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seitig gefördert werden, ohne dass sogar die Wissenschaft und Theologie dort ihnen so widerstanden hat wie sie sollte. Es ist gewiss nichts wünschenswerther und nichts leichter möglich als Union der protestantischen Kirchen: allein diese auf irren Wegen zu fordern und zu erzwingen statt sie von der unablässigen, sich nicht irren lassenden Förderung der reinen Wahrheit und von dem Wunsche der Versöhnten selbst als reife Frucht der Zeit zu erwarten, heisst ein altes Uebel da auftrischen und reizen wo es durch innere Heilkraft schon im Vernarben begriffen war. Da sind denn auch in der neuesten Zeit wie durch höhere Nothwendigkeit als Gegenstück und Spiegel die Römischen Wirren hinzugekommen, Dinge zuletzt aus derselben Begünstigung unklarer Vorstellungen und aus derselben Furcht vor der reinen geistigen Kraft entsprungen, aber freilich auf dem gänzlich verschiededenen Gebiete plötzlich umgewandelt gegen ihre Begünstiger ; obwol man bei einiger Ueberlegung längst hätte voraussehen können, dass Rom die in protestantischen Ländern selbst mächtig werdende und begünstigte Furcht vor tieferer Erkenntniss und Mehrung der geistigen Freiheit bei der ersten besten Gelegenheit zu seinem eigenen Nutzen bestens ausbeuten werde.

Solche weltliche Verlockung steht der Theologie desto übler, da sie wie fast immer so vorzüglich jetzt in ihrem eignen Innern genug Gefahren hegt. Es ist diess von der einen Seite die Trägheit, die Verhärtung und Verknöcherung, indem sie ohne die rechte Beweglichkeit nur einzelne Wahrheiten unter den unendlich vielen sehen will, mit eingenom~ menem Sinne fast nur auf deren äussere Bedeutung achtet und so in einem zu engen Gesichtskreise und mit zu sehr gefesselter Kraft verdüstert und verdummt. Die Bibel, welche als alleinige Grundlage der hieher gehörigen Wissenschaft anzuerkennen kein Kundiger sich weigern wird, hat eben den gedoppelten Vorzug, dass sie einmal den grössten Reichthum und die weiteste Mannigfaltigkeit in sich schliesst, zweitens

aber auch gerade wegen dieses bunten Reichthums desto mehr die eigne Thätigkeit auffordert, um ohne irgend etwas zu übersehen oder zu verlieren doch die alles Einzelne bewe genden und belebenden Grund wahrheiten zu suchen und festzuhalten. Aber die Trägheit und Beschränktheit so mancher theologischen Schule hat von jenem Reichthume keine Begriffe und weiss diese alles unendlich Einzelne zusammenhaltenden Grund wahrheiten entweder nicht zu finden oder nicht zu beherrschen und anzuwenden. Da wird denn von selbst dem schlimmen Gegensatze, dem Leichtsinne, dem Unglauben und der Zerstörungslust, der Weg gebahnt, und schon hat er auch in unsern Tagen sich wieder genug erhoben, sei es gröber oder feiner, gelehrter oder ungelehrter. Doch während das Wahre dort nur zu unbeweglich und träge bleibt, ist es hier in der sichern Gefahr ganz verloren zu gehen; Schaffen und Aufbauen ist hier unmöglich, oder bildet sich die Oberflächlichkeit dennoch ein dass sie zum Schaffen und zum Herrschen im Volke genüge, so ist es mehr nützlich als schädlich dass sie einmal durch den Erfolg in der wirklichen Welt enttäuscht werde.

Möchten doch die Einsichten und Ueberzeugungen unter uns recht fest werden, welche den Fortschritt auf dem guten geraden und ewigen Wege selbst bedingen. Möchte es erst als ein lebendiger Grundsatz überall gelten, dass alle Zweige der Wissenschaft zu dem einen wahren Zwecke gänzlich übereinstimmen müssen und gar keinen innern Widerspruch gegen einander enthalten dürfen; was hilft es so einseitig hinzuwerfen, dass etwas z. B. wol wahr seyn könne in der Politik, ganz falsch aber in der sogenannten Publicistik sei, wie Hr. Maurenbrecher meint, da man doch höch stens sagen kann etwas an sich Wahres sei in den bisherigen Gesetzen noch nicht eben so wahr ausgesprochen; oder dass etwas wahr sei in der Philosophie, falsch aber in der Theologie, wie Viele sagen, obgleich man ohne in die jetzt

so herrschende verderbliche Vermischung beider Wissenschaften zu fallen, doch nur sagen kann dass die Philosophi den unfähigen Geist Vieler vorbereiten könne die Wahrhei ten der Bibel besser zu fassen, Wahrheiten welche übrigens nicht im mindesten aus der Philosophie als ihrer Quelle fliessen. Es wird bei jeder Wissenschaft eintreffen, dass man zuvor die Wahrheit rein und voll wie sie ist aufzufassen gerüstet seyn und sie immer reiner aufzufassen in jedem Augenblicke wieder sich stärken und bereit halten muss, bevor man sie zu sehen und festzuhalten sich rühmen kann; vorauszu➡ setzen ist nichts weiter als was sich von selbst im geschaffenen Geiste voraussetzt, dass Alles seine Ordnung und seine Güte haben werde, während wie diese im Besondern sei, immer erst Untersuchung und Erfahrung lehrt, und voraus hat man sich nichts zu wünschen als die echte Willigkeit alles rein erkennen zu wollen. Doch wenn der Glauben in der Zeit doppelt ist, einmal der einfache jugendliche welcher allem Erkennen voraufgeht und als Willigkeit dieses erst bedingt, sodann der von der Erkenntniss durchdrungene, reife und unerschütterliche: so kann ein gutes und festes Handeln erst da seyn wo dieser schon gegründet ist.

Wenn indess überhaupt in den biblischen Studien noch weit mehr Gründlichkeit und Gewissheit erstrebt werden muss als bis jetzt erreicht ist: so liegen insbesondre die alttestamentlichen nun seit schon langer Zeit fast überall in der traurigsten Vernachlässigung; und es scheint nothwendig, diess einmal unverholen zu äussern, da schon unsre Vorfahren, so weit die Erkenntniss ihrer Zeit reichte, hierin uns an Tüchtigkeit weit übertrafen. Die Vernachlässigung zieht sich so ziemlich durch alle neuern Schulen; ja nicht wenige haben sich gewöhnt, diesen Theil biblischer Gelehrsamkeit als etwas,,Orientalisches" für etwas ganz Fremdes zu halten; oder trifft man hie und da auf ein wenig halb gezwungenes dürftiges Wissen in diesem Fache, so sind sichere Fertig

keiten und erschöpfende Kenntnisse in ihm auch unter Schriftstellern desto seltener. Die empfindlichsten Nachtheile haben sich nun zwar aus dem Mangel in unsern Tagen schon entwickelt, denn dass z. B. die Untersuchungen über das N. T. ohne genauere Kenntniss des A. T. höchst unsicher bleiben, dass es eine Thorheit sei die Blüthe der ganzen Geschichte der alten Gemeine, ich meine die Geschichte Christi und der Apostel, ohne Kenntniss der Wurzeln, des Stammes und der Zweige dieser alten wunderbaren Geschichte erkennen zu wollen, dass sollte doch bei einiger Ueberlegung nicht zweifelhaft erscheinen. Allein das Uebel frisst weiter, und auch Viele von denen, welche sich etwas näher mit diesen Dingen beschäftigen, tragen dadurch, dass sie nicht aufrichtig und gründlich genug in das bereits Geleistete eingehen und dafür lieber an elende Kleinlichkeiten sich hängen, zur Mehrung desselben das Ihrige bei *).

Kommt es doch in allem was Gelehrsamkeit heisst mehr auf die gute heilsame Richtung und auf die Ebnung einer Bahn an, worin der gerade Fortschritt leicht wird. Wie etwas gethan werde ist da noch wichtiger als was geleistet wird; denn sollte auch noch manches in dem Geleisteten fehlen, so würde dann doch, wenn einmal ein guter Geist erregt wäre, dieser leicht weiter thätig seyn können das Mangelnde zu ergänzen. So kommt es bei der Exegese eines Buchs des A. T. zunächst nicht darauf an, jedes einzelne Wort ganz sicher zu wissen, was bei dem Zustande unsrer Kennt→

*) Desto erfreulicher sind die wenigen Schriften welche wirklich in diesem Gebiete mit gutem Geiste und Fleisse fördernd eingreifen und woran es zum Glück auch aus der neuesten Zeit nicht gebricht, um nur Tuch's Commentar über die Genesis in geschichtlicher und kritischer Hinsicht, und Geffken's vortreffliche Schrift über den Dekalog hier zu

nennen.

nisse oft nicht sobald möglich ist, noch darauf, alles das schon ganz zu wissen was sich näher oder entfernter auf das Buch bezieht, denn in dieser Hinsicht hat die Gelehrsamkeit einen weiten Gang. Vielmehr kommt es bei jedem alten Buche und vorzüglich bei einem alttestamentlichen vor Allem darauf an, nachdem man das Einzelne so genau als möglich erkannt hat, über das Ganze die richtigste Vorstellung zu begründen, eine Gesammtvorstellung durch deren Licht und Sicherheit sich dann auch hie und da ein einzelnes Wort oder Satz, welcher zuvor noch etwas zweifelhaft bleiben musste, immer sicherer erkennen lässt. Gerade jetzt ist diess Bestreben beim A. T. das nothwendigste: erst sichere Vorstellungen über das wahre Wesen ganzer Stücke und Bücher zu gründen. In diesem Sinne sind die frühern Bände dieses Werks erschienen, und ich finde bei einem der schwierigsten Stücke in dieser Hinsicht, beim B. Iob, noch jetzt nichts Wesentli❤ ches zu ändern, muss dagegen vielmehr wünschen dass so wichtige Dinge wie der echte Sinn von Iob 19, 23-29 und die Gewissheit der spätern Einschaltung von Iob 40, 15–41, 26 nach den dort gegebenen klaren Andeutungen viel aufrichtiger und tiefer verfolgt werden als bisher. Dass die Worte des Anhangs zum letzten Bande von Manchen, die den Sa→ chen schwerlich ganz nachdachten, für zu hart befunden sind, sogar von Seiten Eines, der mich dabei an ein ganz anderes, leicht zu errathendes Gebiet zu erinnern für gut hielt, das würde überhaupt kaum zu erwähnen seyn: nur weil solche unverständige Urtheile nach den allgemein bekannten Vorgängen und Verdächtigungen auf diesem andern Gebiete mich natürlich ganz anders treffen müssen, erkläre ich hier aufs bestimmteste, dass ich noch jetzt alles in jenem Anhange stehende für vollkommen wahr halte und mir auf keinem Gebiete bewusst bin jemals zu hart geredet zu haben; vielleicht ist oft eher geschwiegen wo hätte geredet werden sollen. Wol aber wünsche ich nichts anders zu verstehen

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