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erhabene Geschichte in ein dichterisches Kleid zu werfen, sind mehr aus beschränkten Lehrzwecken als aus wahrer Epik geflossen; und erst durch den Einfluss der zarathustrischen Religionen kommen mehr epische Stoffe in die Dichtung, wie das Buch Iob und noch mehr das B. Tobith zeigt, fast eben so wie unter den alten Arabern und echten Muhammedanern die Epik etwas ganz fremdes bleibt, unter den muhammedanischen Persern aber sogleich wieder mit Macht und Erfolg sich erhebt.

1. Je mehr nun diese Seite der Poesie den Hebräern gänzlich fehlte, desto höher stand bei ihnen die einfachste Art aller Poesie, das lyrische Lied. Im heroischen Zeitalter des Volks, welches bis zu Davids Herrschaft reicht, herrscht es noch ganz allein, und zwar in seiner vollen Natürlichkeit und Stärke. Es ist umsonst die der wirklichen Zeit nach ältesten Anfänge hebräischer Poesie zu suchen: aus vormosaischer Zeit haben wir deutlich nicht den mindesten Rest mehr, und mit dieser erscheint sie gleich in derselben Grundform welche ihr später immer geblieben ist. Denn die Anfänge der Dichtung ziehen sich eben so wie die der Sprache selbst in die entferntesten Räume der Geschichte zurück und lassen sich nicht bis zum sichtbaren Ursprunge äusserlich verfolgen; tritt ein Volk als bedeutsam und gross werdend aus dem Dunkel der Geschichte hervor, so erscheint es stets wie mit einer eigenthümlichen fertigen Sprache so auch mit längst gegebenen Anfängen dichterischer Rede und Kunst, ja mit dem ganzen festen Grunde eigenthümlicher Form, der eben von der langen Uebung zeugt und den Spätern als geebnete Bahn zu Gute kommt. Aus mosaischer Zeit aber haben wir unstreitig noch einige Reste gleichzeitiger Dichtung, sowol volksthümlicher Nu. 21, als heiliger, dem neuen Heiligthum dienender Nu. 6, 24-26. 10, 35. 36. Wie kunstvoll bei aller Einfachheit schon längst in den Zei ten vor David ein Lied seyn konnte, zeigen die öffentlich

gesungenen grossen Siegeslieder Ex. 15. Rcht. 5; vorzüglich verbindet letzteres wahrhaft grossartige Anlage mit geordneter schöner Ausführung, ein Muster echten Siegsgesanges gegen acht Jahrhunderte vor Pindar. Wie wunderbar, diese vielleicht ältesten Lieder der ganzen Erde in so früher Zeit schon so vollendet zu sehen, dass sie den glänzendsten und sichersten Beweis geben für eine sehr früh emporstrebende Bildung in Israel! Jedoch ist hier die Sprache noch ungemein kurz und abgerissen, mehr starr und hart als weich und gefällig, mehr andeutend als üppig ausmalend; auch die Gedanken haben in den grossen Siegsliedern noch etwas steifes und schweres, ja durch das Lied Debora's wehet neben grossherzigem gläubigen Muthe auch der schlacht- und rachedurstige Geist welcher in den Zeiten zwischen Mose und David leicht in das Herz sogar der Leiter des Volks drang. Und so regt sich die Dichtung in diesen Jahrhunderten zwar mächtig, erreicht aber noch nicht ihre Höhe.

2. Erst derselbe David, welcher als Held und König die äussere Geschichte dieses Zeitalters dadurch beschloss dass er eben das Gute was im Streben des Volkes dieser Jahrhunderte lag vollkommen erreichte und feststellte, der gelangte auch als Dichter zum Gipfel dieser frühesten Erscheinung der Poesie, wie zum schönen Beweise der nahen geistigen Verwandtschaft des echten Sängers und des echten Herrschers.

Denn in David sind die zwei seltenen Kräfte vereint, welche allein hier die höchsten Erfolge hervorbringen konnten. In ihm ist einmal mit wunderbarer Stärke die Kraft, in allen Lagen des verwirrtesten Lebens und alles Hasses der Menschen ungeachtet sich immer wieder in dem Gotte Israels und seiner Liebe zu sammeln und aus jeder Gefahr und Verirrung desto gewaltiger und reiner zu ihr zurückzukehren, um so durch ein langes hochbewegtes wechseln

des Leben stets mehr Liebe und Vertrauen zu Jahve zu géwinnen und stets herrlicher ihn zu preisen. Aber in ihm ist nicht minder die andre wunderbare Kraft, die Tiefe und Klarheit seiner Stimmungen und Gedanken beständig durch den entsprechenden erhabenen Gesang schön und ergreifend zu äussern. Indem nun diese zwei Kräfte in ihm durch seiu ganzes Leben so zusammenwirkten dass er, der am tiefsten Jahve's Wege erfahren und seine Hoheit sowol als Liebe erkannt hatte, auch am gewaltigsten und schönsten sie pries und sein Mund vom begeisterten Lobe des Gottes Israels als des grossen wahren Erretters beständig überfloss: so erfüllte er eben dadurch das wahre Streben echter israelitischer Poesie, da doch diese, wie oben gezeigt, nichts höheres erstreben konnte als die in der Religion Jahve's liegenden erhabenen Gedanken erhaben zu verklären. Und sofern so das unterscheidende Wesen althebräischer Poesie damals in David mit voller Kraft und Schönheit hervortrat, hub er zwar zunächst den lyrischen Gesang, aber mit diesem Haupttheil hebräischer Dichtung die ganze Poesie Israels auf ihren höchsten Gipfel, wie er denn schon zu Amos Zeit (6, 5) als das einzige Muster eines Sängers sprichwörtlich ist und von den Spätern immer mehr in dieser Höhe verehrt wird.

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So entsteht denn seit David, da die Poesie in dieser Richtung nicht noch höher aufstreben konnte, in den Jahrhunderten bis zum Ende des Exils auch für die Poesie eine neue Zeit. Zwar erlöscht die Lyrik so wenig dass sie bei jedem mächtigern Anlasse, in jeder ausserordentlichen Zeit mit neuem Schwunge sich erhebt: allein sie reicht höchstens noch in ihren schönsten Stücken bis an den davidischen Gipfel, geht aber nie über ihn hinaus. Vielmehr bilden sich aus der Vollendung der natürlichen Poesie jetzt neue Dichtungsarten vermittelst der schon bedeutend gewordenen Kunst, so dass man dieses in dér Hinsicht ausgezeichnete Zeitalter am richtigsten das der Kunstpoesie nennen würde. Die

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Kanst welche in jener lyrischen Poesie schon verborgen, wie unbewusst gegeben war, löst sich jetzt mehr mit Bewusstseyn und Absicht ab, sie wird etwas für sich; freilich aber immer in jenem beschränktern Masse worin nach Obigem alle hebräische Kunst stehen blieb. Denn neue Zwecke und Bestrebungen greifen jetzt in diess Gebiet ein und bemächtigen sich der einmal gegebenen schönen Form. Von der einen Seite erzeugt der Wunsch mit der schönsten Form die sich häufenden Lebenserfahrungen kurz auszusprechen die Spruchdichtung, welche vielleicht unter keinem alten Volke so viel erheblichen, reizenden Stoff vorfinden konnte als unter den Hebräern, und welche neben der lyrischen die wichtigste und fruchtbarste, so wie unter den Kunstpoesien die älteste werden musste. Von der andern dringt das heitere Spiel der Nachahmung und Darstellung des Lebens, wie es die dichterische Phantasie verklärend auffasst, in diess Gebiet der einmal gegebenen schönen Form ein und bringt die dramatische Poesie hervor, von welcher, wie sie sich bei den Hebräern eigenthümlich gestaltete, einige wenige erhaltene Werke Zeugniss ablegen. So breitet sich die Poesie in dieser Zeit, neue Wege aufsuchend, nach allen Richtungen aus die sie einschlagen konnte; es ist die Zeit der vollen Ausbildung, der breitesten Entwickelung hebräischer Poesie, wo sie alle in ihr liegenden Fähigkeiten offenbart und alle ihre zerstreuten Kräfte aufbietet, und das ist eben hier das Neue und Eigenthümliche. Auch erhält sie sich bei dieser weitesten Ausdehnung noch lange in männlicher Kraft und Gedrungenheit.

3. Doch merkt man schon in dem Jahrhunderte vor dem babylonischen Exil eine gewisse Abnahme an innerer Kraft. Wie das ganze alte Leben des Volks seit dem Ende des achten Jahrh. allmälig sich verwirrt und abschwächt, wie die prophetische Kraft nach und nach sinkt und nur noch in gewissen Zeiten ihre volle Bedeutung wieder gewinnt,

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so welkt auch die alte Blüthe der Dichtung langsam dahin. Die festen Gesetze der Kunst zwar so weit diese ausgebildet war, behaupten sich noch immer dem äussern Gewande nach aber die innere Fülle der Gedanken so wie die leichtbeschwingte Kraft der Rede schwindet mehr und mehr. Es zeigt sich dies zunächst in der Dehnung und Auflösung der Rede, indem nicht ein grosser Gedanke den andern drängt sondern der Gedanke einsamer entsteht und träger sich vollendet; welche schwere, langsame Bewegung ist z. B. in Ps. 51 verglichen mit dem ältern Liede verwandten Inhalts Ps. 32! wie schwer erschöpft sich der Inhalt in Ps. 22 oder Ps. 35 verglichen mit demselben Inhalte in einem ältern Liede wie Ps. 7, Ps. 11! In den ältern Liedern ist oft neben grösserer Unebenheit und Kühnheit der Form die wunderbarste Fülle von Gedanken, die erschöpfendste malerische Schilderung in wenigen sichern Zügen z. B. 2 Sa. 23, während in den spätern die Bilder weniger lebendig und vollendet, die Gedanken entweder nicht so frisch, oder wenn neu und eigenthümlich, dann nicht mit solcher schöpferischen Leichtigkeit gestaltet sind. Höchst merkwürdig ist hier nun die Erscheinung, dass der Geist der echthebräischen Dichtung diesem Anfange von Auflösung noch einmal durch eine neue Richtung sich widersetzt und das einreissende Verderben aufzuhalten sucht. In vielen Gedichten nämlich aus dem Ende des 8ten und aus dem siebenten und sechsten Jahrh. ist die Sprache umgekehrt auffallend kurz gehalten, der Bau der Sätze ungewöhnlich zusammengezogen, der Vers sehr knapp und straff, alles Aeussere mit Sorgfalt geebnet und abgemessen; man kann dies die zierliche Art althebräischer Gedichte nennen, Beispiele liefern Ps. 48. 75. 76; 65. 72. 73. 91 ff. 120 ff., entweder durchgehends oder erst in einigen Versen; auch das B. Iob trägt schon sichtbar diese Farbe. Aber der Inhalt wird bei dieser Zucht der Kunst eben nicht reicher und schöner, die Bewegung im Ganzen wird nicht

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