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Trauergottesdienst denke, zu welchem meine ganze Gemeinde sich in schwarzen Trauerkleidern versammelte, so lagen darin auch nicht einmal die Keime, nicht die leiseste Ahnung der späteren unseligen Spaltungen. Christian VIII. bestieg den Thron, begrüßt von großen Erwartungen und Hoffnungen, die seine bedeutende Begabung und seine frühere Geschichte hervorgerufen hatten. Aber mit ihm war unser Friede dahin. Die Furcht des neuen Königs vor dem Verlöschen des Mannsstammes, vor dem dann eintretenden Erbrechte der jüngern Dynastie, getragen in dänischer Färbung, weckte die Gesammtstaats-Ideen und die Bestrebungen, das historische Erbrecht anders zu interpretiren. Als es damit nicht ging, da war die dänische Nationalität durch Furcht und Eitelkeit bereits so aufgestachelt, daß sie ihren Unfrieden in unsern Frieden hineintrug. Es kamen nun die consequenten Umtriebe und Wühlereien der dänischen Propaganda, die Verdächtigungen des Herzogs von Augustenburg, der Beamten, namentlich der Geistlichen und eines jeden loyalen Mannes, der nichts weiter als die Personal-Union wollte,

Ich werde später nur zu oft gezwungen sein, von diesen schmerzlichen Erlebnissen zu reden; hier, wo ich noch inmitten der Friedensjahre stehe, inmitten der lieblichen Erinnerungen an dies idyllische Leben und Wirken in einer Gemeinde, der ich, so lange ich lebe, in treuer dankbarer Liebe anhängen. werde, mögen sie noch einstweilen auf sich beruhen.

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Was aber konnte mich bestimmen, von einer mir so theuren Gemeinde, an welcher ich, wenn auch kein besonders fruchtbringendes, doch ein ganz entschieden gesegnetes Wirken hatte, zu scheiden? Wenn ich mir jest, Angesichts der vielen trüben Erlebnisse, der schweren Heimsuchungen, welche mich

fast sofort trafen, nachdem ich jene Friedensstätte verlassen hatte, diese Frage vorlege, so kann ich sie nur so beantworten: ich würde den Schritt unter gleichen Umständen jezt noch wieder thun. Das ist der Segen des Herzens, das da feste geworden ist in Gott, das in den Führungen des Lebens mit Gott Rath hält, das nicht seine eignen Wege, sondern betend und sinnend nur die Wege zu wählen begehrt, welche Gott ihm ausersehen hat, daß es, wenn auf den neuen Wegen schwere Prüfungen es treffen, stille hält und nicht von bitterer Reue über eigenes Thun zerfleischt wird. Ja, mich umgab ein feliger Friede: Gottes Segen war auf unsern Lebenswegen. Das Brod fegnete und vermehrte der treue Herr. Liebe Freunde und Amtsbrüder waren nahe und mit diesen war ein recht reger amtlicher und wissenschaftlicher Verkehr angeknüpft. In monatlichen Zusammenkünften trieben wir vereint exegetische, pastorale und wissenschaftliche Studien und förderten uns gegenseitig zu immer höherer Umtsreife. Das Band eines Glaubens, fast gleicher Jahre, und treuen Sinnes für das theure Amt, war ein recht inniges brüderliches Band um uns. Wo sind sie jeht, die theuren Brüder, die in rechter Treue Gott und Vaterland umfingen? Einer in England, zwei in der Pfalz, zwei in Preußen und einer sigt noch wie Jeremias trauernd auf den Trümmern des Vaterlandes und kann sein Herz nicht von der heimathlichen Scholle losreißen!

Ich hatte meine erste amtliche Schule, wie ich meinte, nun nach acht Jahren vollendet. In Studien und Erfahrungen war die geistliche Manneskraft reifer geworden. Einen cinmaligen Amtswechsel hielt ich für eine Lebensbedingung, sowol mit Rücksicht auf die Gemeinde, als auf den Geistlichen. Diese Anschauung war bei mir zum sittlichen Grund

sah geworden, eben so sehr, als ich den häufigen Wechsel der Geistlichen in ihren Amtsstellungen, wobei, wie Harms seinen Vater sagen läßt:,,der heilige Geist immer die Prediger beruft, aber zugleich wunderbarer Weise sie immer zu befferer und nie zu geringerer Einnahme beruft," für ein sitt, liches Unrecht erkannte. Ich glaubte in mir die Kraft zu wissen, einer größeren Gemeinde und umfangreicheren Umtspflicht vorstehen zu können. Dazu kam die Berücksichtigung der materiellen Verhältnisse. Wenn auch die Diensteinnahme sich verbessert hatte unter Gottes Segen, so war sie doch nicht ausreichend, um eine sorgenfreie Existenz zu gewähren. Ich erwog die Pflicht, der treuen Lebensgefährtin nach meinem Tode eine sorgenfreie Existenz zu sichern und konnte das in Uck nicht erreichen. Dazu war die Beförderung damals in meiner heimathlichen Gegend eine Sache von großer Schwierigkeit. Die geistlichen Uemter wurden entweder von der Regierung, oder nach Präsentation durch die Visitatoren beseßt. Nach dem Süden des Herzogthums stand mein Sinn, dort aber war eine Fluth von älteren und berechtigteren Bewerbern. Connexionen, die zur Erlangung einer Regierungsstelle nöthig waren, hatte ich nicht. Die vortrefflichen Pfründen im höheren Norden des Herzogthums wurden, seit die Politik der Regierung auch in der Besehung der Pfarrämter dänischnationalen Tendenzen folgte, nur mit Dänen beseßt. So war ich also auf den engeren Bezirk des Umtes oder Kreises angewiesen, in welchem meine Beamtung lag. In diesem war mir eine liebe Aussicht auf bessere Versorgung durch besondere Umstände vereitelt. Wie diese Aussicht sich mir eröffnete, hatte sich gewissermaßen eine innere Scheidewand zwischen mir und der Gemeinde in mir aufgerichtet.

Es war der seither auch mit klarem Bewußtsein festgehaltene Gedanke an die Nothwendigkeit eines einmaligen Wechsels jekt zuerst aus dem Reiche der Gedanken getreten und eine lebendige Macht geworden. Und diese lebendige Macht sagte mir: jezt ist der Zeitpunkt gekommen, wo du ein anderes Umt und eine erweiterte Berufspflicht suchen mußt. Wohin ich mich wenden sollte, wußte ich nicht, aber ich wußte, daß eine Aenderung bald eintreten müsse. Von der Vakanz auf der lieblich schönen Insel Ulsen wußte ich, dachte aber nicht daran, mich dort zu bewerben. Jene Pfarre lag im District des Herzogs von Augustenburg, wo dieser Patronats- und Vokationsrechte hatte. Ich fürchtete aber die dänisch inficirte Insel Alsen, wo heftige Kämpfe um den Herzog, als den Träger deutscher Gesinnung und deutscher dynastischer Rechte, ents brannt waren. Alsen, wo das Stammschloß der erbberech tigten jüngeren Dynastie und der große Gütercompler derselben lag, war zum Theil königlich, bildete aber mit seiner Kirche einen integrirenden Theil der dänischen Staatskirche und war von jeher das Land Gosen gewesen, wohin dänische Beamten strebten. Ein dänischer Bischof war im Mittelpunkt der Insel wohnhaft und bildete das dänisch - kirchliche und später das fanatisch-politische Centrum. Auf Alsen waren lauter dänisch gebildete Geistliche und Lehrer angestellt, da auch der Herzog in den langen Friedensjahren seines Regiments nicht daran gedacht hatte, daß er mit den dänischen Predigern seine bittersten Feinde in sein Heerlager führte. So war Alsen, dem Leibe nach ein voller Bestandtheil des deutschen Herzogthums Schleswig, ungeachtet seines deutschen Dynasten, dennoch in seinen innersten Lebenstheilen dänisch unterwühlt und ein Kampfplaß des Fanatismus bereits geworden, als

wir auf dem Festlande nur in weiter Ferne die dunklen Wolken heranziehen sahen. Dies und mehr wußte ich und trug deßhalb in mir eine gerechte Scheu vor einer Beamtung auf Alfen.

Selbst die Persönlichkeit des Herzogs, welche ich später hochachten und verehren gelernt habe, damals aber nur aus der Ferne anschaute, war mir im Wege. Daß ich dies gesammte innere Widerstreben überwand und mit Glauben und Beten dem Gebot höherer Berufung nachzugeben, unterordnen konnte, das ist mir trok aller schweren Erfahrungen, die dieser Schritt mir brachte, eine sichere Gewähr, daß ich den Willen meines Gottes recht gedeutet habe. Denn ich besprach mich nicht mit Fleisch und Blut, sondern kämpfte Fleisch und Blut nieder und strebte, mich in den Gehorsam des Glaubens zu stellen. Der Herr, welcher allein weiß, was zu unserm Frieden dient, wußte auch, daß der Unfriede, in welchen sein Ruf mein Leben stürzte, dennoch mich seinem Frieden näher bringen würde. Ich habe den Schritt nie bereut und für die geringe Freude und für den reichen Schmerz, der mir aus diesem erwuchs, stets meinem Herrn danken können.

Es war an einem Nachmittage des Februars 1846, als mein Vorgesehter, der Umtmann Kammerherr v. K., in mein Haus trat. Derselbe stand zu dem Herzog von A. in näheren Beziehungen und weil mein Uck in der Mitte der Wegestrecke von Alsen nach Tondern, der Bezirksstadt, lag, wo v. K. seinen Sig als Amtmann und Covifitator hatte, so pflegte derselbe wol auf seinen Reisen von und nach Alfen bei mir einzukehren. Indeß ward ich überrascht, als er mich in meine Studierstube nahm und mir, während meine Frau ihm einige Erfrischungen bereitete, die Mittheilung machte, daß der

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