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hinzuhalten: Vater, nun nehmt erst eine Prise. So waren die örtlichen Zustände. Klein und gering, einfach und schlicht und weil dies, darum grade habe ich dort meine glück lichsten Jahre verlebt. Als ich im April 1838 in Uck von der Gemeinde erwählt wurde, waren es schlechte Zeiten für die Candidaten der Theologie. Das Studium der Theologie war an der Tagesordnung, und eine Fluth von Candidaten, über zweihundertfünfzig an der Zahl, bedeckte das Land. Von diefen konnten jährlich etwa zwölf bis fünfzehn in beiden Herzogthümern angestellt werden, so daß nicht wenigen die Ausficht auf ein Candidaten - Jubiläum bevorstand. Theils die guten Pfründen des Landes, theils der seit 1817 erwachte bessere Sinn, theils die Möglichkeit, sofort nach dem Examen eine eigene Existenz als Hauslehrer gewinnen zu können, hatten wol damals eingewirkt. So kam es, daß eine der kleinsten Pfarreien, welche kaum etwa 320 Thaler Preuß. eintrug, achtzig Bewerber hatte. Dazu kam, daß die einträglichsten und besten Stellen in Nordschleswig, wo die Kirchenund Schulsprache dänisch ist, von der Regierung unmittelbar befeht und fast nur an Dänen vergeben wurden. So waren im Jahre 1844 vierundvierzig Pfarreien von eingebornen Dänen, zum Schaden des Landes und der Religion, eingenommen. Es sollte zwar nach einer Verordnung von 1811 Reciprocitat Statt finden und die Candidaten der Herzogs thümer vice versa eben so gut in Dänemark angestellt werden. Die Reciprocität bestand aber nur auf dem Papier. Deutsche Nationalität, wie sie bis an die Königsau, namentlich von den gebildeten Landeskindern der Herzogthümer getragen ward, und die dänische, sind zwei verschiedene Größen, die nie verschmolzen werden. Die meisten Candidaten der Herzog

thümer kannten die lateinische Sprache besser als die dänische. Ich selbst habe dafür ein redendes Beispiel abgegeben.

Sohn eines Landgeistlichen in einem der dänisch redenden Distrikte Nordschleswigs, hatte ich von Jugend auf das Volkspatois meiner Heimath gesprochen, war dänisch confirmirt. Aber die Sprache des Hauses, der Schule, der Sitte, der Bildung war die deutsche. Das Volkspatois stand zu der dänischen Schriftund Kanzelsprache wie irgend ein schweizerischer Dialekt zu dem Hochdeutschen. Gebildete Dänen konnten sich unserm Landvolke nicht verständlich machen, und umgekehrt dasselbe nicht verstehen, wie ich vielfach erfahren habe. Das kommt besonders daher, weil der gebildete Däne eine Menge von Guttural- und Nasenlauten hat, eine Menge von Buchstaben verschluckt und aushaucht, die Schriftsprache dagegen, wie sie in meiner Heimath in den Schulen gelehrt, auf den Kanzeln gepredigt wird, jedes Wort so ausspricht, wie es geschrieben steht und der dänischen Salonbildung gänzlich entbehrt. Damit will ich das weiche, poetische und melodische Element des besseren Dänischen nicht verkannt haben. Genug, uns Landeskindern war nur die Fertigkeit angewachsen, uns im Patois des heimischen Volkes ausdrücken zu können. Es war aber nur eine angelernte Fertigkeit, kein Wissen, Können und Eindringen in den Geist der Sprache. Denn das dänische Patois meiner Heimath hat in der That keinen Geist, am wenigsten einen national dänischen. Es ist nur eine locale Mundart, die fast in jedem Dorfe anders ist und unterscheidet sich wesentlich von der dänischen Sprache dadurch, daß es einer Menge deutscher Wörter eine dänische Endung anhängt und constant den Artikel vor das Hauptwort seht, während der Däne ihn dem Hauptworte anhängt.

Es würde nicht schwer sein, den Beweis zu führen, daß nicht Dänemark, sondern Deutschland auch in dem Patois meiner Heimath die Oberhand hat. Wie es nun mit den fremden Sprachen geht, man bringt es dahin, daß man sie versteht, ein Buch lesen kann, aber dem Geiste der Sprache und der Redefertigkeit steht man noch unendlich fern; so ging es uns mit der dänischen Sprache. Die Sprache der Bildung war die deutsche und das in allen Ständen. Nun kamen die Studienjahre und verwischten das Patois der Jugend. Ich stand der dänischen Schriftfprache näher, als die meisten Candidaten. Sie gewann an Interesse bei mir, als ich in den dänisch redenden Distrikten eine Anstellung suchte, wo aber, aus Unkunde der Sprache, der Andrang der Candidaten weit geringer war. Und doch habe ich meine Antrittspredigt und mehrere spätere, deutsch niedergeschrieben und mit Hülfe eines Lexicons überseht. Ich will dies nicht billigen, aber die Sachlage, die Landesverhältnisse führten es so mit sich und unsere Landsleute hatten kein critisches Ohr und verstanden die Landeskinder besser als die gebornen DäDurch zwölfjährige Uebung und Studien brachte ich es später so weit, nicht bloß die Kanzel-, sondern auch die dånische feinere Umgangssprache, denn zwischen beiden liegen große Differenzen - mit ziemlicher Fertigkeit sprechen und schreiben zu können. Durch diese sprachlichen Zustände nun ward die Reciprocität zwischen Dänemark und den Herzogthümern in Betreff der Candidaten nur eine papierne. In die fetten Pfründen Nordschleswigs rückten beständig Dänen ein, die der Sprache des Landes und der Nationalität völlig fremd waren; nach Dänemark gingen nur die Schleswiger, welche aus Unfähigkeit keine Anstellung fanden.

nen.

Ich weiß nur von Zweien, die dort angestellt wurden, wäh rend jezt die Zahl der Dänen in Schleswig Legion ist und schon damals 44 Prediger und eine Unzahl von dänischen Civilisten angestellt waren.

Nun lagen sieben Candidatenjahre hinter mir, als ich in Uck erwählt ward. Von Freunden ward ich bedauert, als die kleine Stelle mein geworden war. Aber nicht die geringe Einnahme, nicht die dürftige Einfachheit, nichts dämpfte den heißen innerlichen Dank, den ich im Herzen trug, als ich erwählt war. Noch danke ich es dem Herrn, daß ich mit warmer kindlicher Begeisterung in den heiligen Dienst des Pfarramts eingetreten bin, daß ich selige Freude empfunden habe, als mir die eigene kleine Heerde von 450 Seelen zu weiden gegeben war. Der Herr weiß es, wie fern ich der Vollendung als Geistlicher war, wie fern ich dieser blieb, die Gemeinde, welche meine achtjährigen Dienste mit seltener Liebe und Anhänglichkeit gelohnt hat, weiß es wohl nicht, wie viel ich in meinem Dienste gefehlt habe, wie geduldig fie meine Erstlingsarbeiten auf dem Gebiete der Predigt und Seelsorge getragen hat, wie oft ich als ein geschlagener Mann, Reue und Schmerz und Gelübde im Herzen, aus den Gottesdiensten gegangen bin. Aber noch danke ich dem Herrn die Begeisterung, die Herzenswärme, mit welcher ich in mein Umt eintrat. Ich hatte die Braut meines Herzens, meiner Erwählung, meines Sehnens errungen, ich hatte das heilige, theure Amt gefunden, und war unaussprechlich glücklich und voll tiefen Empfindens der Treue, womit ich diese kleine Heerde meines Oberhirten weiden wollte. Ich habe es später anders bei Anderen gefunden. Ich habe in den Herzen junger Candidaten diese Oriflamme gläubiger Innigkeit ver

mist, habe die Liebe zur milchgebenden Kuh als hervorragend erkannt und tiefen Schmerz darüber empfunden. Denn eine Ehe zwischen Mann und Weib, mit blasirter Sättigung und ohne Liebe begonnen, wird nicht so viel Dornen tragen, als Sünden von einem Prediger am Amte begangen werden, der ohne warme Begeisterung, ohne gläubige Gebetsweihe das heilige Amt antritt. Der Umtssünden bleiben so genug; wo ist der Pfarrknecht, den der Herr treu befindet, wo der Pfarrknecht der nicht täglich zu beten hat: Herr, gehe nicht in's Gericht mit deinem Knecht, denn vor dir ist kein Lebendiger gerecht! Was aber soll aus dem Amte werden, in das ein Mann eintritt, der ein kaltes Herz mitbringt? Das Vernehmen Gottes nach seiner Züchtigung und seiner Gnade ist ihm verschlossen, das Wachsen am innern Menschen bis zum Mann in Christo ist ihm verborgen. Er erkennt sich nicht als den Knecht des Herrn, nicht seinen Dienst als einen Dienst Gottes an der Gemeinde, unter der einzigen Signatur: was weiter vom Haushalter gefordert wird, ist, daß er treu erfunden werde; er nimmt nicht jede ihm vertraute Seele in concreter Liebe in sein Herz und Gebet auf, er bleibt eine Salzsäule in stabiler, objectiver Gestaltung, und ist das Salz nicht dumm geworden, so ist es weniger noch flüssig geworden. Er bleibt Beamter und wird nie Geistlicher.

Ich danke Gott noch für die Begeisterung, mit welcher ich mein erstes Pfarramt antrat. Waren es Illusionen, die in dieser Begeisterung lebten, waren es Ideale, die sich nie verwirklichten, waren es Träume jugendlicher Jahre, die Schäume werden mußten, weil die zwei feindlichen Factoren, meine Sünde und die Sünde der Gemeinde, das Facit illusorisch machten? Wol, ich danke dem Herrn auch für die Illusionen, Ideale,

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