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Gesagte gilt von jeder, auch der geistigen Luft oder Freude. Um wieviel weniger kann die sinnliche Lust - und an diese denken die alten und neuen Epikureer zumeist, welche die Lust als Endziel des Menschen bezeichnen unser Endziel sein! Die sinnlichen Lüfte und Genüsse haben wir mit den Tieren gemein, sie können also unmöglich das höchste Gut des Menschen ausmachen. Unsere vernünftige Seele verlangt nach höherer Speise. Die sinnlichen Genüsse haben noch niemand auf die Dauer vollkommen befriedigt. Das be= weist die Erfahrung Salomons und unzähliger anderer, die ihren Herzen keinen Genuß versagten, aber in allen schließlich nur Trübsal, Ekel, Überdruß und Geistesplage fanden. Wären endlich die sinnlichen Genüsse das höchste Gut des Menschen, so müßte auch der Mensch um so beffer sein, je mehr er sein Sinnen und Trachten auf die sinnlichen Genüsse richtet, was kein Vernünftiger zugeben wird.

3. Die inneren Güter der Seele sind: die Seele selbst nach ihrem substantiellen Sein; ferner ihre Fähigkeiten: Verstand, Wille und Gedächtnis; weiterhin die erworbenen Fertigkeiten: Wissenschaft, Kunst und Tugend; endlich die Betätigungen der Seele.

Daß die Substanz der Seele selbst nicht der Gegenstand unseres vollen Glückes sein kann, beweisen ihre Fähigkeiten. Diese sind gewissermaßen die Arme, durch welche die Seele die ihr mangelnden Güter außer ihr zu erfaffen und an sich zu ziehen sucht. Die Fähigkeiten haben die Eigenschaft von Werkzeugen der Seele. Also können weder die Seele selbst noch ihre Fähigkeiten das höchste Gut des Menschen sein. Die Fertigkeiten der Seele sind ihrer Natur nach zur Unterstützung der Fähigkeiten in ihren Lebensäußerungen hingeordnet, sie können also auch nicht das höchste Gut des Menschen sein. Die Betätigungen der Seele endlich sehen einen Gegenstand voraus, der die Seele befriedigt. Sie sind erst dann vollkommen, wenn sie das vollkommene Gut vollkommen erfassen.

Was im besondern die Wissenschaft anbetrifft, so weiß jeder, wie unvollkommen alles menschliche Wissen, selbst das des Gelehrtesten ist. All unser Wissen ist Stückwerk. Wie viel ungelöste und unlösbare Rätsel umgeben uns von allen Seiten! Und wie gering ist die Zahl derjenigen, die sich den Wissen= schaften widmen können! Wäre die Wissenschaft berufen, die Menschen glücklich zu machen, müßte dann nicht die große Masse der Adamskinder von vornherein am Glücke verzweifeln?

Auch die Tugend kann den Menschen nicht vollkommen beglücken. Faßt man die Tugend als Fertigkeit auf, so ist sie auf die tugendhafte Betätigung als Mittel hingeordnet. Wird sie aber als Betätigung aufgefaßt, so vermag sie das Herz durch sich allein nicht zu befriedigen. Sie hängt ganz von dem Gegenstand ab, auf den sie gerichtet ist. Wie viele Opfer, Mühen und Leiden find ferner oft gerade mit der vollkommensten Tugend verbunden! Wenn es jenseits und über der Tugend nichts Höheres gäbe, könnte dann diese den Menschen vollkommen befriedigen? Wäre sie dann wohl im stande, den Menschen zu dem Kampfe zu befähigen, den ihr Erwerb und ihre Bewahrung mitten unter den Verlockungen der Sinnenlust kostet?

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Es ist zwar bei neueren Moralphilosophen fast Mode geworden, die Tugend als das höchste Gut zu preisen. Der höchste Lohn der Tugend sei die Tugend oder das befriedigende Bewußtsein, das Rechte getan zu haben. Nicht am wenigsten sind es die Materialisten, die mit Dithyramben über den Wert der Tugend ihre Leser überschütten und fast mitleidig auf jene herabblicken, die nicht an der Tugend allein ihr Genüge finden. Nach G. v. Giżycki soll der Mensch das Bewußtsein, recht zu handeln, zum sittlichen Endziel seines Lebens machen. Dieses Bewußtsein soll er als das höchste Gut erstreben, das keine Macht ihm rauben kann, das seiner Seele Frieden und Freude gibt, was ihm auch begegnen möge" 1. Es soll ihn troz aller Mißgeschicke trösten und stärken, obwohl nach Giżycki mit dem Tode alles zu Ende ist. So können allerdings Gelehrte schreiben, die sich behaglich auf ihrem Sopha dehnen und um jeden Preis eine Sittenlehre zusammenstoppeln wollen nach dem Geschmack der „gebildeten Welt", der die althergebrachte Moral nicht mehr behagt. Wir möchten einmal sehen, wie sich diese Herren benähmen, wenn fie aus ihrer Stellung entlassen, von den Menschen zurückgesezt und empfindlich gekränkt, von Krankheit, Todesfällen, Entbehrungen schwer heimgesucht würden. Zwar steht Giżycki nicht an, zu schreiben: „Wenn er (der materialistische Weise im Sinne Giżyckis) krank wird, so weiß er, daß die Krankheiten ihm neue Pflichten bringen und deren Erfüllung ihn heiligen und stärken wird. Wenn der Tod ihm naht, so tröstet ihn der Gedanke an sein wohlverbrachtes Leben und seine Liebe zu den Überlebenden und deren Kindern und fernsten Kindeskindern. Wenn der Tod die ihm teuersten Wesen von seinem Herzen reißt, so weiß er, daß die ganze Menschheit der Gegenstand seiner Liebe sein sollte“ (!)2.

Ob es wohl Giżycki wagen würde, einem Sterbenden mit solchen Troftgründen zu nahen? Wir möchten ihn auffordern, einmal die Probe zu machen und einen von vieljährigem Siechtum geplagten Materialisten mit den Worten zu trösten: „Denke doch, daß die Krankheit dir neue Pflichten bringt und deren Erfüllung dich heiligen und stärken wird.“ Ja, was bedeutet denn „Pflicht“ und „Heiligung“ im Munde eines Menschen, für den mit dem Tode alles aus ist? Und wenn nun die lezte Stunde naht und ihn unerbittlich von allem, was sein Herz liebend umfaßte, für immer losreißt, da sage man ihm: „Freund, tröste dich mit dem Gedanken an dein wohlverbrachtes Leben und deine Liebe zu den Überlebenden und deren Kindern und Kindeskindern." Wir möchten glauben, Giżycki würde Scheu tragen, einen sterben= den Freund mit solchen Trostgründen zu behelligen. Die eignen sich bloß als Lückenbüßer in einer Moralphilosophie, für das wirkliche Leben sind sie unbrauchbar.

Und nun gehe man erst hinaus unter die großen Massen, deren Leben nichts ist als eine ununterbrochene Kette von Mühen, Leiden und Entbehrungen, und denen man allen Glauben an das Jenseits geraubt; man fordere sie auf, die schweren tagtäglichen Opfer ihres harten Berufes auf sich zu nehmen aus reiner Liebe zur Pflicht, um des „süßen Bewußtseins willen, das Rechte getan

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zu haben". Man lese ihnen die ethischen Rhapsodien Giżyckis vor, oder man sage ihnen mit D. F. Strauß: „Wer für sich selbst noch der Aussicht auf künftige Vergeltung als einer Triebfeder bedarf, der steht noch im Vorhofe der Sittlichkeit.. Die Seligkeit ist kein von der Tugend verschiedener Lohn, sondern diese selbst." 1 Werden wohl solche Redensarten auf die Massen Eindruck machen, denen man die Überzeugung beigebracht, daß nach dem Tode vom Menschen nicht mehr übrig bleibe als vom Affen? Der wäre jedenfalls sehr naiv, der aus Liebe zu solchen Phrasen sich auch nur einen Genuß versagte, bevor ihn der Tod für immer in Staub und Asche auflöst.

4. Alle genannten irdischen Güter vermögen nicht bloß einzeln genommen, sondern auch in ihrer Gesamtheit nicht den Menschen vollkommen zu beglücken. Die Gründe, um derentwillen die geschaffenen Güter zur Beseligung des Menschen nicht ausreichen, sind ihrem innersten Wesen entnommen, können also durch Anhäufung solcher Güter nicht gehoben werden. Übrigens ist auch eine solche Ansammlung aller irdischen Güter eine Unmöglichkeit. Wer hätte jemals alle geschaffenen Güter zugleich beseffen? Doch nehmen wir an, es gäbe einen Menschen, dem das Glück alle irdischen Güter in den Schoß geworfen: wäre dessen Herz wahrhaft befriedigt und beglückt? Die tägliche Erfahrung zeigt, daß mit der Zunahme irdischen Besizes das unruhige, gierige Streben nach größerem Besiz und Genuß nicht nur nicht abnimmt, sondern wächst. Aus dieser Tatsache können wir mit Fug schließen, daß auch der gleichzeitige Besitz aller Erdengüter den Menschen nicht vollkommen zu beglücken vermöchte. Denn wären sie der eigentliche Gegenstand, in dessen Besiz sein Herz volle Befriedigung finden sollte, so müßte mit der Zunahme des Besizes das Verlangen abnehmen, weil ja immer weniger zu verlangen bliebe.

Doch selbst zugegeben, es fände sich einmal ein bevorzugtes Glückskind, dem alles nach Wunsch erginge, was wäre damit für die große Masse der Menschen gewonnen, deren Leben ein beständiger Kampf mit Not, Entbehrung und Leiden ist? Sind denn nicht auch sie zum vollkommenen Glücke bestimmt??

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1 Der alte und der neue Glaube 84. An die obigen Worte fügt Strauß die Bemerkung: Die Seligkeit ist nicht die Folge von unserer Herrschaft über die Triebe, vielmehr fließt für uns die Kraft, diese zu bezwingen, aus der Seligkeit, die wir in der Erkenntnis und Liebe Gottes genießen". Wir führen diese Worte als charakteristisch für das Verfahren von Strauß und vielen seiner Gesinnungsgenossen an. Strauß behält den Ausdruck Gott und alle übrigen herkömmlichen Ausdrücke möglichst bei, schiebt ihnen aber einen ganz andern Sinn unter. Unter Gott z. B. versteht er nur das Universum. Wir halten ein solches Verfahren für wenig ehrenhaft, weil es nur dazu dienen soll, die herkömmlichen sittlichen und religiösen Begriffe zu fälschen. Es ist Bauern= fängerei in der Wissenschaft! Auch G. v. Giżycki bedient sich in seiner „gemeinverständlich dargestellten" Moralphilosophie dieser Taktik. Mit vielen Kraftstellen aus der Heiligen Schrift und der „Nachfolge Christi" sucht er wie mit Feigenblättern die Blößen seiner ganz atheistisch-materialistischen Sittenlehre zu verhüllen.

2 Von jeher", schreibt Spitta (Mein Recht auf Leben [1900] 131), „tönen die Klagen, und sie wollen nicht verstummen, die Klagen über die Unvollkommenheit der Welt und die Eitelkeit des menschlichen Lebens; die Weisen aller Zeit haben sie beklagt, immer aufs neue reizen sie das Nachdenken, und doch will kein Nachdenken ausreichen, sie erschöpfend zu erklären, oder gar die Mittel anzugeben, sie zu beseitigen.... Freilich diese Klagen tönen sehr verschieden; alle Unterschiede scheinen vertreten; jeder einzelne klagt

§ 3. Goff, das unendliche Guf, der notwendige Gegenstand der menschlichen Glückseligkeit.

Nur in Gott kann der Mensch sein vollkommenes Glück finden.

1. Diese Behauptung ergibt sich als notwendige Folgerung aus unsern bisherigen Erörterungen. Es muß einen Gegenstand geben, der den Menschen vollkommen zu beglücken vermag. Die geschaffenen Güter sind aber nicht im stande, ihm dieses Glück zu bringen. Also kann er nur in Gott vollkommen glückselig werden, Gott ist der notwendige Gegenstand der menschlichen Glückseligkeit. Die vernünftige Seele", sagt der hl. Bernhard sehr schön, „kann von den Geschöpfen wohl beschäftigt, aber nicht gesättigt werden." 1

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2. Die Betrachtung der menschlichen Natur führt uns zu demselben Schluffe (S. 89 f). Wie jede Fähigkeit, so haben Verstand und Wille einen angeborenen Trieb nach der Vollkommenheit, d. h. nach dem vollen Besitz ihres eigentümlichen Gegenstandes.

Der Verstand strebt seiner Natur gemäß nach der vollkommenen Erkenntnis der Wahrheit. Er will die Wahrheit nach dem ganzen Maße seiner Fähigkeit befizen. Nun aber geht die Fähigkeit des Erkennens über alles Ge= schaffene und Endliche hinaus. Der eigentliche Formalgegenstand unseres Verstandes ist nicht dieses oder jenes besondere Sein, sondern das Sein als solches, und deshalb wird der Verstand erst befriedigt ruhen, wenn er alles Sein und alle Wahrheit vollkommen erkannt hat. Wo findet sich nun alle Wahrheit vereint? Nur in Gott, der wesenhaften Wahrheit, dem lezten Quell und Grund aller Wahrheit. Also nur Gott allein vermag den Drang unseres Verstandes nach Wahrheit vollkommen zu befriedigen 2.

Der Verstand bleibt ferner nicht bei den Erscheinungen der Dinge stehen, er hat ein natürliches Verlangen, die Dinge aus ihren Ursachen und Gründen zu begreifen. In diesem Streben findet er erst dann vollkommene Befriedigung, wenn er die lezte, allgemeinste Ursache aller Dinge, soweit ihm möglich, vollkommen erfaßt hat. Diese lezte und allgemeine Ursache aller Dinge ist aber Gott, aus dem alles Sein hervorgeht und zu dem auch alles als zum lezten Ziele zurückstrebt. Nur die vollkommene Erkenntnis Gottes vermag also den Verstand völlig zu befriedigen.

anders und über anderes als der andere, jeden drückt etwas Besonderes, jeder hat seine Last und seine Mühe zu tragen, die ihm niemand abnehmen kann; auch klagt der eine laut und heftig und will sich gar nicht trösten lassen, der andere vergräbt sein Leid tief ins Herz hinein. . . . Welch eine ungeheure Linie von groben und feinen bis zu den feinsten Schattierungen liegt da vor uns aber daß wir unzufrieden sind, d. h. den vollen, ganzen Frieden nicht besißen, das ist wiederum eine Tatsache, die so alt ist als das menschliche Geschlecht.“

1 S. Bernard., Super Matth. 19, 27: Anima rationalis ceteris omnibus occupari potest, repleri non potest.

2 S. Thom., C. gent. 1. 3, c. 50: Nihil finitum desiderium intellectus quietare potest, quod exinde ostenditur, quod intellectus quolibet finito dato aliquid ultra molitur.

Dem Verstande entspricht der Wille. Wie der Verstand nur im voll= kommenen Besize aller Wahrheit, so kann der Wille nur im vollkommenen Besize alles Guten vollkommen glücklich werden. Alles Gute findet sich aber nur in Gott, dem unendlich Guten, dem Quell und Urgrund aller geschaffenen Güter. Alle endlichen Güter sind nur insoweit gut, als sie an der unerschaffenen Güte Gottes teilnehmen. Nur der Besiz Gottes allein vermag deshalb den nach allen Gütern dürftenden Willen vollkommen zu befriedigen. Nach ihm geht das sehnsüchtige Streben und Ringen des menschlichen Herzens 1. „Wie Zug= vögel, die nach der Sonne ziehen, so treiben unsere Seelen zu Gott, unserer Sonne" (Luise Hensel).

3. Der hl. Thomas gibt uns noch einen weiteren tiefsinnigen Grund für unsere Behauptung.

Alle geschaffenen Dinge haben von Natur die möglichste Verähn= lichung mit Gott zum Ziele ihres Strebens. Denn sie haben den natürlichen Trieb, sich zu vervollkommnen. Dieser Trieb ist aber ein Trieb nach größerer Verähnlichung mit Gott, weil alle Dinge durch ihre Natur mehr oder minder schwache Abbilder der göttlichen Vollkommenheit sind, der sie als ihrer vorbildlichen und wirkenden Ursache das Dasein verdanken. Außerdem ist das Streben nach Vollkommenheit ein Streben nach größerer Teilnahme an der Vollkommenheit Gottes, der die Quelle und das Vorbild alles Guten ist. In dieser Weise erreicht Gott durch das Wirken aller Dinge seine Verherrlichung, weil sie immer mehr die göttliche Vollkommenheit zur Darstellung bringen und verkünden, gleichwie ein Kunstwerk um so mehr zum Ruhme seines Meisters gereicht, je vollkommener es ist.

Hat nun jedes Geschöpf die möglichste Verähnlichung mit Gott zum Ziele, so ist es leicht, dieses Ziel zu bestimmen. Man braucht bloß zu fragen, wodurch es Gott, seinem Schöpfer, nach Maßgabe seiner Fähig= keit am ähnlichsten werde.

Dasselbe gilt auch vom Menschen, ja in noch höherem Grade, weil er nicht nur Gott ähnlich, sondern dessen Ebenbild ist. Sein Ziel muß dasjenige sein, wodurch er nach der Eigentümlichkeit seiner Natur Gott am meisten ähnlich wird. Dieses ist aber die Beseligung des menschlichen Verstandes und Willens im Besize des höchsten Gutes oder die vollkommene Erkenntnis und Liebe Gottes. Gott ist vollkommenes Erkennen und Lieben, und der eigentliche Gegenstand dieses Erkennens und Liebens, das= jenige, in dem er alles erkennt und um deffentwillen er alles liebt, ist seine eigene, unendlich vollkommene Wesenheit, der Urgrund alles Wahren und Guten. Der Mensch kann also auch erst dann Gott vollkommen ähnlich sein und ihn vollkommen verherrlichen, wenn er zur vollkommenen Erkenntnis und Liebe

1 Dieser Gedanke kehrt beim hl. Augustin und beim hl. Thomas oft wieder: Quod concupiscentia numquam satietur, ratio est, quia cor hominis factum est ad recipiendum Deum. Unde dicit Augustinus in 1. 1. Confess. c. 1: Fecisti nos Domine ad te, et inquietum est cor nostrum, donec requiescat in te." Id ergo quod minus Deo est, ipsum implere non potest; Ps 102: „Qui replet in bonis desiderium tuum“ (S. Thom., Opusc. 3 in 2 praecepta caritat. c. 28).

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