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Sitten und Gebräuche der Christen unter den Heiden.

Eins der bedeutungsvollsten Missionsprobleme, mit besonderer
Beziehung auf China.

Von Ernst Faber, Missionar in China.

I. Theologische Begründung und Beleuchtung des Problems. Warum wurde Christus gekreuzigt ? Ich rede hier nicht von der versöhnenden Bedeutung seines Todes für die Menschheit, sondern frage nach der menschlichen Ursache und nächsten Veranlassung dieses bedeutungsvollsten Ereignisses. Mit anderen Worten, warum verwarfen und verurteilten ihn die Träger der Theokratie und die Eiferer für Gottes Gesetz? Die zutreffende Antwort ist, weil Jesus als Mensch ein göttliches Leben führte, Gottes Gedanken in der Welt verwirklichte durch Wort und That. Seine Gegner waren gefangen im irdisch-menschlichen Sinnen und Treiben, das Weltleben durchwogte ihr Inneres und ge= staltete ihr Äußeres; sie aber meinten Gott zu dienen, ja den allein wahren Gottesdienst als Privilegium zu besißen. Für sie selber war der bestehende äußere Apparat des Kultus der unantastbare Beweis dafür. Ja, mehr noch, sie hatten den Zusammenhang der Geschichte, alles, was Gott geredet und gethan hatte, zeugte, nach tratitioneller Auffassung, für fie. Nur eines war gegen sie die Herzen waren fern von Gott, von der ethischen Gemeinschaft mit dem Vater im Himmel. Gott aber siehet das Herz an! Christus war eins mit dem Vater. Das Streben der Juden war nicht aufs Himmlische gerichtet, sondern auf Befestigung und Erweiterung der Macht und Herrlichkeit ihrer persönlichen Stellung im Staat und ihres Partikularstaates unter den Staaten der Welt. Christus als Gottessohn vom Vater in die Welt gesandt, von Gott beglaubigt durch Zeichen und Wunder, durch Prophetenmund wie durch die Erhabenheit und Kraft eigener Rede und leuchtende Reinheit des Wandels- er wurde als Gotteslästerer und staatsgefährlicher Mensch von den Behörden, durch alle Instanzen, zum Tode verurteilt und als gemeinster Verbrecher hingerichtet.

Christo gegenüber hielten sich die Juden an ihre bestimmten Ordnungen. Diese Ordnungen beruhten auf Gesezen von Gott selber ge= geben. Man hatte diese göttlichen Grundgeseße im Laufe der Zeit nur ausgebaut durch weitere Detailbestimmungen, nicht unberufen, sondern

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kraft des Amtes als Träger der Theokratie, nicht durch heterodoxe Anhängsel, sondern in historischer Entwicklung echt jüdischen Geistes, der eifrigsten Rechtgläubigkeit, der strengsten Schule. Aus diesem Grunde wurde für den ganzen, komplizierten Organismus damaliger jüdischer Ordnungen göttliche Autorität beansprucht und von den Vorgesetzten gehandhabt.

Christus hatte einen andern Standpunkt. Er stand in der Gemeinschaft mit Gott selber und setzte sich vielfach über die menschlichen Ordnungen hinweg, ja widersetzte sich denselben. Das geschah z. B., für die Juden in sehr anstößiger Weise, in Beziehung auf das Sabbathgeset. Damit verlegte der Herr die jüdisch-kirchlichen Ordnungen und noch mehr deren Würdenträger. Darin bestand der Konflikt zwischen Christus und den Juden, der schließlich zur peinlichen Krisis führte. Durch den Tod Christi siegte jedoch das göttliche Leben über die menschlichen Ordnungen. Diese wurden zerbrochen und jenes neue Leben aus Gott schuf sich neue Ordnungen, neue Sitten und Gebräuche und hat sich seitdem noch öfters verjüngt.

Nicht nur Christus, auch seine Apostel hatten denselben Konflikt göttlichen Lebens und menschlicher Ordnungen durchzukämpfen. Die Anklage gegen Stephanus Act. 6, 14 war: Denn wir haben ihn hören sagen, Jesus von Nazareth wird diese Stätte (Tempel) zerstören und ändern die Sitten (a22aşe τà dŋ), die uns Moses gegeben hat. So gegen Paulus 21, 21, daß er lehre von Moses abfallen alle Juden, die unter den Heiden sind, und sage, sie sollten ihre Kinder nicht beschneiden, auch nicht nach desselbigen Weise (gr. wieder dog) wandeln. So in Korinth (18, 13): Dieser überredet die Leute Gott zu dienen dem Geseze zuwider (nagà tòv vóμov). In Philippi wurde derselbe Apostel und sein Begleiter angeklagt (16, 2 ff.): Diese Menschen machen unsere Stadt irre (als Unruhestifter) und find Juden, und verkündigen eine Weise, welche uns nicht ziemet anzunehmen noch zu thun, weil wir Römer find. Ja man stempelte den Apostel zum politischen Agitator (24, 5): Wir haben diesen Mann gefunden schädlich, und der Aufruhr erreget (xevovvta oτάow) allen Juden auf dem ganzen Erdboden, und einen Vornehmsten der Sekte (Häretiker) der Nazaräer. Auch in Theffalonich (17, 17): Diese handeln wider des Kaisers Gebot (dóyuara, Verordnungen), sagen ein anderer sei König, nämlich Jesus. In Ephesus (19, 27) lautete die Anklage volkswirtschaftlich, die gewinnreichen Geschäfte in Dianenbildern ruinierend, ja sakrilegisch gegen die Majestät der Göttin und zugleich ehrenrührend und fatal für die Stadt, welche den berühmtesten Tempel hegte mit der Gegenwart des durch die ganze Welt verehrten Bildes. Auch später unter den christenverfolgenden Kaisern lautete die Anklage auf Hoch

verrat, wohin die Predigt vom Reiche Gottes und Christi gedeutet wurde, der bilderlose Gottesdienst galt als Atheismus, die Abendmahlsfeier als thyestisches Gastmahl, die christlichen Versammlungen als Verschwörung zu geheimen Verbrechen, die allgemeine Bruderliebe als Anreizung zu unnatürlicher Wollust. Bei der überall herrschenden tiefen Korruption mußte das christliche Gewissen es als seelengefährlich verabscheuen, Civil- oder Militärämter zu bekleiden auch das war den Heiden verdächtig. Die Wahrheitsliebe der Christen verstieß natürlich öfters gegen die lügnerischen Feinheiten der griechisch-römischen Übercivilisation das war Rohheit einer Religion barbarischen Ursprungs, wogegen die National-Religion, aus dem Altertum überliefert, eines gebildeten Menschen allein würdig geachtet wurde. Verächtlich war und ist weiter den stolzen Philosophen die Aufnahme von Sündern und ehemaligen Verbrechern in die christliche Ge= meinde, während in die Mysterien nur die reinen Herzens sind eingeweiht wurden. Die gegenseitige Bekämpfung und öffentliche Verachtung der christlichen Parteien wegen Differenzen in Gebräuchen war natürlich stets ein Skandal vor den Heiden. Aus allem ergiebt sich, daß nicht sowohl die Lehren des Christentums als dessen Auftreten in neuen Sitten und Gebräuchen, im Konflikt dieser untereinander und mit den landläufigen, selbst gesetzlich normierten Sitten der Weltumgebung stets die Christenverfolgungen veranlaßt hat. Selbst die Reformation war nicht bloß ein Kampf um Dogmen, sondern auch um Sitten und Gebräuche. Ablaß, Tölibat, Meßopfer, Heiligendienst, Rettungswesen für Verstorbene, Klöster, hierarchisches Kirchenregiment 2c. waren die Gegenstände des Streites. Die protestantischen Dogmen verinnerlichten und idealisierten nur den Protest gegen die Mißbräuche der Kirche Roms. Durch den neuen Geist und das neue Wesen des Christentums wird überall das alte Wesen, der Formendienst, alles was der Weltgeist erzeugt hat oder durch ihn in Besitz genommen worden ist, an der Wurzel angegriffen. Der Weltgeist und die Weltform kämpfen um ihre Existenz gegen das wahre Christentum, dessen Geist von oben, aus Gott selber, stammt.

Das Evangelium wirkte troßdem doch von Anfang an bis heute nicht nur umgestaltend in den Herzen der Gläubigen, sondern auch als ein Sauerteig unter den draußen stehenden Massen und änderte allmählich die Sitten und Gebräuche der Völker. Selbst das fein ausgebildete römische Recht konnte sich dem christlichen Einfluß nicht entziehen. Die Geseze unter Konstantin und Theodofius atmen schon den neuen Geist. Der justinianische Kodex aber, verglichen mit den früheren Gefeßsammlungen,

zeigt in allen Abteilungen neue Rechtsauffassung, oder modifizierte Ausführung der römischen Grundbegriffe des Rechts. Ich erinnere an die Patria Potestas, die Stellung der Frauen, Erbrecht, Sklaverei, Ausseßen der Kinder, unnatürliche Laster, grausame Belustigungen, Wohlthätigkeitsanstalten. Es ist nicht meine Sache, diesen Punkt weiter zu verfolgen. Es wäre aber gewiß wünschenswert, daß von kompetenter Seite das Recht, die Sitten und Gebräuche der Völker, mit denen das Christentum in Berührung kam, einmal gründlich untersucht würden, nach dem ursprünglichen Zustand und der höchsten Entwicklung im Heidentum und dann nach den Veränderungen, welche direkt oder indirekt der Anregung durchs Christentum zugeschrieben werden müssen. Der Segen des Christentums für die Völker ergiebt sich auf diesem Wege in schlagendster Weise.1)

In China wirkt das Evangelium ebenfalls umgestaltend. Aber wir stehen noch in den Anfängen, so daß die charakteristische Eigentümlichkeit der Früchte des chinesischen Christentums noch nicht bestimmt werden kann. Jedenfalls ist es höchst wichtig für die Zukunft der evangelischen Kirche in China, jetzt schon auf die praktischen Wirkungen des Evangeliums, insofern dieselben eine Umgestaltung der Sitten und Gebräuche der Chinesen einleiten, ein aufmerksames Auge zu haben. Die Anfänge sind auf diesem Gebiete äußerst wichtig. Die Chinesen sind gar zu sehr geneigt, irgend eine Form sich anzueignen, namentlich wenn diese ihrem alten Wesen behagt, und dieselbe dann nach einiger Zeit als „unabänderliche Sitte" geltend zu machen. Auch ist es sehr wichtig, daß alte heidnische Sitten, welche unverträglich sind mit dem Evangelium, nicht in den christlichen Gemeinden geduldet werden aus allerlei menschlichen Rücksichten, da dieselben voraussichtlich später als böse Wurzel böse Sprossen treiben und die gute Pflanzung verderben. Soviel läßt sich schon erkennen und daher mit Bestimmtheit aussprechen, daß die Sitten und Gebräuche in China den Hauptzankapfel bilden werden zwischen den verschiedenen Gemeinden der verschiedenen Missionsgesellschaften, ja zwischen den Gemeinden derselben Gesellschaft, und sogar in jeder Gemeinde werden Spaltungen entstehen wegen dieser oder jener Sitte. Die Missionare selber können diesem traurigen Geschicke nicht entgehen. Es giebt fast keine Frage in Beziehung auf chinesische Sitten, welche nicht zwei Parteien hervorruft, die sich einander mehr oder minder schroff gegenüberstellen. Die dritte, oft schlimmere Partei der Vermittler fehlt natürlich auch selten. In China besteht allerdings keine Kaste wie in Indien, dafür aber herr1) Ich gebe diesen Wunsch weiter mit der Bitte, daß bald ein berufener Mann ihn realistere. D. H.

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