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richten verdanken) in der That schon den Tag herannahen sieht, an welchem die Insel für ein weiteres Anschwellen der Bevölkerung den Raum nicht mehr bieten kann.

Verdient nun eine nicht-christliche, resp. nicht evangelische Bevölkerung von solcher Anzahl schon an sich, daß die Mission sich derselben kräftig annehme, so läßt die geographische Lage der Insel wie die Zusammensezung der Bevölkerung dies in noch höherem Grade als dringend geboten erscheinen. Mauritius, von Thierry als „das Malta des Indischen Oceans" bezeichnet, liegt an der großen Straße des Weltverkehrs. Hat dort das Evangelium kräftig Wurzel gefaßt, so muß, soweit Menschen sehen können, fast mit Naturnotwendigkeit der Same desselben sowohl nach Ostafrika in der ganzen Länge seiner noch jetzt teilweise so wenig zugänglichen Küste übertragen werden, wie auch eine Rückwirkung auf Ostindien, die trotz der hier schon weit fortgeschrittenen Christianisierung noch merklich ins Gewicht fallen könnte, nicht ausbleiben wird. Was man wohl von großen Inselländern, wie Madagaskar und Japan, für ihre Erdteile hofft, daß sie in kommenden Jahrhunderten die Breschen sein werden, durch welche das Evangelium in die Hochburgen des kontinentalen Heidentums einbricht, das kann, wenn freilich nicht in annähernd so großem Maße, so doch desto früher, an der kleinen Insel Mauritius wenigstens vorläufig erfüllt werden. Bietet doch gerade die geringere Ausdehnung die Möglichkeit, hier in absehbar naher Zeit eine äußerlich vollständig christianisierte Bevölkerung, wie auf so vielen Inseln des Stillen Oceans, zu haben; aber eine nicht der aussterbenden Rasse der Oceanier, sondern den lebenskräftigsten indischen Stämmen angehörige, die dann von Kindheit an in christlicher Atmosphäre aufwachsend, aber in nationaler Hinsicht den Völkern der nahen Kontinente näher stehend als die Europäer, physisch dem Klima gewachsen, wohl eine Pflanzschule von Missionaren und Missionsgehilfen darbieten könnte. Ja, wenn der von kompetenten Beurteilern schon als nahe betrachtete Tag eintritt, wo die kleine Insel eine weitere Steigerung der Bevölkerung nicht mehr gestattet, so wird das durch den Überschuß der Geburten stetig entstehende Plus zur regelmäßigen Auswanderung von Tausenden von Familien führen. Welche Beförderung der Mission in den Ländern, wohin diese sich dann wenden, muß es be= deuten, wenn sie alle christlich sind!

Mauritius wurde 1505 von den Portugiesen entdeckt und Cerne (Ilha do Cerné) oder Acerno genannt. Sie fanden und ließen es unbewohnt, indem sie sich begnügten, Rinder, Schafe und Ziegen zur Ver

proviantierung ihrer dort anlegenden Ostindienfahrer auf die Insel zu verpflanzen. Ob sie Spuren früherer Anwesenheit von Menschen vorfanden, vermag ich aus den mir zugänglich gewordenen Quellen leider nicht zu ersehen. 1638 ging die Insel in den Besit der Holländer über, welche derselben zu Ehren ihres Statthalters, des Prinzen Moriß von Oranien, den Namen beilegten, der ihr nach zeitweiser Verdrängung doch dauernd geblieben ist. Da sie sich nicht mit dem bloßen Besitz begnügten, sondern Mauritius auch besiedelten, so ergiebt sich die überraschende Thatsache, daß die ersten Bewohner einer in den Tropen gelegenen, zu Ostafrika gehörigen Insel niederdeutschen Blutes gewesen sind; doch konnten sie, obwohl die Verwertung der Insel als Verbrecher-Kolonie eine durch freiwillige Ansiedelung allein nicht zu erreichende Anzahl europäischer Anbauer herbeiführte, natürlich nicht das einzige noch auch das numerisch stärkste Element der Bevölkerung bleiben: durch Einführung von Sklaven aus Madagaskar und Mozambique, nach der damals von evangelischen wie katholischen Nationen geübten Sitte, verschafften sie sich bald die in jenem Klima allein ausdauernden Arbeitskräfte. Ob sie, die sonst wohl in ihren Kolonien auf äußerliche Christianisierung der Heiden bedacht zu sein pflegten, diese heidnischen Sklaven in ihrer Weise zum Calvinismus zu bekehren versucht haben, vermag ich nicht anzugeben; die Bemerkung bei Tucker (Under his Banner, p. 178), daß auch insofern der Übergang des Ländchens in französische Hand vorteilhaft gewesen sei, als die Franzofen „provided for the public services of religion," macht es unwahrscheinlich.) 1712 nämlich tauschte Frankreich Mauritius gegen das Cap der guten Hoffnung ein, und nahm 1715, unter Anderung des Namens der Insel in „Isle de France", Besitz von letterer. Die ersten französischen Ansiedler kamen von der Nachbarinsel Bourbon, und es ist seitdem, obwohl 1810 die Insel von den Engländern erobert und 1814 im Pariser Frieden ihnen abgetreten worden ist, die Eigenart der europäischen Bevölkerung in dem Grade französisch geworden und geblieben, daß noch heut Französisch, in einer als kreolisches Patois bezeichneten Nüance, die Landessprache, so weit man von einer solchen in dem Völker- und Sprachengemisch reden darf, bildet. Natürlich hatte das unter französischer Hoheit zugebrachte Jahrhundert dazu genügt, daß die etwa vorhandenen schwachen

1) Die Franzosen sollen (a. a. D.) übrigens auch Industrie, Ackerbau, Kunst und Handel erst eingeführt haben. Sollten die Holländer ihre Sklaven nur zu häuslichen Diensten und zum Hüten des Viehes verwendet haben? Vielleicht ist nur der von den Franzosen eingeführte Anbau des Zuckerrohres das ihnen in der Agrikultur zu dankende Neue?

Miff.-3tschr. 1884.

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Anfänge calvinistischer Kirchenbildung oder gar Mission vollständig vom Katholizismus überwuchert wurden. Auch hatte der lettere sich durch eine Abmachung bei der Übergabe der Insel an England die Mittel seines äußeren Fortbestandes so geschickt zu sichern verstanden, daß fast alsbald, auf Kosten der gerade damals besonders konniventen englischen Regierung1) eine römische Kathedrale, mit einem Aufwand von 260 000 M., und andre Kirchen erbaut wurden, während die erste Anstellung eines anglikanischen Kaplans erst 1821, die eines zweiten neben diesem erst 1883 erfolgte. Noch jezt leistet die Regierung reiche Zuschüsse zur Besoldung der zahlreichen katholischen Geistlichkeit.

Wie hoch in den früheren Jahrhunderten die Bevölkerung sich belaufen hat, vermag ich nicht zu sagen. Die jetzige Gesamtzahl von 360 000o) setzt sich aus etwa 10 000 Weißen, einigen tausend Malegassen (die besonders an der Westküste wohnen), 250 000 Indiern zusammen; der Rest wird, abgesehen von den in ganz Ostafrika selbstverständlichen arabischen Kaufleuten und einigen tausend Chinesen, aus Negern und Mischlingen bestehen. Und da für 1834, das Jahr der Sklaven-Emancipation, die Zahl der Sklaven, die doch wohl zum allergrößten Teil Neger waren, auf 90 000 angegeben wird, so ergiebt sich, daß die Negerbevölkerung seitdem sich vermindert haben muß; in der That bezeichnet der Report der S. P. G., 1881 S. 77, „the poorer Creole race, of Malagashe and African extraction" als „now fast passing away." Die Indier, wohl zum großen Teil den drawidischen Stämmen ihres Heimatlandes entsprossen, doch auch viele Hindu und einige hundert Parsi (347 nach Report 1881) unter sich zählend, bilden also die Hauptmasse, die allem Anschein nach die übrigen Rassen sich amalgamieren wird. Sie reden aber selbst keineswegs eine Sprache, sondern deren wohl fast ein Dußend, was natürlich die Missionsarbeit an ihnen, denen nun für jede Sprache besondre Missionare gegeben werden müssen, erschwert, und auch das Aufgehen der nichtindischen Minorität in sie verzögern muß.3) Doch wird,

1) Deren leitende Persönlichkeiten ließen damals, unter dem torystischen Kabinett Castlereagh, auch in ihrer europäischen Politik bisweilen in befremdlichem Grade das protestantische Interesse zu Gunsten katholischer Übergriffe zurück treten. Ein sehr auffallendes Beispiel, betr. Wellingtons, siehe bei Bernhardi, Geschichte Rußlands, Teil III, S. 333. Kein Wunder, wenn derselbe Geist sich auch in den Kolonien geltend machte.

2) Tucker, S. 180, scheint 500 000 anzunehmen. Wohl viel zu hoch.

3) Am meisten gesprochen wird Hindhi oder Hindui; das stimmt zu der Angabe Tuckers (S. 180), daß die Kulis zu 2s aus Bengalen, zu 13 aus Madras (d. h. der

da trok sehr zahlreicher Fälle der Rückkehr nach Indien auch die Zahl der dauernd auf Mauritius Bleibenden eine sehr große wohl ist, der Sieg Einer Sprache nur eine Frage der Zeit sein, wenn man auch zweifeln kann, ob dieselbe eine der indischen sein wird. Übrigens besteht die indische Bevölkerung schon nicht mehr lediglich aus Kulis, als welche die Indier auf Grund von Kontrakten für eine bestimmte Zahl von Jahren (gewöhnlich 5) sich anwerben und einführen lassen, sondern sie schwingen fich (Miss. Field 1883, S. 108) in nennenswerter Zahl zu Krämern, Kaufleuten und sogar Grundbesißern auf; so daß die Anzahl der Zenanas, die doch nur bei der wohlhabenderen Klasse zu finden sind, schon eine besondre Zenana-Missionsarbeit wenigstens als möglich, wenn auch noch nicht als durchaus nötig, erscheinen läßt. Ein neuer, indisch-kreolischer Bürger- und Bauernstand ist im Entstehen, und manche erlangen infolge hervorragender Begabung einflußreichere Stellungen. (Report 1881, S. 77.) Dagegen sind bis jezt die Einflüsse des Kastenwesens, wenn sie auch nicht ganz fehlen, noch schwach.

Bevor wir nun das Werk der evangelischen Mission auf Mauritius darzustellen versuchen, werfen wir einen Blick auf die der römischen Kirche, zumal diese die äußerlich viel erfolgreichere ist und die Sorge vor ihrer noch wachsenden Übermacht für die Vertreter der evangelischen Mission ein wesentlicher Antrieb ist, in neuester Zeit literarisch mit besonderem Eifer auf Verstärkung der dieser gewährten Mittel zu dringen.

Schon 1723 hatte der „Code Noir", durch Anordnung religiöser Unterweisung der Sklaven, der römischen Kirche ebensowohl eine geseßliche Grundlage wie eine Mahnung zur Missionsthätigkeit erteilt. Die lettere hatte sich aber (nach dem Zeugnis des Report der S. P. G., 1881) auf ein lediglich opus operatum bleibendes Taufen in dem Grade beschränkt, daß noch 1829 nach dem eigenen Urteil des apostolischen Vikars nur zwei Sklaven Verständnis für das Wesen eines Eides hatten. So hätte, wenn auch die Zahl der Katholiken schon damals eine große sein mochte, doch nach der Ansicht des jezigen anglikanischen Bischofs damals die englische Kirche die Masse der Schwarzen gewinnen können. Sie überließ

Präsidentschaft M.) kommen. Neben Hindhi werden noch Bangali, Hindostani, Orissa, Marhatti, Guzeratti, Telugu und besonders Tamil gesprochen. „Und noch einige“, fügt Rev. Ansorge hinzu! Eine Art von Arbeitsteilung in der Mission an den Kulis, nach den von letzteren gesprochenen Sprachen, zeigt sich darin, daß die Church Mission in Tamil, Bangali, Hindui, Hindostani und Orissa missioniert, die S. P. G. in Tamil und Telugu, die Presbyterianer nur in Tamil. Die Zahl der Ein- und Auswanderer (zusammen?) giebt Tucker auf ca. 50 000 Köpfe jährlich an.

sie aber den Katholiken, die sich nun zu größeren Anstrengungen aufrafften, und denen, da die Arbeitgeber der befreiten Sklaven katholisch waren, lettere natürlich um so leichter sich anschlossen. So werden deren. Nachkommen neben der Majorität der Weißen, einer Anzahl Chinesen und nur etwa 7000 Katholiken indischer Herkunft1) die Hauptmasse der 90 000 Christen2) bilden, welche jetzt auf Mauritius der katholischen Kirche angehören. Wie überall, so sieht die neuere römische Mission auch auf Mauritius ihre nächste Aufgabe in der Bekämpfung der evangelischen Nebenbuhlerin, und wendet gegen lettere sowohl auf der Kanzel wie unter derselben ihre Angriffe. Gestüßt auf eine vielleicht unvorsichtige, aber bei unbefangener Deutung der Worte doch wohl unverfängliche Klausel der militärischen Kapitulation von 1810, einer Klausel, welche in dem staatsrechtlichen Cessionsvertrag von 1814 in keiner Weise berücksichtigt wurde3), hat man wiederholt den Versuch gemacht, den Katholizismus zu der auch rechtlich zu bevorzugenden Konfession des Ländchens zu stempeln, hat indes dies Ziel nicht erreicht. Dagegen bezieht, wohl eben auf Grund jener Kapitulation, die katholische Geistlichkeit ihre Besoldung zum großen Teil aus Regierungsmitteln. Auf Mauritius selbst (von den zugehörigen kleineren Inseln wird weiter unten die Rede sein) besteht dieselbe aus einem Bischof, einem General-Vikar und etwa 50 Priestern. Übrigens empfangen, wie hier gleich vorweg bemerkt werden mag, auch die 16 anglikanischen und die 3 Geistlichen der verbundenen presbyterianisch- und independentischen (Lond.) Mission einen Besoldungszuschuß seitens der Regierung.) Ungemein mächtig ist die katholische Kirche auf Mauritius jedenfalls; so mächtig, daß Archidiakonus Mathews (Field 1883, S. 108) innerhalb weniger Jahre die endgültige Entscheidung über die Frage er

1) Diese ca. 7000 ergeben sich aus Kombination der im Report der S. P. G. 1881, S. 76, gemachten Angabe, daß nicht ganz 4% der 250 000 Indier, also nicht 10 000, überhaupt Christen, und der Angabe im Intell., 1883, S. 76, daß etwa 2500 der letzteren evangelisch seien.

2) Angabe des Intell. 1883, S. 76. Dagegen müßten nach Rep. 1881, S. 76, über 100 000 Katholiken sein.

3) So glaube ich die buchstäblich nicht völlig vereinbaren Angaben von Tucker (S. 179) und Rep. S. 76 unter Bevorzugung des letzteren verstehen zu dürfen, da mir ein politisches Geschichtswerk, in dem ich den Text beider Aktenstücke einsehen könnte, nicht bekannt ist.

4) From the Colonial Treasury, Rep. S. 81. Das ist hier jedenfalls nicht der Schatz für die Kolonien des britischen Reiches, so daß die englische Reichsregierung die Gelder gewährte, sondern es sind die Fonds der „Kolonie“ Mauritius, die das Wohlavollen der lokalen (Selbst- ?) Regierung auf kirchliche Zwecke verwendet.

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