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Menschen zu Grabe tragen! Unwillkürlich rufen wir dem verstorbenen Mitmenschen einen Segenswunsch in die Ewigkeit nach, und der Schmerz der Trennung wird nur gelindert durch die frohe Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen in einer besseren Welt.

Fünfte Schlußfolgerung. Das höchste Gut dieses Lebens ist der tugendhafte Lebenswandel. In der Tugend besteht eben die notwendige Vorbereitung auf die Ewigkeit. Sie allein verhilft uns zum ewigen Heil. Nur in ihr besteht auch die Verherrlichung Gottes, um derentwillen wir hier auf diesem kleinen Planeten weilen. Daraus erklärt sich auch der alle irdischen Güter weit überragende Wert der sittlichen Güter. Der übel größtes ist die Schuld“, d. h. die Verlegung der sittlichen Ordnung. Die Tugend muß allen irdischen Gütern vorgezogen werden, und wir müssen bereit sein, eher alles Leid über uns ergehen zu lassen, als zum Verräter an der Pflicht zu werden.

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Doch nicht in der Ewigkeit erst zeitigt die Tugend ihre Früchte. Schon hienieden ist sie in jeder Lebenslage, besonders in der lezten Stunde, der sicherste und beste Trost. Es kann sein, daß alle irdischen Unternehmungen eines Menschen gescheitert sind, daß ihn Krankheit, Verfolgung, Unglücksfälle aller Art getroffen haben. Mit sinnlichem Auge betrachtet, war sein Leben wert- und erfolglos. Aber ihm bleibt der solideste Trost: er hat seine Pflicht erfüllt und seine höchste und erhabenste Aufgabe gelöst. Deshalb ist auch sein Leben weit davon entfernt, wertlos zu sein. Was er in Tränen gesät, wird er in Wonne ernten.

Sechstes Kapitel.

Das Gesetz des Todes.

Alles bisher über den Zweck des Erdenlebens Gejagte wird in noch helleres Licht treten, wenn wir einen Blick auf den Tod oder vielmehr auf die Kürze der Lebensdauer werfen.

Alles Leben auf Erden unterliegt dem Geseze des Todes. Das neu entstandene Leben entfaltet sich einige Zeit, hält sich für eine kurze Dauer auf derselben Höhe und beginnt dann wieder abzusterben, bis es völlig erlischt. Dieser Prozeß des Entstehens und Vergehens vollzieht sich bei den Lebewesen derselben Art durchschnittlich - von äußeren störenden Ursachen abgesehen in derselben, verhältnismäßig sehr karg bemessenen Zeit. Be= sonders glückliche Umstände können zwar bei einem einzelnen Individuum die Lebensgrenzen um ein kleines hinausschieben, aber die Durchschnittsgrenze ist nach allen bisherigen Beobachtungen eine völlig unverrückbare.

Woher kommt es nun, so fragen wir, daß für alle lebenden Wesen der Tod so bald, mit so unerbittlicher Regelmäßigkeit eintritt? Wir erwidern:

I. Das Gesez des Todes läßt sich nur teleologisch, d. h. als ein von einem vernünftigen Willen zu einem bestimmten Zweck ausgehendes Gesez begreifen.

1. Von darwinistischer Seite hat man keine Mühe gespart, um das so schnelle und unerbittliche Eintreten des Todes zu erklären. Denn kaum eine

Tatsache läßt sich mit der Entwicklungslehre so wenig in Einklang bringen als das Gesetz des Todes. Der Entwicklungsprozeß soll ja die Vermehrung und Vervollkommnung des Lebens zur Folge haben. Die am besten für den Kampf ums Dasein Ausgerüsteten behaupten den Kampfplay. Je höher wir also in der Stufenleiter der Geschöpfe emporsteigen, um so reicher und dauerhafter muß sich das Leben entfalten, und der Mensch müßte sich durch die Länge seines Lebens vor den übrigen Lebewesen auszeichnen. Dem ist aber tatsächlich nicht so.

Je tiefer wir in der Stufenleiter der Lebewesen hinabsteigen, um so länger wird durchschnittlich das Leben. Viele Pflanzen, wie z. B. die Adansonien auf den Kapverdischen Inseln, die Zedern des Libanon, erreichen ein Alter von weit über tausend Jahren. Im Tierreich begegnet uns nach glaubwürdigen Forschern nicht selten ein Alter von 200 Jahren und darüber 1. Beim Menschen aber heißt es: Die Zahl seiner Jahre sind 70, und wenn es hoch kommt, 80, und was darüber, ist Mühe und Schmerz. Also ist der Mensch weit entfernt davon, in Bezug auf Lebensdauer an der Spize des Entwicklungsprozesses einherzuschreiten.

Vielleicht wird entgegnet, man müsse nicht allein die Länge des Lebens, sondern auch dessen Inhalt, d. h. das Produkt aus Dauer und Intensität, in Betracht ziehen. Der Mensch erseze durch Intensität, was ihm an Dauer des Lebens gebricht. Aber diese Ausflucht hilft aus einem doppelten Grunde nichts.

Wie allen Lebewesen, so liegt dem Menschen vor allem daran, sein Dasein um eine Spanne zu verlängern. Selbst im Elendesten ist der Erhaltungstrieb so stark, daß er kein Opfer scheut, um sein armseliges Dasein zu fristen. Bleibt ihm die Wahl zwischen größerer Dauer und größerer Intensität, so wird er sich durchschnittlich unbedingt zu Gunsten der längeren Dauer entscheiden. Wie kommt es nun, daß trotz dieses so wirksamen Triebes die Lebensdauer bei den vollkommensten Wesen geringer ist als bei vielen niedrigeren ?

Es ist aber auch nicht richtig, daß die größere Intensität des Lebens eine kürzere Lebensdauer bedinge, oder daß notwendig an Dauer verloren gehe, was auf Intensität (Raschheit und Vielseitigkeit der Bewegung usw.) verwendet wird. Die Tatsachen widersprechen einer solchen Annahme. Die heißblütigen und schnelllebenden Vögel erreichen durchschnittlich ein viel höheres Alter als die Säugetiere und die Amphibien gleicher Körpergröße 2.

Noch auffallender erweist sich die Unfähigkeit der Entwicklungslehre, das Gesetz der kurzen Lebensdauer zu erklären, wenn wir die Menschen unter

1 So z. B. beim Elefanten, bei den Hechten, Adlern usw. Vgl. „Über die Dauer des Lebens", ein Vortrag von Dr Weizmann 3.

2 „Die Lebensdauer wird nicht allein durch die Größe des Tieres, die Kompliziert= heit seines Baues, die Raschheit seines Stoffwechsels bestimmt. Einer solchen Auffassung stellen sich die Tatsachen ganz bestimmt entgegen. Wie wollten wir es von diesem Standpunkt aus erklären, daß die Weibchen und Arbeiterinnen der Ameisen mehrere Jahre leben, während die Männchen kaum ein paar Wochen überdauern? Beide Geschlechter unterscheiden sich weder durch Körpergröße irgend erheblich noch durch Komplikation des Baues noch durch das Tempo des Stoffwechsels; fie sind nach allen diesen Richtungen als identisch anzusehen, und dennoch solch ein Unterschied in der normalen Dauer des Lebens" (Weismann ebd. 5 u. 12).

einander vergleichen. Sie läßt ja diejenigen am Leben, welche am besten zum Kampf ums Dasein ausgerüstet sind. Es müßte also hiernach die Lebens-dauer des Menschen in der Geschichte allmählich und stetig zunehmen. Dieser Annahme widersprechen aber wieder die Tatsachen. Soweit wir nach aufbewahrten geschichtlichen Angaben schließen können, scheint bei den ältesten Völkern viel häufiger ein hohes Alter erreicht worden zu sein als heute. Auch das Durchschnittsalter des Menschen scheint nicht zugenommen zu haben. Wenigstens hat Engel nachgewiesen, daß in Preußen zwischen 1820 und 1860 das Durchschnittsalter abgenommen habe 1. Wenn an andern Orten die mittlere Lebensdauer zu wachsen scheint, so kommt dies fast immer auf Rechnung äußerer Ursachen: größerer Vorsichtsmaßregeln, befferer Krankenpflege u. dgl., aber nicht auf Rechnung vererbter Anpassung oder größerer innerer Lebenskraft, wie dies nach dem Darwinismus der Fall sein müßte.

2. Die Vergleichung der verschiedenen Lebewesen untereinander hat uns gelehrt, daß das Gesetz der kurzen Lebensdauer als ein von einem Vernunftwesen ausgehendes Gesez anzusehen ist. Zu demselben Ergebnis gelangen wir, wenn wir fragen, warum denn überhaupt bei allen Lebewesen die Lebensdauer eine genaue bestimmte sei. Man hat schon behauptet, der Tod sei die notwendige Folge der Abnuzung der Organe oder bestimmter Veränderungen der Gewebe, welche sich regelmäßig einstellen, die Lebensfunktionen beeinträchtigen und sich immer steigernd schließlich den Tod herbeiführen. Aber diese Annahme allmählicher Abnuzung wird schon durch die Tatsache hinfällig, daß bei manchen Tieren, wie z. B. bei den Eintagsfliegen, vielen Schmetterlingen, der Tod nicht nach einer Altersperiode, sondern unmittel= bar nach der Eierablage eintritt. Wie kommt es ferner, daß der Organismus bis zu einer bestimmten, innerhalb derselben Art durchschnittlich gleichen Zeit die Abnuzung und Veränderung ausgleichen, ausbessern kann, von da an aber nach einem una bänderlichen Gesez die Lebenskraft allmählich abnimmt? Die Maschine nügt sich freilich ab, ohne sich selbst ausbessern zu können; der Organismus ist aber keine Maschine. Er baut sich selbst von innen heraus auf, erhält und verbessert sich. Warum vermag nun von all den Milliarden wohlgelungener Organismen auch nicht ein einziger sein Leben. gegen alle inneren und äußeren feindlichen Einflüsse zu behaupten? Vom Standpunkt rein mechanischer Anpassung ist diese Erscheinung unerklärlich 2.

Auch die begrenzte Vermehrungsfähigkeit der Zellen wurde schon als Todesursache bezeichnet. Aber warum ist diese Vermehrungsfähigkeit eine begrenzte? Warum kann sich die Zelle nicht mehr vermehren, nachdem sie sich hundertmal, ja tausendmal und darüber vermehrt hat? Diese Annahme erklärt also nichts. Die Tatsache, daß alle lebenden Organismen auch unter den denkbar günstigsten Umständen immer und überall nach derselben Durchschnittsdauer dem Tode verfallen, läßt sich nur vom teleologischen Standpunkt, als ein vom Schöpfer zu weisen Zweden erlassenez Gesez begreifen.

1 Vgl. Roscher, Grundlagen der Nationalökonomie 18, § 246, A. 5.

2 Vgl. hierüber Cathrein, Die Sittenlehre des Darwinismus, Freiburg 1885, 54.

Welches ist nun dieser Zweck?

II. 1. In Bezug auf die vernunftlosen Wesen ist der unmittelbare 3wed der kurzen Lebensdauer der Nußen der Art, der entfernte der Nußen des ganzen Universums, insbesondere des Menschen.

Im Pflanzen- und Tierreich sind die Einzelwesen mit eiserner Notwendig= keit an den Dienst der Art gekettet. Dieses allgemeine Erfahrungsgesetz be= stätigt sich auch in Bezug auf die Kürze der Lebensdauer. Nach Ausweis der Beobachtung sterben die Individuen durchschnittlich, sobald sie der Art ihre Dienste geleistet haben und unnüz geworden sind. Sie sollen lebenskräftigeren Nachkommen Plaß machen.

Das Wohl der Art erheischt nämlich das gleichzeitige Vorhandensein möglichst zahlreicher lebenskräftiger Individuen. Dieser Zweck sezt aber eine durchschnittliche kurze Lebensdauer der einzelnen Individuen voraus. Bei unbegrenzter innerer Lebensdauer wäre es kaum möglich, daß das Einzelwesen nicht bald an diesem bald an jenem Teil des Organismus eine bleibende, nicht wieder gut zu machende Schädigung erlitte. Es würde somit bei zunehmendem Alter immer unvollkommener und untauglicher für die Zwecke seiner Art 1. Hierzu kommt, daß bei unbeschränkter Lebensdauer fast aller Wechsel, alle Mannigfaltigkeit, alles jugendfrische Leben und Schaffen aus der Natur ver= schwände. Ein starres, trostloses, ermüdendes Einerlei würde bald alles be= herrschen. Welch wundervollen Anblick dagegen bietet uns das bunte, wechselvolle Leben um uns her, wie es das ewige Werden und Vergehen bedingt! Welch munteres, fröhliches Schaffen im Frühling, wenn nach langem Winterschlafe tausendfaches junges Leben in Flur und Wald der scheinbaren Erstarrung des Todes entquillt! Und wie der Frühling, so beruhen auch die übrigen Jahreszeiten mit ihren neuen Bildern und Freuden auf dem Geseze des Werdens und Vergehens. Selbst des Menschen Schaffen ruht auf diesem Geseze. Ein großer Teil der menschlichen Arbeit, besonders in Ackerbau und Viehzucht, hat die Leitung und Unterstützung der Naturkräfte zur Erzielung neuer Organismen zum Gegenstande.

2. Zu welchem Zweck ist aber dem Menschen selbst, dem Herrn und unmittelbaren Ziel der sichtbaren Schöpfung, eine so kurze Lebensdauer beschieden? Ein Zweck ist allerdings auch das Wohl des Menschengeschlechtes. Auch für das Menschengeschlecht als Art ist das zur Entwicklung notwendige jugendfrische Leben durch die Kürze des Lebens bedingt. Ohne den Tod hätten wir bald ein Menschengeschlecht im Greisenalter, das, allen Täuschungen, Hoffnungen und Begeisterungen der Jugend längst entwachsen, in behaglicher Ruhe das wenige zu genießen sucht, was diese Erde zu bieten vermag. Vor allem aber ruht das Familienleben auf dem Gesez des Todes. Was wäre die menschliche Gesellschaft ohne die Familie mit den tausendfachen innigen Banden, welche sie um die Herzen schlingt, mit den frohen und traurigen Wechselfällen, die sie den Sterblichen bringt, mit den organischen Gebilden, die ihr entsprießen? Die Familie hat aber den Tod zur Voraussetzung. Lichtete der Tod nicht beständig

1 Weismann, über die Dauer des Lebens 30.

die Reihen der Menschen, so wäre die Fortpflanzung durch die Familie bald nicht mehr notwendig, ja geradezu schädlich. Nur eine begrenzte Zahl kann auf unserem kleinen Planeten Nahrung und Herberge finden.

Aber nicht bloß um des Nußens der Art willen ist es dem Menschen festgesezt, so bald zu sterben. Das ist die unterscheidende Würde des Menschen, daß er nicht bloß Mittel für die Art, sondern auch in gewisser Beziehung Selbstzweck und bestimmt ist, zur eigenen vollkommenen Glückseligkeit zu gelangen. Alle irdischen Dinge sind dem ewigen Wohl des Menschen untergeordnet. Sie sind ihm nur die Unterlage für die sittliche Ordnung, durch die er sein ewiges Ziel erreicht. Dies gilt auch in Bezug auf den Tod. Der Mensch stirbt nicht an erster Stelle um des Nußens der Art willen. Der Tod hat vor allem teleologische Bedeutung für den Menschen selbst als Individuum.

Warum also wird der Mensch, die Krone der Schöpfung, so bald von diesem irdischen Schauplah abberufen? Warum sind ihm im Vergleich zu andern, niedrigeren Wesen hienieden so wenige Tage beschieden? Nur die theistische Weltansicht vermag diese Frage befriedigend zu beantworten. Der Mensch ist hienieden ein Pilger, welcher der ewigen Heimat zustrebt. Das irdische Leben ist nur ein Durchgangspunkt, eine Zeit der Vorbereitung und Prüfung. Es ist daher ganz angemessen, daß dasselbe nur eine kurze Dauer habe, die dem Charakter der Prüfungszeit entspricht.

Wer nicht von diesem Standpunkt das Erdenleben betrachtet, dem muß es unbegreiflich erscheinen, daß die kalte Hand des Todes so bald die schönste Blume der Schöpfung knickt. Ja der Gedanke mag ihn mit bitterem Unmut erfüllen, daß das Menschenherz, das mit tausend Fasern an diesem Leben hängt und so voll ist von Sehnsucht nach allem Großen, Guten und Schönen, so bald und für immer zu schlagen aufhören soll. Er wird sich einer düstern Verzweiflung hingeben und noch möglichst viel Erdengenuß zu erhaschen suchen, ehe er in den Abgrund des Nichts zurückgeschleudert wird.

Ganz anders urteilt, wer das Leben im Lichte der Ewigkeit betrachtet. Ihm ist es klar, daß die Kürze des Lebens ganz dem Zweck desselben als einer Vorbereitungszeit entspricht. Er begreift auch vollkommen, warum der Schöpfer alles so eingerichtet, daß Zeit und Umstände des Todes dem sterblichen Auge verborgen find. Wüßte der Mensch die Stunde seines Scheidens, so könnte er gar zu leicht versucht werden, sich einen großen Teil des Lebens nicht um seine oberste Aufgabe zu kümmern und ihr höchstens den letzten Rest seiner Tage zu widmen. Stark sind die Leidenschaften und zahlreich die Ver= lockungen zum Bösen. Sehr weise hat deshalb der Schöpfer Zeit und Umstände des Todes durch einen dunkeln Schleier verhüllt, damit wir beständig seiner Ankunft gewärtig seien. Seid bereit, weil der Menschensohn zu einer Stunde kommen wird, wo ihr es nicht erwartet." ,,Wachet, denn ihr wisset nicht, wann der Herr kommen wird."1 Der Tod kommt wie der Dieb in der Nacht.

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1 Mt 24, 44 42: Zu diesen leßten Worten des Evangelisten bemerkt der hl. HiIarius: Ut ignorantiam illam diei omnibus taciti non sine utilis silentii ratione Cathrein, Moralphilosophie. 1. 4. Aufl. 9

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