ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Sechster Artikel.

Verhältnis des sittlich Guten zum Endziel des Menschen.

I. Mit der menschlichen Natur und durch dieselbe treten die sittlich guten Handlungen, wie eben gezeigt wurde, in notwendige Beziehung zum Endziel des Menschen. Folgt nun daraus vielleicht, daß diese Beziehung zum Endziel die sittliche Gutheit der Handlungen ausmache oder daß das sittlich Gute begrifflich in der Nüßlichkeit in Bezug auf das Endziel des Menschen bestehe? Daß dem nicht so ist, ergibt sich klar aus allem, was wir über den Begriff des sittlich Guten bisher ausgeführt haben. Weil aber die gegenteilige Ansicht in neuerer Zeit Anhänger gefunden hat, so müssen wir dieselbe ein= gehender prüfen.

Mehrere Schriftsteller behaupten nämlich, die menschlichen Handlungen seien gut oder schlecht, weil und insofern sie das Endziel des Menschen fördern oder hindern. Danach besteht also die sittliche Gutheit und Schlechtheit der Handlung formell und begrifflich in ihrer Nüzlichkeit oder Schädlichkeit in Bezug auf das Endziel des Menschen.

Andere drücken sich etwas verschieden davon aus. Sie sagen: „Gut ist ein Wollen und Handeln, das mit dem Endziel des absoluten Willens im Einklange steht, die von ihm geforderte Vollkommenheit des Seins besigt, böse ein solches, das dieser höchsten Zielordnung widerspricht," 1 oder wiederum: „Gut ist eine Handlung, die das Endziel des Menschen „be= jaht," schlecht diejenige, welche dasselbe „verneint".

Die Frage, um die es sich in dieser Kontroverse handelt, ist nicht, ob die sittlich guten Handlungen irgendwie zum Endziel des Menschen beitragen müssen. Alle geben zu, daß die sittlich guten Handlungen das Endziel des Menschen fördern und fördern sollen. Die Frage ist vielmehr die, ob die Handlung notwendig nach der Absicht des Handelnden auf das Endziel gerichtet sein müsse, um gut zu sein, oder ob es genüge, daß sie ihrer Natur nach und mithin interpretativ zu diesem Endziele beitrage, ohne daß der Handelnde selbst diese Hinbeziehung auf das Endziel erkenne und erstrebe.

Stellen wir uns sozusagen auf den Standpunkt Gottes und betrachten wir das Handeln der Geschöpfe von diesem Standpunkt (theozentrisch), so ist klar, daß Gott alles zu seiner eigenen Verherrlichung und an zweiter Stelle zum ewigen Wohle der Menschen hinordnen mußte. Es kann also keine Handlung seinem Willen entsprechen, die diesem Zwecke nicht dient.

Anders muß die Antwort lauten, wenn wir uns auf den Standpunkt des Menschen stellen. Gott bewegt, wie alle Dinge, so auch den Menschen, durch seine Natur auf das Endziel hin. Sobald der Mensch seiner Natur entsprechend handelt, trägt er zur Verherrlichung Gottes und seinem eigenen Heile bei, auch wenn er bei den einzelnen Handlungen gar nicht an diese Beziehung seiner Handlung zum Endziele denkt, ja vielleicht gar nichts davon weiß.

1 Vgl. Prof. Mausbach, Der Begriff des sittlich Guten nach dem hl. Thomas von Aquin, Freiburg (Schweiz) 1898, 9.

Zuweilen im Leben muß der Mensch freilich ausdrücklich an sein Endziel denken und sich und all sein Handeln auf Gott als lezten Endzweck hin= ordnen, mit andern Worten: einen Akt der vollkommenen Liebe erwecken. Aber in Bezug auf die einzelnen Handlungen ist das nicht notwendig. Deshalb kann auch ein Ungläubiger, ein Atheist, ein verwahrloster Wilder manche sittlich gute Handlung vollbringen, obwohl er das Endziel vielleicht nicht kennt oder nicht daran denkt, jedenfalls die Handlung nicht auf dieses Endziel hinordnet.

Wir sagten: manche sittliche Handlung; denn die ganze sittliche Ordnung kann er nicht erkennen und noch weniger verwirklichen, ohne das Endziel des Menschen zu kennen. Das ergibt sich aus dem, was wir über die Norm des sittlich Guten (S. 169) gesagt haben. Um zu finden, was sittlich gut sei, muß man die menschliche Natur nicht bloß in sich betrachten, sondern auch in ihren Beziehungen zu den Mitgeschöpfen und besonders zu Gott, ihrem lezten Ziel und Ende. Ja diese Beziehung des Menschen zu Gott, seinem Schöpfer und Herrn, ist die höchste und wichtigste, der alle andern Beziehungen untergeordnet sind. Eine vollständige Erkenntnis der sittlichen Ordnung ohne Er= kenntnis des Endziels ist also unmöglich. Zu der richtig erfaßten Norm des sittlich Guten gehört auch die Erkenntnis des Endziels des Menschen. Daraus folgt aber nicht, daß das sittlich Gute formell in der Nüglichkeit in Bezug auf das Endziel des Menschen bestehe. Gut ist, was dem Menschen nach allen seinen Beziehungen zu Gott, seinem Endziel, zu sich selbst und zu seinen Mitgeschöpfen, angemessen und geziemend ist. Daß die sittliche Gutheit nicht in der Nüglichkeit der Handlung in Bezug auf das Endziel besteht, läßt sich leicht beweisen.

II. 1. Wer behauptet, eine Handlung sei formell insofern gut, als sie das Endziel des Menschen fördert, muß notwendig den wesentlichen Unterschied zwischen dem nüßlichen Guten und dem sittlich Guten (bonum utile et bonum honestum) fallen lassen. Denn eine Handlung sittlich gut nennen, weil und insofern sie das Endziel fördert oder zu demselben hinführt, heißt die fittliche Gutheit der Handlung in ihre Nüßlichkeit in Bezug auf das Endziel verlegen, dann gehört aber das sittlich Gute zum nüßlichen Guten und die bekannte auch von unsern Gegnern nicht bestrittene Einteilung des Guten in das bonum honestum, delectabile et utile wird unhaltbar. Höchstens könnte man das Gute zuerst einteilen in das bonum delectabile und bonum utile und lezteres unterabteilen in das bonum utile ad ultimum finem und das bonum utile ad alios fines. Es wäre dann auch falsch, was der hl. Thomas mit allen Scholastikern lehrt 1, der Begriff des Guten komme zuerst (per prius) dem bonum honestum zu, an zweiter Stelle dem bonum delectabile und erst an lezter dem bonum utile.

Man hat eingewendet, in Bezug auf das lezte Ziel könne man nicht von bonum utile reden. Allein das ist unrichtig. Zum nüßlichen Guten gehört alles, was nicht um seiner selbst willen erstrebt wird, sondern nur insofern es zu einem andern Gut verhilft (ut ducit in alterum). Nun sind aber die Handlungen nach unsern Gegnern nur insofern gut und werden nur insofern erstrebt, als sie zum letzten Ziele führen

1 S. th. 1, q. 5, a. 6 ad 3.

oder dasselbe fördern, mag man nun unter diesem Ziel die Ehre Gottes oder die Glückseligkeit des Menschen verstehen. Also gehören sie zum nüglichen Guten. Der Hl. Thomas, auf den sich unsere Gegner berufen, rechnet auch ausdrücklich die Be= ziehung der Handlung zum letzten Ziel zum bonum utile. Ipsa etiam virtus, quae secundum se honesta est, refertur ad aliud sicut ad finem, scil. felicitatem. Et secundum hoc idem subiecto est honestum et utile et delectabile. Sed ratione differunt. Nam honestum dicitur, secundum quod habet quandam excellentiam dignam honore propter spiritualem pulchritudinem; delectabile autem, in quantum quietat appetitum; utile autem refertur ad aliud1. Hier wird ausdrücklich die Beziehung der sittlichen Handlung zum lezten Ziel zum bonum utile gerechnet, und diese Beziehung als nicht zum Begriff des bonum honestum gehörig bezeichnet. Der hl. Thomas konnte kaum formeller gegen die von uns bekämpfte Ansicht Stellung nehmen, als es hier geschieht.

2. Die Ansicht, die Gutheit bzw. Schlechtheit der Handlungen bestehe in ihrer Nüglichkeit oder Schädlichkeit für die Erreichung des Endzieles, vermag nicht zu erklären, warum die verschiedenen Handlungen eine wesentlich (spezifisch) verschiedene Gutheit oder Schlechtheit haben. Die sittliche Gutheit eines Aktes der Barmherzigkeit ist wesentlich verschieden von der eines Aktes der Gerechtigkeit oder Mäßigkeit. Ebenso ist die Schlechtheit des Diebstahls wesentlich verschieden von der des Ehebruchs, der Verleumdung, des Meineides usw. Besteht aber die Schlechtheit der Handlung formell darin, daß sie das Endziel des Menschen hindert, so find die genannten Handlungen in Bezug auf die Schlechtheit nicht mehr wesentlich voneinander verschieden. Der Diebstahl, die Unzucht, der Mord kommen alle darin überein, daß sie den Menschen an der Erreichung seines Endzieles hindern, ihn davon abwenden. Also sind sie nicht wesentlich (spezifisch) voneinander verschieden. Dasselbe gilt mutatis mutandis von den sittlich guten Handlungen.

Oder wird man sagen, der Mord sei mehr verboten als der Diebstahl? Aber selbst wenn man das zugäbe, so würde daraus noch keine spezifisch verschiedene Schlechtheit sich ergeben. Das bloße Mehr oder Weniger ändert am Wesen der Sache nichts. Und dann, woher weiß ich, daß Gott überhaupt Diebstahl und Mord verbietet und den Mord mehr verbietet als den Diebstahl? Zur christlichen Offenbarung darf man hier nicht seine Zuflucht nehmen, da es sich um allgemein gültige Gebote des natürlichen Sittengesetzes handelt.

3. Die Kern- und Grundfrage bei Bestimmung des sittlich Guten und Bösen ist, wie wir schon oben (S. 174) gesagt, die Frage, worin die objektive

1 S. th. 2, 2, q. 145, a. 3.

2 Ähnlich sagt Thomas in 2 sent. dist. 21, q. 1, a. 3: Inter bona invenitur aliquod, quod est bonum simpliciter et per se, sicut bona honesta, quae tamquam fines appetuntur sui gratia, etsi in aliud ducunt; quia in omnibus honestis utilitas coincidit honestati, nisi in ultimo, quod propter se tantum cupiendum est. Warum find alle sittlichen Güter auch nüßlich? Weil sie zum lezten Ziele führen (in aliud ducunt). Diese Beziehung zum letzten Ziel gehört also nicht zum Begriff des sittlich Guten. Das letzte Ziel gehört ferner nach dem hl. Thomas zu den bona honesta. Warum? etwa weil es zum lezten Ziele führt? Das wäre eine absurde Antwort. Man muß also eine Definition des bonum honestum aufstellen, die auch auf das legte Ziel paßt.

Gutheit und Schlechtheit bestehe. Nun aber ist die Ansicht, welche die Gutheit formell in die Nüglichkeit in Bezug auf das Endziel verlegt, nicht im stande, die objektive Gutheit zu bestimmen und zu erklären.

Warum ist der Akt der Liebe Gottes für den Menschen sittlich gut? Die Antwort muß lauten: weil der Gegenstand dieses Attes, Gott selbst, das Ziel aller Ziele, ein sittlich guter ist. Warum ist aber Gott ein sittlich guter Gegenstand für die Liebe des Menschen? Offenbar kann man nicht antworten: weil er das Endziel des Menschen fördert; denn danach wäre ja Gott nur deshalb dem Menschen der Liebe wert, weil er ihm zum Endziele verhilft. Man kann auch nicht antworten: Gott sei ein sittlich guter Gegenstand der menschlichen Liebe, weil er vom Menschen sittlich gut geliebt werden könne; denn so bewegt man sich in einem fehlerhaften Kreis. Zuerst wird die Liebe Gottes gut genannt, weil Gott gut ist, und nachher wird Gott gut genannt, weil die Liebe zu ihm gut ist1. Die Antwort kann nur lauten: Gott ist ein sittlich guter Gegenstand für den Menschen, weil das höchste, unendliche Gut und Endziel aller Dinge ein angemessener, geziemender, entsprechender Gegenstand der Liebe des vernünftigen Geschöpfes ist2. Deshalb sagt der hl. Thomas allgemein: Prima bonitas actus moralis attenditur ex obiecto convenienti 3. Das gilt auch von der Liebe Gottes.

Ganz dieselbe Beweisführung könnten wir in Bezug auf die Liebe und das Verlangen nach unserer ewigen Seligkeit und von der Hoffnung auf dieselbe anstellen. Warum sind diese Willensakte gut? Weil sie ein gutes, ja das beste Objekt haben. Warum ist aber die ewige Seligkeit ein gutes Objekt für die Liebe und Hoffnung des Menschen? Kann ich etwa antworten, weil sie zum letzten Endziel führt? Nein; denn sie ist das Endziel. Man muß also eine andere Definition des sittlich Guten aufstellen, die auch auf das Endziel paßt.

1 Mit Recht sagt Suarez (De bonitate et malit. act. hum. disp. 2, sect. 1, n. 6): Deus est obiectum per se amabile ab homine rectissimo amore; non est autem ita amabilis Deus, quia amor, qui in ipsum tendit, rectus est, sed e contrario: quia Deus de se ita bonus est et ita amabilis, ideo amor, qui tendit in illum sub hac ratione rectus est; ergo haec bonitas obiectiva supponitur in ipso Deo, neque convenit illi per denominationem ab actu voluntatis, sed potius in suo genere est causa rectitudinis voluntatis.

2 Hören wir wiederum Suarez. Nachdem er erklärt hat, die objektive Gutheit bestehe nicht in der bloßen Vollkommenheit eines Dinges in sich, fährt er fort: Requirit ergo (bonum honestum obiectivum) aliquam convenientiam cum natura hominis; unde fit ut ipsum esse divinum si obiciatur homini ut sibi appetendum, non habeat rationem obiecti honesti, quia est quid homini improportionatum; si vero proponatur ut amandum Deo, sit obiectum honestissimum et proportionatum homini; ergo hoc honestum ut tale est, requirit formaliter convenientiam et proportionem cum natura rationali (De bonitate etc. a. a. D. sect. 2, n. 11). Und wiederum an einer andern Stelle: Deus aliter est bonum et finis hominis, et aliter lapidis, quia in eo alia est capacitas, quam sit in lapide. Quod ergo Deus sit homini conveniens (obiectum), significat in Deo perfectionem et connotat in homine capacitatem ... illud ergo obiectum honestum est tale, quale exigit dignitas seu capacitas naturae humanae secundum propriam inclinationem rationalem (ib. n. 17).

[ocr errors][merged small][merged small][merged small]

Warum ist die Liebe zum Gemeinwohl, das Bestreben es zu fördern, sittlich gut? Weil das Gemeinwohl ein sittlich gutes Objekt ist. Und was soll das heißen? Kann ich etwa antworten, das Gemeinwohl ist ein gutes Objekt, weil es mich oder andere zu meinem Endziele führt? Dann könnte ich das Gemeinwohl gar nicht um seiner selbst willen lieben, sondern nur insofern es zu andern Gütern nüglich ist, es wäre mithin gar kein bonum honestum mehr.

4. Die Ansicht, welche das sittliche Gute formell und begrifflich in die Nüglichkeit der Handlung in Bezug auf das Endziel oder in die Übereinstimmung mit dem Endziel verlegt, muß auch notwendig zu einem unerträglichen Rigorismus führen. Bei jeder einzelnen überlegten Handlung verfolgt der Mensch einen Zweck. Ist dieser Zweck nicht sittlich gut, so wird die Handlung schlecht. Sollen also unsere Handlungen gut werden, so müssen wir bei jeder einzelnen derselben einen sittlich guten Zweck haben1.

Was ist nun nach der Ansicht unserer Gegner erfordert, damit der Zweck unserer Handlung sittlich gut sei? Daß man bei jeder einzelnen Handlung, die nicht Gott selbst zum Gegenstande hat, irgendwie an die Beziehung dieser Handlung zum Endziel aller Dinge denke und dieselbe unter dieser Rücksicht bezwecke oder wolle. Sie sagen ja ausdrücklich, die geschaffenen Dinge seien aus sich nicht fähig, sittliche Gutheit im Willen zu erzeugen. Also solange wir ein irdisches Gut, z. B. das Wohlergehen des Nebenmenschen, um seiner selbst willen lieben und anstreben, ohne Rücksicht auf seine Beziehung zu Gott, haben wir noch keinen sittlich guten Zweck, handeln also nicht sittlich gut.

Daraus folgt nun zunächst, daß diejenigen schlechten Christen und Nichtchristen, die Gott zwar kennen, aber sich um ihn als das lezte Ziel gar nicht kümmern, auch nicht eine einzige sittlich gute Handlung vollbringen, ja in allen ihren Werken sündigen. Sie mögen aus Mitleid Almosen geben, manches aus Liebe zum Vaterland tun u. dgl., alles ist fündhaft, weil sie keinen sittlich guten Zweck haben. Ja, solange sie in dieser Gemütsverfassung bleiben und nicht sich selbst auf Gott hinordnen, können sie überhaupt kein natürlich gutes Werk vollbringen.

Noch schlimmer geht es den Ungläubigen und Atheisten, die das wahre Ziel des Menschen nicht kennen und deshalb auch nicht anstreben. Solange sie in diesem Zustand der Unwissenheit sind mag dieselbe auch schuldbar sein — sie sind sie absolut nicht im stande, auch nur ein einziges gutes Werk zu vollbringen; alle ihre Werke sind Sünden. Diese Folgerung enthält einen unerträglichen Rigorismus.

1 S. Thom. 1, 2, q. 18, a. 9: Oportet quod quilibet individualis actus habeat aliquam circumstantiam per quam trahatur ad bonum vel malum, ad minus ex parte intentionis finis. Cum enim rationis sit ordinare, actus a ratione deliberativa procedens, si non sit ad finem debitum ordinatus, ex hoc ipso repugnat rationi, et habet rationem mali; si vero ordinetur ad debitum finem, convenit cum ordine rationis, unde habet rationem boni. Necesse est autem quod ordinetur vel non ordinetur. Unde necesse est omnem actum hominis a deliberativa ratione procedentem, in individuo consideratum, bonum esse vel malum.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »