn ich nur die Wahl hatte, entweder Gefangener zu bleiben, oder aber in das Land meiner Sympathien Holstein, wo mir Verwandte und Freunde lebten, zu gelangen. Ich hatte meine Frau gebeten, mich zu begleiten, sie zog es aber vor, als Wächterin unsres Eigenthums auf Alsen zurück zu bleiben, wie groß auch dies Opfer war. Meine Lage in der Gefangenschaft war in der leßten Zeit erträglicher geworden. Ich hatte mein Logis gewechselt und wohnte allein, bei einem patriotischen Hutmacher, der mir täglich erklärte: „ich opfere Gut und Blut für meinen König", dennoch aber mich sehr anständig behandelte. Der Patriotismus, so mögte ich hier einschalten, in den niedern Ständen des Volkes, die Schwär merei für den volksthümlichen König, der freilich dem Volke alle, auch die ausschreitendsten Wünsche gewährte, war in der That damals groß und eigenthümlich. Es war in jenen Tagen davon die Rede, daß der König nach Faaborg kommen würde. In der Nähe Faaborg's lag ein stolzer und alter

Grafenfig mit dem Stammschlosse Vedelsborg. Auf die Bes merkung nun eines meiner Mitgefangenen an einen Bürger Faaborg's, daß der König dann wol auf Vedelsborg bei dem Grafen wohnen würde, antwortete der Bürger: ach nein, der Graf auf Vedelsborg ist unserm Könige viel zu vornehm, er wird hier in der Stadt bei einem Bürger logiren.

Meine Gesundheit hatte sich gebessert. In meinem neuen Logis fand ich für Studien Muße und regelte daher meine Zeit so weit ich konnte. Das sichere Vertrauen, daß Minister Tscherning Wort halten würde, erheiterte uns. So kam der lezte Tag meiner Gefangenschaft, der 5te August, wol auch der merkwürdigste von allen Tagen derselben. Die Zahl der Inhaftirten hatte sich vermehrt bis auf sechsundzwanzig. Bei der für die Dänen siegreichen Affaire am 28sten Mai hats ten fie allerlei Leute zu Gefangenen gemacht, namentlich Marketender. Einige von diesen waren nach Faaborg gebracht und in die dortigen Diebslöcher gesteckt. Der humane Byfogd Öst hatte, auf unsre Verwendung, auch diesen armen Leuten so viel Freiheit gelassen, daß sie sich täglich an der frischen Luft erholen konnten. Vier derselben mißbrauchten diese Freiheit. Eines schönen Abends kehrten sie nicht vom Spaziergang zurück, sondern lösten einen der vielen Kähne und begaben sich auf die Flucht. Des Ruderns und Segelns unkundig kamen sie nicht weit; fie mußten an der benachbarten Insel Arróe anlegen, weil sie dem Verhungern nahe waren, wurden dort erkannt, da sie der dänischen Sprache nicht mächtig waren, und nach kurzer Freiheit und der mühevollen Arbeit einer Nacht wieder zurück gebracht, um in strengem und langem Arrest für ihren Fluchtversuch schwere Buße zu thun. Am frühen Morgen erfuhren wir die Bege

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