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geistigen Bestrebungen des Menschen untergeordnet. Sie verlangen also nur so viel Berücksichtigung, als es die höheren geistigen Triebe und Interessen erheischen. Zu dienen ist ihre höchste Aufgabe. Das gilt aber nicht von dem Glückseligkeitstrieb oder von dem Trieb des Verstandes und Willens nach vollkommener Befriedigung im Erkennen und Lieben. Dieser ist keinem höheren Trieb als Mittel untergeordnet, sondern wie der Mensch selbst in gewisser Beziehung Selbstzweck. Zu keinem andern Zweck kann Gott diesen Trieb in die Natur gepflanzt haben, als um den Menschen zur Glückseligkeit zu führen.

Das von den sinnlichen Trieben des Menschen Gesagte gilt auch von dem Naturtrieb der Tiere und aller übrigen Wesen. Einer eigentlichen Glückseligkeit ist das Tier nicht fähig; denn diese ist ein Zustand des vollkommenen Besizes alles Guten. Eines solchen Zustandes ist das Tier nicht fähig, weil ihm Verstand und Wille fehlen. Sein finnliches Erkennen und Begehren haftet an dem Gegenwärtigen, sinnlich Wahrnehmbaren und seiner Natur nach Vergänglichen. So kann es in unbestimmter Reihe von einem sinnlichen Gut zum andern übergehen, ohne je alles auf einmal besigen zu können, dessen es fähig ist. Fehlt aber dem Tiere die Fähigkeit zur eigentlichen Glückseligkeit, so kann es auch keinen Naturtrieb danach haben. Der angeborne Trieb aber nach immer neuer sinnlicher Befriedigung ist, wie das ganze Tier, dessen Erhaltung und Entwicklung er bezweckt, dem Menschen als Mittel untergeordnet. Der Mensch kann deshalb als Herr dem Dasein und Streben des Tieres ein Ende machen, sobald es ihm zweckdienlich erscheint.

II. Einen zweiten Beweis für die Bestimmung des Menschen zunt voll= kommenen Glück bietet uns die Betrachtung der Zwecke, die sich Gott bei Er= schaffung der Welt sezen mußte. Das ganze Univerjum hat zum höchsten Zweck Gottes Verherrlichung. Aber wem soll der Nußen zukommen? Die vernunftlose Natur ist allerdings zum Nugen des Menschen bestimmt. Aber der Mensch selbst kann nicht mehr für das Glück oder den Nußen eines Höheren da sein. Er muß also insofern Selbstzweckt sein, als der Nußen des Weltalls für ihn bestimmt ist, um ihm zur eigenen allseitigen Vervollkommnung und schließlich zum vollen Glück zu verhelfen. Wie es seine Bestimmung ist, Gott in einer besondern Weise und unmittelbar zu verherrlichen, so soll er auch in besonderer Weise am Glücke Gottes teilnehmen.

Es entspricht auch der unendlichen Güte des Ewigen, daß er den Geschöpfen nach Maßgabe ihrer Fähigkeit von seinen Gütern mitteile. Denn darin liegt seine Verherrlichung, daß er, wie seine andern Eigenschaften, so auch seine Güte und Freigebigkeit offenbare. Nun aber ist der Mensch der vollkommenen Glückseligkeit fähig, ja er hat ein unstillbares Verlangen danach. Es entspricht also der unendlichen Güte des Schöpfers, daß er den Menschen zu dieser Glückseligkeit berufe und selbst durch sie im vollkommensten Sinne verherrlicht werde.

Ist der Mensch zur vollkommenen Glückseligkeit bestimmt, so folgt, daß es irgendwo ein dem Menschen erreichbares Gut geben muß, welches ihn vollkommen zu beglücken vermag. Ohne ein solches in Wirklichkeit existierendes Gut wäre ja die Glückseligkeit unmöglich. Welches ist dieses Gut?

Drittes Kapitel.

Von dem Gegenstand der menschlichen Glückseligkeit.

§ 1. Die Einheit der Streßevermögen des Menschen.

Um mit Sicherheit den Gegenstand zu bestimmen, durch dessen Besitz der Mensch selig werden soll, müssen wir wieder einen Blick in die menschliche Natur werfen und das Verhältnis der verschiedenen menschlichen Triebe und Strebevermögen zueinander untersuchen.

Der Mensch hat als sinnlich-geistiges Wesen mit den Pflanzen das Streben nach Ernährung, Wachstum und Fortpflanzung gemein, mit den Tieren das Streben nach sinnlicher Erkenntnis und Lust; darüber hinaus aber ist er mit Verstand und Willen begabt, die über das Sinnliche hinweg auch nach geistigen Dingen streben (21).

In welchem Verhältnis stehen nun alle diese verschiedenen Bestrebungen des Menschen zueinander?

1. Sie müssen harmonisch zusammenwirken. Sie können nicht voneinander unabhängig sein, sonst ginge die Einheit der Natur verloren. Wo eine Natur ist, müssen auch die verschiedenen Kräfte und Strebevermögen einheitlich zusammenwirken. Die Natur ist nichts anderes als das Wesen eines Dinges, insofern es das Prinzip seiner Betätigung in Bezug auf sein Ziel bildet. Die Tätigkeiten eines Wesens lassen sich als Bewegungen auffassen, durch die es seinem Ziele zustrebt. Die Natur ist das gemeinsame Prinzip aller dieser dem Ziele entsprechenden Bewegungen. Wo also nur ein Ziel ist, kann auch nur eine Natur sein, und umgekehrt fordert die Einheit die Natur die Einheit des Endziels.

Nun aber bildet die menschliche Natur ein einheitliches Ganzes, alle menschlichen Kräfte sind Kräfte einer Natur. Das sagt uns unser klares Bewußtsein. Das erhellt auch aus der gegenseitigen Abhängigkeit, in der die verschiedenen menschlichen Kräfte zueinander stehen. Wie der Verstand für alle Fähig= keiten im Menschen denkt, so sieht auch das Auge für den ganzen Menschen und arbeitet das Herz für den ganzen Menschen. Leidet eine Fähigkeit, so leidet der ganze Mensch. Wir haben also nur eine Natur und mithin auch nur ein oberstes Ziel. Folglich müssen auch die verschiedenen menschlichen Strebe= vermögen geordnet und harmonisch zum gleichen Endziele zusammenarbeiten. I a die menschlichen Strebevermögen in ihrer Gesamtheit und in ihrem harmonischen Zusammenwirken stellen eben die Natur des Menschen dar1.

2. Wie kann nun ein einheitliches Zusammenwirken so verschieden gearteter Kräfte zu stande kommen? Eine physische Verschmelzung ist undenkbar ohne Vernichtung derselben. Die Harmonie mehrerer Töne kann nicht durch Ver

1 Meyer S. J., Institut. iur. nat. I n. 20. Sehr schön definiert der hl. Thomas die Natur: Natura nihil aliud est quam ratio cuiusdam artis, scil. divinae, indita rebus, qua ipsae res moventur ad finem determinatum (in 2 Phys. 1. 14). Zum Verständnis dieser Definition vgl. das oben S. 90 Gesagte.

schmelzung erreicht werden, sondern nur dadurch, daß man sie in das richtige Verhältnis zueinander bringt. Dasselbe gilt auch in Bezug auf die verschiedenen menschlichen Strebevermögen, und wir stehen also vor der Frage: in welchem Verhältnis sollen dieselben sich zueinander befinden? Wir antworten: in dem der Unterordnung der niedern Kräfte unter die geistigen.

Eine bloße Nebenordnung so ungleichwertiger und verschiedener Vermögen kann nicht angenommen werden, noch weniger eine Unterordnung der höheren unter die niedereren. Der vernünftige Teil muß das Übergewicht haben. Es ist in der ganzen Natur Gesez, daß das Niedere dem Höheren, das Anorganische dem Organischen, die Pflanzen den Tieren, diese den Menschen untergeordnet sind. Dasselbe muß auch im Menschen der Fall sein. Tatsächlich dient auch das vegetative Leben im Menschen dem Aufbau und der Erhaltung der Organe des sinnlichen Lebens und dieses hinwiederum der Entfaltung des geistigen Lebens.

Die niedern Kräfte und Fähigkeiten im Menschen sind also nicht um ihrer selbst, sondern um der geistigen Fähigkeiten willen vorhanden. Sie sind Werkzeuge des Geistes und dürfen sich deshalb nicht unabhängig von Verstand und Willen betätigen, sondern nur in ihrem Dienste und zu ihrem Nußen1. Der geistige Teil im Menschen ist der Zweck der niedern Teile und zugleich der Gebieter und Feldherr, der allen andern Fähigkeiten die Art und Richtung der Bewegung anweist.

Wo immer mehrere geordnet zu einem Ziel zusammenwirken, ist der Zweck des obersten Leiters zugleich der Zweck aller andern Mitwirkenden, wie z. B. in einem Heer der Zweck, den sich der Feldherr vorsezt, zum Zweck des ganzen Heeres wird. Nun aber haben wir im Menschen ein geordnetes System von Kräften. Also muß auch im Menschen der Zweck der höchsten Vermögen der lezte Zweck aller andern Kräfte sein. Die höchsten Kräfte sind aber Verstand und Wille. Der Verstand bewegt den Willen, der Wille die übrigen Fähig= teiten. Somit ist der Zweck des Verstandes und Willens der lezte Zweck aller menschlichen Fähigkeiten 2. Wir brauchen also nur festzustellen, worin Verstand und Wille ihre volle Beseligung finden, um zu wissen, welches der Gegenstand der Glückseligkeit des ganzen Menschen ist.

§ 2. Kein geschaffenes Gut vermag den Menschen vollkommen zu beglücken.

Welche Eigenschaften muß ein Gut besigen, um uns vollkommen beglücken oder unser höchstes Gut sein zu können? Es muß vor allem a) um seiner selbst willen begehrt werden. Würde es als Mittel zu etwas anderem erstrebt, so wäre dieses andere ein höheres Gut, folglich das erstere nicht mehr das höchste Gut. Es muß ferner b) dauernd, ja unvergänglich sein. Fehlten ihm diese Eigenschaften, so müßte man besorgen, seiner verlustig zu gehen.

1 S. Thom. 1, 2, q. 2, a. 5.

2 Id., C. gent. 1. 3, c. 25. Quae pars optima est in homine, sagt Cicero (Tuscul. V 23), in ea situm esse necesse est illud, quod quaeris optimum. Quid autem est in homine sagaci ac bona mente melius? Eius ergo bono fruendum est, si beati esse volumus.

Cathrein, Moralphilosophie. I. 4. Aufl.

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Wo aber Furcht und Sorge herrscht, wie kann da vollkommene Glückseligkeit vorhanden sein? Das höchste Gut muß weiterhin c) uns von allen übeln befreien und d) unsern Trieb nach dem Guten vollständig befriedigen. Diese Forderung ergibt sich unmittelbar aus dem Begriffe der voll= kommenen Glückseligkeit. Endlich muß e) die Erreichung dieses höchsten Gutes in der Macht jedes Menschen stehen. Denn jeder hat in seiner Brust den unwiderstehlichen Glückseligkeitsdrang.

Haben nun die geschaffenen Dinge einzeln oder in ihrer Gesamtheit die genannten Eigenschaften? Ein flüchtiger Blick auf die verschiedenen Arten von Erdengütern wird uns leicht vom Gegenteil überzeugen. Die irdischen Güter lassen sich einteilen in äußere und innere. Äußere, d. h. außerhalb des Menschen gelegene Güter sind Reichtum, Ehre, Macht und Ansehen; innere Güter sind die Güter des Leibes und der Seele.

1. Die äußeren Güter. Dieselben werden

a) nicht um ihrer selbst willen, sondern nur als Mittel zu höheren Gütern erstrebt.

Die Reichtümer sind teils natürliche, teils künstliche. Zu den natürlichen Reichtümern gehören jene Güter, deren wir von Natur aus zu unserer Erhaltung und Entwicklung bedürfen, wie Kleidung, Nahrung, Wohnung, Äcker, Herden u. dgl. Bei diesen ist es von selbst einleuchtend, daß sie nicht um ihrer selbst willen angestrebt werden, sondern nur als Mittel der Befriedigung unserer Bedürfnisse dienen sollen. Die künstlichen Reichtümer bestehen hauptsächlich in Geld. Auch dieses hat nicht um seiner selbst willen Wert, sondern dient nur zur Erreichung natürlicher Reichtümer und anderer irdischen Vorteile. Gerade das ist der Grund der geheimnisvollen, fast dämonischen Gewalt des Geldes über das Menschenherz, weil es das sicherste Mittel zu allen äußeren Gütern, auch zu Freiheit und Unabhängigkeit, zu Ehre, An= sehen und Macht ist. Mit dem goldenen Schlüssel kann man alle Türen öffnen. Einen mit Gold beladenen Esel bringt man über alle Mauern.

Ehre und Ruhm werden nicht um ihrer selbst willen erstrebt, sondern bloß insofern sie Zeichen unserer inneren Vorzüge find. Zu unserem wahren Wert tragen sie nichts bei. Auch die höchsten Ehren und Auszeichnungen vermögen den Menschen nicht um ein Haar besser zu machen. Deshalb ist das Streben nach Ehre und Ruhm ungeordnet, sobald es das Maß dessen überschreitet, was uns nach unserer wahren Beschaffenheit gebührt. Ruhm und Ehre sind der bloße Schatten der inneren Vorzüge, besonders der Tugend.

Macht, Ansehen, einflußreiche Stellung sind nur Mittel, um das Wohl der Menschen zu fördern. Dem König ist die Macht nicht um seiner selbst willen verliehen, sondern zum Besten der Untertanen. Ähnlich ist auch jede andere irdische Macht und Würde nur das Werkzeug zu höheren Gütern. Außerdem läßt sich die Macht zum Bösen mißbrauchen; die Glückseligkeit aber ist das höchste und vollkommenste Gut des Menschen.

b) Die äußeren Güter sind ferner unbeständig, hinfällig und lau= nenhaft. Sie heißen mit Recht Glücksgüter (bona fortunae), weil sie fast gar nicht von unserem Willen, sondern von tausend äußeren, zufälligen

Umständen, wie z. B. von Geburt, Umgebung, Wohlwollen anderer u. dgl., abhangen. Wie leicht kann jemand - und wäre er der Beste, Edelstein der kürzesten Zeit vom Gipfel irdischer Größe in den tiefsten Abgrund des Elends und der Verachtung stürzen! Wie bitter ist dieser Verlust, besonders wenn eine ganze Familie davon betroffen wird, — und niemand ist sicher davor. Sehr wahr sagt irgendwo der hl. Bernhard: „Die Reichtümer werden mit Mühe erworben, mit Sorgen bewahrt und mit Schmerz verloren." Wie wenigen find ferner die Glücksgüter zugänglich! Wie könnte man heute, wo ein großer Teil der Menschheit zum Proletariat herabgesunken ist und drohend nach Arbeit und Brot verlangt, mit Ernst behaupten wollen, die Glücksgüter seien bestimmt, die Menschen glücklich zu machen!

c) Der Besitz der äußeren Güter schließt nicht alle übel aus und vermag das Herz nicht vollkommen zu befriedigen. Unser Herz bedarf einer höheren, edleren, unvergänglichen Speise. Troß aller äußeren Glücksgüter kann das Herz leer und unbefriedigt sein, ja von Neid, Haß, Mißtrauen, Furcht, Trauer und andern Leidenschaften durchwühlt werden. Mit allen Glücksgütern der Erde läßt sich auch nicht ein Quentchen wahren. Herzensfriedens erkaufen. Wie oft fehlt es ferner beim Überfluß an äußeren Besiztümern an jenen höheren inneren Gütern, die allein den wahren Wert des Menschen ausmachen! Oder finden sich etwa Tugend, Weisheit, Edelsinn immer im Gefolge der äußeren Glücksgüter ein?

d) Die äußeren Güter stehen endlich nicht in der Macht eines jeden. Nicht jeder kann reich werden, die höchsten Ämter und Würden erlangen, sich Ruhm und Ehre erwerben. Es fehlen ihm dazu vielleicht die Talente, die Gunst der Menschen, die günstige Gelegenheit oder Gesundheit und Kraft.

2. Das von den äußeren Gütern Gesagte gilt fast alles auch von den inneren Gütern des Leibes. Kraft, Gesundheit, Schönheit sind den Gütern der Seele untergeordnet, haben also den Charakter von Mitteln zu höheren Gütern. Die Hinfälligkeit und Vergänglichkeit derselben zu beweisen. wäre angesichts der täglichen Erfahrung überflüssig. Man durchgehe nur einmal das endlose Krankheitsregister in einem ärztlichen Handbuch, um sich einen Begriff von den unzähligen Leiden und Gebrechen zu machen, unter denen die Menschheit seufzt. Hierzu kommt, daß man die leiblichen Güter zuweilen alle der Pflicht zum Opfer bringen muß. Man denke nur an den Soldaten im Krieg, an den Arzt und Priester zur Zeit einer ansteckenden Krankheit. Und wenn auch jemand alle Güter des Leibes bejäße, wieviel würde ihm dann noch zum wahren Glücke fehlen! Die Luft oder Ergözung (Genuß) ist die Ruhe des Begehrungsvermögens im Besitz eines ihm zusagenden Gutes, das wir irgendwie, sei es nun in Wirklichkeit oder in der Hoffnung und Einbildung, besigen. Sie seht also den Besitz des angemessenen Guten voraus und kann erst dann vollkommen sein, wenn wir das vollkommene Gut vollkommen besizen, d. h. wenn wir schon vollkommen glücklich sind. Es ist also unmöglich, daß sie das Wesen des vollkommenen Gutes und unser Endziel ausmache, sie ist vielmehr eine Folge und Eigenschaft des vollkommenen Glückes 1. Das

1 Cf. S. Thom., C. gent. 1. 3, c. 26.

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