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respektiert werden. Zu denselben gesellen sich die Pflichten der Hingabemoral. „Steht das Wollen unselbstischen Wertes höher als das Wollen selbstischen Wertes, so ist notwendig das am meisten selbstlose Wollen das sittlichste." Der Fremdwert ist vorzuziehen, der uns und andern Menschen der gemeinsamste sein kann“. Der höchste Beruf ist der gemeinsamste, der Dienst für ein soziales Ganzes"; oder für das Kulturideal, „das Ideal eines Staatslebens, das in seinen Zielen und Einrichtungen den Sittlichkeitsgedanken verkörpert“. „Die Lehre, daß ein solches Staatswesen Selbstzweck, daß es der höchste Zweck sein müsse, möge Impersonalismus heißen." Der Gegensatz dazu ist der Individualismus, dem das menschliche Individuum als Selbstzweck gilt. Der Impersonalismus allein hat Recht. „Erst daß Menschen, jeder in seiner eigenen Art, Träger (Sittlichkeit) und Hervorbringer (Kunst und Wissenschaft) ideeller Güter find, macht nach ihm ihr Leben wertvoll und für die sittlichen Gemeinwesen fostbar."

"So endet die Nachforschung über das höchste Gut damit, daß ein Ideal aufglänzt. Nicht auf Übererden und Paradiese weist es, sondern legt seinen Ewigkeitsgehalt in das Diesseits.... Der höchste Zweck, den es für Erdgeborne gibt, sind nicht andere Erdgeborne, sondern blühende Gemeinwesen. Sie werden blühen, wenn das reine Gefallen an menschlicher Sittlichkeit und durch dieses der Geist der selbstlosen Hingabe und Gerechtigkeit in ihnen regiert."

„Einigkeit und Recht und Freiheit find des Glückes Unterpfand,

Blüh im Glanze dieses Glückes, blühe deutsches Vaterland.“ 2

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Troß seines voluntarischen Apriorismus“ kommt Schwarz mit seinem Systeme schließlich auf den Wundtschen Evolutionismus, der die höchste sitt liche Aufgabe des Menschen in der Hingabe an die Kulturförderung der Menschheit erblickt. Der sittliche Mensch sieht sich nur als Mittel und Brücke für das Ideal eines Staatswesens an, das in seinen Zielen und Einrichtungen den Sittlichkeitsgedanken verkörpert. Das heißt den Menschen degradieren. Alle gesellschaftlichen Einrichtungen müssen schließlich dem Menschen, dem Könige und Endziel der ganzen sichtbaren Schöpfung, dienen, nicht umgekehrt.

Es ist erfreulich, daß Schwarz an dem Glauben an den persönlichen außerweltlichen Gott, den Unendlichen, den Schöpfer aller Dinge, festhält und im Menschen das Geschöpf und Ebenbild Gottes erblickt. Es gehört heute schon ein gewisser Mut zu diesem offenen Bekenntnis. Aber von diesem Standpunkt begreift man nicht, wie er den lezten und höchsten Zweck in das Diesseits, und zwar in die Kulturförderung verlegen kann. Der Unendliche, welcher der Inbegriff und Urquell alles Guten ist, muß auch notwendig das Endziel aller Dinge sein 3. Und wozu hat der Schöpfer dem Menschenherzen diesen unstillbaren, nimmer ruhenden Drang nach vollkommenem Glück eingepflanzt? Wollte der Allgütige den Menschen nur necken und äffen? Denn daß ein wahres vollkommenes Glück in dem kurzen und wechselvollen „Diesseits“, welches mit Todesangst und Verwesung endet, nicht zu finden ist, wird wohl niemand leugnen.

Der wahrhaft Sittliche will nach Schwarz gar kein Glück für sich, weder das irdische noch das himmlische, ja es wird ihm „das eigene Glück zum Ekel“. Wo finden sich solche Menschen? Es mag sein, daß jemand aus reiner Liebe

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zu Gott in Augenblicken höchster Begeisterung bereit wäre, alles, selbst seine Seligkeit, - wenn das möglich wäre, was es tatsächlich nie ist — zu opfern, aber Menschen, die aus Liebe zum abstrakten Kulturideal allem entsagen, sich selbst zum reinen Opfer bringen, deren gibt es wohl nicht. Sich rein unpersönlichen Kulturintereffen zum Opfer zu bringen, hieße jedenfalls sich zum reinen Toren" machen.

itbrigens ist es nur Schein, daß der Schwarzsche Heilige ganz auf sein Glück verzichte. Er handelt aus reinem Gefallen am richtigen Wählen. Dieses ungesättigte Verlangen will er befriedigen. Naturam expellas furca, tamen usque recurret.

Recht befremdlich klingt vom Schwarzschen Standpunkt die Behauptung, daß die Erfüllung der sittlichen Aufgabe der einzig mögliche Gottesdienst sei, daß es also keinen direkten Gottesdienst gebe, durch den wir Gott unsere Ehrfurcht, Anbetung, Liebe usw. bezeugen. Diese Behauptung wird überall als selbstverständlich hingestellt ohne jede Spur von Beweis. Schwarz weiß doch wohl, daß die Menschheit von jeher allgemein ganz anders gedacht und gehandelt hat. Und wenn Gott unser Schöpfer und Herr ist, der uns nach seinem Ebenbilde geschaffen, ist es dann nicht billig und recht, ja notwendig, daß wir ihn über alles lieben, uns ihm unterwerfen, ihm immer ähnlicher zu werden suchen? In Gott hat der Mensch sein höchstes Ideal, und zwar nicht ein erträumtes und problematisches, sondern ein wirkliches, dessen Besiß ihn einst vollkommen beglücken soll.

Auch die psychologische Grundlage, von der Schwarz ausgeht, halten wir für unrichtig. Der Wert soll nicht eine Eigenschaft in den Dingen sein, sondern vielmehr eine Eigenschaft, die wir den Dingen beilegen. Durch unsere subjektiven Akte des Gefallens und Mißfallens, des analytischen und synthetischen Vorziehens prägen wir Werte. Das heißt das richtige Verhältnis auf den Kopf stellen. Wenn ich einem gefunden Pferde einen höheren Wert beilege als einem kranken, und einem Gemälde eines Raphael einen höheren als dem eines gewöhnlichen Malers, so bin ich mir sehr wohl bewußt, daß dieses Urteil in den Dingen selbst seinen Grund hat; seine Richtigkeit hängt von der Übereinstimmung mit der objektiven Wahrheit ab. Und nun gar diese Akte des analytischen und synthetischen Vorziehens! Damit der Wille, der aus sich blind ist, sich betätigen könne, muß ihm doch der Verstand ein Ding als gut und begehrenswert hinstellen, und dieser Wert des Dinges kann nicht von unserem Willen abhangen.

Schwarz nimmt deshalb zu dem synthetischen Vorziehen seine Zuflucht, weil er meint, „Erwägungen“ könnten uns nicht dazu führen, immer Person= werte über Zustandswerte und Fremdwerte über Eigenwerte zu sehen. Das können wir nicht zugeben. Daß das Ganze mehr wert ist als der Teil und der höhere, vernünftige Teil mehr wert als der sinnliche, vermag doch wohl die Vernunft mit Sicherheit zu erkennen. Deshalb ist das Wohl des Teiles dem des Ganzen unterzuordnen und das Wohl des sinnlichen Teiles dem des vernünftigen. Was sodann die Fremdwerte angeht, so läßt sich ihre Bedeutung leicht aus der Natur des Menschen ableiten. Der Mensch ist seiner Natur nach ein soziales Wesen und deshalb ist ihm auch alles mit dem Gesellschafts

leben unvereinbare Handeln böse; dagegen ist ihm das Handeln gut und angemessen, welches zur Erhaltung und zum Gedeihen der Gesellschaft notwendig 1.

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Wir freuten uns schon, in Schwarz einem Anhänger der Willensfreiheit zu begegnen. Und wer seine Ausführungen im Werke: „Das sittliche Leben" liest, muß glauben, er sei ein echter Anhänger der Willensfreiheit. Wie aber aus seiner Psychologie des Willens zur Grundlegung der Ethik" hervorgeht, ist diese sittliche Freiheit keine wahre Freiheit. Schwarz nennt seine Lehre insofern indeterministisch, als sie den Motivzwang für den Willen ablehnt; der Wille wird nicht durch äußere Motive zu einem bestimmten Wollen genötigt, er nennt sie aber auch deterministisch, insofern die höheren Willensakte durch Normzwang determiniert werden. Normzwang regiert unser Vorziehen. Unser höheres Wollen ist determiniert und soll determiniert sein, und zwar durch einen Zwang, dessen Macht wir nicht als Naturwesen, sondern als geistige Wesen im tiefsten Grunde spüren 2. Die höheren Denk- und Willensakte üben wir, weil wir nach eigenem inneren Gesetz so denken und vorziehen müssen“ 3. Sittliche Freiheit heißt also für Schwarz soviel als Freiheit vom Motivzwang, aber keineswegs Freiheit vom Normzwang. Diesem unterliegt der Wille unweigerlich wie das Denken den logischen Gesezen. Damit ist jede wahre Freiheit geleugnet. Denn ob der Stein durch äußere Gewalt oder durch innere Schwere zu Boden gedrückt werde, ändert an der Notwendigkeit nichts.

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§ 3. Werftheorie und Ethik.

Wie Schwarz will auch C. v. Ehrenfels, ein anderer Schüler Fr. Brentanos, die Ethik auf der Psychologie und insbesondere auf der psychologischen Werttheorie aufbauen. Die Ethik ist ihm ein Zweig der Wert= theorie. Auch in der Ethik haben diejenigen Dinge Wert, die wir begehren. Deshalb sucht er durch Analyse der Erfahrung zu ermitteln, welche Handlungen von uns ethisch gewertet" werden, und kommt zum Resultate: „Sittlich gut resp. böse werden jene Verhaltungstendenzen genannt, deren Vermehrung unter einem größeren Kreise von Mitlebenden für deren Wohl förderlich resp. schädlich, deren Verminderung schädlich resp. förderlich sein würde."5 Müssen wir also in jedem Falle untersuchen, welche Tendenzen diese Eigenschaften haben? Nein, antwortet v. Ehrenfels. Denn im Laufe der Erfahrung werden zur Entlastung des Intellekts" Marimen gebildet, d. h. es werden aus den Einzelfällen diejenigen Verhaltungsweisen konstruiert, die zum Ziele geführt haben und der Entschluß gefaßt, in Zukunft diesen Regeln (Marimen) gemäß zu handeln. Die Gewissensregungen sind lust- oder unlustvolle Gefühle, welche zum Teil als Begleiterscheinungen der ethischen Wertungen entstehen, insofern der Wertende wegen moralischer oder unmoralischer Handlungen Zuneigung oder Abscheu gegen sich selbst faßt. Sie ergeben sich aber auch aus

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• System der Werttheorie. Bd I: Allgemeine Werttheorie. Psychologie des Begehrens; Bd II: Grundzüge der Ethik (1897-1898).

5 Ebd. II 67.

der psychischen Nachahmungstendenz, indem man ethische Wertungen, die zuerst auf andere gerichtet waren, nun auch auf sich selbst anwendet.

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Zu den Ursachen des Gewiffens gehören auch die „metaphysischen Überzeugungen". Solche überzeugungen wirken besonders dadurch, daß sie den Menschen durch den Ausblick auf die fernste Zukunft eine hoffnungsfrohe, teilnahmsvolle Grundverfassung des Gemütes ermöglichen“ 1. Dazu ist der Glaube an die persönliche Unsterblichkeit nicht nötig, wenn man nur die Überzeugung von der Ewigkeit des Psychischen überhaupt und seines Entwick lungsganges nach einer ihnen wunschgemäßen Richtung" befißt und den „Glauben an die Unvergänglichkeit der psychischen Wirkungen alles individuell Erlebten". Ohne dieses Minimum metaphysischer überzeugungen geht dem Menschen mit der inneren Freudigkeit zugleich eine der kräftigsten Nährwurzeln moralischer Ausbildung verloren". Dieses Minimum ist auch der einzig berechtigte Kern der bisherigen Dogmensysteme.

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Erwähnt sei noch eine eigentümliche Schlußfolgerung, zu der v. Ehrenfels in seinem Systeme gelangt. Die Regel, daß nur solche Verhaltungstendenzen ethisch positiv gewertet werden, von denen zu wünschen wäre, daß alle Menschen sie besäßen, ist nach ihm verfehlt. Zwar scheinen wenige Säße so selbstverständlich, wie der, daß die Welt doch um viel schöner wäre, wenn es mehr gute und weniger schlechte Menschen gäbe. Diejenigen, welche diesen Saz aussprechen, bedenken jedoch nicht, daß das Menschengeschlecht nur über ein bestimmtes Maß von Lebenskraft verfügt“. Die moralischen Dispositionen stellen große Ansprüche an die Lebenskraft, während dies bei den unmoralischen nicht der Fall ist. Wer also mit der vorhandenen Lebenskraft die moralischen Eigenschaften wesentlich vermehren wollte, müßte die übrigen zur Entwicklung notwendigen Fähigkeiten reduzieren und das Ergebnis wäre eine nervös überreizte pessimistische Gesellschaft.

„Was aber die unmoralischen Dispositionen betrifft, welche nicht in einem Mangel, sondern in positiven Fähigkeiten beruhen ..., so ist zu bedenken, daß sie in dem Lebensprozeß der menschlichen Gesellschaft mannigfache Funktionen verrichten und ihre vollkommene Streichung oder wesentliche Reduzierung von Nachwirkungen sein könnte, welche sich bei unserer unvollkommenen Kenntnis von den soziologischen Zusammenhängen.. ... gar nicht ermessen lassen. So z. B. kann große moralische Verruchtheit in relativ wenigen Ausnahmsindividuen ohne Zweifel moralisch fördernd wirken; zugleich wirkt sie festigend auf die Solidarität und die gemeinen Schußmaßregeln der moralisch Gesinnten, belebt das psychologische Interesse, gibt der Phantasie Nahrung und Anregung." 2

Wenn das richtig ist, läßt sich schwer einsehen, mit welchem Recht v. Ehrenfels von seinem Standpunkt ein solches Individuum unmoralisch nennt. Es trägt ebensoviel, ja vielleicht noch mehr zum Gesamtwohl bei als ein sogenanntes moralisches Durchschnittsindividuum. Wenn es sich nun gar als Ziel seiner Verruchtheit das Gesamtwohl vorsezte, warum sollte es denn nicht Anspruch darauf haben, moralisch genannt zu werden? Jedenfalls müßte vom Standpunkt unseres Ethikers die gesellschaftliche Autorität dafür Sorge tragen, daß es nie an solchen Ausnahmsindividuen fehle, gerade wie man einen Hecht in den Karpfenteich wirft, um etwas Leben in die träge Gesellschaft zu bringen.

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Es will uns auch scheinen, daß v. Ehrenfels sich nicht konsequent bleibt. Einerseits hält er an dem Sage fest, daß nur die Dinge sittlichen Wert haben, die wir werten. Anderseits sollen wir doch auf empirischem Wege unsere sittlichen Marimen bilden. Wenn die Erfahrung zu diesen Maximen ausreicht, warum sollte sie nicht genügen, um die allgemeinsten sittlichen Begriffe zu bilden? Und sodann ist es auch nicht richtig, daß nur die Verhaltungstendenzen ethisch gewertet werden, die sich einem größeren Gesellschaftskreis als förderlich erweisen. Von jeher haben die Menschen Ehrfurcht und Liebe gegen Gott und Unterwerfung unter seinen Willen für sittlich gut gehalten oder ethisch gewertet, und zwar ohne Rücksicht auf den sozialen Nuzen solcher Verhalungstendenzen 1.

Viertes Buch.

Von der subjektiven sittlichen Gutheit.

Damit ein Maler ein Kunstgemälde verfertige, bedarf er vor allem eines passenden Gegenstandes; dann muß er dieses Vorbild kunstgerecht auf die Leinwand bringen; endlich muß er, um ein eigentlicher Künstler zu sein, die dauernde Fertigkeit zu solch künstlerischem Schaffen befizen. Ähnlich gehören auch zum sittlich guten Handeln drei Dinge: a) ein sittlich guter Gegenstand unseres Handelns (Wollens); b) die richtige Betätigung unserer Fähigkeiten in Bezug auf denselben; und endlich c) die dauernde Fertigkeit zu solchen Betätigungen. Die beiden lezten Erfordernisse machen den Menschen im eigent= lichen formellen Sinne gut, die sittlich guten Gegenstände (Objekte) dagegen sind die notwendige Vorausseßung beider. Der Mensch wird ja unmittelbar und formell gut oder schlecht nicht durch die Gegenstände seines Handelns, die oft außer ihm liegen und von seinem Willen unabhängig find, sondern durch sein eigenes freies Handeln und die dauernde Fertigkeit dazu. Worin die objektive Gutheit bestehe oder welche Gegenstände gut und bös seien, wissen wir bereits (S. 170 ff). Wir haben jezt noch zu untersuchen, worin die formale oder subjektive Gutheit bestehe. Und weil diese zunächst den freien Handlungen zukommt und dann auch den dauernden Fertigkeiten zu den sittlich guten Handlungen (den Tugenden), so behandeln wir im ersten Kapitel die subjektive Gutheit der menschlichen Handlungen, im zweiten die Tugenden.

Erstes Kapitel.

Von der subjektiven Gutheit der menschlichen Handlungen.

Erster Artikel.

Von der subjektiven Gutheit der äußeren Handlungen.

Damit wir sittlich gut handeln können, ist erfordert, daß die Vernunft einen Gegenstand als sittlich gut und angemessen erkannt habe. Entschließt

1 Ausführlicher haben wir das System von Ehrenfels besprochen im Philosophischen Jahrbuch XII (1899) 441 ff und XIII (1900) 63 ff.

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