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gen sucht; von welcher ganz eigenthümlichen, künstlichen Art das Buch Iob das grösste Beispiel gibt. Es erhält sich diese Art bei manchen Dichtern bis über das babylonische Exil herab und manch schönes Lied ist darin geschrieben. Allein die innere Kraft konnte so nicht wiederkehren, und die meisten Verse dieser Art neigen sich mehr zu der unge- wöhnlich kurzen Versform.

Die Kunst konnte nun endlich, nachdem so verschiedene Arten von Rhythmen entstanden waren, sie alle überblicken und mit freier Auswahl eine jede nach besonderm Zwecke anwenden. Dass dies wirklich geschehen sei, dafür gibt das kleine Buch der Klaglieder Jeremia's und die andern alphabetischen Lieder einen denkwürdigen Beweis. Denn in ihnen finden wir drei scharfunterschiedene Hauptarten des Rhythmus, wie sie im 6ten Jahrhundert ausgebildet waren, zum erstenmale mit Absicht und Sorgfalt ganz genau durch alle Verse durchgeführt. Sonst wechseln, wie oben gesagt, im lyrischen Liede zwei- oder mehrgliedrige Verse wie es eben der Sinn erheischt; gewisse Dichter lieben nur daneben den zur Kürze sich neigenden zierlichen Versbau. Allein die, wie unten weiter erhellen wird, überaus künstliche alphabetische Ordnung der Verse führt solche Dichter, welche ihr sich widmen, auch zu der festen Auswahl und durchgängigen Anwendung eines bestimmtern Versbaues; und es zeigt sich dass da folgende drei Hauptarten von Rhythmen unterschieden werden: 1) der Rhythmus von Gliedern gewöhnlichen Umfangs, seien nun zwei oder vier Glieder zusammengeordnet; 2) der von Gliedern längern Umfangs, mögen drei, oder zwei solcher Glieder beständig den Vers füllen; 3) der von Gliedern der kürzern, zierlichen Art. S. unten bei den alphabetischen Liedern das Weitere.

Das völlige Ermatten und Sichauflösen des Rhythmus zeigt zuletzt das B. Kohélet, welches zwar an den Stellen wo es mehr in dichterischem Schwunge der Beschreibung

oder in Lehrsprüchen sich bewegt, noch dem althergebrachten Rhythmus folgt, wo es aber mehr untersuchend und zweifelnd redet, sich schon von den Banden der alten Dichterform befreit und den Vortrag in rednerische Prosa zerflies+ sen lässt. Auch in der Form macht dies übrigens ganz dichterische Buch so einen merkwürdigen Uebergang zu einer ganz andern Entwickelung der Literatur.

Dies ist das ganze Verhältniss des hebräischen Versbaues mit allen seinen vielen Wechseln und Möglichkeiten. Eine wichtige Folge ergibt sich daraus sofort weiter. Ist nämlich der Vers dieser alten Poesie in dieser überaus grossen Freiheit geblieben, so dass die Zahl der Glieder und dann wieder die Zahl der Sylben in jedem Gliede, obwol nicht unbegrenzt, doch mit solcher Leichtigkeit fast noch überall, wie es nur Sinn und Stimmung fordert, mitten im Liede wechseln kann: so werden wir desto weniger Ursache haben, hier ein Sylbenmetrum in dem Sinne zu suchen wie es die alten indischen, griechischen, lateinischen Verse haben. Was schon an und für sich unwahrscheinlich und unbeweisbar ist, wird so noch von einer neuen Seite her als unwahr, ja als unmöglich erkannt. Vielmehr ergibt sich nun ein sehr bedeutender Unterschied zwischen dieser freiern und dem durch irgend eine grössere Kunst gebundenern Verse. Denn im Althebräischen bestimmt also noch die reine Bewe, gung der Gedanken, ihr Tanz und Schritt, ihr Anheben und Zusammenstimmen den Rhythmus des Verses: und es ist höchst wahrscheinlich, dass dieser lebendige Tanz der Gedanken der Anfang des Versrhythmus in jeder Poesie gewesen; denn wir finden auch noch mehr oder weniger Spuren davon in den Poesien derjenigen Völker welche ihn als Gesetz aufgegeben haben. Allein je mehr vom Rhythmus des äussern Wohllauts in den Vers dringt, desto schwerer wird

es ihm den innern Rhythmus der Gedanken in seiner ursprünglichen Kraft festzuhalten und desto mehr wird dieser allmälig schwinden: denn die Mühe und Kunst des Verse baues bekommt da ganz andere Richtungen. Bei dem Reime ist ursprünglich gewiss noch sehr viel vom Gedanken Rhythmus nicht bloss möglich sondern sogar bezweckt gewesen, da das gleich Bedeutende auch gern gleich lautet ; und die altarabischen Reime ohne Sylbenmetrum (Gr. ar. §. 777) beweisen dies noch sehr deutlich: allein auch da wird bald der äussere Gleichlaut wichtiger und gesuchter als der innere. Wie viel mehr muss dies bei einem festen Sylben - Metrum eintreffen, welches theils so viel Kunstthätigkeit vom Dichter fordert, theils als vollendeter Wohllaut schon an sich so sehr den Erfordernissen des Versrhythmus zu genügen scheint, dass die innere Gedanken-Rhythmik wol immer mehr zurücktreten und weniger nothwendig scheinen muss. Und so trennen sich diese beiden Grundarten der Versrhythmik im Gebrauche immer mehr. Denn es versteht sich zwar, dass bei guten Dichtern der wahre Gedankenrhythmus seinem Grunde nach nicht aufhört: allein er bleibt nicht mehr das alleinige Gesetz für den ganzen Versbau; das schöne Aeussere überdeckt da das Innere, Geistige so weit, dass dieses sich nicht mehr allein mit aller Freiheit regen kann.

Zwar hat man in neuern Zeiten bisweilen ein dichterisches Sylben-Metrum bei den alten Hebräern vorausgesetzt oder auch aufgefunden zu haben geglaubt, allein, wie leicht erhellt, nur weil man das Wesen der althebräischen Dichtung nicht richtig erkannt hatte und die irrige Meinung hegte jeder Vers bei jedem Volke müsse ein Sylben-Metrum haben. Ein irgend erträgliches, oder auch nur mögliches Metrum hat auch keiner von denen gefunden welche ihren Versuch ein solches zu finden für gelungen hielten; ein künftiges Gelingen ist auch eben nicht zu hoffen, denn man könnte wol vermuthen, der jetzige Text sei zu verdorben: jedoch so

verdorben dass man nicht einmal eine sichere Spur von irgend einem Sylben - Metrum irgend wo entdeckte, kann er nicht seyn; eher liesse sich denken, die echte alte SylbenAussprache des Hebräischen sei in der masorethischen Bearbeitung verloren: doch auch diese Annahme, welche an sich schon etwas zu weit geht, würde durch das sichtbare Fehlen von Versen gleichmässigen Sylben-Umfangs wieder fallen müssen, da Gleichmässigkeit des äussern Umfangs der Verse das Kennzeichen aller alten Sylben-Metra bildet. Sogar die nach Verhältniss in den Sylben gleichmässigsten Verse, die wenigen alphabetisch geordneten S. 86, sind doch für ein Metrum noch zu freien Umfangs. Mit demselben Rechte könnte man im A. T. den Reim suchen, der doch nirgends, in keinem Verse, als beabsichtigt sich nachweisen lässt und der althebräischen Poesie vollkommen fremd ist.

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Eine andre Frage ist aber die wie diese Verse in Sprachen zu übersetzen seien, welche nicht gewöhnt sind Poesie ohne ein bestimmtes und also nach der verschiedenen Stimmung wechselndes Sylbenmetrum aufzufassen? Man sollte meinen, in solcher Sprache klinge alles nur in ihren Metra vollkommen dichterisch; und so habe ich 1834-36 den Versuch gemacht, die möglichste Treue der Uebertragung selbst mit unsern Metra zu verbinden. Indess erweist sich ein solcher Versuch hintennach, weil der Treue dann doch hie und da etwas geopfert werden muss, als etwas undankbar; und leicht kommt so in die Uebersetzung mehr Zwang in der Stellung der Wörter als das Hebräische hat. Auch würde sich dieser grössere Zwang weit eher bei künstlicher Dichtung, den Sprüchen, Iob, vertheidigen lassen als in den ältesten und freiesten Liedern. Allein daraus folgt nicht, dass man ohne alle Rücksicht auf Umfang und Art der Versglieder übersetzen dürfe. Denn, wie oben weiter gezeigt wurde, fehlt es dem hebräischen Verse durchaus nicht an festen Gesetzen über die Form und an klarer An

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wendung einer Kunst; nicht jedes beliebigen Umfangs kann ein Versglied seyn, nicht auf alle Weise kann ein Vers sich zusammensetzen; ja es gibt deutlich verschiedene Arten von Versen und Versgliedern. Diese Gesetze sollte, wer an Uebersetzen denkt, doch vor allem zuerst genau kennen, um dann die Frage, welche Formen in unsern Sprachen den althebräischen am meisten entsprechen, sicherer zu beantworten. So scheint es mir, dass einem Gliede des gleichmässigen Verses bei uns eine Sylben-Reihe entspreche welche höchstens bis zum Trimeter jambicus aufsteigen und nie unter einen Dimeter herabsinken dürfe; und verhältnissmässig wäre danach die Schätzung der andern Arten von Versglie dern festzusetzen 1).

Uebrigens ist bis jetzt die Richtigkeit der masorethischen Versabtheilung hier überall vorausgesetzt: und die ganze obige Abhandlung ist wol ihre beste Vertheidigung. Zwar findet sich in einigen alten Uebersetzern eine abweichende Zählung der Verse, wie man z. B. aus dem Psalter in den

1) Die übrigen Grundsätze für eine Uebersetzung betreffend; so muss man zuvor begreifen was dem allgemeinen Sprachgeiste nach Wesentliches oder Unwesentliches in einer bestimmten Sprache sei, um die Treue und Sorgfalt der Uebertragung nicht in Sklaverei ausarten zu lassen. Wenn man z. B. die Tugend einer deutschen Uebersetzung aus dem A. T. darin setzt dass sie den st. constr. beibehalte und die im Hebräischen so kleinen und so leicht hinzutretenden pron. suff. beständig durch unser mein, dein u. s. w. ausdrücke: so macht man die Uebersetzung im Unwesentlichen auffallend klingend, eben dadurch aber sonderbarer und ungenügender als nöthig. Sieht man auf Wesentliches d. i. auf die Kräfte womit jede Sprache den Zweck deutlicher Rede erreicht, so wird man erst den wirklich gemeinten Sinn in jeder fremden Sprache entsprechend übersetzen können, ohne deswegen ihre wahren geistigen Eigenthümlichkeiten zu verwischen.

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