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punkt der Hauptmilitärstrasse, die bei Cataractonium sich teilte, um in einer Ost- und einer Weststrasse nordwärts zu laufen 1). In Germanien blieb nach wie vor der Rhein die Operationsbasis, nur fand eine Dislokation der Truppen statt, womit der Anfang gemacht wurde zu jener Auseinanderziehung der Legionen, die charakteristisch ist für die nun kommende Zeit. Hierüber haben die Ausgrabungen in Novaesium (Neuss) neues Licht verbreitet. Es handelt sich daselbst um ein Einzellegionslager, dessen Schöpfung Nissen) gleichzeitig mit der Errichtung des Bonner Lagers noch unter Tiberius, um rund 25 n. Chr., ansetzen möchte, während sich Lehner) und Dragendorff (1904, 25) vornehmlich mit Rücksicht auf das keramische Material) für etwas spätere Zeit aussprechen. Man wird wohl bis in den Anfang der claudischen Regierung heruntergehen dürfen. Da das Lager von Traian schon wieder aufgegeben wurde, so bot sich hier die seltene Gelegenheit, ein, Legionslager aus der frühen Kaiserzeit in seinem Grundriss vollständig zu erforschen" (Dragendorff): darauf beruht der grosse Wert des Werkes über Novaesium. Von Claudius ab ging die römische Grenzpolitik in den verschiedenen Teilen Germaniens verschiedene Wege. Während am Mittelrhein vorwärts gegangen wurde, hat bekanntlich am Niederrhein ein Zurückgehen, eine definitive Zurückziehung der Truppen vom rechtsrheinischen Ufer, nach dem Feldzug des Corbulo im Jahre 47 stattgefunden. Das hängt meiner Ansicht nach mit der Eroberungspolitik in Britannien zusammen, die die Hinübernahme von Teilen des rheinischen Heeres nach der Insel nötig machte und eine Expansion am Rhein in dem Umfang, wie sie Corbulo betrieb, nicht geraten erscheinen liess. Aber auch diesmal ist das Zurückgehen der Römer am Niederrhein kein vollkommenes gewesen, wie schon der Bericht des Tacitus (Ann. XIII 54-56) zum Jahre 58 beweist. Dass auch nach Nero, etwa durch die Kämpfe während des Dreikaiserjahres, keine Aenderung eingetreten ist, hat jetzt Lehner 5) durch die Stempel der Tegularia Transrhenana dargetan. Römer haben in der flavischen Zeit am Niederrhein auf dem rechten Ufer des Flusses eine grosse militärische Zentralziegelei, ähnlich der bekannten obergermanischen von Nied bei Höchst a. M., besessen. Das setzt voraus, dass auch in Untergermanien der Fluss wenigstens stellenweise überschritten war, in welchem Umfang ist ein Problem der Zukunft 6). Genauer vermögen wir jetzt am Mittelrhein zu sehen: hier hat, wie Ritterling durch seine Ausgrabung von Hofheim erwiesen hat, das Vorschreiten

1) v. Do.. Rhein. Mus. 48, 1893, 342 ff. und a. a. O. 192 f.

2) Novaesium 9 ff. 3) Ebda. 249.

Die

4) Dasselbe berührt sich eng mit demjenigen von Hofheim, das Ritterlings ungemein sorgfältige Ausgrabungen zu Tage gefördert haben; dazu Dragendorff, Arch. Anz. 1905, 116 ff. Die Gründung dieses Kastells setzt Ritterling (Hofheim 20 ff.) unter Caligula, rund a. 40 n. Chr.

5) Novaesium 291-296.

6) Lehner 296, Dragendorff 1904, 28.

der Römer jenseits des Rheins schon wieder unter Caligula begonnen, um dann unter Claudius seine Fortsetzung zu finden. Die Flavier haben also auch am Oberrhein, wie in Britannien, nur zu Ende geführt, was unter Caligula und Claudius begonnen war.

In die neu okkupierten Gebiete wurden überall wie seither von der Operationsbasis jene Militärstrassen mit den Auxiliarlagern als Etappenstationen gebaut, die die Einfallslinien und die Ausgangspunkte für weitere Eroberungen bildeten. Ueber die britannischen Strassen ist schon einiges angedeutet worden. Was Germanien betrifft, so baute Vespasian im Jahre 74 die Strasse von Strassburg über Offenburg durch das Kinzigtal nach Rottweil (Arae Flaviae) und von da zur Donau bei Tuttlingen, die deutlich zeigt, dass diese ganze Grenzvorschiebung am Oberrhein der Wegeverkürzung zwischen den Rhein- und Donaulagern dienen sollte. In Rottweil wurde diese Trace gekreuzt von einer süd-nördlichen Strasse von Vindonissa über Zurzach a. Rh., Iuliomagus (Schleitheim), Hüfingen (Brigobanne), die dann von Rottweil nach Sumelocenna (Rottenburg) weitergeführt wurde. Domitian war es, der die Strasse von Mainz über Hofheim verlängerte, so dass sie über Heddernheim, Okarben und Friedberg nach Butzbach führte: weiter war Domitian der Erbauer der grossen Heerstrasse durch die rechtsrheinische Tiefebene über Gross-Gerau, Ladenburg, Neuenheim bei Heidelberg, dann Stettfeld nach Cannstatt 1), wodurch auch das germanische Hauptlager von Mainz, wie zuvor Strassburg, in direkte Verbindung mit den Donaulagern gesetzt wurde. Dakien wurde durch Traian an die seitherige Operationsbasis, die Donau, in der Weise angefügt, dass die Hauptstrassen von Viminacium und Tsierna (beide über die Landeshauptstadt Sarmizegetusa), weiter von Oescus an der Aluta entlang (hier eine Station mit dem Namen castra Traiana)) nordwärts geführt wurden, um alle in Apulum (Karlsburg), dem Legionslager des Neulandes, zusammenzutreffen. Von hier liefen die Limites, den Flusstälern folgend, strahlenförmig nach allen Teilen der Grenze hin 3). In Arabien wurde der zentrale Limes nach den Meilensteinen im Jahre 110/11 erbaut und zwar a finibus Syriae usque ad mare rubrum. In Afrika wurden von dem alten augustischen Grenzlimes die Strahlen westwärts und südwärts ins Vorgelände vorgetrieben, von Theveste westwärts über Mascula und Thamugadi nach Lambaesis, von Thelepte südwestlich auf Ad Maiores, von Capsa südlich nach dem Isthmus zwischen dem Schott-el-Dscherid und Schottel-Gharsa.

Den Abschluss aber gegen das Barbarenland bildeten überall, wie oben schon angedeutet, die Grenzlimites, die quer zu den seither betrach1) Dass die erste römische Besiedlung Cannstatts unter Domitian erfolgte, haben

jetzt auch die exakten Untersuchungen Knorrs (8) bewiesen.

2) Jung. Mitt. des Inst. für österr. Gesch.-Forsch. IV Erg. Bd., 1893, 3. 1. 3) v. Do., Beneficiarier 191.

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teten am Ende des Reichsgebietes liefen, meist ohne dass ein Fluss davor (auf der Feindesseite) entlang strömte. In Britannien hatte Agricola im dritten Sommer (80 n. Chr.) die Linie, die später vom Hadrianswall eingenommen wurde, erreicht und hier eine Querstrasse, mit Kastellen daran, gebaut 1). In die Reihe dieser Kastelle gehören Magnae, das Erdkastell am Caw-Burn und Vindolana, die militärisch sehr günstig angelegt sind, und gleichzeitig mit ihnen erbaut ist die sie verbindende Strasse Stanegate 2). Aber schon im vierten Sommer ging derselbe Feldherr über diesen Limes hinaus und besetzte die weit kürzere Linie zwischen den zwei Meereseinschnitten Clota (Firth of Clyde) und Bodotria (Firth of Forth). Auch diese Trace wurde sofort durch verschanzte Posten befestigt). Hier sehen wir also deutlich, wie die Römer abschnittsweise von Süden nach Norden vorgegangen sind 1). Das Gegenstück hierzu haben wir in Nordafrika, einmal in Mauretanien, wo auch von der Küste aus, hier von Norden nach Süden, die Eroberung abschnittsweise vorschritt 5), dann aber auch in Numidien. Hier ist der schon erwähnte, von Osten nach Westen verlaufende Limes Theveste-Mascula-Thamugadi-Lambaesis, also die nördlich des Mons Aurasius laufende Strasse, die ältere, dann wurde das Gebirge in die römische Okkupationszone einbegriffen und nun seit Traian (105 n. Chr.) lief der Querlimes südlich von dem gewaltigen Gebirgsstock in dem Gebiet zwischen den Bergen und den Schotts auf der Linie Ad Maiores-Ad Medias-Ad Badias-Bescera (Biskra) 6). Nicht überall können wir so wie hier das allmähliche Vorwärtsarbeiten der römischen Truppen verfolgen. Auf germanischem Boden ist für die Wetterau „die progressive Eroberung" durch die Forschungen von Wolff') sehr wahrscheinlich gemacht worden, und für Süddeutschland kann man die vespasianische Strasse Strassburg-Rottweil-Tuttlingen als einen ersten, die domitianische Linie Mainz-Neuenheim-Stettfeld-Cannstatt-Donau als einen zweiten, weiter vorgeschobenen Limes bezeichnen ). In der Wetterau und im unteren Maingebiet ist die Erforschung der domitianischen Anlagen am weitesten vorgeschritten und das Bild, das dort gewonnen worden ist"), darf für das früh-domitianische Limessystem als typisch bezeichnet werden. Vor allem hat sich hier das Verhältnis des inneren Limes (Strasse Mainz bis Friedberg) zum äusseren, der sogenannten Gürtelstrasse", der

1) Tac. Agric. 22. Herzog 54. 2) Krüger 14 f. und 28.

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3) Tac. Agric. 23. Ueber die Ausgrabung eines Agricolakastells in Barhill, im Inneren eines Piuskastells, vgl. Haverfield, Arch. Anz. 1905, 98.

4) Herzog a. a. O.

5) Cagnat, l'armée Rom. d'Afrique 601 ff.

6) S. oben S. 80 Anm. 6. 7) Wetterau 6 ff., Wetterau 11.

8) Fabricius, Baden 55.

9) Fabricius, Heer 12 f.; gute Kartenskizzen bei Wolff. Wetterau hinter S. 220 und bei E. Schulze, Die röm. Grenzanlagen in Deutschl. u. das Limeskastell Saalburg = Gymnasialbibliothek 36 (2. Aufl. 1906) S. 20.

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jetzt limes nar' ¿oziv genannten Trace, am eingehendsten nachweisen lassen. Das ganze System war von militärischen Gesichtspunkten beherrscht. Die Legionen in Mainz bildeten die Generalreserve. In dem Neuland rechts des Rheins standen nur Auxiliartruppen (Kohorten und Alen) und zwar in den vier Etappen-Kastellen" der inneren Linie (Hofheim, Heddernheim, Okarben und Friedberg), ausserdem an der Mainstrasse im Süden entlang (Höchst, Frankfurt, Kesselstadt). Von den Auxiliarlagern der Hauptmilitärstrasse waren kleine Detachements an die Gürtelstrasse, die streckenweise im Taunus und auch in der Wetterau eine leichte Grenzsperre (Flechtwerkzaun) aufweist'), vorgeschoben; hier waren sie in kleinen, durchschnittlich 70 x 90 m messenden, rechteckigen Erdverschanzungen und in Holztürmen untergebracht, von denen erstere an den Stellen der späteren Steinkastelle. auf dem Taunus z. B. in Zugmantel, Saalburg. Capersburg, gefunden worden sind; anderswo, wie in Heldenbergen 2), ist ein späteres Ueberbauen, da die Grenze dort vorgeschoben wurde, nicht eingetreten. Diese Verschanzungen der äusseren Linie waren mit den Lagern der inneren Linie möglichst geradlinig verbunden, wofür die kerzengerade Strasse von Heddernheim zur Saalburg ein Beispiel ist. Nach dem Gesagten bildeten die Detachements der vordersten Linie und ihre Verschanzungen eine Vorpostenkette, vergleichbar unseren Feldwachen. Im Falle eines stärkeren Angriffs war naturgemäss nicht in dieser vorderen Linie, sondern an der inneren Linie, auf die man sich zurückzog, die Hauptverteidigung zu leisten 3). Etwas jünger als in der Wetterau, aber noch unter Domitian, sicher vor dem Jahr 98 ), erfolgte der Bau der Reichsgrenzstrasse südlich des Mains über den Kamm des Odenwaldes zwischen dem Mümlingtal und den Tälern des Mains und der Mud nach dem Neckar, da wo die Jagst in diesen Fluss mündet (Wimpfen)). In diesem Teil liegen nicht nur die erwähnten kleinen Erdverschanzungen (typisch das Erdkastell von Seckmauern, das wie Heldenbergen später nicht überbaut worden ist) ") und Holztürme, sondern auch die Kohortenkastelle (in Oberscheidental und Neckarburken) direkt am Grenzweg, ebenso wie das an der dann folgenden nassen (Neckar-) Grenze der Fall ist. Fabricius) findet die Erklärung dieser Abweichung von der nördlich des Mains festgehaltenen Norm in der Annahme, dass hier feindliche Angriffe nicht zu befürchten und eine Bereitschaftsstellung von Truppen in einiger Entfernung von den Vorposten nicht notwendig waren." , Auch", fügt er hinzu, lässt sich füglich bezweifeln, ob das Binnenland.

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1) Nur Wolff, Wetterau 16 f.. Wetterau 16 f., hält diesen Flechtwerkzaun für nicht gleichzeitig mit den Erdschanzen, sondern nachträglich angelegt.

2) ORL XIII, 1900, Nr. 25, 6 ff. 3) Fabricius, Baden 49 ff.

4) Fabricius, ebda. 53 f. (gegen Schumachers Ansetzung in traianische Zeit), Lachenmaier 207 ff.

5) ORL XIII, 1900, Nr. 54/5. 6) ORL XIX, 1903, Nr. 46b.

7) Fabricius, Baden 53; vgl. schon Limesanlagen 183, Heer 14 f.

der hintere Teil des Odenwaldes, für die Aufnahme von Truppenlagern genügend bewohnt und zugänglich gewesen ist." Dasselbe System zeigt sich aber auch weiter südlich an dem Grenzweg zwischen Neckar und Donau, der wohl ursprünglich von Cannstatt über Köngen (Grinario) bis Plochingen, weiter über Kirchheim und Gosbach nach Urspring und erst später, unter Traian und zwar im Anfang von dessen Regierung, durch das Filstal über Plochingen und Göppingen, wie die heutige Eisenbahnlinie 1), dann von Urspring über Langenau nach Faimingen a. Donau führte. Auch hier liegen die Kastelle von Köngen, Urspring und Faimingen direkt am Limes. Wir haben also zwei verschiedene Systeme anzunehmen, deren Anwendung nach der Gefährlichkeit der angrenzenden Barbaren und nach dem Gelände sich richtete. Soviel ist sicher: da, wo der Limes an einem Fluss entlang lief, sind offenbar immer die Auxiliarlager unmittelbar an die nasse Grenze herangeschoben worden und von hier aus vielleicht ist dieses Verfahren auch auf trockene Grenzstrecken übertragen worden. In Dakien lagen unmittelbar an dem Alutalimes schon in traianischer Zeit grössere Lager, wie der Name einer Station (castra Traiana), auf die oben schon aufmerksam gemacht wurde, beweist, dagegen verhielten sich, wie es scheint, auf dem siebenbürgischen Plateau die Dinge ähnlich wie in der Wetterau. Die Grundzüge dieses Verteidigungssystems in Dakien, das durch die Natur des Landes vorgezeichnet ist, lassen sich erkennen, im einzelnen ist hier noch viel Arbeit zu leisten 2).

Abschliessend kann man sagen, dass alle diese Limesbauten der flavisch-traianischen Zeit durchaus von militärischen Gesichtspunkten beherrscht waren: das letzte Ziel war, die neu okkupierten Länder in solcher Weise an den Stamm des Reiches anzugliedern, dass eine wirksame Verteidigung gegenüber plötzlichen Angriffen ermöglicht und andererseits die Basis für weitere Expansion vorhanden war. Alle Anlagen sind von dem Geiste der Offensive beherrscht, selbst da wo, wie streckenweise in Germanien und Raetien, schon leichte Grenzsperren mechanischer Art sich finden. Diese letzteren erklären sich aus dem Bestreben, das damals schon als Nebenzweck dieser Anlagen hervortritt und später die Hauptsache wird: nämlich den Grenzverkehr zu regeln 3). Selbst die Städtegründungen in den Neuländern geschahen nach militärischen Gesichtspunkten. Die vorhergehende Epoche hatte die römische Stadt aus den Grenzgebieten noch ferngehalten)'): die Region der Lager

1) So Lachenmaier 210 ff.; vgl. dazu Fabricius ORL XXIV, 1905, Nr. 66a, Urspring, 29 ff.

2) v. Do., Arch.-ep. Mitt, aus Oesterreich XIII, 1890, 137 A. 49; Ders., Rhein. Mus. N. F. 48, 1893, 242 f.; Jung, Fasten 130 ff.

3) Hierauf deuten Stellen bei Tacitus wie Germ. 41, Hist. IV 64. 65, dazu Lachenmaier 232 f.

4) Die einzige Ausnahme, Augusta Rauricorum (Basel-Augst) oder, wie sie ursprünglich hiess, colonia Raurica, ist voraugustisch. CIL XIII 2 p. 51 f., Art. coloniae

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