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lange Zeit Stürme geherrscht und sei viel Regen und Schnee gefallen. Hyades sagt von den Feuerländern: „Die Familie ist wohl geordnet (bien constituée) aber ein eigentlicher Stamm existiert bei ihnen nicht." 1

§ 7. Die Naturvölker der Polarfänder.

Polarvölker oder Hyperboreer werden jene Völker genannt, die im Norden jenseits der Waldgrenze bis zum Eismeere ihre Wohnsize haben. „Die Grundzüge der hyperboreischen Religionen sind die der heutigen Menschheit allgemein eigenen Vorstellungen. Wir finden auf der einen Seite den Begriff einer einzigen Gottheit, von der keine Gößenbildnisse gemacht werden; wir begegnen auch den Ideen eines künftigen Lebens in einem ewig dauernden Sommer, sowie dem Glauben an Himmel und Hölle, also an ein gutes und ein schlechtes Jenseits. An diese Grundbegriffe reiht sich ein Kultus abergläubischer Ansichten, der sich in dem Verhältnis der Stämme zueinander gerade so wie im sozialen Leben des einzelnen Stammes widerspiegelt, sowie auch das Familienverhältnis in dessen kleinsten Einzelheiten durchzieht."2

Die Polarmenschen glauben an die Rückkehr der Verstorbenen, die als Geister oder Gespenster in der Nähe der Menschen weilen und sie beeinflussen. Geister höherer Ordnung schweben über diesem Gewimmel halbmenschlicher Gespenster und Gnomen und hoch über ihnen vor allen der Schatten eines höchsten Schöpfergottes."3

Die Eskimo kennen ein doppeltes Jenseits. Die Bösen kommen nach Adlivun in die Unterwelt, die Guten in das schöne Land Kudlivun. In Adlivun herrscht eine Göttin. In ihr Reich führt der Weg über ein schmales, eisglattes Rad und über ein dünnes Seil; am Eingange wachen nie schlafende Hunde. Die Bösen werden von Raben gequält. Die Guten in Kudlivun führen ein frohes, heiteres Leben bei Ballspiel und glücklicher Jagd.

Die Stellung der Frau ist bei den Hyperboreern dieselbe wie bei den Indianern. Alle Arbeit des Hauses fällt ihr zu, dem Manne dagegen Jagd und Fischfang. Die Polygamie kommt selten vor. Bei den Grönländern werden Knaben und Mädchen schon frühe verheiratet; bei andern Stämmen wirbt ein Dritter für den Freier. Das Mädchen stellt sich unwillig, verläßt sogar das Haus und muß scheinbar mit Gewalt zurückgebracht werden. Wirklicher Weiberraub kommt aber nur dann vor, wenn ein Mann ein Nebenweib gewinnen. will. Heiraten zwischen Geschwisterkindern und Adoptierten gelten nicht für zulässig. Die Braut muß meistens um einen bestimmten Preis erstanden werden.

Vielfach wird der „pietätvolle Charakter des Familienlebens bei den Eskimo gelobt. Es herrscht eine zärtliche Liebe zwischen Eltern und Kindern. In Grönland erbt der älteste Sohn Zelt und Weiberboot, was so viel ist wie Haus und Hof, und ernährt Mutter und Geschwister, die in Ermangelung eines ältesten Sohnes dem nächsten Verwandten anheimfallen. Was jüngere Kinder erwerben, fällt der Mutter zur Verfügung zu“.

1 Zitiert bei Hildebrand, Recht und Sitte nach den verschiedenen wirtschaft= lichen Kulturstufen (1896) 3.

2 Razel, Völkerkunde II 773.

3 Ebd. 775.

4
• Ebd. 770.

Zahlreich sind die als Gewohnheiten fortgepflanzten Rechtssagungen. Wer an bewohnter Küste landen will, muß sich überzeugen, ob man ihn aufnehmen will. Jagd, Fischfang . . ., Strandgut sind frei. Auf irgend einen freiliegenden Gegenstand einen Stein legen, heißt ihn in Besiß nehmen. Wer ein Tier auf der Jagd zuerst sah, dem fällt es zu, wenn auch andere es töteten; im Zweifelsfalle gehört es dem, der ihm die erste Wunde beibrachte. . . . Der Handel kennt Kreditgeben, doch erlischt die Verpflichtung des Schuldners oder der Seinen mit dem Tode oder wenn er das geborgte Gut verlor oder zerbrach. Auf Mord steht Blutrache. Im Falle eines Mordes wird der Mörder durch Verwandte des Ermordeten oder durch Augenzeugen des Mordes ebenfalls getötet, meistens erschossen. Todesstrafe wird außerdem nur gegen böse Heren und Zauberer angewandt und selten wohl einmal gegen Ehebrecher. Bei einigen Stämmen besitzt der Erema Gerichtshoheit und kann die Schuldigen durch Stodschläge und andere Strafen züchtigen."

Das enge und fast beständige Zusammenwohnen in kleinen Hütten bringt es mit sich, daß das Gefühl für Anstand und Schamhaftigkeit in einer Weise abgeftumpft wird, die uns Zivilisierten abstoßend erscheint. Auch wird den Hyperboreern in ihrer großen Mehrheit arge sittliche Verkommenheit vorgeworfen. Viele unnatürliche Laster sollen bei ihnen im Schwange sein. Wir brauchen dem nicht zu widersprechen, bemerken aber, daß das Tun des Menschen oft schlechter ist als sein Erkennen. Wie der zivilisierte Europäer, so tut auch der Eskimo manches, nicht weil er es für gut, sondern obwohl er es für böse hält.

Schluß.

So haben wir denn unsern Rundgang durch die wichtigsten Kultur- und Naturvölker aller Zeiten und Zonen beendet. Von der grauesten Vorzeit angefangen, haben wir aus den verschiedensten Epochen Zeugen vernommen. Ebenso sind wir bis an die äußersten Grenzen der Erde gegangen, um die verwahrloftesten Naturkinder zu befragen, denen eine gewisse Schule so gern die Menschenwürde bestreiten möchte. Und was haben wir immer und überall gefunden?

1. Es gibt kein Volk, das nicht zwischen gut und bös, zwischen Tugend und Laster, guten und bösen Menschen unterscheidet, die einen des Lobes und Lohnes, die andern des Tadels und der Strafe würdig hält. Bei allen Völkern gilt nicht Reichtum, Macht und Talent, sondern vor allem Tugend und Gerechtigkeit als der oberste Wertmesser des Menschen.

2. Alle Völker sehen die sittliche Ordnung als eine dem Belieben der Menschen entrückte und unter der Sanktion höherer, übermenschlicher oder überirdischer Mächte stehende Ordnung an, für deren Beobachtung oder übertretung der Mensch nicht nur in diesem Leben, sondern auch im zukünftigen verantwortlich ift.

3. Obwohl in Bezug auf das, was im einzelnen gut und bös ist, die verschiedenen Völker oft weit auseinandergehen, indem z. B. die einen die Polygamie, Auflöslichkeit der Ehe, Menschenopfer u. dgl. für nicht unerlaubt ansehen, so sind doch die allgemeinen Grundsäße der Gerechtigkeit und Nächsten

liebe, wie sie im Dekalog enthalten sind, im wesentlichen ein Gemeingut aller Menschen. Beschimpfung der Gottheit, Verunehrung, Mißhandlung der Eltern und Ungehorsam gegen dieselben, Mord, Ehebruch, Diebstahl, Betrug, Lüge und Meineid werden von allen Völkern als Verbrechen angesehen, deren Begehung jeden schlecht und strafbar macht, und zwar nicht bloß bei den Menschen, sondern auch bei den höheren Mächten, die bestimmend in das Schicksal der Sterblichen eingreifen. Daß in den einzelnen Anwendungen eine große Verschiedenheit obwaltet, steht hiermit nicht im Widerspruch. Dies erklärt sich leicht durch die Tatsache, daß Gott das natürliche Sittengesetz bloß in allgemeinen Umrissen ins Menschenherz geschrieben, die weitere Ausführung an der Hand dieser Umrisse aber den Menschen selbst als Aufgabe übertragen hat.

Wie ein großer Maler nur die allgemeinen Umriffe eines Gemäldes entwirft und die Ausführung im einzelnen den Schülern überläßt, so daß diese verschieden ausfallen und das Gemälde in der Hand eines fahrlässigen und beschränkten Lehrlings zur Frage werden kann, in der kaum noch die dunkeln Umrisse des Meisters erkennbar sind: so hat auch Gott das Sittengeset nur in ein paar kräftigen Zügen in das Menschenherz gezeichnet. Aus diesen allgemeinen Umrissen kann der Mensch mit dem natürlichen Lichte der Vernunft durch eigenes Nachdenken und fremde Belehrung das Sittengesetz mit dem Beistande der göttlichen Vorsehung, der keinem Gutwilligen fehlt, allseitig erkennen. Wer aber das dargebotene Licht nicht benut, kann das Sittengesetz im einzelnen sich so ausmalen oder verzerren, daß es beinahe zur Frage wird, in der nur noch die dunkelsten Umrisse erkennbar bleiben, die der Schöpfer untilgbar in die Menschenseele eingegraben hat.

In der Herderschen Berlagshandlung zu Freiburg im Breisgau find erschienen und können durch alle Buchhandlungen bezogen werden:

Der Sozialismus. Eine Untersuchung seiner Grundlagen und seiner Durchführbarkeit. Achte, neu durchgearbeitete und vermehrte Auflage. 80 (XVI u. 352) M 2.80; geb. in Leinwand M 3.50

„Des Jesuitenpaters Gathrein soeben in achter Auflage erschienene und bereits in acht Sprachen übersetzte Darstellung und Kritik des Sozialismus hat auch in nichtkatholischen Kreisen allgemeine Anerkennung gefunden. So nannte, um nur einige protestantische Stimmen anzuführen, der Deutsche Reichsanzeiger die Darstellung eine gründliche, die Widerlegung eine schlagende'; die Kreuzzeitung bezeichnete sie als,ungewöhnlich gründliche; nach dem Reichsherold' ist Cathrein der Verfasser der besten uns bekannten Widerlegung der Sozialdemokratie. Die neue Auflage mit ihren Verbesserungen wird dieses Urteil nur bestätigen. Die Hauptänderungen in dieser achten Auflage bezichen sich auf die Darstellung und Kritik der,materialistischen Geschichtsauffassung‘ und ihrer Verwertung für die sozialistischen Zukunftsideen; die Kontroverse zwischen den,Revisionisten um Vollmar und Bernstein und den,Orthodoren wurde eingehender berücksichtigt, die Darlegungen des gegenwärtigen Zustandes des ausländischen Sozialismus zeitgemäß umgeändert und erweitert, die neuere Literatur auf das beste verwertet. Gerade zur rechten Zeit ist Cathreins Sozialismus wieder auf dem Kampfplane erschienen, haben ja doch die Reichstagswahlen dieses Jahres wiederum ein erschreckendes Anwachsen der Sozialdemokratie gezeigt. Angesichts des riefigen Anschwellens der Sozialdemokratie', so sagt der Verfasser, ist es gewiß Pflicht eines jeden gebildeten Mannes, besonders aber derjenigen, die eine irgendwie führende Stellung im öffentlichen Leben einnehmen, sich mit dem sozialdemokratischen Gedankenkreise vertraut zu machen, die „Wissenschaft“, auf welche die Sozialdemokraten so sehr pochen, kennen zu lernen und sich ein selbständiges Urteil darüber zu bilden. Wir wünschen, daß vorliegendes Werk des hervorragenden katholischen Ethikers immer weiteren Kreisen diese Kenntnisse übermitteln helfe.“

(Schlesische Volkszeitung, Breslau 1903, Nr 401.)

„Die gründliche Darstellung des Verfassers muß auch demjenigen Anerkennung abnötigen, der in Einzelheiten anderer Meinung ist. Eindringendes Studium der sozialistischen Literatur hat den Verfasser zur Überzeugung gebracht, daß der Sozialismus auch in seiner vernünftigsten Formulierung unwahr und undurchführbar ist. Er ruht auf ganz unhaltbaren religiösen und volkswirtschaftlichen Grundlagen und würde die Kultur, die uns das Christentum gebracht, zerstören und uns in die Zeiten roher Barbarei zurückschleudern. . . . (Straßburger Post 1903, Nr 1112.)

Recht, Naturrecht und positives Recht. Eine kritische Untersuchung der Grundbegriffe der Rechtsordnung. gr. 80 (IV u. 184) M 2.80; geb. in Leinwand M 3.50

„Die überaus scharfsinnige, allseitig geschlossene, im legten Grund auf der allbewährten scholastischen Philosophie aufgebaute, die neueste Literatur eingehend berücksichtigende, im ganzen aber durchaus selbständige Untersuchung zerfällt in drei Abschnitte. Der erste, kürzeste behandelt zwei Vorfragen, nämlich die, ob es auf dem Rechtsgebiete allgemeine, unwandelbare Begriffe gebe oder, wie die darwinistisch-materialistische Richtung behauptet, nicht; sodann die Frage nach der richtigen Methode. Im zweiten Abschnitt werden die Begriffe des Rechts und der Gerechtig= teit dargestellt. Natürlich wird hier das von der modernen Jurisprudenz so sehr betonte Moment des Zwanges im Begriff des Rechts mit den besten Gründen als essentielles in Abrede gezogen. Im dritten Abschnitt wird nach dem Beweis, daß weder Staat, noch Vertrag, noch Volksüber= zeugung, noch Volksgeist (historische Schule) die letzte Rechtsquelle seien, die Eristenz des Naturrechts geschichtlich und positiv erwiesen. Den tief eindringenden, allseitigen Ausführungen läßt fich kaum mehr etwas beifügen. . . . (Theolog. Quartalschrift, Tübingen 1902, Heft 2.)

Religion und Moral oder Gibt es eine Moral ohne Gott? Eine Untersuchung des Verhältnisses der Moral zur Religion. gr. 8°0 (VI u. 142) M 1.90 (Ist auch als 75. Ergänzungsheft zu den „Stimmen aus Maria-Laach“ erschienen.)

„Gegenüber den riesigen Anstrengungen, welche in dem zu Ende gehenden Jahrhunderte akatholische Philosophen gemacht haben, um eine von Gott und Religion unabhängige Moral zu begründen, war eine Abhandlung über diesen Gegenstand ein wahres Bedürfnis. Daß der durch seine Moralphilosophie und die Bekämpfung des Sozialismus sehr vorteilhaft bekannte P. Cathrein die Arbeit übernommen hat, gestattet uns, recht Gediegenes zu erwarten, und nach genauer Einsichtnahme des Werkes gestehen wir, daß wir uns in dieser Erwartung nicht getäuscht haben. Besonders die an mehreren Stellen eingeflochtenen Dialoge machen die Argumentation greifbar und stringent, und infolgedessen nimmt die Lesung, die durchwegs eine leichte und angenehme ist, spannendes Interesse in Anspruch. . . .“ (Literar. Anzeiger, Graz 1900, Nr 10.)

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