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dass in Sparta Einheit von Grossgrundbesitz und Grosskapital anzunehmen ist. Es ist weiter nicht abzusehen, warum nur die Grundbesitzer Schulden haben konnten; aus den Quellen ersehen wir, dass die Repudiierung der Schulden nicht bloss von den Grundbesitzern verlangt wurde, sondern von der Masse überhaupt; vgl. z. B. Plut. Kleom. 20, 3: nai τò nλñdoç oẻ χαλεπῶς ἔπεισεν ἀγανακτοῦν ὅτι χρεῶν ἀποκοπὰς οὐκ ἐποίησεν αὐτοῖς ὁ Κλεομένης ἐλπίσασι; 17, 3: τῶν μὲν δήμων νομήν τε χώρας καὶ χρεῶν ἀποκοπὰς ἐλπισάντων. Aus diesen und ähnlichen Stellen, die wir hier nicht anführen wollen '). geht deutlich hervor, dass die proletarische Masse im Gegensatz zu den besitzenden Klassen überhaupt steht 2).

Zugegeben sogar, dass ein Konflikt zwischen Agrariern und Kapitalisten vorhanden war, hat er doch nicht so grosse Bedeutung gehabt, wie ihm Beloch zuzuschreiben geneigt ist. Die Rhetra, die der Gerusie vorgelegt war, lautete ja: χρεῶν μὲν ἀφεθῆναι τοὺς ὀφείλοντας, τῆς δὲ γῆς ἀναdaodɛions etc. (Plut. Agis 8); also es wurden die Interessen nicht bloss der Geldleute, sondern auch der Grundbesitzer bedroht: daher konnte wenigstens im Anfang kein Gegensatz zwischen Agrariern und Kapitalisten bestehen, vielmehr mussten sie gemeinsam gegen die Reformpartei vorgehen. Ein Konflikt hätte entstehen können, erst nachdem die Schuldtafeln verbrannt waren und nachdem einige Anhänger des Agis die Teilung des Bodens hinauszuschieben versuchten; denn erst dann hätten sich die wahren Absichten der Grossgrundbesitzer, Anhänger des Agis, enthüllt. Wenn die Geldleute in Sparta keinen Grossgrundbesitz gehabt hätten, so hätten sie eine Ackerteilung nicht zu fürchten brauchen: ein Widerstand ihrerseits gegen die Reform hatte keinen Zweck mehr, wenn sie nichts weiter zu verlieren hatten. Aber es war nicht so; die meisten von ihnen werden viel Land besessen haben, das sie retten wollten. Darum hatte die Reaktionspartei Kraft genug, die Oberhand über die Reformpartei zu gewinnen; sie war noch stark genug, denn es ist nicht anzunehmen, dass alle Grossgrundbesitzer auf der Seite des Agis gestanden haben. Es waren wahrscheinlich einige wenige, wie Agesilaos, die den Plan gefasst hatten, einen persönlichen Vorteil aus der Reform zu ziehen, d. h. die Schuldentilgung verwirklichen zu helfen, ohne die Aufteilung des Landes zu stande kommen zu lassen. Diese falschen Anhänger der Reform haben, nachdem sie ihren Zweck erreicht hatten, die Sache des Agis verlassen und sich von neuem der Gegenpartei angeschlossen 3).

Damit ist schon ausgesprochen, dass wir die Ansicht Belochs ), dass Agis nur ein Werkzeug in den Händen der verschuldeten Grundbesitzer,

1) S. ausführlich Fustel de Coulanges. Polybe ou la Grèce conquise par les Romains (Questions historiques) S. 125 fg. Pöhlmann II, 416 fg.

2) Plut. Agis 11: ἐκ τούτου τῷ μὲν Ἄγίδι τὸ πλῆθος ἐπηκολούθησεν, οἱ δὲ πλού σιοι τόν τε Λεωνίδαν παρεκάλουν etc. Vgl. Plut. Kleom. 3.

3) Pöhlmann II, 402. 4) A. a. O. 648 fg.

Klio, Beiträge zur alten Geschichte VII 1.

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an deren Spitze Agesilaos stand, gewesen ist, nicht teilen können. Beloch hat hier, seiner Geschichtsauffassung treu, die Bedeutung des Agis unterschätzt. Uns will es scheinen, dass Pöhlmann 1) das Problem tiefer aufgefasst hat. Er weist hin auf die Rolle, die die Philosophie in dieser Epoche gespielt hat, und macht es sehr wahrscheinlich, dass auch ein Teil der spartanischen Gesellschaft sich ihrem Einfluss nicht entzogen hat: es genügt, auf die Wirksamkeit des Sphairos von Borysthenes in Sparta aufmerksam zu machen. Nicht vergessen dürfen wir auch den Einfluss der Staatsromane, denen Pöhlmann eine umfassende und gründliche Betrachtung gewidmet hat; dieser Einfluss gerade auf die oberen Gesellschaftsklassen ist nicht gering anzuschlagen 2). Sehr treffend sagt Pöhlmann (II, 391): „in seiner Person (des Agis) vollzieht sich die Wendung des Sozialismus der Utopien und Staatsromane, der Philosophen und Literaten zum Sozialismus der Tat".

Diese Gesichtspunkte müssen wir uns vor Augen halten, wenn wir uns erklären wollen, warum in Sparta der Anstoss zur sozialen Revolution von oben ausgegangen ist. Die Masse war in so verzweifelter Lage, dass sie selbst das Haupt zu erheben nicht vermochte; aber sie wartete auf den Führer, und ein solcher entstand ihr im jungen König Agis. Leider war er keine starke Persönlichkeit, er besass, wie es scheint, nicht die Kraft, alle Hindernisse, die sich ihm entgegenstellen konnten, zu überwinden. Uebrigens, wie Pöhlmann mit Recht betont hat, erlaubt uns die dürftige Tradition nicht, alle Ursachen zu erkennen, die das Scheitern der Reformbewegung herbeigeführt haben 3).

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Zum Schluss noch eine Bemerkung zur politischen Reform des Kleomenes. Unsere Quellen berichten nicht, was Kleomenes mit der Gerusie gemacht hat. Nach Pöhlmann 1) ist es möglich, dass eine andere Behörde mit minderem Recht (die sog. Pädonomen) an ihre Stelle getreten ist (nach Pausan. II, 9, 1)". Dieselbe Meinung vertritt auch Niccolini 5). Mit Recht aber bemerkt Beloch "), dass eine so zweifellos lykurgische Einrichtung wie die Gerusie" von Kleomenes nicht abgeschafft werden konnte, denn er wollte ja das alte, lykurgische Sparta herstellen. Anderseits aber, wenn er der Gerusie ihre alte Machtstellung gelassen hätte, würde sie natürlich seinen Bestrebungen 7) im Wege gestanden haben, Bestrebungen, die

1) A. a. O. II 387 fg.

"

2) Vgl. die Bemerkung Tönnies'. Arch. für Sozialwiss. und Sozialpolitik XIX, S. 450.

3) Pöhlmann II, 404; E. Niccolini, Riv. di storia antica VII (1902) S. 372; Droysen, Gesch. d. Hellenismus III 437 fg.

4) A. a. O. II, 410 Anm. 5) A. a. O. S. 375.

6) Gr. Gesch. III, 1, 727, Anm. 3. Vgl. auch Schömann-Lipsius, Griech. Alt. I 301: Schorn, Gesch. Griech. S. 113.

7) Ueber seine politischen Ziele s. Niese, Gesch. d. Griech. und maked. Staaten II 316; Nordin. Klio V 407.

ihm viel wichtiger waren als die soziale Reform selbst. Ueber diese Frage hat neuerdings Shebelew in seinem Buch 'Azainá (S. 242 fg.) eine ansprechende Vermutung ausgesprochen. Nach ihm ist die Gerusie in römischer Zeit nichts anderes als ein Kollegium von jährlich gewählten Magistraten, nach dem Muster der anderen spartanischen Beamten (Patronomen, Ephoren). Diese Umbildung der alten spartanischen Gerusie zu einem Kollegium schreibt Shebelew dem Kleomenes zu: er hat die Geronten zu jährlich wechselnden Magistraten herabgedrückt, die ihm ebenso untergeordnet waren, wie auch die anderen Magistrate. Also hat Kleomenes formell die Gerusie behalten, aber er hat sie seiner Machtstellung beraubt. Wir haben uns erlaubt, hier die Vermutung Shebelews mitzuteilen, weil sein gründliches Buch wegen der Sprache wenigen zugänglich sein wird 1).

1) [Ich bedauere, dass ich den Aufsatz von G. de Sanctis, Questioni politiche e riforme sociali, saggio su trent'anni di storia greca, in Riv. internaz. di scienze sociali IV (1894) erst nachträglich benutzen konnte; auch dieser Gelehrte vertritt die herrschende Auffassung: der soziale Kampf in Sparta ist ein Kampf zwischen Besitzenden und Proletariern. Anders erklärt de Sanctis das Scheitern der Reform: die Tradition Phylarchs, nach der Agesilaos die Bodenteilung verhindert habe, sei zu verwerfen, vielmehr meint de Sanctis, dass dem Agis selbst im entscheidenden Moment vor der Hauptreform bange geworden ist.]

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Zur Geschichte des dritten vorchristlichen Jahrhunderts.

Von Th. Sokoloff.

IV 1).

Die delphische Amphiktionie 2).

A.

Das Verhältnis der Amphiktionie zu der Stadt Delphi3).

Wie die pyläisch-delphische Amphiktionie, so hatte auch die Stadt Delphi eine sehr lange Geschichte, welche weit in die mythische Zeit zurückreichte, und an deren Glaubwürdigkeit man wahrscheinlich im IV. und III. Jahrhundert in Delphi und in der übrigen griechischen Welt nicht im geringsten zweifelte, selbst wenn sie in noch so frühe Zeiten zurückging. Den mythischen Eponymen der Amphiktionie, den Heros Amphiktyon, setzten die Chronologen des III. Jahrhunderts ein tausend drei hundert Jahre vor ihrer Zeit, in das XVI. Jahrhundert vor Chr. (Marmor Parium, ebenso bei Eusebius), und machten ihn zu einem Sohne oder Bruder des Hellen, der ja der Eponyme des ganzen hellenischen Volkes war. Die Eponymen sind freilich leere Namen; in diesem Falle wollte man aber den Gedanken ausdrücken, dass die Amphiktionie so alt wie das hellenische Volk selbst sei.

Aristoteles schöpfte für seine Arbeiten über die pythischen Sieger und die pythischen Spiele (drei derartige Aufsätze von ihm nennt Diogenes L. V, 26) vieles aus den vлоμvýμаτa Aɛlqınά. Seine und seines Neffen Kallisthenes Arbeit wird durch eine offizielle Belobigung ausgezeichnet in einer 1898 von Homolle herausgegebenen Inschrift (Dittenb. 915): ov]vé[tažav

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1) An die Redaktion zugleich mit III Das jährliche Nemeenfest Klio V 219-228 eingegangen. Von der deutschen Bearbeitung gilt das dort Seite 219 Anm. 2 Bemerkte. Die Arbeit ist dann im Sommer 1906 nochmals vom Verfasser revidiert worden. C. F. L.-H.

2) Erschien russisch in der Zeitschrift d. Minist. für Volksaufklärung, Juni 1902 Th. S.

3) Die Abhandlung von Beloch Klio II 205 fgg., welche mir erst nach der Beendigung dieses Aufsatzes bekannt geworden ist, bezieht sich auf denselben Gegenstand, behandelt ihn jedoch von einer etwas anderen Seite. Man wird meine Würdigung der bedeutenden Arbeit Belochs diesem Aufsatze eingefügt finden.

πίνακα τῶν ἀπ[ὸ Γυλίδα νεν]ικηκ[ότ]ων τ[ὰ Πύθια] καὶ τῶν ἐξ ἀρ[χῆς τὸν ἀγῶνα κατασκ[ευα]σάντων. Weiter wird von den Delphiern in diesem Dekret bestimmt, dass die Schatzmeister die von Aristoteles zusammengestellte Tafel im Heiligtume selbst aufzeichnen lassen sollen. In Delphi wurden wenigstens im IV. Jahrhundert, wahrscheinlich aber auch früher, die Listen schriftlich aufbewahrt, die, von Gylidas anfangend, ununterbrochene Reihen der delphischen Archonten und der pythischen Sieger enthielten. In dem Jahre des Archon Gylidas, 590, wie während der Regierungszeit des Kroisos, war Delphi eine selbständige лólıç, mochte es damals auch von den Phokiern oder von den Amphiktionen oder von irgend sonst jemand abhängig gewesen sein. Aber die Reihe der Archonten ging in den delphischen Registern noch viel weiter zurück. In einer Inschrift von Magnesia am Maiandros berichten die Magneten von den Ereignissen die nach ihrer Meinung der Gründung ihrer Stadt vorangingen, und, schon in dieser frühen Zeit, mehr als 1000 Jahre v. Chr., erscheint als delphischer Jahreseponym Ξένυλλος, προάρχων ἐν Δελφοῖς τὴν ἐν [ναετηρίδα] 1).

Aeschines 2)

Die ersten,

Die erste beglaubigte Gelegenheit, bei der die Amphiktionen erscheinen, ist der heilige Krieg gegen die Kirrhäer. In dem Poem des Euphorion, eines Dichters aus dem III. Jahrhundert, wurde dieser Krieg in einer Weise geschildert, als sei er unter den grössten kriegerischen Anstrengungen von ganz Hellas von der Gesamtheit der Amphiktionen unternommen worden; als Haupt des Bundes, als Anführer und Heros im Kriege hatte der Dichter den Thessalerkönig Eurylochos in den Vordergrund gestellt und ihn mit allen poetischen Farben wie einen zweiten Achilleus geschmückt. Andere alte Quellen sprechen von der Bedeutung, die die Beteiligung der Flotte des Tyrannen Kleisthenes von Sikyon an diesem Kriege hatte. dagegen teilt Solon und den Athenern die erste Rolle zu. welche über die Kirrhäer und Akragalliden, yévŋ лagavoμórara, sich entrüsteten, waren die Athener." Sie haben alle andern Amphiktionen aufgeweckt. Dem Befehle des pythischen Orakels folgend, haben die Amphiktionen die Stadt Kirrha zerstört, den Hafen zugeschüttet und das ganze Stadtgebiet bis an das Meer dem pythischen Apollo, der Leto, Artemis und Athena Pronaia ni лáon degуia geheiligt, und haben die stärksten Verwünschungen über alle ausgesprochen, die dawider handeln würden. Aristoteles hat die allgemein von den Athenern gehegte Ansicht, dass Solon an dem alten heiligen Kriege teilgenommen habe, nach den delphischen лouvηuara dahin berichtigt, dass nicht Solon, sondern Alkmeon der athenische Anführer gewesen ist3).

In dem sog. homerischen Hymnos an Apollo wird der Untergang der Kirrhäer mit einer deutlichen Anspielung von Apollo vorhergesagt, der Hymnos 1) Nach der Ergänzung von Pomtow Philol. LIV, 245 ff.

2) Gegen Ktesiphon 107 ff. 3) Plut. Solon 11. Schol. Pind. Ol. II 87.

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