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Dies in grossen Zügen die Resultate Gaeblers hinsichtlich der Provinzialmünzen mit Herrscherportrait, welche unter Philippus ihr Ende finden. Seine eindringenden Beobachtungen haben aber nebenher wertvolle Aufschlüsse über Ausübung und Technik der Prägung ergeben. So erfahren wir Neues über den Charakter der Münzindustrie, den Verf. als privaten erkennt (a. a. O. S. 288 f., 309 f., 315, vgl. Z. f. N. XXV, S. 22), über Ausbesserungen von Stempeln, sowie mechanische Kopien von solchen, über Korrekturen und das Material, aus dem man zu verschiedenen Zeiten die Stempel anfertigte (S. 290 ff., vgl. Z. f. N. XXV, S. 18), und alles dies aus oft ganz unscheinbaren Anzeichen, aber immer mit einem Scharfsinn erschlossen, der sich niemals in willkürlichen Hypothesen ergeht.

Im Vergleich zu den Geprägen mit Kaiserportrait ist die Masse der autonomen Provinzialmünzen Makedoniens, deren Vorderseite den Kopf Alexanders d. G. trägt, viel bedeutender (n. 322-859). Hier lagen zunächst keine Anhaltspunkte vor, die eine präzise Bestimmung von Beginn und Dauer dieser Emissionen ermöglichten. Und so waren denn alle bisher gemachten Ansätze in dieser Beziehung falsch. Nur das eine war klar, dass Stil, Schrift und Fabrik die Münzen in die spätere Kaiserzeit verwiesen. Diese Masse im Corpus nach äusseren Gesichtspunkten an einander gereiht, war gleichbedeutend mit einem endgültigen Verzicht auf ihre wissenschaftliche Verwertung. Und so ergab sich für den Redactor die jahrelange, entsagungsvolle Arbeit, eine chronologische Anordnung zu versuchen. Hierzu war die Herbeischaffung des gesamten Materials in Gipsabgüssen unerlässlich. Dank dem wissenschaftlichen Sinn der Museumsvorstände und vieler Privatsammler gelang es, diese Vorbedingung zu erfüllen, und nun konnte die Arbeit beginnen. Feste Ausgangspunkte bildete die Konstatierung gemeinsamer Rückseitenstempel des Kaisergeldes und der autonomen Gepräge. Genaueste Beobachtung der stilistischen Eigenart der Stempelschneider ermöglichte dann, einem zeitlich so fixierten Stück eine Reihe anderer anzufügen, welche die gleiche Hand verrieten. War das Glück gut, so konnten Vorderseiten solcher Exemplare in Kombination mit Rückseiten von anderer Hand die zeitlich zusammengehörigen Serien erweitern und abrunden. Als treffliches Hülfsmittel bewährte sich hierbei das palaeographische Material, wenn charakteristische Buchstabenformen die Probe auf das Exempel zu machen gestatteten, wie z. B. B und K zur Zeit des Elagabalus (Z. f. N. XXIV, S. 320), A und zur Zeit des Philippus I. (Z. f. N. XXV, S. 35 f.). Auch die Abkürzung und Stellung der Umschriften ergab gewisse zeitliche Begrenzungen, und im Verein mit allem diesem konnte der Typus bestimmend einwirken, insofern z. B. wiederum die Adventus- und die Profectio-Darstellung mehrfach die Datierung einer Münzgruppe in ein bestimmtes Jahr ermöglichten. Waren in früheren Perioden Ueberprägungen und Stempelumarbeitungen von grossem Wert, um die Aufeinanderfolge verschiedener Serien festzulegen, so

nunmehr die Beobachtung von oft nur an wenig auffälligen Stellen vorgenommenen Nachgravierungen des Stempels, vor allem aber der nachträglichen Einfügung von Worten, die zu den interessantesten Ergebnissen führte. Diese Hinzufügung betrifft den Titel vɛozógov, um den sich wesentlich die ganze Anordnung dreht. Hier hatte Gaebler vorgearbeitet für die Münzen mit Kaiserportrait (s. oben S. 12 f.) und konnte teils davon ausgehen, teils die dort gewonnenen Resultate durch neue Forschungen stützen. Diese sind in dem zweiten Teil seines Aufsatzes IV (Z. f. N. XXIV, S. 316-338) und im Aufsatz V (Z. f. N. XXV, S. 1-38) niedergelegt. Vor allem der letztere enthält die methodisch ganz neuen Studien über das Verhältnis der Stempel zu einander in den oben angedeuteten Beziehungen, eine schwer in Worten wiederzugebende Materie, und es sei hier darauf hingewiesen, dass dies dem Verf. unter peinlichster Abwägung des Ausdrucks vollkommen gelungen ist, wie überhaupt sein Stil an Prägnanz seines gleichen sucht. Zur Erleichterung für den Leser geben ausserdem übersichtliche Stemmata die Möglichkeit, mit Hülfe der Corpusnummern die Gleichungen nachzuprüfen. An dieser Stelle können nur die Hauptergebnisse vorgeführt werden, und es muss dem Einzelnen überlassen bleiben, sich mit der Methode der Beweisführung an der Hand Gaeblers vertraut zu machen.

Die drei Hauptgruppen der autonomen Provinzialprägung mit dem Kopfe Alexanders des Grossen auf der Vorderseite scheiden sich nach der Rückseitenlegende wie folgt: I) mit zowòr Mazeôóror. II) mit zorov Μακεδόνων νεωκόρων, III) mit κοινὸν Μακεδόνων Β νεωκόρων. Der Beginn der Provinzialprägung ohne Kaiserkopf fällt nach Gaebler in die Regierungszeit des Elagabalus. Sie setzt ein mit Gruppe III, also mit der Angabe von zwei Neokorien. welche auf die durch Nerva und Elagabalus der Provinzialhauptstadt Beroia verliehenen beiden Kaisertempel Bezug haben. Dieselbe doppelte Neokorie findet sich auf den wenigen Prägungen aus der frühesten Zeit des Severus Alexander, unter dem jedoch später, möglichenfalls auf Betreiben der Rivalin Thessalonike, der Provinz das Privilegium der Führung des Neokorietitels entzogen wurde, sodass jenen Geprägen solche mit zorròv Mazedórov (Gruppe 1) folgen. Gelegentlich einer Anwesenheit des Kaisers im Lande im Jahre 231 n. Chr. wird aber das Vorrecht aufs neue bestätigt, vermutlich nach Beilegung des Rivalitätsstreites zwischen Beroia und Thessalonike durch Alexander, worauf nach Gaebler die Homonoiamünzen (n. 326-339) zu beziehen sind. Aber es erscheint nur die eine Neokorie des Nerva wieder, da inzwischen die damnatio memoriae des Elagabalus auch seinen Kult getilgt hatte. Durch Gordianus erhielt, wie wir oben sahen, Beroia abermals eine zweite Neokorie, und so zeigt denn auch das autonome Provinzialgeld bis zu seinem Ende unter Philippus im Jahre 246 n. Chr. wiederum B rɛozógor, wie zu seinem Beginne. In dieses letzte Jahr setzt Verf. eine kleine, nach stilisti

schen Kriterien abgesonderte Münzgruppe, die durch ein Exemplar mit der Beischrift 'Olóμла В ihre Datierung fand (n. 856-859). Die schon unter Alexander anschwellende Mannigfaltigkeit der Typen erreicht während der kurzen Regierungszeit des Gordianus ihren Höhepunkt. Neben verschiedenen Göttern nehmen die Darstellungen Alexanders d. G. einen breiten Raum ein, endlich ergeben sich wichtige Aufschlüsse aus den auf den Kult bezüglichen Prägbildern, den Tempeln, Preiskronen und Opfertischen. Aus vielen vom Verf. erbrachten überzeugenden Typenerklärungen sei nur weniges angeführt: Eine Reiterfigur des grossen Königs vermag er mit aller Bestimmtheit aus der Beobachtung zu deuten, dass der Stempelschneider als Schabracke ein Tierfell angegeben hat erst durch Gaeblers scharfes Auge entdeckt, welches, wie er dartut, zu der Bacılızij ozevi gehörte (Z. f. N. XXV. S. 28). Eine thronende, bisher als Hygieia bezeichnete Göttin ist nach Gaebler, der auf eine alte unbegründete Vermutung von Nonnius und Mionnet zurückgreift, Olympias, die Mutter Alexanders. Denn dieser kommt der Schleier zu nach Ausweis von Contorniaten, jener nicht. (Z. f. N. XXV. 13 und 37 f.).

Im Anschluss an die Provinzialmünzen werden im Corpus unter n. 860-871 Parallelprägungen der Metropolis Beroia behandelt. Diese. in Typen und Legende von den autonomen Provinzialmünzen nicht unterschieden, geben sich als Stadtprägungen nur durch den Zusatz Begoor (auch Βεροιαίων und Βεραίων) oder ἐν Βεροίᾳ kund. Auch diese in drei Gruppen zu scheidenden Gepräge vermag Gaeblers Methode mit Sicherheit zu datieren und zwar in die Jahre 242, 244 und 246 n. Chr.. die schon oben S. 13 erwähnten Festjahre der ersten (242) und zweiten Olympien (246) und der Anwesenheit des Philippus I. (244). Daraus ergibt sich, dass der Stadt, wohl wegen des gesteigerten Geldbedarfs, das Münzrecht ausnahmsweise für diese drei Gelegenheiten verliehen wurde. Ein Typus, der einen Mann mit Peitsche im Arm neben Preistisch und Säule mit Preisamphora zeigt, beweist, dass im Jahre 244 bei dem dyor isgóg auch die Hippodromie vertreten war (Ztschr. f. Num. XXIV, S. 314 f.. sowie Einleitung zum Corpus S. 23).

Ein Anhang vereinigt endlich münzähnliche Prägungen in Gold und Silber (Corpus S. 24 f., n. 872-902). Er enthält vor allem die Tarsischen Goldmedaillons der Bibliothèque Nationale in Paris, deren makedonischer Ursprung durch Uebereinstimmungen mit Koinonmünztypen gesichert wird. Ja noch mehr, sie waren Siegespreise, die bei den beroiischen, auch Alezárdoia genannten Olympien ausgesetzt waren und zwar, wie Verf. meint, bei dem Stiftungsfest der durch Elagabalus verliehenen zweiten Neokorie. Die kleineren Gold- und Silberstücke dienten als Amuletts oder Schmuckgegenstände.

Es war ein weiter und dornenvoller Weg, den der Verfasser zurückzulegen hatte. Aber er darf auf das Erreichte mit voller Befriedigung

blicken. Hat er doch nicht nur der Geschichtsforschung eine überaus wertvolle Quelle aufgeschlossen, sondern auch vorbildlich gezeigt, wie das Münzmaterial methodisch zu behandeln ist, unter weiser Selbstbeschränkung das Erreichbare bis zum Ende ausschöpfend. Die geleistete Arbeit darf als Muster genannt werden für eine methodische Untersuchung auf dem Gebiete der klassischen Altertumswissenschaft. Auch sie rechnet naturgemäss mit Möglichkeiten und Wahrscheinlichkeiten, verlässt aber nirgends den festen Boden der Tatsachen so weit, dass eine etwa als unrichtig erweisbare Möglichkeit oder Wahrscheinlichkeit ihn erschüttern könnte. Gaeblers Chronologie der Münzen der Makedonen mit den vielen aus ihrer Fixierung abgeleiteten Konsequenzen ist keine Hypothese, sondern ein fester Punkt in der Geschichte Makedoniens geworden.

Haben wir so den inneren Gehalt im grossen darzustellen, die entgegenstehenden Schwierigkeiten anzudeuten versucht, so bedarf es. um der Gesamtleistung gerecht zu werden, auch eines Blickes auf die äussere Form, in der uns Gaebler sein Werk beschert hat. Wenn im allgemeinen die Grundsätze für die Publikation von vornherein bestimmt waren, also schon von dem ersten thrakischen Halbbande her bekannt sind, so ist persönlicher Initiative dennoch ein gewisser Spielraum gelassen, und diesen hat Verf. in jeder Weise zu nutzen verstanden. Das zeigen die durch verschiedene Schriftart hervorgehobenen Ueberschriften mit ihren Unterabteilungen, das Aufgeben der die Beschreibung in zwei gleiche Hälften teilenden Mittelkolumne, wo der kürzeren Beschreibung der Vs. eine längere der Rs. für grössere Reihen gegenübersteht (S. 94-192). Damit ist eine bedeutende Platzersparnis zugleich mit einem aesthetischen Eindruck gewonnen. Vor allem aber hat Verf. für den erst mit dem letzten Faszikel des Bandes zu erwartenden Index dadurch einen wertvollen Ersatz geschaffen, dass er mit Hinweisen unter den einzelnen Beschreibungen nicht gespart hat. So findet der Leser zu jedem Stück einer durch irgend eine Beziehung verbundenen Gruppe die Angabe sämtlicher dahin gehöriger Nummern sowie das Notat, wo eine etwaige Erklärung gegeben ist. Diese den Einzelnummern zugesellten Bemerkungen sind eine Fundgrube für den Numismatiker, Historiker und Archaeologen. Sie enthalten oft in wenigen knappen Sätzen die Resultate ausgiebiger Untersuchungen mit kurzer Begründung oder dem Hinweis auf die oft zitierte Artikelserie in der Zeitschrift für Numismatik. Eine sehr dankenswerte Zugabe sind ferner die übersichtlichen Typentabellen in der Einleitung, sowie die in der Vorrede gegebene Zusammenstellung der für den vorliegenden Faszikel benutzten Sammlungen, die die stattliche Zahl von ca. 120 erreichen.

Dass der Verlag Georg Reimer auch hier wieder seinen alten Ruf bewähren würde, war vorauszusehen. Doch verdient es besonders hervorgehoben zu werden, dass die überaus schwierige Drucklegung allen an sie gestellten, mannigfachen Ansprüchen auf das Vollkommenste gerecht ge

Klio, Beiträge zur alten Geschichte VII 1.

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Sie

worden ist. Die beigegebenen 5 Tafeln sind in ihrer Reichhaltigkeit und guten Ausführung eine willkommene Vervollständigung des Werkes. sind von Brunner und Hauser A.-G. in Zürich hergestellt.

Ziehen wir noch einmal das Fazit: Es ist die reine Freude an einer reifen Frucht. Und diese Freude kann durch die Tatsache nicht beeinträchtigt werden, dass die Frucht langsam gereift ist und nicht schneller reifen konnte. Wenn das Referat weiteren Kreisen die Erklärung hierfür vermittelt, wird die wissenschaftliche Welt auch begreifen, dass von dem Corpus Nummorum keine Ernten Schlag auf Schlag zu erwarten sind. Sie wird verstehen, dass der Bearbeiter jahrelang entsagungsvoll Kärrner sein muss, bevor er den Bau beginnen kann und das in der steten Erwartung, noch während des Baues zum Umbau schreiten zu müssen. Wo aber Arbeiten zu Tage kommen, wie die besprochene, da wird erst klar, wie berechtigt Theodor Mommsens eingangs angeführte Klage war, dass die Forschung auf dem Gebiete der ganzen klassischen Altertumswissenschaft ohne die genügende Ausbeutung der antiken Münzen verkrüppelt. H. Gaeblers Werk hat die Kenntnis der Geschichte Makedoniens, seiner inneren und äusseren politischen Verhältnisse, und das gerade in der dunkelsten Epoche, weit über alles Erwarten gefördert und die feinen Fäden von Ursache und Wirkung ans Licht gebracht.

Felix qui potuit rerum cognoscere causas.

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