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lyrische Gewand nicht ablegen; kein noch so grosser arabischer Held fand zur rechten Zeit seinen Vâlmîki oder seinen Homer. Hier müssen also die überwiegenden Hemmungen herrschen welche S. 15 kurz berührt sind. Erst unter ganz verschiedenen spätern Verhältnissen regt sich im Islam das epische Element mächtiger. Von der einen Seite entsteht unter den muhammedanischen Persern das edlere und kunstvollere Epos, als zerbräche der indo-germanische Geist wieder die ihm angelegten Fesseln; nur das Mythologische kann sich auch da unter dem Islam nicht frei regen. Von der andern Seite bahnt sich eine Art von niederm Epos seinen Weg in den vielen Mährchen-Büchern und Romanen, wovon die neuere muhammedanische Welt überfüllt ist; bedeutende Erinnerungen an eine grosse Vorzeit sind einmal in Masse da und dringen nach Darstellung, das Verfertigen von grossern Büchern ist auch mehr in Gewohnheit gekommen: aber die echte epische Kunst fehlt in dieser Zeit der überhaupt tief sinkenden Literatur desto mehr, und so entsteht diese Masse von Zwitterbüchern welche Verse mit Prosa gemischt enthalten aber weder Geschichte noch Poesie geben, die langen Werke 1001 Nacht, Antar, Bîbars, Hâtim Tâï u. s. w. Im neuern Oriente werden diese ungebildeten, unterdrückten Anfänge epischer Poesie von öffentlichen Sängern und Erzählern wie von Rhapsoden vorgetragen 1), welches wenigstens deutlich beweist, dass die Wurzeln und Versuche epischer Poesie auch im Islam nicht fehlen.

Aehnlich nun ist es es mit dem Epischen unter den alten Hebräern. Nachdem echthebräische Dichtung längst verblüht war und nur die Lehrdichtung noch etwas kräftiger sich fortsetzte, entstand durch den immer stärkern Einfluss der zara

1) S. die vortreffliche Beschreibung bei Lane 2. S. 114 ff. und die übrigen oben S. 39 angeführten Berichte. Der Vortrag mischt sich leicht ins Dramatische.

thustrischen Mythologie die Möglichkeit reiner epischer Poesie, welche schon das Buch Iob zeigt. Wirklich erscheinen seitdem eine Menge epischer Stoffe, mehr oder weniger künstlerisch ausgeführt, für uns zum Theil in den Apokryphen zum Theil in den Pseudepigrapha erhalten; es gehören dahin das Buch Tobith, welches wol das schönste dieser Art ist, weniger das Buch Judith welches mehr als Zwittergattung zwischen Erdichtung und Erzählung dem entspricht was wir Roman nennen, das B. über Leben und Tod Mose's worauf im Briefe Judas' angespielt wird und anderes der Art: manches episch gedachte ist auch bloss angedeutet und zerstreut geblieben. Doch um solche epische Stoffe echt künstlerisch auszubilden und eif Epos welches mit der Hoheit althebräischer Dichtung wetteifern könnte zu schaffen, waren diese spätern Zeiten zu ohnmächtig und verworren, und so blieb was sich noch spät von dieser früher unversuchten Kunstgattung regte, schwach und unvollendet, kaum zum Merkmale dienend wie etwa ein echthebräisches Epos sich gestaltet haben würde, hätte es sich zur Zeit kraftvoller Dichtung geregt. Die von ägyptischen Juden ganz nach griechischem Muster versuchten Epopöen und Dramen gehören aber gar nicht mehr in den Kreis dieser Geschichte,

III. Form der hebräischen Poesie.

1. Form der Sprache.

Der Gegensatz zwischen gemeiner und dichterischer Sprache in Wörtern, Formen der Wörter und Bau der Sätze besteht bei den Hebräern, so weit wir die Geschichte ihrer Literatur verfolgen können, von jeher. Zwar kann ursprünglich kein solcher Unterschied gewesen seyn, ausser dass die Dichtersprache insofern lebendiger, reicher und über wallender seyn musste als die Gedanken des Dichters sich über

haupt über das Gemeine erhoben; wie denn z. B. von der dichterischen Sprache der ältern Inder die Prosa sich wenig unterscheidet. Allein bei den Hebräern, Arabern und andern Völkern sind die ältesten Poesien, welche den spätern Dichtern den Weg gebahnt und die Sprache vorgezeichnet haben müssen, geschichtlich nicht mehr erhalten neben der ältesten Prosa und zur Zeit wo die Literatur in die Geschichte tritt, hat sich bei ihnen schon die Dichtersprache als eine höhere, feierlichere ziemlich weit von der gemeinen getrennt.

Die Prosa der Hebräer zeigt die Sprache auf ein gewisses ebenes Mass zurückgeführt: die Formen verkürzt, die Wörter auf das Nothwendigere beschränkt, der Bau der Sätze einfach deutlich und ruhig. Und dieses ebene Mass der Sprache, wie es sich im gemeinen Leben gebildet hat, ist dann desto feststehender, herkömmlicher, unbeweglicher. Die Dichtersprache dagegen kann sich weder an diess ebene, nothdürftige Mass, noch an diese schwerfällige Herkömmlichkeit der gemeinen Sprache binden; sie ist lebendiger, überwallender und reicher, auch im Aeussern gern erhaben und vollschallend, dazu sich stets erneuend und verjüngend. Wie wahr diess sei, sieht man am besten durch Aufmerksamkeit auf die verschiedenen Schichte, aus denen wie aus verborgenen Schatzkammern die hebräische Dichtersprache ihre Mächte sowol als ihre Stoffe entlehnt.

1. Sehr vieles der dichterischen Sprache eigenthümliche stammt deutlich aus den frühern Zeiten der hebräischen Sprache und muss sich von Urpoesien her, welche wir jetzt nicht mehr nachweisen können, durch dichterische Ueberlieferung erhalten haben. Viele ältere Wörter, welche die Prosa eingebüsst hat, sind bei den Dichtern geblieben, und ein guter Theil vollerer, wohllautenderer Formen ist bloss im Verse erhalten; welches alles im Einzelnen zu erklären mehr in Wörterbuch und Grammatik gehört. Ja es lässt sich sogar noch ziemlich deutlich sehen, wie die älteste uns zu

gängliche Prosa in dieser Hinsicht der gewöhnlichen Dichtersprache noch näher steht: denn der ältere Erzähler des Pentateuchs hat noch ganz das übersprudelnde, hüpfende, leichte Wesen, sogar noch einige Formen der Dichtersprache. Freilich aber wiederholen auch manche spätere Dichter mehr der Künstlichkeit wegen einige Formen gerade aus dem höhern Alterthume, indem beim Sinken innerer Kraft leicht was äusserlich auszeichnet und schmückt, zu Hülfe gerufen wird (vgl. Gr. §. 406–408).

Zu erkennen sind solche uralte Stoffe daran, dass sie bloss einem Theile nach auf das Aramäische zurückgehn als den grössern und ältern semitischen Sprachzweig dem das Hebräische nahe verwandt ist, während ein bedeutender anderer Theil auf eine ältere, zum Theil nicht weiter geschichtlich wiederzufindende Gestaltung des Semitischen überhaupt zurückweist, z. B. der Verbindungsvocal am st. const. §. 406 ff., das 1735 Ps. 8, 2, das 12 Ps. 19, 5, ¶¶±ä Ps. 29, 10, Rcht. 5, 2.

2. Aber der echte Dichter erhält nicht bloss des Alterthums Schätze treuer, er ist auch der königliche Beherrscher der Sprache seiner Zeit, und wo wahrhaft schöpferische Gedanken wogen, da bahnen sich diese auch im Ausdruck mit Erfolg den ihnen angemessenen Weg. Zwar, die Wurzelbildung einer Sprache liegt zu der Zeit wo grosse Dichter hervorkommen, schon zu weit in der Ferne; denn feste Anfänge einer Sprache sind eben der Grund welcher dem Dichter entgegenkommen muss. Allein aus den vorliegenden Grundstoffen und Fähigkeiten einer Sprache neue Bildungen zu schaffen wie sie gerade vom durchdringenden Gedanken hervorgerufen werden, neue Formen durchzuführen, den Bau des Satzes künstlerisch zu gestalten, das alles steht dem Dichter frei, und indem er in diesem Gebiete mit schöpferischer Kraft herrscht, ist er der glückliche Bildner der Sprache seiner Zeit.

Wie sehr diess bei den hebräischen Dichtern eintreffe, fühlt man an jedem urkräftigern Stücke. Namentlich sind manche kühne Verbindungen im Satze, kräftige Wortstellungen und sinnreiche Kürzen der Rede die Zeichen der Herrschaft der Dichter über die Sprache. Am merkwürdigsten ist hier wol die Erscheinung, wie manche Dichter vom 7ten Jahrhundert an den Satz und die Versglieder äusserst gedrungen und knapp halten, zur Zeit wo die Poesie innerlich schon etwas sinkt, noch durch eine gewisse Zierlichkeit und äussere Festigkeit des Baues die alte Würde der dichterischen Sprache schützend; wie bereits S. 20 weiter berührt ist, vgl. Gr. §. 593.

3. Endlich aber ist der Dichter nicht bloss so der freieste Herrscher und Schöpfer im Gebiete der Sprache seiner Zeit, er spricht auch am wärmsten und frischesten aus der Zeit und dem Orte, woran seine Empfindungen zunächst geknüpft sind; seine Sprache ist bei aller Würde und Höhe zugleich die heimischste und eigenthümlichste, weil sie am reinsten und anspruchlosesten aus dem ganzen menschlichen Seyn des Einzelnen fliesst. Der Dichter kann also freier und leichter abweichende Farben und Stoffe der Sprache seiner nächsten Heimath und seiner eigenen Zeit einfliessen lassen, und während die Prosa eine einmal festgewordene Form schwer ändert, bereichert und verjüngt sich die Dichtersprache beständig durch Aufnahme des Dialectischen welches in die herrschende Prosa nicht übergegangen, und durch den Eindrang von Stoffen der Volkssprache, welche doch immer mannigfaltiger ist weil die unerschöpfliche Quelle lebendiger Sprache auch unvermerkt sich immer verändert und fortbildet während die gelehrte Prosa feststeht. Gerade bei einer so natürlichen Poesie wie die hebräische vorherrschend geblieben ist, müssen diese Einflüsse sehr bedeutend seyn. Wie stark das Dialectische in ihr wirken konnte, zeigen unwidersprechlich zwei wichtige, längere Stücke aus den frühern

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