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der gerade Weg das Ganze in seiner ursprünglichen Wahrheit wieder zu erkennen sicher eröffnet.

II. Geschichte und Arten hebräischer Poesie.

Es folgt aus dem Obigen, dass die lyrische Poesie überall die nächste Art von Poesie ist welche bei irgend einem Volke entsteht. Sie ist es ihrem Wesen nach: denn sie ist die Tochter des Augenblicks, schnell emporkommender gewaltiger Empfindungen, tiefer Rührungen und feuriger Bewegungen des Gemüthes. Sie ist es eben so der Zeit nach: das kurze lyrische Lied ist der beständigste, unverwüstlichste Theil von Poesie, der erste und letzte Erguss dichterischer Stimmung, wie eine unversiegbare Quelle welche zu jeder Zeit sich wieder frisch ergiessen kann. Sie ist also auch bei allen Völkern nothwendig die älteste, die welche zuerst eine dichterische Kunst und Form gründet und allen übrigen Arten von Dichtung die Wege bahnt.

Denn als älteste und nächste Dichtungsart ist sie auch die umfassendste und schliesst die Keime zu neuen besondern Arten in sich. Wo das Gemüth durch ein grosses, aber schon fertiges, der Betrachtung anheimgefallenes Ereigniss ergriffen ist, da kann der lyrische Dichter, voller seine Gedanken ergiessend, auch einmal bei dem Ereigniss selbst länger verweilen und es ruhiger erzählend in seinen Haupterscheinungen wieder vor die Erinnerung führen; diess aber ist der Keim zur epischen Poesie, und solche epische Stoffe sind in alten lyrischen Liedern wie Ex. 15. Rcht. 5 wirklich leicht zu entdecken. Tritt nun bloss diese Wiedererzählung abgeschlossener grosser Ereignisse so in die Poesie dass der Dichter hinter der ausführlich ruhigen Schilderung seine eignen Gefühle und Gedanken verbirgt, so entsteht die besondre Art epischer Dichtung. - Noch deutlicher ist, wie leicht ein lyrischer Dichter im Drange erhabener Gefühle das was er selbst im Leben erfahren hat, weil er die Wahr

heit davon als eine zu mächtige und nothwendige empfindet, auch als für Jedermann geltend aussprechen kann, wie z. B. in Ps. 32 u. 62 die Rede gerade in den erhabensten Stellen schnell und unwillkührlich zu kurzgefassten allgemeinen Wahrheiten und zur Mahnnng an Alle solchen Wahrheiten sich zu unterwerfen übergeht. Diess aber ist schon der Keim der Spruch- oder Gnomenpoesie, welche entsteht, sobald ein Dichter solche allgemeine Sätze und Rathschläge, losgerissen von ihrem lebendigen Ursprunge, für sich allein zugleich als Spiegel und Lehre hinstellt. — Endlich grenzt das Lyrische nicht selten an das Dramatische, sobald im Liede ein vielfach verschlungenes Verhältniss durch nachahmende Einführung der Gedanken und Reden der dabei thätigen verschiedenen Persönlichkeiten wie im Spiele des Lebens selbst dargestellt und so lebendig entwirrt wird; zu welcher lebhaften Darstellung der lyrische Dichter desto leichter kommt je stärker gerade bei ihm die Einbildung sich regt, wie man z. B. in den Stellen Rcht. 5, 28-30. Ps. 64, 6-8 solche dramatische Stoffe bemerkt, von den Spuren wechselnderChöre Ps. 24, 7—10 u.a. jetzt zu schweigen. Also liegen in der lyrischen Poesie bereits die Stoffe und Anfinge zu den besondern neuen Dichtungsarten, der epischen, gnomischen und dramatischen vor, und es kommt nur auf einen günstigen Wind an, die gelegten Keime zu neuen Gestaltungen aus dem alten Stamme zu locken. Bildet sich aber so ein einzelner neuer Zweig vom alten lyrischen Stamme aus, so wird da schon mehr bewusste feste Kunst hervortreten: denn hier kommt es darauf an, nicht überhaupt nach dem Drange der Gefühle, sondern in einer bestimmten Richtung hin und in der dieser allein gemässen schönen Form zu dichten, so dass sich hier die einfache wandelbare Kunst des lyrischen Liedes in eine Zahl besonderer und festerer Kunstformen spaltet. So wie beim Uebergange eines Volkes in die mannigfaltigen Richtungen des Staatslebens erst hö

here Bildung, entsteht erst beim Uebergange des lyrischen Liedes in die besondern Dichtungsarten wahre Kunstpoesie. Ja die alte lyrische Poesie selbst kann sich dann, nachdem festere Kunst der Grund aller Poesie geworden ist, ebenfalls zu neuen kunstvolleren Weisen verjüngen, wie die indische Lyrik davon ein deutliches Beispiel gibt...

Die drei reinen Kunstdichtungen, die epische, gnomische und dramatische, werden zwar, wenn sie sich bei einem Volke alle aus ursprünglicher Kraft bilden, gerade in dieser Folge auch der Zeit nach hervortreten, da jede von ihnen einer Richtung des Geistes entspringt welche nur in einer bestimmten Zeit ihre volle Stärke sowol gewinnen als offenbaren kann. Die epische Poesie wird naturgemäss nur am Ende der Heldenzeit und ihrer wunderbaren Thaten und Meinungen ihre Blüthe treiben, die gnomische wird nur im Uebergange aus dem einfachern Volksleben zu einem verwickelteren und darum desto mehr der Weisheit bedürftigen, gesetzlichen Staatsleben mit innerer Nothwendigkeit entspringen; am spätesten aber kann die dramatische Kunst sich vollenden, da das wahre Drama als letzter Gipfel aller Dichtung mit der epischen Wiederbelebung und der gnomischen Weisheit die lyrische Wärme und Unmittelbarkeit wieder verbindet und wie im Leben alles untrennbar zusammenhängt, Geschichte, Erfahrung und Empfindung, so durch das Spiel aller dichterischen Mächte das volle echte Leben wiedererzeugt und in einem höhern reinern Bilde darstellt. Allein es wäre eine irrige Voraussetzung zu meinen, alle diese Kunstdichtungen müssten bei jedem nicht nachahmenden Volke auf gleiche Weise und in gleicher Vollendung sich ausbilden, da die Geschichte vielmehr lehrt, dass nur die Griechen und die Inder mit ursprünglicher Kraft die ganze Bewegung der Dichtung in allen Stufen und Richtungen bis zum Gipfel verfolgt haben. Manches Volk ist dagegen zwar ziemlich weit im Laufe der Dichtung gekommen,

steht sogar schon im Begriff die Dichtung als höhere Kunst zu üben, ohne doch alle Arten von Kunstdichtungen zu erreichen oder auch nur zu versuchen; das vollendete Drama erreichten sehr wenige alte Völker und die Bildungszeit des Epos haben viele übersprungen.

Zwar behauptet eine gewöhnliche Meinung, epische Poesie sei wie bei den Griechen so bei allen Völkern die älteste und einfachste. Allein wenn bei gewissen Völkern die epische Poesie früher als die lyrische niedergeschrieben wird, so folgt daraus nicht dass diese auch den letzten Anfängen nach später entstehe als jene; vielmehr können da die letzten Anfänge lyrischer Poesie für die Spätern fast spurlos verschwunden sein, während die in heroischer Zeit aufs höchste ausgebildete epische zuerst als sehr bedeutend geworden in das volle Licht der Geschichte tritt. So mögen die ältesten lyrischen Lieder der Griechen alle verloren gegangen sein, während sie bei den Indern, deren Poesie doch sonst einen der griechischen sehr ähnlichen Gang durchlaufen hat, aus besondern Ursachen in den Vedas erhalten sind. Aber es gibt auch Völker denen epische Poesie gänzlich fremd geblieben ist, obwol Poesie überhaupt keinem fremd bleibt; sogar Völkern von übrigens sehr ausgebildeter Poesie kann sie fehlen, welches doch unmöglich wäre, wenn sie wirklich die nächste Art von Poesie seyn müsste.

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Die semitischen Völker gehören dahin; und unstreitig ist es von vorn herein eine merkwürdige Erscheinung, dass epische Poesie diesen in demselben Grade fehlt in welchem sie die indo-germanischen Völker auszeichnet. Da Völker von übrigens verschiedenster Bildung bei diesem und jenem Stamme, Hebräer und Araber, Griechen und Inder hierin sich unabhängig begegnen: so kann die letzte Ursache dieses grossen Unterschiedes nur in einer Grundverschiedenheit des Characters dieser beiden Stämme liegen, der sich gerade bei der epischen Poesie vermöge ibres eigenthümlichen We

sens so stark äussern musste. Denn bei ihr kehren zwar die oben erklärten Bedingungen aller Poesie wieder: ein lebendiger Gedanke bleibt einzeln in des Dichters Phantasie stehen, und zwar hier ein Gedanke der aus frischer Erinnerung an grosse Geschicke eines Landes oder Helden einem Dichter mitten in dem Volke entgegen kommt welches diese Geschicke erfahren hat. Allein das neue und besondre ist hier, dass der Dichter seine eignen Empfindungen verläugnend die Wahrheit dieses Gedankens durch ruhige, erschöpfende Erzählung darstellt, und so durch stilles beschauliches Eingehen in die fremden Thaten und Dinge die Begeisterung seines Innern mässigt. Nun ist eben diese geduldige, langathmige Ruhe und Zurückgezogenheit des Denkens, das straffe Ansichhalten dichterischer Begeisterung, die in weiter Umspannung dennoch klar und sich gleich bleibende besonnene Kunst dem Semiten eben so fremd als dem Indogermanen nahe und leicht; Raschheit des Gefühls und der That, Innigkeit und Lebendigkeit eines einfachen, leichterregten beweglichen Sinnes, höchste Spannung und schnelle Abspannung der Phantasie steht mehr dem Semiten zu, der ein geborner Lyriker ist aber kein Epiker. Und dazu kommt dem Epiker, um den höhern Gedanken in der Wirklichkeit erfüllt zu zeigen, die schöne Helden - Vorstellung von der Verbindung des Göttlichen und Menschlichen, eine reiche, ausgebildete und wieder bildsame Mythologie zu Hülfe: während die Religion der Semiten, besonders der Hebräer, im Gegentheil sehr ernst und streng, ihre Mythologie sehr einfach und flüchtig war, ohne der dichterischen Vorstellung viel Spielraum zu lassen. So blieben denn die Stoffe, aus deren Vereinigung sich bei Griechen und Indern epische Poesie bildete, bei den Hebräern mehr einzeln ohne lebendige Verbindung neben einander: dichterische Gedanken, Erzählung und Sage, mythologische Vorstellung. Einige spätere Psalme 78. 105, 106, welche den Versuch wagen die alte

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