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So ist es auch mit dem Boden. Dort, wo dieser dürftig und mager, nur dem fleißigen Arbeiter im Schweiße seines Angesichts ein nicht einmal reichliches Brod gibt, dort, wo die Pflugschaar in die Tiefe fahren muß, um den eigent lichen brodgebenden Humus an die Oberfläche zu fördern, da prägt der schwerere Kampf um die nothwendigen Güter des Lebens einen ernsteren Einn und mit diesem tiefere Religios sität, größere christliche Einfalt, eifrigeres Streben nach, und Empfänglichkeit für die ewigen Lebensgüter aus. Was man im Schweiße des Angesichts erworben, das hält man fester, dabei gedenkt man besser seiner Abhängigkeit, das dankt man auch inniger Gott, dem Geber aller Güter. Ich scheue mich nicht, die Behauptung auszusprechen, daß die in Beziehung auf Produktivität des Bodens magersten Landesstriche, in Beziehung auf Sittlichkeit und Religiosität die reichsten sind. So ist der einstige Fluch dem Menschen in der Sünde zum Segen geworden, weil er einmal ein Mensch in Sünden ist, analog dem Worte Gottes: wir müssen durch viele Trübsale eingehen in das Reich Gottes. Der Mensch kann einmal die guten Tage nicht ertragen und der alte Luther hat tief in die Beschaffenheit des menschlichen Herzens geblickt, als er sprach: es gehören starke Schultern dazu, um die guten Tage zu tra gen; die meinigen sind nie so stark gewesen. Alle Landstriche der Erde werden diese Wahrheit bestätigen. Wo ohne Schweiß, ohne Kämpfe, ohne schwere Arbeit dem Menschen sein Brod wächst, da wird dieser der Welt und ihren Genüssen viel leichter sein Herz hingeben, da wird er ein viel geringeres Streben, viel geringeren Ernst kundgeben nach dem, was droben ist, zu trachten, sich Güter zu sammeln, welche Diebe nicht stehlen und Motten nicht fressen, als da, wo leiblich

schwere Mühe, Schweißtropfen und harte Kämpfe von ihm gefordert werden, wenn er mit den Seinigen sein Brod essen will. Die reichste Natur führt am meisten von Gott ab, wie die Philosophie, die zwar reich an menschlichem Dünkel, aber arm an göttlicher Tiefe ist.

Mit schmerzlichem Erstaunen erkannte ich die graduellen sittlichen Differenzen zwischen meiner alten und meiner neuen Gemeinde. Unkirchlichkeit, Unbefangenheit der Sünde, nas mentlich der Geschlechtssünde, Genußsucht und Verweltlichung, Unwissenheit herrschten dort in viel höherem Maaße, als in Uck. Es ist natürlich, daß ein generelles Bild eben kein specielles ist, daß daher hier der Gesammtschatten der ganzen Insel, nicht der besondere meiner neuen Gemeinde geschildert ist. Was meiner früheren Gemeinde Bedürfniß war, die persönliche Beziehung zu dem Seelsorger, das war hier in den kalten Charakter des Beamten gestellt, an den man sich wol häufig in irdischen Angelegenheiten, aber nur wenn Noth am Mann war, auch mit seelischen Bedürfnissen wandte. Was in Uck so freudig aufgenommen war, die specielle Seels forge, das war hier eine fremde Erscheinung, von der man nicht recht wußte, was sie bezweckte. Mein dänischer Vorweser, ein äußerlich begabter Mann, ein Mann von durchaus rechtlichem Herzen und biederm Charakter, hatte fast in jedem Hause, wohin ich kam, den Rechtsconsulenten gemacht und irgend welchen Act geschrieben; aber als Seelsorger im eigent lichsten Sinne des Worts war er in kein Haus getreten und konnte das nicht, denn er war ein armer Mann, der nie den Schlag des Zöllnerherzens vor dem Tempel empfunden hatte. Ich trat zu Sterbenden, die nicht wußten, was ich eigentlich wollte, ja zu solchen, die nicht das Vater Unser kannten. Und

als ich dennoch immer wieder kam, als in einigen Fällen mein herzliches Gebet Eindruck gemacht hatte, und Gottes Gnade das Leben des Kranken für die Zeit der Pilgerfahrt verlängerte, da kam ich in der Vorstellung vieler Glieder der Gemeinde in einen magischen Schein, und ward als ein geistlicher Wunderdoctor angesehen. Der Überglaube der Leute, welche vielleicht nie, mit Ausnahme der Fälle, wo das Sacrament von den Kranken gefordert worden war, ein Gebet des Geistlichen am Krankenbette gehört hatten, brachte meine Gebete mit der Krisis zur Besserung in Verbindung, stellte mich in ein magisches Helldunkel, ohne daß doch der, welcher Gebet erhört, zu dem Herzen des Kranken hätte sprechen können: dein Glaube hat dir geholfen. Ich meine nicht die Kraft des Gebets, nicht die Erbarmung Gottes zu beschränken, wenn ich fage, daß eine solche katholisirende Vorstellung von der Macht des priesterlichen Gebets nur dort, wo der Glaube kein rechtes Leben hat, Wurzel schlagen kann und nie ist mir in meiner ersten Gemeinde so Etwas entgegen getreten.

Ein besonderer Fall, wo der Herr mir sich wunderbar gnädig erwies, verstärkte jene magische Vorstellung. Eine noch junge Frau, verheirathet an einen ältlichen wohlhaben= den Mann, war tiefsinnig geworden. Die wahrscheinliche Ursache war eine unerwiederte Neigung zu einem hübschen jungen Manne, welche sie vor der Ehe bereits gehabt, und in der Ehe fort und fort genährt hatte. Romane und Wohlleben hatten ihre sündliche Neigung genährt und die Phantasie entflammt. Seit zehn Jahren war sie einem stillen Irrfein vers fallen und die Kunst der Aerzte war vergeblich an ihr versucht. Sie aß und trank, sie schlief und wachte, sie ließ sich aus- und ankleiden, wie ein Leib ohne Seele. Ulle Theilnahme für's

Leben, für ihren braven Mann, für ihre Pflicht war gänzlich erstorben, und sie verbrachte ihre Tage in einem Lehnstuhl in der Ofenecke, hinter'm Spinnrocken. Ein träumerisches Versinken in sich selbst, zu tiefer Schwermuth, war das, was Romane und Sünde ihr gelassen; mehrmals war der Versuch der Selbstentleibung vorgekommen. Gott gab es mir, nachdem ich lange nicht im Stande gewesen war, auch nur einen Laut aus ihr hervorzubringen, sie zuerst für Thätigkeit in ihrem Hause, dann für ihre Pflicht gegen ihren Mann lebendig zu machen, und so erst konnte ich ihr Auge für ihre Sünde wecken, und sie durch ernste Buße hindurch zur Genesung in einem neuen Leben führen. Diese einfache Begebenheit, bei welcher es sich um nichts mehr handelte, als um eine warme Hingabe der Persönlichkeit an die Kranke, welche jeder denkende und fühlende Christ, namentlich der christliche Arzt, hätte vollbringen können, machte auf Alfen große Sensation. Mir ist sie nur ein Beleg dafür gewesen, daß das Volk der Seelenpflege durch den christlichen Geistlichen ganz entfrems

det war.

Zur Characteristik des nationalen Elements der Insel gehörte eine starke Genußsucht. Diese Regung des sinnlichen Lebens in seiner Entfremdung vom Reiche Gottes war mir noch nie so stark entgegen getreten. Die niedern Stände, wie die höheren, jagten dem Vergnügen eifrig nach und in jenen trat dann oft die Nothwendigkeit zu frühem Heirathen ein, durch welche die Leute bald der bittersten Armuth anheimfielen. Fast jeder Sonntag brachte Tanzgelage und Lustbarkeiten. In den höhern Ständen drängte eine Gesellschaft die andere. Bei der dichten Bevölkerung Alfens, dem Wohlstande, den guten Wegen und der Vergnügungssucht, ward

jede Gelegenheit ausgebeutet. War ein Geburtstag der Eltern oder der Kinder, ein Confirmationsfest, oder sonst welche Veranlassung, so strömten die Gratulanten zu Wagen oder zu Pferde herbei. Ein schlichter Pächter enes größeren herzoglichen. Landgutes, ein beschränkter und ungebildeter Mann, erzählte mir, daß er an seinem Geburtstage immer sich vom Hause entfernte, weil er einmal neun Wagen voll fremder Gratulanten hätte bewirthen müssen, und das ihm doch zu viel geworden sei. Ein Geistlicher konnte an dem Tage, wo er seine beiden ältesten Kinder feierlich eingesegnet hatte, den Abend nicht erwarten und als dieser früh gekommen war, da wurden die Spieltische arrangirt und bei Karten, Wein und Braten die Nachfeier der Confirmation begangen. Denselben, der entschieden zu den bessern Predigern der Insel gehörte, weil er ohne Verständniß zwar der höheren christlichen Elemente, dennoch für die äußeren Bedürfnisse seiner Gemeinde viele Theilnahme hatte, habe ich am Sonnabend um elf Uhr Abends mit den L'hombre-Karten in der Hand am Spieltische gesehen. Ein anderer ganz verweltlichter, flacher Geistlicher hielt ein Gastmahl, bei welchem die Menge der Speisen und der Weine lukullische Ueppigkeit darlegte und einzelne Gäste in einen Zustand verseßte, in welchen die Sclaven in Sparta von ihren Herren verseht wurden, wenn den Kindern frühe der Abscheu wider die Trunkenheit eingeflößt werden sollte. Einer einzigen solchen Gesellschaft habe ich beigewohnt und hatte an ihr für immer genug. Nach acht Uhr Abends im Winter versammelte sich die Gesellschaft. Nach einer halbe stündigen Pause, während welcher Thee getrunken ward, ging man an den Kartentisch. Hier erhielt man später Erfrischungen, Liköre und Backwerk. Um die Mitternachts

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