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Flucht der vier Marketender, die Bürgerschaft in Aufruhr (,,der er Rö're i Folket" läßt sich nicht gut anders wiedergeben, da Aufregung zu wenig sagt, weil Rö're zugleich eine active Handlung bezeichnet) sei, wie man, um unser Entfliehen zu verhindern, die Obrigkeit zwingen wolle, uns in die sicheren Diebeslöcher zu stecken, und wie besonders der Eigenthümer des Kahns oder Bootes von uns Erfah seines Schadens fordern würde. Diese Mittheilungen wurden mir in der That zu viel. Ich wußte, daß unser Beschüßer, der humane Byfogd Öst, nicht im Stande war, den souveränen Volkswillen zu hindern. So saß ich lange in einsamen und ärgerlichen Gedanken. Es war Abend und ich wagte nicht recht, Licht anzuzünden, weil meine Stube zu ebener Erde und ein Eckzimmer mit Fenstern nach zwei Seiten war. In meis nem Aerger legte ich mich früh zu Bette, ohne indeß an's Schlafen zu denken. Da klopfte es plößlich und so stark an das Fenster meiner Schlafstube, daß eine Scheibe zu mir in's Zimmer fällt.

Inmitten all der Bilder und Gedanken an das souveräne Volk springe ich eiligst aus dem Bette und ans Fenster. Da tönt mir mein Name und die bekannte Stimme meines lieben Collegen Pastor S. entgegen; ich öffne das Fenster und höre die lieblichen Worte: „wir sind frei, wir sind frei!" Und so war es. Der Kriegsminister Tscherning hatte dem Byfogd Sft die Ordre gesandt, neun von uns nach Holstein zu entlassen und dieser humane Mann hatte selbst in der Stunde der Nacht sich eiligst aufgemacht, uns die Botschaft zu bringen. Welcher Gefangene hat wol dies Wort ohne Entzücken gehört? Uns war es besonders eine liebliche Botschaft, weil mit dem Leibe, der sich in dänischer Gewalt

befand, zugleich alle nationalen deutschen Lebenselemente schwer gefesselt und gebunden waren. Wir wußten nichts von dem Stande der deutschen Sache, wir wußten nichts von dem Stande unfres Landesrechts in diesen Kämpfen, wir waren bekümmert wegen des Schicksals unserer Freunde und Angehörigen in Nordschleswig. Gewiß ist der Druck, den eine feindliche Nationalität auf das tiefe Leben der nationalen Sympathie ausübt, ein sehr schwerer. Mag der Leib gebunden sein und in Fesseln liegen, wenn nur das patriotische Gefühl, nur die nationale Sympathie frei athmen kann, dann ist die Kerkerluft erträglich. Wo ihr aber dies verwehrt wird, wo ihr jede Aeußerung, wie jede Nahrung ihres Lebens unmöglich gemacht wird, da wird die Kerkerluft zum Miasma, zur Stickluft. So ging es uns in Dänemark, und daß wir an sittlicher Bildung so viel höher standen, als unfere 3wingherren, machte unsre Lage nicht erträglicher. — Ich war aus dem Bette gesprungen und suchte in jener Nacht nicht wieder das Lager. Die lange Nacht durchwachte ich in feliger Freude und schrieb diese in einem Briefe nieder, den ich noch von Faaborg aus meiner armen, einsamen Frau sandte, welche fich in freier Opferung der Pflicht der Erhaltung unseres Eigenthums hingab. Meinen Schmerz über diese ihre Opferung, meinen Dank für diese, mein Abschiedswort bei der nun eintretenden weiteren Trennung, legte ich in die folgenden Worte, welche ich in jener Nacht, nach der Melodie des köstlichen Liedes: Müde bin ich, geh' zur Ruh" dichtete und als meine Fürbitte zu Gott ihr fandte:

Sie, die mir so theuer ist,

Schüße du, o heil'ger Christ,
Sei ihr Schuß und starker Hort,
Denn der Gatte ist ja fort.

Einsam wandelt sie den Weg;
Ach, es ist ein Dornensteg,
Denn, der ihr zur Seite stand,
Ist ihr ferne, ist verbannt.

Nun, fo tröste fie dein Geist,
Der den Pfad des Lebens weißt,
Und von einer Treue spricht,
Die im Tode selbst nicht bricht.

Betet sie, so höre Du,

Seufzt fie, gieb dem Herzen Ruh',
Ach, und wenn sie lauter klagt:

Sag' ihr, daß dein Morgen tagt.

Endlich brach der Tag an. Wir mußten uns zum Byfogd begeben und den nachstehenden Revers unterschreiben :

,,Nachdem durch ein Schreiben der königl. schleswig„holsteinischen Canzlei vom 4ten d. M. es dem Unterzeich= ,,neten erlaubt worden ist, nach Ausstellung eines Reverses „seinen Aufenthalt beliebig außerhalb des Herzogthums ,,Schleswig zu nehmen, so gelobe und verpflichte ich mich hie,,durch, bei Verlust der Ehre und des guten Leumunds, auf ,,keinerlei Weise Etwas vorzunehmen, oder zu fördern, was zum Schaden sein könnte für meinen rechtmäßigen König ,,und Herrn, Se. Maj. Friedrich VII., den Staat, oder die ,,rechtmäßigen Autoritäten, folglich vor Allem nichts, was die Pläne der sogenannten provisorischen Regierung fördern ,,könnte; und endlich mich nicht ins Herzogthum Schleswig zu begeben, bevor mir eine Erlaubniß dazu entweder von ,,der königl. schlesw.-holst. Canzlei, oder vom königl. dänischen Kriegsminister ertheilt worden."

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Es herrschte damals in Dänemark eine wunderliche Confundirung, wie der Begriffe, so der Gewalten. Die Anwesens heit des Kriegsministers, seine liberale Offenheit, hatte uns manche Aufklärung gebracht. Mir hatte er gesagt, daß er auf Alsen darauf gedrungen hätte, daß ich und Pastor S. wieder in unsre Aemter eingeseßt würden, man habe ihm aber erklärt, es ginge nicht. Der Einzige, dem die Beurtheilung und die Macht, dies zu hindern, zustand, war der Bischof, derfelbe, welcher in einem früheren Schreiben an mich erklärt hatte: ,,es sei ihm eine schmerzliche Amtspflicht gewesen, treuen ,,Amtsbrüdern eine solche Unannehmlichkeit zu vermitteln." Dem Oekonomen M. hatte der Kriegsminister weiter erklärt, wir wären keineswegs aus militärischen Gründen deportirt. Es blieben demnach nur civile und noch näher nur pastorale Gründe nach, welche speciell meine und Pastor S.'s Entfernung veranlaßt hatten. Die gleichzeitige Deportation von Cand. B. und anderer Personen, welche nie eine politische Wirksamkeit gehabt hatten, konnte demzufolge nur den Zweck haben, unsern eventuellen Einfluß auf die politischen Sympathien Alsens zu neutralisiren. Und diesen Zweck hatte wie der nur der Bischof im Auge gehabt, der sein Amt zu dem Dienste der Politik hingab, uns aus politischen Zwecken aus unfern Aemtern hatte entfernen wollen und fortwährend in Gefangenschaft behalten wissen wollte, damit die eventuelle Macht unsers persönlichen Einflusses nicht seinen Tendenzen hinderlich wäre. Wenn ich das Schreiben des Bischofs vom 14ten Juli, worin er mich zu überreden suchte, um meine Entlassung einzukommen, mit den Eröffnungen des Kriegsministers verglich, so blieb mir nur der Gedanke, daß der Bischof, der Mann, den ich als redlichen Feind bis dahin

gekannt hatte, aus politischen Zwecken hinterlistig gehandelt, daß er alle Leiden meiner langen Gefangenschaft veranlaßt habe. Ich war damit in die schmerzliche Lage gebracht, die Achtung für einen Mann fallen zu lassen, den ich bis dahin für ehrlich gehalten hatte, wie wenig ich auch sonst im Stande gewesen war, ihn als Geistlichen zu achten.

Der Revers nun stellte die Sache wieder anders. In diefem mußten wir der politischen Activität entsagen und wurden wie Kriegsgefangene entlassen, die sich verpflichten, bis zum Frieden nicht wieder die Waffen zu ergreifen. Wir konnten den Revers mit gutem Gewissen unterschreiben und thaten es um so lieber, als derselbe die lehte Thür unsres Gefängnisses war. Wir hatten nie einen andern, als den König, für unsern rechtmäßigen Landesherrn anerkannt, hatten nie Maaßregeln unterstüßt, welche seine Autorität zu untergraben bezweckten. Schmerzlich war mir nur die Verpflichtung, nicht ohne Erlaubniß der Canzlei oder des Kriegsministers das Herzogthum Schleswig betreten zu dürfen; denn dort lebte meine Frau und dort wohnten meine nächsten Verwandten. Indeß der wahrhaft magische Reiz der nahen Freiheit, die frohe Hoffnung, bald unter Gleichgesinnten frei athmen, frei sprechen, frei leben zu können, und den schweren dänischen Alp von der Brust los zu werden, unterdrückte in den Stunden alle andern Wünsche. Der Abschied von den Leidensgenossen war mir schmerzlich. Sie wußten nicht, wie lange es ihnen noch bestimmt sein würde, in der Gefangenschaft zu bleiben und sahen uns mit schwerem Herzen ziehen. Unter strömendem Regen verließen wir in der Mittagsstunde Faaborg und fuhren nach Nyborg. Kaum waren die Thore der Stadt hinter uns, so stimmten meine Begleiter ein lautes:

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