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Auge auch die verborgensten Gedanken der Menschen kennt und die guten und bösen Herzen der Menschen voneinander unterscheidet. Sie beweist, daß sie zwischen gut und bös, zwischen guten und schlechten Menschen, zwischen Schuld und Unschuld sehr wohl unterscheiden, daß ihnen das gute Herz als achtenswert, das böse (schwarze) Herz als verabscheuungswürdig erscheint. Die Unschuld und Tugend gibt einen Anspruch auf den Schuß, ja sogar auf ein wunderbares Eingreifen Gottes. Die Marutse müssen also glauben, daß Gott die Macht hat und geneigt ist, in den Lauf der natürlichen Dinge einzugreifen und den Unschuldigen zu retten, den Schuldigen dagegen zu verderben. Die Szene beweist ferner, daß nach der Ansicht der Marutse die bösen Gedanken und Begierden, auch wenn sie nicht zur Tat werden, sondern im Innern des Menschen verschlossen bleiben, strafwürdig sind. Endlich ersehen wir aus ihr, daß sie Neid und Mißgunst, Hochverrat, Mord, ungerechtes Verlangen nach fremdem Gut, verleumderische Anklagen für Verbrechen halten.

Die Schlußfolgerungen, die wir aus der geschilderten Szene zogen, wer= den übrigens durch die sonstigen Schilderungen der Marutse- Mabunda von Dr Holub ausdrücklich bestätigt. Njambe ist die eigentliche Bezeichnung Gottes, des Allwissenden, bei dessen Nennung sie ihre Augen gegen das Firmament erheben, während sie zugleich mit der Hand hinaufweisen. Die Marutse scheuen sich übrigens, diesen Namen auszusprechen, und umschreiben ihn des= halb oft. Fast alle bedeutenderen und unangenehmen Vorkommnisse gelten ihnen als Schickungen und Strafen Njambes. Außerdem glauben die Völker des Marutsereiches an unsichtbare gute und böje Geister. Auch von der Fortdauer der Seele nach dem Tode sind sie überzeugt und, was bei einem Naturvolte auffällt, selbst von der Kraft der Fürbitte der abgestorbenen Seelen bei Gott 1.

Bis zur Herrschaft des Tyrannen Sepopo war die Rechtspflege bei den Marutse-Mabunda eine sehr gute. Der Mord, der übrigens selten vorkommt. wurde mit dem Tode bestraft; auch Ehebruch und Diebstahl wurden geahndet. Es existieren ferner genaue Geseze über das bewegliche und unbewegliche Eigentum, über die gesellschaftlichen Rechte der verschiedenen Stämme, über die Thronfolge, über die Art und Weise der Bestrafung usw. Seit Sepopos Regierungsantritt war sein Wille das einzige Gesez.

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IV. Die Kongoneger. Was man überall bei den Wilden findet", schreibt A. Koller, Missionär am Kongo 3, dessen Bericht wir die folgenden Angaben entnehmen, „selbst auch bei den Menschenfressern, ist die Erkenntnis vom Dasein Gottes. Bis tief in das Herz Afrikas hinein gibt es einen Namen für Gott, nämlich,Nsambi', welches Wort im Innern Afrikas nur am ersten Buchstaben sich ändert. Es gibt wenige Neger, welche zwei Götter verehren, einen für die Weißen und einen für die Schwarzen; eine Vorstellung, die sich natürlich erst bei ihnen gebildet hat, als sie der Weißen ansichtig wurden. „Der eine Gott ist aber für die Neger ein höchstes Wesen, das sich um die Menschen nicht kümmert. Dagegen haben die vielen Geister, gute wie böse,

1 Ebd. II 338. 2 Ebd. II 353.
3 Kathol. Missionen 1889, 210 ff.

welche in den Kissi oder Gözen ihren Siz haben, allen Einfluß auf die Schicksale der Menschen; darum müssen dieselben verehrt bzw. versöhnt werden. Es wäre falsch, zu glauben, daß die Kongoneger die rohe Materie anbeten; sie nehmen in den verschiedenartigsten Figuren und Gegenständen den Siß oder den zeitweiligen Aufenthalt eines höheren, unsichtbaren Wesens an, welches die Schicksale der Menschen beeinflußt. Ihre Huldigungen und Opfer gelten daher nicht ihren geschnigten Figuren, Ringen . . . sondern dem höheren Wesen, welches sie sich in ihnen vorstellen. Wenn daher gewisse Fetische in mehreren Fällen . . . den erwarteten Schuß nicht bieten, so werden sie abgedankt, beiseite getan und durch andere ersetzt; der Schuhgeist wohne nicht mehr in ihnen.

„Wie der Glaube an die Existenz eines höchsten Wesens, so ist auch die Idee von der Unsterblichkeit der Seele allgemein zu finden. Es gibt wohl im ganzen Kongogebiete teinen Neger, welcher das Fortleben der Seele nach dem Tode leugnen würde. . . . Der Aufenthaltsort der abgeschiedenen Seelen sind nach ihrer Ansicht die Wälder. Dort gehen jene, welche zu Lebzeiten Gutes getan haben, spazieren, besuchen von Zeit zu Zeit auch die Gräber, auf welchen immer zahlreiche Schnapsflaschen, mitunter mit Branntwein gefüllt, aufgestellt werden, um sich daran zu laben, . . . die Seelen der Bösen aber sind zur Strafe verurteilt; worin diese bestehe, darüber fonnte man bisher nichts Bestimmtes erfahren."

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In einem späteren Bericht ergänzt derselbe Missionär seine früheren Angaben 3: Seit mehreren Jahren haben wir Missionäre uns bemüht, insbesondere die religiösen Anschauungen der Kongoneger kennen zu lernen, einen Gedankengang in das Gewirre ihrer abergläubischen Verirrungen zu finden, ein schweres Stück Arbeit, wenn man bedenkt, daß die erwachsenen Neger in diesem Punkte dem Fremden gegenüber sehr verschlossen sind, teils aus Scham vor den Weißen, die sich über ihre lächerlichen Erpektorationen meist luftig machen, teils aus Furcht vor ihren Gözen, die sich an den Verrätern ihrer Geheimnisse rächen. würden."

Der Tod wird von den Kongonegern nicht der göttlichen Vorsehung oder den Naturkräften, sondern feindseligen Geistern oder Gößen zugeschrieben oder Zauberern, die Ndotschi heißen. Wenn jemand erkrankt oder verunglückt, so arbeitet ein Ndotschi an seinem Untergang; wenn jemand stirbt, so hat ihm ein Ndotschi das Leben genommen oder ihn, wie sie sagen, „gegessen“.

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Die Neger glauben an die Fortdauer der Seele nach dem Tode. Wir sind zwar weniger als die Weißen," sagten mir schon öfters die heidnischen Neger, „aber deswegen sind wir doch noch nicht wie die Schimpanse oder wie die Ziegen, welche keine Seele haben und nach ihrem Tode einfach ein Ende nehmen.“

Nach ihrer Vorstellung halten sich die Seelen der Verstorbenen in der Umgebung der Dörfer, in den Wäldern und auf ihren Friedhöfen auf, die meistens am Saum eines Waldes sich befinden. Die Seelen der Bösen (oder Lebensesser) werden gepeinigt in einem Orte, welchen sie blunschi nennen und aus welchem es keine Erlösung gibt. Die Seelen der Guten besuchen von Zeit zu Zeit ihre Gräber, wo immer Figuren, Schüffeln,

1 Kathol. Missionen 1892, 161 ff.

Krüge und besonders Flaschen angebracht sind, von denen eine von Zeit zu Zeit mit Schnaps oder Palmwein gefüllt wird, damit sich die verstorbene Seele daran laben könne. Nie wagt es ein Neger, davon zu stehlen.

Nach der Meinung der Neger hat man zwei klassen von Menschen. zu unterscheiden: bantu ba Nsambi (Menschen Gottes) und die Ndotschi (Lebenseffer). Erstere sind gut, wohltätig, ihre Eingeweide sind normal; die Ndotschi hingegen sind böse, geizig und nicht gebaut wie die ersten: sie haben neben großen Eingeweiden in ihrer Brust einen kleinen magischen Sack, welcher eine Art von Persönlichkeit ist mit zauberischer Kraft. Mit Hilfe dieses Zauberwesens bemächtigt sich der Ndotschi des Lebens des Nächsten und ißt es, nicht auf natürliche, sondern auf unsichtbare, geistige Weise. Durch allerlei Amuletten sucht sich der Neger gegen die Ndotschi zu schüßen.

Es ist Aufgabe der Gözenpriester oder Ganga, den Ndotschi entgegenzuarbeiten und sie unschädlich zu machen, sie ausfindig zu machen, wenn sie den Tod herbeigeführt hätten; sie zu bestrafen, wenn sie durch die Giftprobe ihres Verbrechens überführt wären. Diese Giftprobe ist eine Art Gottesgericht und besteht in einem Gifttranke, den der Beschuldigte nehmen muß. Kann er das Gift durch Erbrechen von sich geben und so sich retten, gilt er als unschuldig. Meist halten es die als Ndotschi Beschuldigten für eine Ehrenpflicht, die Giftprobe zu machen. Sie glauben an das Eingreifen Gottes, welcher gewiß ihre Unschuld bestätigen werde; sie wissen ja auch, daß sie das Leben des Verstorbenen nicht im Leibe haben. Schon mehrmals begegneten wir solchen, welche dieses Verbrechens beschuldigt waren. Wir redeten ihnen zu, zu fliehen, aber meistens weigerten sie sich, da sie ja unschuldig seien.

„Wenn man nun von diesen Grausamkeiten liest, könnte man versucht sein, zu glauben, daß die Kongoneger in einem Pfuhle von Lastern, in einem Sumpfe von Gemeinheit und Niedrigkeit stecken. Diese Ansicht wäre falsch. Um diese traurigen Erscheinungen zu beurteilen, muß man bedenken, daß sie nur der Ausfluß und die Folgen ihrer religiösen Verirrungen sind; daß in den Augen der heidnischen Neger die Tötung des Ndotschi kein Mord, im Gegenteil von ihren Gözen geboten und darum ein gutes Werk sei; daß sie nur die Vollstreckung des Willens des höchsten Wesens sei, welches das Böse haßt und bestraft.

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Was die Sittlichkeit der heidnischen Kongoneger betrifft, soweit sie wenigstens äußerlich in die Öffentlichkeit tritt, so ist sie so be= schaffen, daß sie gar oft dem zivilisierten Europa als Muster dienen könnte; und ich kann behaupten, daß ich in den sieben Jahren meines Aufenthaltes am Kongo wenigstens im öffentlichen Leben nicht so viel Anstößiges und Unsitt= liches gesehen als früher in sieben Wochen in Europa, und ich darf hinzufügen: auf dem Lande gesehen. Darin stimmen alle Missionäre am Kongo mit mir überein.

„Um nur eines anzuführen: Gewöhnlich machen die Kongoneger ihre Reisen den Geschlechtern nach voneinander getrennt. Oft schon war ich Zeuge, wie sie Vorsichtsmaßregeln anwendeten, um das Schamgefühl des andern Geschlechtes nicht zu verlezen. So befindet sich zwischen hier und Landana

Cathrein, Moralphilosophie. L. 4. Aufl.

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eine Lagune, in welcher zur Regenzeit das Wasser auf einige Strecken bis zur Bruft und darüber reicht. Die Neger entkleiden sich, um durch das Wasser zu waten, da der Weg durch diese weitausgedehnte Lagune führt. So oft ein Trupp Neger einer solchen tiefen Stelle fich nähert, rufen sie, in der Annahme, daß andere des Weges kommen, schon in einiger Entfernung: Bakala vo tschiento? (= Männer oder Weiber?) Ist die Antwort: Männer', so warten die Weiber in angemessener Entfernung, bis erstere den Plaz passiert haben und wieder angekleidet sind. Dasselbe tun die Männer, oder sie gehen wie schon bemerkt - in das Gebüsch und bleiben dort, bis die Weiber vorüber sind. . . . Als ich einmal meinem Neger meine Zufriedenheit darüber ausdrückte, erwiderte er: Das ist bei uns Negern so eingeführt und muß geschehen."

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„Die Missionäre, welche durch langjährigen Aufenthalt am Kongo die Sitten der Neger kennen zu lernen Gelegenheit hatten, wunderten sich oft über die Strenge, welche bei der Vorbereitung auf den Ehestand gehandhabt wird. Vor der Verehelichung kommt das Negermädchen in den sog. „Takul'. Es muß einen Monat lang in einer abgesonderten Hütte zubringen .., ist vollkommen geschieden von der Männerwelt und wird nur von Mädchen bedient, welche auch während der Nacht bei ihm bleiben. Alle Neger glauben, daß eine Verfündigung mit dem Mädchen während dieser Zurückgezogenheit die Ursache von vielem Unglück sein würde: die Gözen würden dem ganzen Stamme zürnen, der Regen würde ausbleiben, die Erde nichts mehr hervorbringen. . . . Allen Männern, selbst dem Bräutigam, ist es strenge verboten, in die Wohnung der Braut auch nur einzutreten.

Folgendes möge die

Und wie wird der Ehebruch bestraft? Antwort bilden: Vor mehreren Wochen gingen Samstag abends zwei unserer schwarzen heidnischen Arbeiter in das Dorf. Einer davon, der auch bei uns als Arbeiter wegen seiner Streitsucht nicht unsere Zufriedenheit hatte, ließ sich einen Ehebruch zu Schulden kommen. Die Anzeige hiervon wurde beim Häuptling des Dorfes gemacht. Am folgenden Tage bei Sonnenaufgang ließ dieser in Gegenwart der meisten Dorfbewohner dem Schuldigen starkes Gift geben. Noch am selben Tage trat der Tod ein; der Leichnam wurde verbrannt. Tags darauf schickte uns der Häuptling einen seiner Sklaven mit der Meldung, er habe einen seiner Untergebenen wegen eines Ehebruchs bestrafen müssen; statt seiner solle dieser Sklave fortan bei uns arbeiten. Das Weib wird in solchen Fällen als der schwächere Teil angesehen, und es ist seine Bestrafung dem Ehegatten anheimgegeben. . .

„Damit soll freilich nicht gesagt sein, daß die Neger nicht ihre Laster, und zwar ihre großen Lafter haben; aber das muß anerkannt werden, daß auch den wildesten Völkern das sittliche Gefühl innewohnt, daß sie die Erkenntnis des Guten und Bösen haben, die ihnen niemand anders eingepflanzt haben kann als das höchste Wesen' oder Gott."

Mit den Berichten des Herrn Koller stimmen die Berichte des Missionärs de Wilde aus Belgisch-Kongo überein 1.

1 Kathol. Missionen 1894, 90.

§ 2. Die Hottentotten und Buschmänner.

Ein merkwürdiges, von den Negern sowohl sprachlich als physiologisch wesentlich verschiedenes Volk sind die Hottentotten und ihre Verwandten: die Buschmänner. Beide werden heute oft unter dem gemeinsamen Namen Koi-koin zusammengefaßt. Koi-koin bedeutet in der Hottentottensprache Urmenschen und ist der Name, den sich die Hottentotten selbst beilegen, während fie die Buschmänner Sân nennen. Der Name Hottentott (Stotterer) stammt von den Holländern, ebenso wie der Name Buschmann.

1. Die Hottentotten, von denen wir zuerst reden wollen, stehen schon seit langem im Verkehr mit den Europäern und haben von diesen mehr als eine Untugend gelernt. Wir gehen deshalb sicherer, wenn wir den älteren Schilderungen der Sitten der Hottentotten folgen, unter denen diejenige von Kolb die bedeutendste ist 1.

Die Hottentotten glauben an einen Gott, der alle Dinge erschaffen, der die ganze Welt regiert. Sie glauben auch, daß dieses höchste Wesen überaus vollkommen sei, und nennen es Gott der Götter. Es wohnt oberhalb des Mondes und fügt niemand ein Leid zu. Die Folge dieses Glaubens ist, daß sie ihm, wie es scheint, auch keine Verehrung zollen. Dagegen erweisen sie dem Monde göttliche Ehre. Sie beten zu ihm um Regen und Sonnenschein und andere zeitliche Wohltaten. Außerdem beten sie eine Art Ungeziefer an, von dem sie Glück, Vergebung ihrer Fehler und Besserung für die Zukunft durch Gebet und Opfer erflehen.

Auch halten die Hottentotten einige Orte heilig, weil ihren Vorfahren daselbst große Wohltaten zu teil geworden. So oft sie an einen solchen Ort kommen, erzeigen sie demjenigen verstorbenen Heiligen ihre Verehrung, der nach ihrer Meinung den Ort bewohnt und dort schon viele Wohltaten erwiesen. Neben den guten Geistern verehren sie auch einen bösen Gott (oder verstorbenen Helden), den fie als den Urheber alles Übels ansehen und durch Opfer zu be= sänftigen suchen.

Nach Kolb sind die Hottentotten von der Unsterblichkeit der Seele überzeugt. Sie beten und danken für die Frommen und Verstorbenen unter ihnen und fürchten sich vor ihrer Wiederkunft. Ebenso wähnen sie, ihre Zauberpriester vermöchten die Geister der Verstorbenen zu bannen und mit ihnen zu reden. Welcher Art aber das Dasein nach dem Tode ist, scheinen sie nicht zu wissen.

Jede Gemeinde hat eine Art Priester (Suri), die von ihr gewählt werden. und die Aufgabe haben, Opfer darzubringen, die Beschneidung vorzunehmen und die Heiraten und die Begräbnisse zu leiten.

Die Verheiratung findet frühe statt und wird durch die Eltern besorgt. Die Braut wird gekauft, doch wird auch sie um ihre Einwilligung gefragt. Wird das Gesuch des Bräutigams bewilligt, so erscheinen er und seine Angehörigen am nächsten Tage mit den für das Hochzeitsmahl bestimmten Rindern im Kraal, wo die Braut wohnt, schlachten und bereiten ein großes Mahl, das

1 Beschreibung von dem Vorgebirge der guten Hoffnung (1719). Ein Auszug aus dem Werke erschien 1745.

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