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unterscheiden: allein, obwol es im Ganzen eine trübe einartige Zeit war, so ist dennoch gewiss, dass gerade die Dinge der Literatur darin eine lebendige Bewegung gefunden haben, und um darin bedeutende Wechsel zu erleben, dauerte die Zeit lang genug. Unser Beruf ist es aber, alles das gegenwärtig, nachdem es in den dazwischen liegenden langen Zeiten dunkler als nöthig geworden ist, so weit wieder zu verfolgen als uns noch möglich ist und dass uns noch vieles wieder zu erkennen möglich sei, ist im Obigen gezeigt.

Ueber die geschichtliche Erklärung der Psalmen *).

Wenn viele Lieder ohne alle geschichtliche Bemerkung über Verfasser und Veranlassung geblieben sind und auch wo die Ueberschriften dergleichen geben, erst weitere Untersuchung als das Nothwendigste erforderlich ist: so wird dadurch zwar ihre geschichtliche Erklärung gegenwärtig für uns Spätere sehr erschwert. Es kommt dazu, dass diese Lieder, dem Wesen ihrer Sammlung nach (S. 186), nirgends einen zu besondern, persönlichen Inhalt haben, indem in keinem z. B. ein menschlicher Eigenname vorkommt ausser den bekannten Namen der Länder, Völker und Städte; denn dass es in andern Liedern anders seyn konnte, zeigen Rcht. 5. 2 Sa. 1. Sogar solche dichtere geschichtliche Farben wie Ps. 68, 26. 83,7-9 sind verhältnissmässig selten; so sehr haben es die Sammler vorgezogen Lieder mit zu starker Beziehung auf einzelne, besondre Geschichten zu vermeiden. Nur Ps. 18, 51 wird in einem alten Liede einmal David genannt.

Also könnte man leicht meinen, die geschichtliche Erklärung dieser Lieder sei überhaupt entweder unnöthig, indem die Gedanken zu erklären genüge, oder sie sei doch unmög

*) Vergl. schon früher Berl. Jahrb. f. w. Kr. 1831. März No. 45. 46.

lich oder unräthlich. Und dennoch ist nichts gewisser als dass sie weder entbehrlich noch ganz unmöglich ist.

Denn hätten wir im Psalter lauter Lieder die von Anfang an zum allgemeinen Gebrauche bestimmt gewesen wären, so würde man zwar die Geschichte ihrer Entstehung leichter entbehren können: obwol auch dann für die Geschichte der Religion und des Volkes Israels durchaus nicht gleichgültig wäre, ob ein Lied in diesem oder jenem Jahrhunderte entstand. Allein man kann bei näherer Untersuchung leicht sehen, dass ein sehr grosser und wichtiger Theil dieser Lieder als Empfindung des Einzelnen rein aus der besondern Zeitgeschichte hervorging und solche Lieder nur dann vollkommen auch für uns wieder in jedem Worte und jeder Wendung lebendig werden wenn wir die Zeit und die Verhältnisse verstehen denen sie entkeimten. Mitten in grosser Bewegung der Zeit unter dem Ringen des in Israel wirkenden höhern Geistes mit der feindlichen Welt sind gerade die tiefsten Gedanken hervorgekommen welche in diesen Liedern eine mannigfache Offenbarung suchen: auch der Zweck der Ueberschriften, sofern mehrere die Veranlassung der Lieder angeben, mögen übrigens diese Angaben entstanden seyn wie sie wollen, bezeugt uns dass das Alterthum im Ganzen noch einen richtigen Sinn für die geschichtliche Bedeutung derselben hatte und nicht mit leeren Allgemeinheiten bei der Erklärung sich begnügen wollte. Auch hat der Verlauf der Exegese längst gezeigt, wie jeder Erklärer, er mochte ernstlich wollen oder nicht, zu Deutungen der Lieder aus der Geschichte seine Zuflucht nahm.

Ist es nun unmöglich, der geschichtlichen Erklärung entrathen zu wollen, so kommt es vielmehr darauf an, sich nicht von willkührlichen Einbildungen und leeren Voraussetzungen in diesem Felde verleiten zu lassen. Denn gerade hier sind bei den unverkennbaren Schwierigkeiten der Sache Irrthümer und Fehlgriffe aller Art so nahe und so gefährlich. Die kurze Uebersicht der Exegese des Psalters lehrt in dieser Hinsicht,

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dass man lange Zeit mehr zuversichtliche und wohl oder übel gerathene, als gegründete geschichtliche Voraussetzungen in diese Lieder trug und möglichst viele oder gar alle aus David's Leben zu erläutern suchte. Nachdem diese Art und Weise sich als unhaltbar dargestellt hatte, griff aber in neuern Zeiten, weil die nähere Untersuchung nicht gleich etwas Besseres an die Stelle setzte, der unglückselige Zweifel an geschichtlicher Wahrheit so stark ein, dass dies ganze Gebiet in Verwirrung kam und man kaum noch begriff ob man ein Lied aus davidischer oder aus exilischer Zeit ableiten solle. Bei solcher traurigen Ungewissheit ist aber wieder kein Verweilen möglich, soll nicht der Verlust am Ende viel empfindlicher werden als alles was man durch Zweifel gewonnen zu haben glaubt: eine festere geschichtliche Ansicht zu bahnen ist also unsre jetzige Aufgabe; und diese mit Glück zu verfolgen, müssen wir zuerst die gehörigen Mittel der Untersuchung richtig anzuwenden lernen.

Die Psalmen stehen nicht allein in der gesammten Literatur A. T.'s: die genaueste Kenntniss aller übrigen Theile A. T.'s in allen ihren geschichtlichen und sprachlichen Verhältnissen wird schon ein helles Licht auf die meist so kurzen Lieder werfen. Gerade in diesem lebendigen Zusammenhalten aller kleinen Stücke des Psalters mit den übrigen, grösstentheils für sich selbst in geschichtlicher Hinsicht viel deutlichern Stücken A. T.'s ward bis jetzt so viel versäumt. So weit können wir doch nach dem übrigen A. T. schon von vorn herein vorbereitet seyn, um davidische, jesaianische, jeremianische, exilische und nachexilische Zeit an gewissen Kennzeichen wiederzufinden und bei solchen ersten Versuchen im Psalter etwas Gewisseres zu erkennen nicht ganz hülf- und rathlos zu bleiben.

Sodann der Psalter selbst welche schwer zu übersehende Mannigfaltigkeit und Verschiedenheit von Liedern entdeckt man in ihm bei tieferem Eindringen! Hier ist wieder

ein eigenes, sehr weitläufiges und buntes Gebiet, das man freilich zuvor in allem Einzelnen erst aufs sorgfältigste und genaueste kennen zu lernen sich bestreben muss. Hat man

dann aber im Einzelnen eben so sichere als umfassende Begriffe sich erworben, dann sondert sich bei freierm Ueberblick über die zunächst sehr verworrene Masse leicht das Verwandte und Nichtverwandte in kleinere, festere und lichtere Massen, das Zerstreute sammelt sich nach Aehnlichkeit oder Unähnlichkeit wieder in seine Gruppen und eine ursprüngliche Klarheit des weitern oder nähern Zusammenhangs zwischen den oft so sonderbar geordneten Liedern fängt an sich aufzuthun. Diese nun mit eben so viel Festigkeit und Durchdringung als Vorsicht und Gewissheit in allen Zeichen und Spuren, in Sprache, Gedanken und geschichtlichen Aeusserungen zu verfolgen, wird ein Hauptmittel um das Geschichtliche der Lieder im Sinne der Dichter selbst wieder zu finden und wo möglich jedes Lied dem Platze anzuweisen der ihm in der geschichtlichen Folge zukommt: bald erläutert sich so das eine aus dem andern und eine vorher ungeahnete Gewissheit baut sich auf. Es ergeben sich so zahlreiche Gruppen mehr oder weniger eng zusammengehöriger Lieder; und sollte wirklich (wie das wol möglich ist) ein Lied mehr einzeln stehen, so kann auch das nur so sicher erkannt werden.

Endlich ist oben gezeigt und bestätigt sich weiter im Einzelnen, dass auch in der Stellung und Ordnung der Lieder bedeutende Fingerzeige für die Geschichte der Lieder liegen, sobald man sie auf die rechte Weise zu finden weiss.

Alle diese Mittel der Untersuchung sind nun zusammen 80 anzuwenden, dass jeder Satz der sich aus ihnen zu ergeben scheint, an der genauesten Erklärung des Einzelnen immer seine Gewähr finde. Und wo alle Mittel, die man anwenden kann, zugleich ohne irgend einen Zwang den Worten zu thun im Einklange zusammentreffen, da ist eine Gewiss

heit erreicht, welche zur sichern Grundlage für weitere Forschungen wird.

Denn freilich wird man auf diesem langsam - sichern Wege nicht gleich jedes Lied seiner Zeit und seinem Verfasser mit aller Gewissheit zuweisen können: alle die obigen Mittel reichen bisweilen aus Mangel an ausführlichen geschichtlichen Nachrichten nicht hin um Tag und Jahr eines Liedes ganz genau zu bestimmen; noch weniger können wir oft, auch wo das Zeitalter eines Liedes schon sicherer zu erkennen ist, den Namen des Dichters wiederfinden. Es ist unmöglich, hier alles wissen zu wollen. Vielmehr kommt es nur darauf an, zuerst an einigen Liedern aus verschiedenen Zeiten eben so viel unerschütterlich feste Anhalte und Gründe für weitere Untersuchungen zu finden: die mehr einzeln liegenden, schwerer zu erkennenden Lieder werden sich dann mehr und mehr näher zu erkennen geben, so weit ihnen mit allen jetzt möglichen Hülfsmitteln der Untersuchung beizukommen ist. Ueber das Zeitalter eines Liedes im Allgemeinen kann schon jetzt nicht leicht mehr ein starker Zweifel stattfinden.

Der Nutzen aber solcher sich jetzt sicher aufbauenden geschichtlichen Erkenntniss ist in alle Wege gross. Wir werden so erst jedes Lied nach seinem vollen Wesen wieder zu verstehen anfangen. Wir werden mit hoher Freude merken, wie die Stimmen des erhabenen Liedes der Religion Jahve's durch eine lange Reihe vieler Jahrhunderte hindurch laufen, nie ganz verstummend und erschlaffend: denn das ist gerade ein Hauptvortheil, dass wir nun klar sehen, wie der Psalter nicht aus einer oder aus zwei Zeiten, sondern vielmehr aus allen erhabenen Zeiten Israel's von David an die Blüthen des Liedes in sich schliesst; wodurch der Psalter erst in seine gehörige Stellung zu den übrigen Büchern A. T.'s tritt. Das lyrische Lied mit seiner Wärme und Tiefe ist gleichsam das Herz der Religion des A. T.'s: dieses Her

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