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a) Schon die aufrechte Stellung, die ihn vor allen übrigen Lebewesen auszeichnet, deutet darauf hin, daß wir in ihm nicht bloß ein höher entwickeltes Säugetier" vor uns haben. Selbst bei den entartetsten Völkerstämmen finden wir die dem Tiere versagte artikulierte Sprache, durch die der Mensch seine Gedanken und Absichten andern mitteilen kann. Ja manchmal treffen wir bei ganz niedrig stehenden, verwahrloften Völkern, wie z. B. bei den Buschmännern, eine höchst biegsame, formenreiche, feingebaute Sprache, „in deren Entwicklung ein unendlicher Betrag geistiger Arbeit aufzuwenden war" 1. Nur der Mensch gebraucht künstliche Waffen, die das Werk des erfindenden Geistes sind; nur er kennt das Feuer und die künstliche Zubereitung der Nahrung. Umsonst haben manche Anhänger der Entwicklungslehre, welche den Menschen zu einem bloßen höher entwickelten Wirbeltier" herabwürdigen möchten, nach Menschen in einem tierähnlichen Zustande gespürt. Wirklich hatte man schon im Eifer affenähnliche Menschen gefunden, „die in Horden beisammen leben, größtenteils auf Bäumen kletternd und Früchte verzehrend, die das Feuer nicht kennen und als Waffen nur Knüttel und Steine gebrauchen, wie es die höheren Affen zu tun pflegen" 2. Doch die schönen Phantasiegebilde zerrannen bald vor den Tatsachen. Heute ist kein ernster Völkerkundiger, der nicht zugäbe, daß nach unsern Kenntnissen auch die verkommensten Stämme durch eine unermeßliche Kluft von dem Tiere getrennt find 3. Auch das Schamgefühl, das bei allen Völkern sich findet *, dagegen allen Tieren gänzlich mangelt, beweist, daß der Mensch einen höheren Adel befizt. Wäre der Mensch ein reines Sinnenwesen, so ließe sich das Schamgefühl gar nicht erklären. Dieses sezt etwas Höheres und Vornehmeres in uns voraus, das durch gewisse uns mit den Tieren gemeinsame Verrichtungen sich sozusagen

1 Siehe Razel, Völkerkunde I (1885) 22 und 68. Auch von den Völkern Paraguays berichtet Dobrizhoffer (Historia de Abiponibus II, c. 16), daß man wahrhaft staunen müsse über das Kunstgemäße ihrer Sprache.

2 Bei Peschel, Völkerkunde® (1885) 136.

Eine der hervorragendsten Autoritäten auf diesem Gebiete, Johannes Ranke (Der Mensch, Bd II: Die heutigen und die vorgeschichtlichen Rassen, Leipzig 1887, 359), faßt das Ergebnis seiner Beobachtungen in folgende Worte zusammen: „Es existieren in der Gegenwart in der gesamten bekannten Menschheit weder Raffen, Völker, Stämme oder Familien, noch einzelne Individuen, welche zoologisch als Mittelstufen zwischen Mensch und Affe bezeichnet werden könnten.“ Ähnlich drückte sich R. Virchow auf der Naturforscherversammlung in Wiesbaden (21. September 1887) aus. Menschliche Überreste sind uns nach ihm erst aus der Tertiärzeit erhalten. Und diese Überreste beweisen, daß die diluvialen Menschen „keine unvollkommenere Organisation besaßen als unsere heutigen Wilden". „Nachdem wir in den letzten Jahren Eskimos und Buschmänner, Araukaner und Kirgisen in Europa gesehen haben, nachdem von allen den als niederste bezeichneten Raffen wenigstens Schädel zu uns gebracht sind, kann keine Rede mehr davon sein, daß irgend ein Stamm jeßiger Wilden wie ein Zwischenglied zwischen den Menschen und irgend einem Tier angesehen werden dürfte." Jüngst wurde der Pithecanthropus erectus, den der holländische Arzt Dubois auf Java gefunden, als das langgesuchte Mittelglied freudig begrüßt. Allein der 27. Anthropologentag zu Speier hat auch diese materialistischen Hoffnungen zu Schanden gemacht.

Siehe Razel a. a. O. I 62. Ähnlich sagt Schurz in seinen „Grundzügen der Philosophie der Tracht“: „Das Schamgefühl fehlt nirgends gänzlich, und dementsprechend auch wenigstens eine notdürftige Schamhülle."

erniedrigt fühlt und deshalb bestrebt ist, einen Schleier zu werfen über alle gleichsam unverdienten Erniedrigungen, die uns der Haushalt unseres tierischen Leibes auferlegt" 1.

b) Führte uns schon der Vergleich mit den übrigen Wesen der sichtbaren Schöpfung zur Annahme eines höher gearteten Prinzips im Menschen, so wird dies noch mehr der Fall sein, wenn wir seine Tätigkeiten genauer ins Auge faffen. Wie laut und deutlich spricht doch für die Geistigkeit der menschlichen Seele das Denken des Menschen, welches ihn so unermeßlich hoch über die Sphäre des Tieres hinaushebt. Dem Tiere fehlen alle geistigen Begriffe 2. Es weiß nichts von Ursache und Wirkung, von Notwendigkeit und Unmöglichkeit, von Zeit und Ewigkeit, von Tugend und Laster, Pflicht und Recht. Das ist ihm eine verborgene Welt, in die nur das geistige Auge des Menschen zu dringen vermag. Man frage das Tier, was Wahrheit und Schönheit sei, wie der pythagoreische Lehrsaz bewiesen werde, was es von den Keplerschen Planetengesezen, von dem Newtonschen Attraktionsgesetz, von der Zukunft des Telephons und der Elektrizität, von der Doppelwährung, von den Zukunftsplänen des Sozialismus halte. Auf alle diese und unzählige andere Fragen, die des Menschen Leben tagtäglich bewegen, wird es ewig stumm bleiben. Selbst der beschränkteste Mensch hat geistige Begriffe, er kann die Beziehungen der Dinge zueinander erfassen und sie beurteilen, er kann weinen und lachen. Aber noch kein Tier hat es zum Lachen gebracht, es sei denn, man wolle um jeden Preis das Grinsen des Affen für ein Lachen ansehen!

c) Dem Verstande entspricht der geistige Wille des Menschen, der nicht wie das sinnliche Begehrungsvermögen, das ihm mit dem Tiere gemeinsam ift, am Sinnlichen, Gegenwärtigen haften bleibt oder nur nach dem strebt, was man sehen, riechen, hören, betaften und schmecken kann. Der Wille des Menschen strebt über das Sinnfällige hinaus zu höheren, idealen Gütern. Ja gerade auf diesem höheren Gebiete liegen die vorzüglichsten Gegenstände seines Strebens: Wahrheit, Ehre, Ruhm, Tugend, Schönheit, Ordnung, und wie die übersinnlichen Güter alle heißen. Noch mehr, über alle die vergänglichen Güter hinaus strebt er nach Unsterblichkeit, nach unwandelbarem, nie endendem, vollkommenem Glück. Darum pflanzt er so gerne noch am Grabe ein Zeichen der Hoffnung auf.

Wie ganz anders in der Tierwelt! Auch das Tier sieht das Funkeln des Sternenhimmels in stiller Nacht. Aber in seiner Brust regt sich keine Sehnsucht nach einer höheren, besseren Welt, nach einem ewigen, nie endenden Glück. Den Materialisten kann man mit Recht fragen, wie sollten Stickstoff und Sauerstoff, mögen sie noch so künstlich verbunden sein, dazu kommen, an Gerechtigkeit, Wahrheit und Unsterblichkeit Geschmack zu finden?

d) Hätte der Mensch übrigens nichts als das Selbstbewußtsein, der Adel seiner geistigen Seele wäre zweifellos. Nur der Mensch allein vermag

1 Peschel a. a. D. 179.

* Allerdings leugnen das viele Materialisten, aber nur deshab, weil fie körperliche Bewegungen für geistige Begriffe ausgeben. A. Herzen z. B. scheut sich nicht, in seinen Grundlinien einer allgemeinen Phyfiologie“ (S. 11) zu behaupten: „Ideen bestehen aus Gruppen und Reihen von Muskelzusammenziehungen."

sich als einheitlichen Träger aller Lebenserscheinungen zu erkennen und zu sich selbst zu sagen: Ich. Mitten im Wechsel aller Erscheinungen in uns wissen wir, daß wir dasselbe Einzelwesen sind und bleiben, und daß wir die Verantwortlichkeit für unsere Handlungen tragen. Mit Recht hat jemand gesagt, er werde vom Pferde steigen, sobald dieses zu sich selber spreche: Ich.

e) Die geistigen Kräfte des Verstandes und Willens sind die Schwungräder, denen das Menschengeschlecht seinen erstaunlichen Fortschritt auf allen Kulturgebieten verdankt. Im Tierreich ist alles an die starre Schablone gebunden. Der junge Vogel macht sein erstes Nest ebenso vollkommen als sein leztes, und die Vögel von heute verstehen ihr Handwerk nicht besser als ihre Vorgänger vor Jahrtausenden. Das Tier leistet Kunstvolles, aber es hat selbst kein Bewußtsein davon. Ein Weiserer hat für es gedacht und ihm den unbewußten Kunsttrieb in die Natur gelegt. Vom Instinkt getrieben, muß es zur Verwirklichung des Weltplanes ausführen, was ihm vom obersten Werkmeister zugewiesen ist. Der Mensch aber nimmt mit Bewußtsein an der Verwirklichung dieses Planes teil. Er kann sein eigenes Tun und Lassen überdenken, sich neue Ziele sehen und neue Mittel dazu erfinden, immer mehr die gesamte Natur seiner Herrschaft unterwerfen und so von Stufe zu Stufe in der Kultur fortschreiten. Kein Tier ist, rein physisch betrachtet, so wenig zum rauhen Kampf ums Dasein befähigt als der Mensch, aber zum Ersaß ist diesem die Vernunft gegeben, die ihn zum Herrn der Erde stempelt. Selbst die verborgenen Kräfte der Erde müssen ihm dazu dienen, seine Gedanken von Pol zu Pol zu tragen, über Flüsse und Meere baut er seine Brücken und Straßen, und die Blize des Himmels weiß er unschädlich zu machen1. Wir

1 Wir können es uns nicht versagen, die herrlichen Strophen hierherzusehen, mit denen Sophokles in seiner Antigone (332 ff) die Herrschaft des Menschen über die Natur schildert:

Vieles Gewalt'ge lebt, doch nichts

Ist gewaltiger als der Mensch.
Denn selbst über die düstere

Meerflut zieht er, vom Süd umstürmt,
Hinwandelnd zwischen den Wogen
Den rings umtosten Pfad.

Die höchste Göttin auch, die Erde,

3wingt er, die ewige, nie fich erschöpfende,

Während die Pflüge sich wenden von Jahr zu Jahr,

Wühlt sie durch der Rosse Kraft um.

Flüchtiger Vögel leichten Schwarm
Und wildschweifende Tier' im Wald,
Auch die wimmelnde Brut des Meeres
Fängt er, listig umstellend, ein

Mit nezgeflochtenen Garnen,

Der vielbegabte Mensch,

Bezähmt mit schlauer Kunst des Landes

Bergedurchwandelndes Wild, und den mähnigen

Nacken umschirrt er dem Roß mit dem Joche rings

Wie dem freien Stier der Berghöhn.

Und das Wort und den luftigen Flug
Des Gedankens erfand er, ersann

rühmen uns der großartigen Fortschritte, deren Zeugen wir sind, und mit Recht. Aber indem wir diese Fortschritte freudig anerkennen, wollen wir nicht den Urheber derselben zum bloßen Säugetier erniedrigen.

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5. Der Mensch ist also nicht bloß, wie der Materialismus will, die Summe von Eltern und Amme, von Ort und Zeit, von Luft und Wetter, von Schall und Licht, von Koft und Kleidung" (Moleschott). Die materialistische Auffassung des Menschen ist nicht der Teil eines philosophischen Systems, sondern der Bankrott der Philosophie.

Ebenso unhaltbar als der Materialismus ist auch der Pantheismus, der alle lebenden und leblosen Wesen um uns her nur als Veränderungen und Erscheinungen einer einzigen, alles umfassenden Substanz ansieht. Scheinbar ist der Pantheismus das Gegenteil vom Materialismus, indem dieser die ganze Welt in eine Unzahl von Atomen auflöst, die bloß äußerlich durch Anziehung und Abstoßung zusammenhangen, während der Pantheismus alles Seiende in ein einziges Wesen zusammenschmelzt. Im Grunde berühren sich aber doch beide Systeme gar sehr und führen zueinander über.

Die Unhaltbarkeit des Pantheismus ergibt sich a) schon aus seinem schreienden Widerspruch mit der Tatsache des Bewußtseins. Jeder vernünftige Mensch ist sich in der unzweideutigsten Weise bewußt, daß er von allen übrigen Menschen und noch viel mehr von den andern Naturwesen gänz= lich verschieden ist, daß er als selbständiges, unabhängiges, von allen übrigen getrenntes Einzelwesen für sich besteht. Wenn jemand einen andern wegen Betrugs oder Beschimpfung vor Gericht belangt, so seht er voraus, daß er sich nicht selbst betrogen und beschimpft habe. Wer einen Adler hoch über dem Bergesgipfel sich wiegen sieht, weiß, daß er der Wahrnehmende, der Adler aber der wahrgenommene Gegenstand ist, und daß sie beide voneinander verschieden sind. Die folgerichtige Alleinslehre muß das alles in Abrede stellen.

b) Sie muß deshalb auch zu den unsinnigsten Annahmen führen. Gott muß gewiß als überaus vollkommenes, weises und heiliges Wesen gedacht werden. Gerade um die Einheit, Schönheit, Ordnung und Harmonie des Universums zu erklären, nimmt der Pantheismus einen einheitlichen, alles durchdringenden, denkenden und wollenden Urgrund des Universums an. Was wird aus diesem Wesen in seinem System? Seht, wie es sich hier als Erde um die eigene Achse dreht, dort als Sturmwind daherbraust, wieder an einer andern Stelle als tobender Strom die Länder überschwemmt und die Menschen, d. h. sich selbst, in den Fluten begräbt. Hier leidet es auf dem Krankenbette an der Gicht oder am Podagra, dort wird es als Kind geboren oder als Leichnam zu Grabe getragen. In dem einen ist es ein christlicher Heiliger, in dem andern ein Gotteslästerer oder Wüstling, im dritten tobt es als Wahn

Staatordnende Sazungen, weiß dem ungaftlichen
Froste des Reifes und

Zeus' Regenpfeilen zu entfliehn;

Überall weiß er Rat;

Ratlos trifft ihn nichts

Zukünftiges; vor dem Tode nur

Späht er tein Entrinnen aus.

sinniger und hält sich für den Kaiser von Rußland, wieder in einem andern muß es als Meineidiger oder Ehebrecher ins Zuchthaus wandern. Doch hören wir auf. Beffer keinen Gott als einen solchen pantheistischen, der unser Mitleid verdient.

§ 2. Der Mensch als Verson.

1. Der Mensch ist nicht bloß ein Knäuel von Atomen und Massenteilchen, wie der Materialismus will; er ist auch nicht eine bloße Erscheinung einer einzigen, alles umfassenden Substanz im Sinne des Pantheismus; sondern er ist ein von allen übrigen getrenntes, selbständiges, in sich bestehendes Wesen, mit andern Worten: er ist eine Substanz, ein Individuum. Er ist auch nicht mehrere Substanzen, sondern eine einzige, freilich aus verschiedenen Bestandteilen, aus Leib und Seele zusammengesezte Substanz. In dieser Beziehung kommt dem Menschen alles zu, was sich auch in anorganischen Wesen aus dem Begriff der Substanz und des Individuums ergibt.

2. Der Mensch ist jedoch nicht bloß eine Substanz wie jede andere, er ist eine organisierte Substanz oder ein einheitlicher, lebendiger Organismus. Unter Organismus versteht man ein zusammengeseztes Wesen, dessen einzelne Teile Werkzeuge (oprava) des Ganzen, also nicht um ihrer selbst, sondern des Ganzen wegen vorhanden sind. Dieser Bedeutung entsprechend haben die einzelnen Teile eine von den übrigen verschiedene Struktur und Tätigkeit und einen eigenen unmittelbaren Zweck, sind aber dem Wohle des Ganzen untergeordnet, so daß sie durch gegenseitige Hilfe zur Erreichung eines gemein= samen Zieles geordnet zusammenwirken. In der Pflanze z. B. haben die Wurzeln, Blätter, Blüten usw.' einen eigenen, unmittelbaren Zweck und dem= entsprechend auch eine von den übrigen verschiedene Beschaffenheit. Die Wurzel hat die Aufgabe, den Nahrungsstoff für die ganze Pflanze aus dem Boden zu saugen. Dieser Aufgabe entspricht ihrer Einrichtung. Doch ist die Tätigkeit der Wurzel dem Wohle der ganzen Pflanze untergeordnet, und von dieser Unterordnung hängt auch ihr eigenes Gedeihen ab. Ähnliches gilt von den übrigen Teilen. Alle Teile wirken in dieser Weise in gegenseitiger Unter- und überordnung zu einem einheitlichen Zweck zusammen. Es scheint uns selbstverständlich, daß die innere Zusammenfassung so verschiedenartiger Teile zu einem einheitlichen Ganzen, welches sich von innen heraus entwickelt, ergänzt und vermehrt, nicht nur einen weisen Werkmeister, sondern auch ein inneres, alle Teile zusammenfassendes, einheitliches Prinzip voraussezt. Erst dieses Lebensprinzip verleiht dem Ganzen die von innen herauskeimende, einheitliche Lebenstätigkeit und macht es zum einheitlichen Träger aller seiner Tätigkeiten.

Ein Blick auf den Menschen zeigt uns, daß auch er ein einheitlicher, lebendiger Organismus ist. Ja selbst in Bezug auf leibliche Organi= sation steht der Mensch an der Spize der ganzen sichtbaren Natur. Im ganzen genommen ist sein Organismus der vollkommenste und schönste licher Hinweis auf den höheren Zweck, den er erfüllen soll, nämlich der geistigen Seele als Wohnung und Werkzeug zu dienen.

ein deut=

3. Das Lebensprinzip des Menschen ist nicht ein von dem Stoff in seinem Sein und Wirken innerlich abhängiges wie beim Tiere, sondern die geistige,

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