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Allgemeines über hebräische Poesie.

I. Begriff hebräischer Poesie.

1. Jeder echten Poesie letzter Grund ist das Emporkommen und Drängen eines lebendigen, frischen Gedankens im Geiste des Dichters. Sei es ein eigner neuer Gedanke der den Dichter ergreift und festhält, oder erhebe ihn eine schon länger und allgemeiner geltende grosse Wahrheit, immer muss dieser letzte Quell frisch fliessen wo wahre Poesie entstehen soll; und jede Form bleibt leer, jede Kunst eitel, wo nicht ein solcher lebendiger und belebender Inhalt als erster Athem und Trieb allem andern vorangeht. Der Gedanke braucht nicht in demselben Augenblick wo er zündet, in Worte überzugehen; mit der Kunst kann die Ueberlegung hinzutreten, welche Ausführung die beste sei. Aber wenn nicht dieselbe Stimmung bei der Ausführung sich erhält und verstärkt, so bleibt diese hinter dem Gedanken zurück'; doch bei dem wahren Dichter zündet der Gedanke ein Licht welches fortleuchtet bis er durch das Wort sich vollkommen erklärt hat.

Aber auch den Propheten, auch den Erforscher einer Wissenschaft treiben neue Gedanken aus der Tiefe des Geistes; wie also der Dichter von diesen verschieden sei, das erst kann näher zur Erschöpfung des Begriffes von Poesie führen.

Der wissenschaftliche Forscher oder Philosoph sucht keine einzelne Wahrheit um bei ihr stehen zu bleiben, und fasst keinen Gedanken für sich allein auf; sondern von einem Gedanken zum andern, auch dem ihm gerade entgegengesetzten, mit Ueberlegung fortgehend ruht er nicht bis er den Zusammenhang aller und die einzelne oder einseitige Wahrheit nicht mehr in ihrer Getrenntheit sieht. Der Dichter ist von dem einen Gedanken, der ihn gerade mit aller Macht ergriffen hat, zu voll als dass er über ihn hinaus auch das Entgegengesetzte in aller Ruhe beachtete; er wird von der einzelnen Empfindung, von der besondern Wahrheit gänzlich festgehalten und kann von ihr nicht lassen bis er sie in derselben Unmittelbarkeit und Stärke erschöpfe, mit der sie in ihm lebt.

Der Prophet kann zwar bei dem einzelnen Gedanken stehen bleiben von dem er ergriffen ist, aber er spricht ihn nicht für sich selbst aus sondern für andre, um nach aussen zu wirken; und die Stufe seiner Grösse hängt auch von dieser Wirkung nach aussen ab. Solchen Zweck ausser sich selbst hat der Dichter nicht im Auge, er bleibt für sich und will bloss sich selbst genügen; seine Dichtung ist ein Spiel seiner eignen Lust, sorgloser Erguss seines eignen Triebes.

Wenn nun die Poesie auf diese Weise den Gedanken rein für sich gibt, in der ersten Frische und Stärke worin er hervorbricht und sich erklärt: so gibt sie ihn eben damit noch nicht aus der Phantasie herausgegangen, sondern ganz in sie geschlossen und von ihr getragen. Ehe der Gedanke von seiner ersten Lebendigkeit und Erregtheit eben so wie von seiner ersten Bewegung, der im Bilde und der Vorstellung, zu einer andern Stufe fortschreitet, wird er vom Dichter in dieser noch ganz ursprünglichen, reinen Kraft und Wärme festgehalten; und indem so Bild und Gedanke, Begeisterung und Rede in noch ungetheilter fester Einheit

erscheinen, entsteht die schöne Verbindung von Sinnlichem und Geistigem, die schöpferische Verkörperung des Gedankens, welche das eigentlich Dichterische ausmacht. Hier ist noch die volle Unmittelbarkeit von Empfindung und Wort, von Anschauung und Darstellung, im unbefangenen, um alles Fremde unbekümmerten, nur sich selbst erklärenden Gemüthe. Die Urkraft des schaffenden Geistes wird da wirksam, den zu mächtigen Gedanken, der aus ihm hervor-. quillen will, mitten in seinem Wallen und Sichregen gestaltend und darstellend. Doch wenn Aeusseres und Inneres, Gestalt und Gedanke hier in der Erscheinung unzertrennlich sind, so ist dennoch der innern Kraft nach der Gedanke das erste und gestaltende, welches sich erst seinen entsprechenden Leib schafft; so dass im Einzelnen die Poesie in den Zeiten und unter den Völkern am vollendetsten seyn wird in welchen die ewigsten und kräftigsten Gedanken sich regen, und dass nach der besondern Art der treibenden Gedanken sich Art, Farbe und Werth der Poesie jedes Volkes, Zeitalters und Dichters bildet.

Diess ist wenigstens das ursprüngliche Wesen von Dichtung. Freilich hat man oft in spätern Zeiten die schöne dichterische Form, nachdem sie einmal fest gegründet und zu Ehren gekommen war, noch zu allerlei nützlichem Gebrauche angewandt; man hat Gespräche, Erörterung von Grund und Gegengrund, Abrisse von dieser oder jener Wissenschaft, Grammatik und Lexicon sogar in Verse eingekleidet; allein dass solche Nutzanwendung nichts Ursprüngliches sei, kann schon die Geschichte der Poesie jedes Volkes lehren,

Die Poesie ist zwar eine Kunst d. i. ein Können, eine Fertigkeit ein dem guten gefälligen Gedanken entsprechendes schönes Aeusseres darzustellen. Aber dies Können ist mit der Kraft und Klarheit seines Inhalts und seiner Fülle, des Gedankens, zum grössten Theile selbst schon gegeben; denn in dem Augenblick wo ein erhabener oder doch neuer

Gedanke im Innern des Dichters sich entzündet, wird er auch nach aussen hinstreben und so den lebendigen Anfang der ihn darstellenden Fertigkeit, der Kunst erzeugen, und je tiefer er sich entzündet, je heller er im Innern leuchtet, desto völliger und schöner wird er sich durch die ihn herVorschöpfende Kunst darstellen können; so dass die Kunst nur die ausdauernde, muthige Thätigkeit ist, das schön gedachte eben so schön darzustellen wie sein innerer Trieb es will: wobei freilich Kunst und Gedanke eine Zeit lang sich gegenseitig versuchen können bis die Form gelingt. Wenn nun so der Gedanke, sobald er stark ist, selbst zu der ihm gemässen Erschöpfung oder Darstellung hindrängt, so dass die ihn wirklich hervorrufende Kunst nur der Sonne gleicht welche den schon vorhandenen Keim hervortreibt und entwickelt gemäss dem Bildungstriebe jedes gesunden schwellenden Keimes: so erhellt, dass die Kunst ursprünglich d. i. als Kraft aufs engste mit aller Poesie verbunden ist und mit dieser selbst sich unendlich mannigfach gestalten kann; wie dies im Grunde bei jeder Kunst der Fall ist. Aber die Frucht, die schöne Form, bleibt sodann doch als etwas Aeusseres, auch als Vorbild und Gesetz, als schönes Gewand worin von jetzt an jeder ähnliche Gedanke gern erscheint. Und erst nachdem so durch einige grosse Dichter von selbst die entsprechende schöne Form hervorgebildet ist, wird die Kunst etwas stehendes, festes, zum Muster dienendes, langsam sich veränderndes; bis sie später vielleicht einmal, von ihrem lebendigen Ursprunge losgerissen, bless als todte Fertigkeit des Schönen und Nützlichen geachtet, zur unfruchtbaren Nachahmung herabsinkt und endlich ausgeartet sich selbst zerstört.

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Wenn indessen aus alle dem folgt dass Poesie nie und nirgends in einem Volke ganz fehlen kann, weil in keinem Volke der Wechsel von Verflachung und Erhebung ganz ausbleibt, sei diese Erhebung übrigens stärker oder gerin

ger, reiner oder unreiner: so ist doch nicht weniger gewiss dass auch sie ihre glücklichen Zeiten hat und dass diese nicht gerade so häufig sind. In den ihr ungünstigen Zeiten allgemeiner Schwäche und Versunkenheit eines Volks leiht ́sie auch dem sonst vielleicht Fähigen nur schwache gebrechliche Flügel, da ihm von aussen nichts Erhebendes und Förderndes entgegenkommt. Sind aber in einem Volke noch ungeschwächte reine Kräfte verborgen und entzündet sich einmal in diesem ein reges Streben nach erhabenern Gütern und Wahrheiten, dann erlebt auch immer die Poesie ihre glückliche Stunde und die Zeit der freiesten und schönsten Erhebung eines Volkes überhaupt wird auch die höchste Blüthe seiner Dichtung bringen; auf einige wenige aber, welche vor andern tüchtig sich bewähren, wird der beste Segen und volle Glanz einer solchen an sich schon höher strebenden, dichterischen Zeit kommen. Das Alterthum hatte dazu noch den besondern Vorzug, dass es, weil die geistige Erhebung in ihm zum erstenmale ihre Schwingen regte und alles neu von vorn bis zur höchsten Vollkommenheit zu gründen hatte, eine noch ganz ungestörte Entwicklung der Poesie erleben konnte: während spätern Völkern, sobald sie zu höhern Stufen der Entwickelung sich erheben, sogleich das Muster der Alten leitend und leuchtend entgegentritt, wodurch die Entwickelung zwar, wenn das Muster mit innerer Kraft aufgefasst und wiederbelebt wird, sehr erleichtert und gesichert, durch leere Nachahmung aber und geistlose Wiederholung eben so stark verwirrt und erschwert werden kann.

2. Hienach ist denn auch die althebräische Poesie in ihrem Unterschiede von der anderer alter Völker und in ihrem allgemeinen Werthe erst richtig zu schätzen.

Denn es zeigt sich zwar bald, dass diese Poesie wie die ganze alte Literatur der Hebräer durchaus ursprünglicher Entstehung und Bildung ist und ohne jeden fremden Einfluss alle die Stufen und Wechsel durchlaufen hat welche in ih

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